Der SK Rapid Wien kann seinen Derby-Heimfluch einfach nicht beenden. Die Hütteldorfer verloren in der 7. Runde der Tipico Bundesliga das 327. Wiener Derby gegen Erzrivale FK Austria Wien mit 0:1. Das Goldtor gelang Austria-Kapitän Alexander Grünwald in der 57. Minute. Im restlos ausverkauften Allianz-Stadion entwickelte sich eine hektische, aber attraktive erste Halbzeit, in der beide Mannschaften zahlreiche Torchancen vorfanden. Wegen der mangelhaften Chancenauswertung ging es aber mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause. Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel erzielte Grünwald mit einem sehenswerten Schlenzer ins linke Eck den einzigen Treffer der Partie. Rapid warf in der Schlussphase zwar alles nach vorne, konnte die dritte Derby-Heimpleite im fünften Spiel im eigenen Stadion aber nicht mehr verhindern. 

 

Hitziges Derby: In den Schlussminuten ging es zwischen den beiden Erzrivalen heiß her. Foto: Josef Parak

Letsch überrascht mit Igor als Rechtsverteidiger

Goran Djuricin schickte seine Mannschaft in der gewohnten 4-2-3-1-Grundformation auf den Platz. Müldür, Sonnleitner, Barac und Potzmann bildeten die Viererabwehrkette. Im zentralen Mittelfeld werkten Dejan Ljubicic und Kapitän Stefan Schwab. Die offensive Dreierreihe setzte sich aus Murg, Knasmüllner und Ivan zusammen. Deni Alar gab die Solospitze. Richard Strebinger hütete das Tor der Grün-Weißen. 

Sein Gegenüber Thomas Letsch setzte auf ein 4-3-3 mit Klein, Madl, Schoissengeyr und Igor in der Abwehr. Davor bildeten Ebner, Kapitän Grünwald und Matic das Dreiermittelfeld. An vorderster Front agierten Friesenbichler, Edomwonyi und Venuto. Im Tor stand Patrick Pentz. 

Intensive erste Halbzeit mit zahlreichen Chancen auf beiden Seiten 

Bereits wenige Sekunden nach Anpfiff wurde es laut im Allianz-Stadion. Andrei Ivan setzte mit einem klugen Pass Deni Alar in Szene, dessen Hereingabe lenkte Pentz genau vor die Füße von Knasmüllner, der das Leder aus elf Metern nicht ins Tor brachte (2.). Keine Minute später kam Ivan halblinks im Strafraum zu Abschluss, scheiterte aber an Pentz. Und in dieser Tonart ging es weiter: Die Gäste schalteten schnell um, Friesenbichler vernaschte Potzmann und zog sofort ab. Sein Schuss zischte aber haarscharf an der rechten Stange vorbei (6.). Was für eine intensive Anfangsphase im ausverkauften Allianz-Stadion, in dem eine prachtvolle Stimmung herrschte. Die Veilchen agierten geschickt, konnten mit ihrem Angriffspressing den Spielaufbau der Hausherren erfolgreich stören. Rapid wurde zusehends nervöser und schenkte viele Bälle zu leicht her. Nach einer Viertelstunde gingen die Gäste beinahe in Führung: Der aufgerückte Igor lief Müldür davon, zog in den Strafraum und zog in Manier eines Stürmer sofort ab. Sein Schuss zog hauchzart am langen Eck vorbei (15.). 

In der Folge arbeitete sich Rapid mit längeren Ballbesitzphasen zurück ins Spiel und hatte gleich zwei Top-Chancen auf die Führung. Zunächst scheiterte Alar per Kopf knapp (23.), ehe Andrei Ivan nach einem Traumpass von Alar völlig alleine vor Pentz auftauchte, den Ball aber nicht am Schlussmann der Veilchen vorbei brachte (31.). Wenig später wurde es hektisch: Grünwald war nach einem Ebner-Chip auf und davon, doch Müldür legte den Austria-Kapitän Zentimeter vor der Strafraumgrenze. Der fällige Freistoß brachte nichts ein, weil Madl seinen eigenen Kapitän abschoss (35.). Auf der anderen Seite konnte sich Pentz bei einem gut angetragenen Potzmann-Kopfball auszeichnen (37.). Kurz vor dem Pausenpfiff wurde es im Austria-Strafraum nochmals heikel: Über Ljubicic und Müldür gelangte das Leder zu Alar, der aus elf Metern drüber schoss (44.). So ging eine hektische und chancenreiche erste Halbzeit torlos zu Ende. 

Austria-Goalie Patrick Pentz konnte sich gleich mehrmals auszeichnen. Foto: Josef Parak

Alexander Grünwald schießt die Veilchen ins Glück

Ohne personelle Veränderungen kehrten beide Mannschaften auf das Spielfeld des Allianz-Stadions zurück. Die erste Chance in Halbzeit zwei hatten die Hausherren: Schwab legte auf Murg quer, der von seinen Gegenspieler nicht wirklich attackiert wurde und über den halben Platz sprinten konnte. Seinen Abschluss konnte Madl gerade noch abblocken (51.). Auf der anderen Seite zeichnete sich der überragende Strebinger bei einem Venuto-Schuss aus (54.). Keine Minute später flankte der agile Brasilianer ins Zentrum, wo Grünwald aus kürzester Distanz an Strebinger scheiterte. Kurz darauf machte es der Kapitän der Veilchen besser: Rapid konnte eine Ecke nicht entscheidend klären, über Umwege landete das Spielgerät bei Grünwald, der selbiges aus 16 Metern unhaltbar ins linke Eck zirkelte - 0:1 (57.).

