Ex-Fehring-Trainer Ludwig Reiner packt aus

reiner_ludwig_fehring.jpgNach einer durchwachsenen Landesliga Hinrunde des UFC Fehring reagierten die Vereinsverantwortlichen und trennten sich zwei Wochen nach der 0:1-Heimniederlage gegen Liezen von Trainer Ludwig Reiner. Aber der 39-jährige Ex-GAK-Profi lässt sich den Rauswurf nicht so ohne weiteres gefallen und spricht auf steirerliga.at offen über die für ihn nicht nachvollziehbaren Gründe seiner Entlassung, seine Meinungsverschiedenheiten mit Fehring-Kapitän und Tormann-Ikone Georg Winkler und über seine persönliche Zukunft.

steirerliga.at: Herr Reiner, welche Gründe hatte ihr Rauswurf beim UFC Fehring?

Ludwig Reiner: "Mir wurde am 22. November vom Verein mitgeteilt, dass ich nicht mehr Trainer des UFC Fehring bin. Angeblich wurde dieser Entschluss bei der Vorstandssitzung eine Woche davor gefällt. Die Gründe für die Trennung waren für mich aber nicht nachvollziehbar. Mir wurde sowohl vorgeworfen, dass ich mit der Mannschaft zu professionell trainiert habe, als auch, dass ich unnahbar war und mich zu wenig mit den Leuten in Fehring beschäftigt habe. Dazu kam noch, dass ich angeblich mit dem Trainer der Zweier-Mannschaft und dem U17-Coach zu wenig kooperiert habe."

steirerliga.at: Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Ludwig Reiner: "Dass man als Trainer zu professionell trainieren kann, ist mir neu – und ich bin seit neun Jahren als Coach tätig. Dass ich zu wenig mit den anderen Trainer kooperiert habe, stimmt auch nicht. Da ich die Mannschaft im Sommer stark umbauen musste, musste ich viele Spieler aus dem Zweier-Team und der U17 in meinen Kader integrieren. Das war ja auch der Auftrag von der Vereinsführung. Und jetzt wirft man mir vor, dass ich den beiden Teams zu viele Spieler weggenommen habe. Unnahbar war ich auch nicht. Ich habe mich bemüht, mit den Fans in Kontakt zu treten und habe auch das ein oder andere Bier mitgetrunken. Aber ich bin keiner, der über den Durst trinkt."

steirerliga.at: Hat sich der Rauswurf schon angedeutet?

Ludwig Reiner: "Es war so: Ich habe nach der Gratkorn-Partie in der achten Runde eine Krisensitzung einberufen. Vor allem, weil der sportliche Leiter Manfred Reicher schlechte Stimmung in die Mannschaft hineingebracht hat. Mir ist es so vorgekommen, als wollte er absichtlich einen Keil zwischen mich und der Mannschaft treiben. Auch hat er mir zum Beispiel vor der Partie gegen die Gratkorn Amateure aufgefordert, dass ich einen bestimmten Spieler nicht aufstelle. Aber ich lasse mir nicht in die Arbeit hineinpfuschen." 

steirerliga.at: Wer war bei dieser Krisensitzung dabei und was haben Sie gefordert?

Ludwig Reiner: "Ich habe mich mit dem Vereinsvorstand getroffen und die Funktioäre aufgefordert, mir zu sagen, was genau sie von mir wollen. Weil als ich im Sommer geholt wurde, haben sie zu mir gesagt, sie wollen einen neuen Weg einschlagen und Kosten sparen. Außerdem sollte ich mehr junge Spieler aus der Region in die Kampfmannschaft einbauen. Das habe ich auch getan, trotzdem spürte ich schon kurz nach meiner Bestellung als Cheftrainer in Fehring Gegenwind. Obwohl ich alle Zielvorgaben erfüllt habe: Wir stehen auf einem Nicht-Abstiegs-Platz und ich schmiss viele junge Kicker ins kalte Landesliga-Wasser. Ich wusste, dass es eine schwierige Aufgabe werden wird in Fehring. Aber es war für mich eine spannende Herausforderung und ich bin mit vollem Elan an die Sache herangegangen. Die Bilanz nach 15 Runde ist meiner Meinung nach ganz okay – wenn man bedenkt, mit welchen Problemen wir zu kämpfen hatten."

steirerliga.at: Welche Probleme meinen Sie?

