Martin Schermer, Bad Häring: „Aufschrei puncto Reform der 2. Klassen!“

Martin Schermer, Obmann FC B&W Glasbau Bad Häring, bringt es auf den Punkt. Man sollte es nicht unter den Teppich kehren – die 2. Klassen in Tirol schreien nach einer Reform. Der Boom puncto 1b-Teams ist zwar grundsätzlich erfreulich, allerdings schafft dieser auch massive Probleme für Vereine mit Kampfmannschaften die versuchen in den 2. Klassen finanziell zu überleben bzw. sportlich aufzusteigen. 70% aller Teams in den 2. Klassen sind bereits sogenannte 1b-Teams. Das schafft ein weiteres Problem – die sich ständig ändernde Qualität der Teams durch Verstärkungen von ganz oben. Es ist klar: Ein Kicker aus der Tirol Liga in einer Formkrise oder mit nicht genügend Spielpraxis ist trotzdem noch immer ein sehr guter Spieler. Wettbewerbsverzerrung ist sportlich gesehen extrem bitter für Kampfmannschaften wenn der mögliche Aufstieg von einer Art Aufstellungslotterie der Gegner massiv beeinflusst wird.

 

 

Vier 2. Klassen – zu wenig Mannschaften

Martin Schermer: „Ich möchte vorausschicken, dass Vereine aus höheren Ligen vielleicht eine andere Sichtweise haben als wir in der letzten Klasse, das ist verständlich! Klar ist auch, dass jeder Verein für seine sportliche Leistung selbst verantwortlich ist. Grundsätzlich sollte aber der Verband als oberste Instanz für alle seine Mitglieder die selben Rahmenbedingungen schaffen, egal in welcher Liga sie spielen! Die Entwicklung der letzten zehn Jahre hat aber dazu geführt, dass ein Vorankommen gerade für die kleinen Landvereine immer schwieriger wird. Zum einen gibt es in der letzten Klasse nur einen Aufsteiger, zum anderen setzen die vielen KM II den kleinen Vereinen enorm zu. 2006/2007 gab es in drei 2. Klassen bei 38 Teams noch 74% KM1 und 26% KM2. Aktuell sind es in vier 2. Klassen bei gesamt 56 Teams nur noch 30% KM1 und 70% KMII! Hier wurden also offenbar Ligen eingeführt, für die es nicht ausreichend Mannschaften gibt. Noch eine Anmerkung: aktuell sind drei Aufstiegsplätze der vier 2. Klassen mit 1b Teams besetzt!“


 

Wettbewerbsverzerrung

Martin Schermer: „Hier ein paar Gründe aus meiner Sicht, die zu einer klaren Wettbewerbsverzerrung führen:

a) Mehrere Spieler aus einer drei bis fünf Klassen höheren Mannschaft einsetzen zu dürfen, ist so ein Punkt. Eine KM 1 kann das nicht, wir müssen mit unserem Kader arbeiten. Es kann mir niemand erzählen, dass fünf Klassen bei einem Spieler keinen sportlichen Unterschied (Vorteil) ausmachen.

b) Im Aufstiegskampf kann es einen enormen Unterschied machen ob ich in der drittletzten Runde oder in den beiden letzten Runden gegen eine KM II spiele. Hier ist der Einsatz von Spielern, die noch zuvor spielberechtigt waren, nicht mehr erlaubt. Also auch klar Wettbewerbsverzerrend.

c) Strafbeglaubigte Spiele in den letzten Runden durch den Einsatz nicht berechtigter Spieler können ebenfalls ein entscheidender Faktor im Aufstiegsfall sein, also ebenfalls Wettbewerbsverzerrend.

d) Im Grunde sollten doch für alle Teams in einer Liga die selben Möglichkeiten bestehen. Das ist aber aktuell nicht der Fall. Der Grund, man braucht eine starke Zweier für die Jungen und verletzten Spieler, mag richtig sein, kann aber nicht zu Lasten anderer Vereine gehen. Verletzte Spieler können sich auch in einer gefestigten Reserve auf den Einsatz in der KM1 vorbereiten.“


 

Weitreichende Folgen

Martin Schermer: „Ich darf hier noch einmal die Unterschiede einer KM1 und einer KM2 aus meiner Sicht auflisten und darstellen wo der Unterschied z.B. bei einer Rückziehung der jeweiligen Mannschaft liegt. Sollte ein Verein wie der FC Bad Häring gezwungen sein, seine KM aus finanzieller oder sportlicher Sicht abzumelden, entsteht ein erheblicher Schaden. Mehrere Nachwuchsmannschaften verlieren die Möglichkeit am Spielbetrieb des TFV teilzunehmen. In unserem Fall aktuell 2x U7, U9, U10,U12, betroffen auch unsere U14 und U15 und 16 in der SPG sowie der Kindergarten, in Summe 80 Kinder. Aktuell beschäftigen wir zehn Nachwuchstrainer im Verein sowie einen in der SPG. Davon haben sechs eine Trainerausbildung beim TFV gemacht oder sind in Ausbildung. Natürlich ist auch die Immobilie Sportplatz betroffen. Ohne Verein wird auch hier eine wie bei uns getätigte Investition der Gemeinde von rund 1.000.000 Euro in Frage gestellt. Der beliebteste Breitensport wird mit einer Ausdünnung in den kleinen Landgemeinden leider an Wert verlieren. Diese Fakten, gelten so ähnlich bestimmt auch für die anderen sechzehn Vereine in den 2. Klassen! Ich glaube kaum, dass eine Rückziehung einer KM2 eines Gebiets- oder Landesligisten solche Folgen haben würde, denn es sind ja keinerlei Auflagen (mehr NW Trainer, mehr NW Teams) hinsichtlich der Führung einer zweiten Mannschaft vom Verband vorgegeben. Daher darf ich auch eine Gleichstellung im sportlichen Bereich zumindest in Frage stellen.“

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