Ungeschminkt, authentisch und in aller Offenheit stellte sich Dietmar Kühbauer an seinem heutigen Jahres-Tag beim LASK den Fragen von Ligaportal. Nach Teil 1 im Ligaportal-"Give-me-five"-Interview über sein "Jungfern-Jahr" beim derzeit Tabellendritten der ADMIRAL Bundesliga, der nach einem Jahr Abstinenz wieder auf "Kurs Europacup" ist, folgt hier der abschließende 2. Teil. In dem sich der 52-jährige Burgenländer über Optimierungsbedarf, seine ev. Vertragsverlängerung, drei seiner Spieler, darunter Keito Nakamura und dessen ev. Abgang im Sommer, sowie den neuen "Fußball-Tempel" auf der Linzer Gugl äußert.

Entschlossen auf dem direkten Weg mit dem LASK "nach Europa": Erfolgstrainer Didi Kühbauer. Vor den restlichen 5 Runden im Meister-Playoff hat der Tabellendritte komfortable 9 Punkte Vorsprung auf den Vierten SK Rapid und 11 auf den Fünften Austria Wien. Und nach oben sind die Linzer auf Schlagdistanz, bei nur 3 Punkten Rückstand auf den Tabellenzweiten & ÖFB-Cup-Sieger SK Sturm Graz, gegen den die Athletiker in dieser Saison in 3 BL-Duellen unbesiegt blieben (2S, 1U). 

"Wir können uns überall optimieren"

Ligaportal: Wo siehst Du bei der LASK-Mannschaft noch Optimierungsbedarf und wann wird Dein 2-Jahres-Vertrag verlängert, der bis 30. Juni 2024 datiert ist?

Didi Kühbauer: Wir können uns überall optimieren. Natürlich müssen wir für die nächste Saison schon wissen, was wir vorhaben. Man kann es jetzt noch nicht aussprechen. Doch wenn wir international spielen – und aktuell sind wir auf einem guten Weg dahin –, glaube ich doch, dass wir einen breiteren Kader brauchen. Um mit der Mehrfachbelastung gut umgehen zu können, gilt es, weiterhin gute Spieler zum LASK zu bringen. Aber ich denke man hat gesehen, dass bei uns ein sehr guter Fußball gespielt wird und dass Spieler daher auch gerne zum LASK kommen. Das muss auch unser Ziel sein und dann schauen wir weiter. Entscheidend wird weiters sein, wie viele Spieler wir zusammenhalten können.

Was meinen Vertrag betrifft, darum geht es in erster Linie jetzt nicht. Ich denke da eher ans Team und daran, dass wir eine gute Mannschaft auf den Platz bringen. Das wird wichtiger sein.

Ligaportal: Dann kommen wir abschließend zu 3 Spielern, einer Player-Package-Frage. Die Leidenszeit von Philipp Wiesinger will nicht enden. Da hat der in wenigen Wochen 29 Jahre werdende Salzburger und Defensiv-Allrounder sich wieder rangekämpft, dann der Rückschlag. Wie ist der Status Quo bei ihm, der bisher 118 Minuten bei Dir spielte?

Der nächste, Keito Nakamura, hat unter Deiner Ägide einen Quantensprung gemacht, hat eine Top-Scorer-Quote, ist Unterschiedsspieler geworden, weckt dadurch andererseits Begehrlichkeiten, hat noch Vertrag beim LASK bis 2025...wie weit wird er zu halten sein?

Und zum 3. im Bunde, Tobias Lawal, gebürtiger Linzer, der spätestens seit Sonntag gegen Austria Klagenfurt seine Bundesliga-Feuertaufe bestanden hat und mit "Big-Saves" hinten die Null hielt...er wird mit dem Alex-Abgang zur neuen Saison in die großen Handschuhe Schlagers schlüpfen, wie siehst Du die Perspektive von ÖFB-U21 Teamtorhüter Tobi?

Cheftrainer Didi Kühbauer und sein Kapitän Alexander Schlager (re.), der allerdings im Frühjahr auf LASK-Abschiedstour. Nach 6 Jahren bei den Linzern will der 27-jährige Salzburger im Sommer eine neue Herausforderung. Links LASK-Pressesprecher Raphael Habringer.

"Gehe davon aus, dass er im Sommer wieder der Wiesi ist, der jedem Freude gemacht hat"

Didi Kühbauer: Bei Wiesi gehe ich fix davon aus, dass er im nächsten Jahr dabei ist. Und das meine ich aus vollster Überzeugung. Ja, er hatte zuletzt Probleme, aber jetzt sehe ich ihn wieder auf einem guten Weg. Das meine ich auch so. Ich bin überzeugt davon, dass er für uns im nächsten Jahr gute Leistungen bringen wird. Ich habe ja schon im Winter gesagt, dass er – wenn er wieder fit ist – eigentlich wie ein Neuzugang ist. Dann hatte er leider wieder einen Rückschlag. Aber ich gehe davon aus, dass er im Sommer wieder der Wiesi ist, der jedem eine Freude gemacht hat.

Bei Keito (Anm.: laut "Krone" ab Sommer bei Eintracht Frankfurt mit dem Ex-LASK-Cheftrainer Oliver Glasner) wird es wohl so sein, dass man sich, wenn ein unmoralisches Angebot kommt, damit beschäftigen wird. Aber abgesehen davon: Der Junge spielt heuer für uns einen unglaublich guten Fußball, hat sich brutal entwickelt und fühlt sich hier sehr wohl. Er hat sicherlich auch die Fähigkeiten, in anderen Ligen zu spielen und dort eine gute Rolle abzugeben. Ein Abgang von ihm wäre für uns natürlich ein herber Verlust, sportlich wie menschlich. Obwohl er wenig spricht, habe ich ihn lieb gewonnen. Als Mensch und als Spieler.

"Da mache ich mir wenig Sorgen"

Und zu Tobi Lawal: Er hat zweifelsohne große Fähigkeiten. Es war für ihn sicher auch eine Super-Geschichte, dass er gegen Klagenfurt beim Stand von 1:0 einen unglaublichen Save gehabt hat. Andererseits ist es sein Job. Er hat die vollste Unterstützung von unserer Seite, was er ja auch selbst bei Interviews gesagt hat. Wir haben im Hintergrund zudem wirklich gute Torhüter, wie etwa Nik Polster oder Lukas Jungwirth. Da mache ich mir wenig Sorgen. Natürlich kann es auch einmal vorkommen, dass er mal daneben greift. Auch der "Gassi" (Anm.: Alexander Schlager) hat, wie er noch sehr jung war, daneben gegriffen. Aber ich glaube, das Tobi ein sehr guter Torhüter ist und seinen Weg machen wird.

Ligaportal: Nikolas Polster wird nach seiner Leihe zum SK Vorwärts Steyr im Sommer zurückkommen?

Didi Kühbauer: Er ist auch ein sehr guter Torhüter. Und auch der Luki Jungwirth ist ein sehr guter Torhüter. Ich sage das jetzt nicht zum Spaß oder aus einer Emotion raus, sondern aus Überzeugung, dass das wirklich drei echt gute Torhüter sind. Da können wir echt froh drüber sein. Wenngleich sie noch sehr jung sind, aber trotzdem auch schon sehr viel Qualität mitbringen.

"Das ganze Ambiente, das Drumherum, da schnuppert man andere Luft"

Ligaportal: Eine Zugabe noch! Der LASK entwickelt sich nach Eingewöhnungszeit in seinem seit 24. Februar neuen "Fußball-Tempel" auf der Gugl inzwischen als Heim-Macht. 3 Siege en suite, viel Energie... welchen Schub gibt die Raiffeisen-Arena der Mannschaft und ist das neue Stadion gar inzwischen eine Art "Faustpfand"?

Didi Kühbauer: Mir hat es in Pasching auch gefallen. Weil der Support sehr gut war, ein enges Stadion. Die Raiffeisen Arena ist natürlich nicht vergleichbar mit Pasching. Da sind Welten dazwischen. Es ist noch mehr Energie drin, es sind noch mehr Leute drin. Die Stimmung, die Fans supporten uns. Das gibt uns viel mehr Möglichkeiten, würde ich sagen. Dass die Spieler es dann so gut machen, ist sehr, sehr schön.

In manch anderen Stadien wurde in den letzten Jahren immer wieder mal gesagt, die jeweiligen Teams hätten dadurch Probleme. Und es kann schon sein, dass – wenn es mal nicht so läuft – einer sagt, vielleicht ist das doch eine Geschicht`, mit mehr Leuten. Für mich ist aber eines Fakt: Jeder Spieler muss einfach lieber vor viel mehr Zuschauern spielen als vor wenigen. In Pasching haben wir ja nur knapp 6.000 reingebracht. Das ganze Ambiente, das Drumherum in der Raiffeisen Arena, da schnuppert man hier schon eine andere Luft. Das ist, glaube ich, für jeden Fußballspieler ein angenehmes Gefühl und auch für uns im Trainerteam.

Ligaportal: Danke für das offene, interessante Gespräch. Alles Gute!

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at und LASK