Ludwig Reiner: "Zum Beispiel hatte ich im Sommer nur zwei Wochen Vorbereitungszeit mit dem gesamten Kader, weil lange Zeit nicht feststand, wer nun in Fehring bleibt und auf wen ich nicht mehr zurückgreifen kann. Deswegen war es schwierig, dass sich die Mannschaft findet und ich als Trainer dem Team meine Philosophie vermitteln kann. So war es klar, dass wir als zusammengewürfelter Haufen im Herbst nicht konstant unsere Leistungen in dieser sehr ausgeglichenen Liga abrufen können. Außerdem musste ich fünf Wochen lang unter der Woche auf Kapitän Georg Winkler verzichten, weil dieser auf Fortbildung war. Matthias Prödl hat die gesamte Vorbereitung sowie die ersten vier Runden gefehlt, weil er wegen seinem Studium in Salzburg keine Zeit hatte. Beides wurde mir vom Verein vorher nicht gesagt. Leider bin ich damals zu ruhig geblieben. Ich habe mich nie beklagt, sondern habe engagiert weitergearbeitet." 

steirerliga.at: Mit Fehrings Tormann-Ikone Georg Winkler hatten Sie ja auch das ein oder andere Problem.

Ludwig Reiner: "Georg braucht seine gewissen Freiräume. Das habe ich gewusst und habe sie ihm zugestanden. Aber ich habe ihm auch gewisse Grenzen gesteckt. Im Derby gegen Füstenfeld ist die Situation dann eskaliert. Nach dem Match hat mich Georg verbal attackiert und mir vorgeworfen, ich würde gegen ihn arbeiten. Wir haben zwei Tage nach diesem Vorfall unter vier Augen miteinander gesprochen und er hat sich bei mir und vor der Mannschaft für seine Entgleisung entschuldigt – und bekräftigt, dass so etwas nicht mehr vorkommen wird. Dafür war für mich die Sache gegessen. Aber im letzten Spiel der Hinrunde gegen Liezen, das wir mit 0:1 verloren haben, passierte wieder etwas. In der Halbzeitpause war Georg mit einer Auswechslung nicht einverstanden und hat mich wiederum verbal attackiert."

steirerliga.at: Welche Konsequenzen haben Sie nach diesem Vorfall gezogen?

Ludwig Reiner: "Ich habe ihm im ersten Training nach dem Spiel gesagt, dass ich ihm die Kapitänsschleifen entziehe, weil ich so ein Verhalten nicht akzeptieren kann. Daraufhin meinte er, dass, wenn ich das machen würde, er den Verein im Winter verlassen und nicht mehr für Fehring spielen wird."

steirerliga.at: Stimmt das, dass Fehrings sportlicher Leiter Manfred Reicher schon vor Ihrer Entlassung mit anderen Trainern gesprochen hat?

Ludwig Reiner: "Ja. Ich weiß es von Gregor Pötscher, einem sehr guten Freund von mir. Reicher hat ihn angerufen und gefragt, ob er Trainer in Fehring werden will, weil ich ja eh bald weg bin. Obwohl Reicher wusste, dass Pötscher ein sehr guter Freund von mir ist, hat er bei ihm angefragt. Das war aber schon am 15. November, eine Woche bevor in der Vorstandssitzung offiziell über meinen Rauswurf diskutiert wurde – und zwei Wochen, bevor es mir mitgeteilt wurde. Aber das Highlight kam dann ganz am Schluss. Präsident Josef Kern hat mich gefragt, wie wir die Trennung nach außen transportieren könnten. Er hat mir vorgeschlagen, ich solle sagen, dass ich freiwillig gegangen bin. Aber ich habe abgelehnt, weil ich den Fans keine Lügen auftischen will."

steirerliga.at: Wie hat die Mannschaft auf Ihren Rauswurf reagiert?

Ludwig Reiner: "Ich hatte einen guten Draht zum Team und sie waren geschockt von der Entscheidung. Sie haben es nicht nachvollziehen können. Ich habe noch versucht, jeden Spieler per Telefon und SMS zu erreichen, damit ich mich von ihnen verabschieden kann. Ich wünsche ihnen für das Frühjahr auf alle Fälle alles Gute. Und ich wünsche mir von Herzen, dass sie den Klassenerhalt schaffen."

steirerliga.at: Wie schaut ihre persönliche Zukunft nach dem unfreiwilligen Abgang in Fehring aus?

Ludwig Reiner: "Ich war jetzt neun Jahre durchgehend als Trainer tätig. Ich werde bis zur Sommerpause pausieren und meine Akkus wieder aufladen, damit ich in der kommenden Saison wieder voll angreifen kann. Jetzt heißt es noch, mit Fehring das Finanzielle zu klären, da mein Vertrag ja bis zum Saisonende im Juni 2011 gelaufen wäre. Ich hoffe, dass wir uns schnell einigen können."

Fehring-Präsident Josef Kern setzt sich im Gespräch mit steirerliga.at zur Wehr

von Günter Baumgartner 

Fotoslide: RIPU Sportfotos 

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