Corona im Amateurbereich: In St. Lorenzen/Kn. ist man bereit kleinere Brötchen zu backen!

Wir alle durchleben gegenwärtig aufgrund der Corona-Krise ganz schwere Zeiten. Demzufolge rückt die wichtigste Nebensache der Welt, der Fußball, verständlicherweise auch völlig in den Hintergrund. Aber den Kopf jetzt in den Sand zu stecken und sich dem Gegebenen gewissermaßen auszuliefern, wäre wohl der völlig falsche Ansatz. Aufgrunddessen ist Ligaportal.at auch in Zeiten wie diesen darum bemüht, Information zu bieten bzw. Berichte zu verfassen. Es tun sich bei den Amateurvereinen sehr viele offene Fragen auf. Vieles ist zur jetzigen Zeit auch noch gar nicht abschätzbar. Zudem steht es noch völlig in den Sternen, ob bzw. wann die Frühjahrsrunde weitergeht. Trotzdem stellte man den Vereinsvertretern, zugebenermaßen nicht einfache acht Fragen, zur aktuellen Lage bzw. wie das alles im Verein gehandelt wird. 

 

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(Oberliga-Torjubel: Wird es dieses Bild in St. Lorenzen/Kn. auch in naher Zukunft geben?)

 

Rudi Hollmann, Sportchef beim SV St. Lorenzen/Kn. (OLN), zur momentanen Lage:

Was sagen Sie zur aktuellen Corona-Entwicklung?

"Eigentlich ist man einerseits sprachlos aufgrund der Hilflosigkeit die einen lähmt und in die eigenen vier Wände zwingt, abseits vom normalen Berufsalltag und täglichen Leben, und gleichzeitig gerührt wenn man sieht, wie aufopfernd viele Berufszweige sich selbstlos in den Dienst der Sache stellen. Respekt vor all diesen Leuten, ich hoffe dies wird auch nach dieser Krise nicht so schnell vergessen und dementsprechend honoriert – Hut ab!"

Sind die Maßnahmen, die die Bundesregierung trifft, gerechtfertigt?

"Die getroffenen Maßnahmen sind mehr als gerechtfertigt, da das Risiko der Übertragung nicht vorhersehbar und einschätzbar ist. Auch wenn viele, speziell junge Menschen diese Maßnahmen unterschätzen und auch nicht verstehen. In Ihrem Falle vielleicht auch ein geringeres Risiko besteht, so können diese Menschen aber sehr wohl ein großer Risikofaktor für gefährdete Personengruppen bzw. ältere Menschen sein. Deshalb mein voller Respekt für die Regierungsentscheidungen."

Wie gehen Sie im Verein damit um? Absolvieren alle Spieler Heimtraining? Wird das überprüft?

"Der SV St. Lorenzen hat von der ersten Minute seit Bekanntgabe der Einschränkungen bzw. Sperren der Plätze, Absagen des Trainings und der Meisterschaftsspiele, diese Forderungen in die Tat umgesetzt. Das Training beider Kampfmannschaften und aller Jugendmannschaften wurde sofort eingestellt und bis auf weitere Direktiven bleibt dies auch so. Der Trainer verkehrt mittels Whatsapp und persönlichen Anrufen mit den Spielern und der sportlichen Leitung. Die Spieler sind zwar keine Profis, haben aber sehr wohl eine professionelle Einstellung, weil sie wissen, dass es für einen Sportler einfach notwendig ist, sich fit zu halten und letztendlich, der Tag kommen wird, wo wieder trainiert und gespielt wird – hoffentlich nicht in allzu weiter Zukunft. Schade ist nur, dass die Mannschaft ein ausgezeichnetes Trainingslager hatte und hochmotiviert dem Derby gegen Judenburg entgegengeblickt hat. Aber – Gesundheit geht vor, kein Thema."

Gibt es regelmäßig telefonischen Kontakt mit den Spielern?

