Ein Masseverwalter als Vizepräsident bei einem Fußballklub, dem der Konkurs droht? Für Zyniker ein gefundenes Fressen, für die LASK-Anhänger dennoch kein Grund zur Sorge. Am vergangenen Montag wurde der Linzer Rechtsanwalt Roland Schwab als Nachfolger der zurückgetretenen Sandra Reichel bestellt. Im Gespräch mit ligaportal nimmt er allen Gerüchten den Wind aus dem Segel: "Ich bin kein Investor, kein Aufpasser und schon gar nicht installiert worden, weil ich Insolvenzverwalter bin. Ich habe mich schließlich nicht bereit erklärt, das Amt des Vizepräsidenten zu übernehmen, um dann der Totengräber des LASK zu sein." Viel mehr sei er dazu da, um Ruhe hineinzubringen. "Es tun sich manche offensichtlich leichter, wenn sie einer Person gegenübersitzen, die nicht Reichel heißt", sagt Schwab. Zumal "Sandra Reichel ohnehin schon länger aussteigen wollte."
Eine Funktion in der Führungsetage des LASK wäre für Schwab in seiner Jugend wohl noch nicht denkbar gewesen. Denn damals war der Neo-Vizepräsident ein glühender Anhänger des großen Stadtrivalen SK Voest. Erst durch berufliche Kontakte kamen Verbindungen zu den Schwarz-Weißen zustande. "Durch meinen früheren Partner Dr. Ransmayr bin ich für die LASK GmbH tätig geworden, habe die Beteiligten Helmut Oberndorfer, Georg Starhemberg und Peter-Michael Reichel kennengelernt. Da habe ich gesehen, wie viel Energien und Geld die Drei hineinstecken. So bin ich zum LASK-Fan geworden", erinnert sich Roland Schwab.
Die Linzer Großklubs sind allerdings nicht seine einzige Verbindung zum Fußball. Der Absolvent eines Rechtswissenschaftsstudiums bekleidet seit 2009 den Posten als Jugendleiter von Achtligist Union Babenberg. Vor allem der Nachwuchs liegt ihm am Herzen. "Der Fußball hat für mich eine extrem integrative und soziale Funktion. Man kann das ohne großes Geld und große Vorkenntnisse betreiben. Deswegen gehört mein Herz auch teilweise Vereinen, wo es keinen Spitzenfußball gibt. Wo Kinder Sport treiben, die anderswo nicht einmal mittrainieren dürften", sagt Schwab. Dennoch unterstreicht er auch die Wichtigkeit der Großklubs. Es brauche Mannschaften wie den LASK oder Blau-Weiß Linz. "Denn dann fangen Kinder zum Fußballspielen an. Und wenn Kinder miteinander spielen, werden sie Freunde und lernen Menschen kennen."
Geld verdienen will der Rechtsanwalt mit seinen Tätigkeiten im Sport keines. Er habe einen sozialen und zugleich ehrenamtlichen Zugang. "Ich würde mich nie am Fußball bereichern", betont er. Weniger klar ist dagegen, wie lange Roland Schwab seine Rolle als Vizepräsident beim LASK behalten wird. Das hängt wohl auch vom Ausgang der Übernahmegespräche der Investoren ab. Wenn es erforderlich sei, in Teilbereichen dabei zu sein, sei das kein Problem, weil ihm die Abläufe im Fußball bekannt seien, so Schwab. Einer anderen Lösung will der Anwalt aber ebenfalls keine Steine in den Weg legen. Wenn es Personen bei der Interessensgruppe gebe, die diese Funktion übernehmen wollten, sei er bereit, sofort wieder zurückzutreten. Und dann? "Dann gehe ich wieder gerne rauf und schaue mir einfach die Spiele an", sagt der neue Vizepräsident.
Christoph Gaigg
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