"Ich bin Trainer, kein Diplomat"...lautet die jüngst erschienene Biografie von Ex-Profi-Trainer Ulli Thomale, der den Grazer AK, derzeit Tabellen-7. in der Admiral 2. Liga und Samstagmittag Testspielgegner beim Bundesligisten LASK in Pasching, 1995 zurück in die österreichische Bundesliga führte und dort auf Anhieb auf Rang 4. Und zuvor mit Lok Leipzig 1987 das Finale im Europapokal der Pokalsieger erreichte, als die Sachsen in Athen gegen Ajax Amsterdam (mit Legende Johan Cruyff als Trainer) knapp mit 0:1 (Torschütze: Marco van Basten) unterlagen und in Runde 2 Rapid Wien in einem packenden Duell im Rückspiel im Leipzig mit 2:1 nach Verlängerung ausschalteten.  

 

Im aktuellen Foto mit Ulli Thomale eine Buch-Passage mit dem GAK und dessen damaligen Top-Torjäger Edi Glieder auf dem Bild links oben.

Der 77-jährige, im norddeutschen Kassel lebende Sachse wurde nach dem 100. GAK-Geburtstag (2002) in 2004 zum Jahrhundert-Trainer der Steirer gewählt und erinnert sich gern an seine drei Jahre in Graz, wie Hans-Ulrich Thomale im Exklusiv-Interview mit Ligaportal verriet. Zum heuer 120-jährigen Jubiläum des GAK 1902, der 2004 Österreichischer Meister wurde und vier Mal Österreichischer Cup-Sieger, gedenkt der rüstige Rentner mal wieder in die Steiermark zu kommen. 

Ligaportal: Hallo Ulli, da wir uns aus gemeinsamen Zeiten beim KSV Hessen Kassel und mittlerweile 30 Jahren kennen, lass uns beim du bleiben. Im Herbst ist Deine Biographie erschienen..."Ulli Thomale - Ich bin Trainer, kein Diplomat - mein bewegtes Leben". Was war der Beweggrund für Dich für diese Biographie?

Ulli Thomale: Die Idee des Buches kommt von meinem Sohn Michael anlässlich meines 75. Geburtstages. Er war der Meinung, dass ich viel erlebt und geleistet habe, und dass dies in einem Buch für meine Kinder und Enkel sowie für Fußballfans  erzählt werden sollte. Letztendlich stimmte ich diesem Vorhaben zu. So entstand in Zusammenarbeit mit dem Autor Frank Willmann das Buch " Ich bin Trainer- kein Diplomat".

Ligaportal: In der Biographie beinhaltet ein Kapitel auch Deine erfolgreiche Zeit von 1993 bis 1996 als Trainer beim österreichischen Kultklub Grazer AK. Welche Erinnerungen verbindest Du an diese Zeit beim GAK und wie wurdest Du da genannt?

Ulli Thomale: Mein Engagement in Österreich beim Grazer AK war für mich eine der erfolgreichsten und schönsten Zeiten nach der politischen Wende in der DDR. Ich konnte sportlich einiges bewegen wie Aufstieg in Liga 1, Platz 4 und EC-Teilnahme im ersten Jahr nach dem Aufstieg. Als "Sportfreund " Thomale erlebte ich zwischenmenschlich überwiegend eine tolle Zeit mit den Spielern und mit den Fans des GAK. Die Art und Weise des Umganges von mir mit ihnen und umgekehrt, dazu der sportliche Erfolg, führte letztendlich 2004 zu meiner Wahl als Jahrhunderttrainer; dies erfüllte mich mit Freude und Stolz. 

Ligaportal: Was waren in Deiner GAK- und Österreich-Zeit für besondere Begegnungen und gibt es vlt. eine Anekdote?

Ulli Thomale: In meiner Zeit in Österreich habe ich Land und Leute schätzen und lieben gelernt. Da waren die Stadt Graz mit seiner sportlichen, aber auch kulturellen Szene. So war ich mit meiner Frau Regine, als sie mich in Graz besuchte, dreimal im Opernhaus. Es gab in Graz und Umgebung viel zu sehen und zu erleben. Ob das es die Sehenswürdigkeiten in der Stadt Graz oder die herrliche Umgebung waren. Dazu kamen die urigen Restaurants in denen man gesund und interessant essen konnte. Besonders hatten es mir die Cafes angetan mit ihrer Vielfalt an Mehlspeisen und  Kaffeevarianten. Ein besonderes Erlebnis wollte ich noch schildern: nach dem letzten Spiel zu Hause, als der Aufstieg fest stand, begab ich mich in die Kabine des Stadionsprechers, nahm das Mikro und stimmte folgendes Lied an " aber eines, aber eines bleibt bestehen, der GAK wird niemals untergehen...aber eines, aber eines ist gewiss, vor dem GAK haben sie alle Schiss...." Die Fans waren erstaunt und erfreut über diese Aktion ihres Trainers, es war eben vieles super.

Ligaportal: Wie weit verfolgst Du den GAK aktuell noch bzw. generell den österreichischen Fußball?

Ulli Thomale: Natürlich verfolge ich die Entwicklung des GAK. Entsprechend meines Singsanges ist der Verein nie untergegangen und hat sich mit viel Engagement und Fleiß wieder nach oben gearbeitet. Der letzte Schritt in die oberste Spielklasse sollte auch noch gelingen. Dafür wünsche ich dem Verein und seinen Verantwortlichen viel Glück. Bekanntlich feiert der Verein in diesem Jahr sein 120jähriges Bestehen. Im Rahmen der entsprechenden Feierlichkeiten sollte es auch mit der Vorstellung meines Buches klappen. Und was den österreichischen Fußball betrifft, da werde ich ja durch Dich und Ligaportal auf dem Laufenden gehalten.

Foto: privat

Das Interview führte Herbert Pumann/Ligaportal