"Ja, seitens Trainer und sportlicher Leitung gibt es einen wöchentlichen Austausch und Abstimmung – Zeit ist ja jetzt genug vorhanden, um sich auszutauschen, aufzumuntern und zu motivieren. Aber offen gesagt hat dieser Austausch auch vorher stattgefunden, denn das Wohl der Spieler ist uns seitens des Vereins immens wichtig. Nur zufriedene Spieler sind auch gewillt 100%ige Leistung abzurufen. Das ist bei uns halt eine harmonische Symbiose zwischen Spieler und Vorstand."

Werden aktuell die Spielergehälter weiter bezahlt oder gibt es eine Sonderabsprache mit den Spielern?

"Hier ist es wie in vielen Teilen des Amateurbereichs. Wir sprechen hier ja eigentlich von „Aufwandsentschädigungen“ die sich letztendlich in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Aber man kann auch nur was ausschütten wenn was reinkommt und dies ist derzeit nicht der Fall. Aber selbstverständlich wird man, sofern man aus dem seitens der Regierung angekündigten „Entschädigungstopf“ etwas bekommt, einen Teil auf die Mannschaft verteilen. Dies ist auch abhängig wie groß diese Entschädigung sein wird."

Gehen Sie davon aus, dass im Frühjahr gar nicht mehr gespielt wird? Wenn ja, was würde das für die Finanzen Ihres Vereins bedeuten?

"Nach menschlichem Ermessen und selbstverständlich auch nach vernünftigem Aspekt wäre es logisch die Meisterschaft ruhen zu lassen und im Sommer wieder neu zu starten. Wenn man sieht, dass große Sportveranstaltungen die heuer im Juni, Juli oder August geplant wären jetzt schon abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben werden, dann ist es obsolet über eine Weiterführung der Oberligameisterschaft in diesem Frühjahr zu diskutieren. Natürlich ist dies eine herber Schlag für unseren kleinen Verein, der das erste Jahr Oberligaluft schnuppern darf. Finanziell ist es ein richtiger Schlag in die Magengrube, fallen doch die Einnahmen, Kantine usw. bei den populären Heimspielen weg."

Stehen die Sponsoren in dieser schwierigen Situation weiterhin zum Verein bzw. zu ihren Zusagen?

"Wie die Sponsoren reagieren ist noch ungewiss, da diese doch sehr persönlichen Dinge nicht am Telefon, sondern persönlich besprochen gehören. Es wäre noch dazu sehr vermessen in dieser Zeit Sponsoren zu konfrontieren mit Sponsorengelder wo doch bei vielen Klein- und Mittelbetrieben die Existenz am Spiel steht. Darauf muss Rücksicht genommen werden und schlimmstenfalls werden halt wieder kleinere Brötchen gebacken. In Anbetracht dieser derzeitigen globalen Pandemie ist dies wirklich vernachlässigbar."

Welche Maßnahmen wünschen Sie sich von der Bundesregierung, um die Vereine während bzw. nach dieser schweren Zeit zu unterstützen?

"Ich denke die Regierung hat richtig gehandelt und bis Ostern diesen „Ausnahmezustand“ verhängt. Es wäre nicht überraschend, wenn dieser weitere Wochen bestehen bleiben würde. Jede Maßnahme, die uns Sicherheit in der Problemlösung und Gesundung der Bevölkerung bringt, ist herzlich willkommen. Jene die dies nicht verstehen oder dies nicht mittragen, denen ist sowieso nicht zu helfen. Der positivste Aspekt in dieser traurigen Angelegenheit ist jene, dass die Parteien näher rücken, die eigenen Befindlichkeiten zurückstellen und vor allem GEMEINSAM nach Lösungen trachten. Dieses gelebte Beispiel würde in vielen Lebensbereichen gut Schule machen, auch beim Thema Fußball. In diesem Sinne – viel Gesundheit und gemeinsames Durchhalten wünscht Euch der SV St. Lorenzen! Gemeinsam sind wir stark!"

 

Photo: Richard Purgstaller/by: Ligaportal/Roo

 

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