Djuricin reagierte und brachte mit Neuzugang Andrija Pavlovic, der heute nach überstandener Verletzungspause sein Debüt feierte, einen zusätzlichen Stürmer ins Spiel. Die Austria verteidigte allerdings geschickt und ließ kaum gefährliche Offensivaktionen der Grün-Weißen zu. In der hektischen Schlussphase, in der es auch zu einer Rudelbildung kam, warf Rapid zwar alles nach vorne, konnte die Niederlage aber nicht mehr verhindern. 

Am Ende jubelte die Austria über einen nicht unverdienten 1:0-Derbysieg. Foto: Josef Parak

Stimmen zum 327. Wiener Derby

Goran Djuricin, Trainer SK Rapid Wien: „Wir sind sehr frustriert heute. Allein aufgrund der ersten Halbzeit musst du das Spiel gewinnen. Wir haben wie aus der Rakete geschossen angefangen. Ich habe es gezählt, wir hatten, glaube ich, sechs oder sieben Riesenmöglichkeiten, die Austria hatte einen oder zwei Torschüsse. Wir müssen die Aktionen zu Ende spielen, die Tore machen. Dann gewinnst du das Spiel. Zweite Halbzeit war dann so, dass wir nicht mehr so überlegen waren wie erste. Es war dann ziemlich ausgeglichen. Da waren wir ein bisschen zu hektisch. Die schießen zwei Mal aufs Tor und machen das Tor. Das gibt’s im Fußball, dass die unterlegene Mannschaft dann gewinnt. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen, nur eines, dass wir zu hektisch waren zweite Halbzeit.“

Thomas Murg, SK Rapid Wien: „Ich denke erste Halbzeit hätten wir das Spiel entscheiden müssen. Wir müssen 2:0, 3:0 führen, dann ist die Partie gegessen. Zweite Halbzeit war es dann eh ausgeglichen. Ich denke einfach, wenn wir erste Halbzeit die Chancen nicht machen, dann sind ein paar Spieler dabei, die einfach zu sehr an dem nagen, nicht abschalten und nicht weiterspielen. Dann kommt so eine zweite Halbzeit raus. Im Endeffekt ist es trotzdem eine unverdiente Niederlage. Erste Halbzeit waren wir klar die bessere Mannschaft, hätten hoch führen können. Wir machen dann die Chancen nicht und dann muss es einfach weitergehen. Wir müssen weiter Fußball spielen. Dann haben wir das Spiel verloren. Für mich ist es unerklärlich wie man so ein Spiel verlieren kann.“

Thomas Letsch, Trainer FK Austria Wien: „Das was draußen passiert interessiert mich im Moment jetzt nicht so sehr. Ich glaube es bleibt ein packendes Derby, wie man es sich vorstellt. Es ging hin und her, Torchancen auf beiden Seiten. Rapid hatte vielleicht erste Halbzeit die klareren, wir die größere Anzahl. Aber je länger das Spiel ging, glaube ich schon, dass wir das Spiel immer besser in den Griff bekommen haben, uns mehr Torchancen erarbeitet und unterm Strich auch verdient gewonnen haben. Wir haben oft gesagt, die Mannschaft ist neu zusammengewürfelt, sie braucht auch einmal so ein paar Positiverlebnisse und das kann heute so eines sein.“

Alexander Grünwald, Kapitän FK Austria Wien: „Es war ein sehr gutes Spiel von uns, glaube ich. Auch für den Zuschauer war es, glaube ich, ein gutes Derby zum Anschauen. Es waren sehr viele Chancen auf beiden Seiten und wir haben dann, glaube ich, auch im Endeffekt verdient gewonnen, weil wir einfach die paar Prozent mehr investiert haben. Wir sind halt dann mit dem Tor belohnt worden. Wir haben die ersten fünf bis zehn Minuten der ersten Halbzeit komplett verschlafen, sind dann aber mit Fortdauer des Spiels besser reingekommen. Aufgrund der zweiten Halbzeit glaube ich schon, dass wir verdient gewonnen haben.“

Quelle: Sky

SK Rapid Wien - FK Austria Wien 0:1 (0:0)

Allianz-Stadion; 26.000 Zuschauer (ausverkauft); SR Weinberger 

Tor: Grünwald (57.)

Rapid: Strebinger - Müldür (58./Auer), Sonnleitner, Barac, Potzmann - Schwab, D. Ljubicic - Murg, Knasmüllner (68./Pavlovic), Ivan (73./Veton Berisha) - Alar 

Austria: Pentz - Klein, Madl, Schoissengeyr, Igor - Ebner, Grünwald, Matic - Friesenbichler (77./Demaku), Edomwonyi, Venuto (81./Ewandro)

 

Foto: GEPA pictures/Wien Energie

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth