2. Klasse Mitte

ASKÖ Zöhrdorf beendet Kirchberg-Thenings meisterliche Heimserie

Die fast perfekte Saison des SC Kirchberg-Thening erhielt ausgerechnet am letzten Spieltag noch einen kleinen Schönheitsfleck. Die Kirchberg-Theninger, die ihre letzten 13 Begegnungen auf heimischen Boden allesamt gewinnen konnten, unterlagen zum Abschluss der ersatzgeschwächten ASKÖ Zöhrdorf Linz, trotz dreimaliger Führung, letztendlich mit 3:5. Für den frisch gebackenen Meister der 2. Klasse Mitte presented by HDI war es die erste Heimniederlage seit über einem Jahr. Vor allem Zöhrdorfs defensiver Mittelfeldspieler Patrik Herrmann entwickelte sich mit gleich drei Treffern bei der Titelfeier der Höretseder-Elf zum regelrechten Partyschreck, wobei der Frust im Lager des Ligaprimus über die gerissene Siegesserie, ohnedies schnell der Freude über Tabellenplatz eins und dem damit verbundenen Aufstieg wich.

 

Erfolgreiches Comeback

Zum Meisterschaftsfinale musste ASKÖ Zöhrdorf-Trainer Herbert Neyder gleich etliche Leistungsträger vorgeben. Neben Jürgen Siegl und Esadat Hasani, die nach ihren Platzverweisen beim 3:0-Auswärtserfolg in der vergangenen Runde über Union Edelweiß 1b den Linzern gesperrt fehlten, standen zudem Sascha Gajewski und Markus Krajinovic krankheitsbedingt nicht zur Verfügung. Letztgenannter wurde als Solospitze von Beniamin Chiorean ersetzt, der seinerseits nach fast dreimonatiger Verletzungspause erstmals für die „Löwen“ aus Zöhrdorf wieder auflief. Der rumänische Angreifer war nach überwundenen doppelten Zehenbruch beim Saisonfinale zwar noch gehandicapt, nichtsdestotrotz sollte er, das sei an dieser Stelle schon einmal verraten, ein mehr als nur gelungenes Comeback abliefern.

Um einen Schritt zu spät

Die gezwungenermaßen neuformierte Gäste-Mannschaft brauchte schließlich einige Minuten, um so richtig in die Partie hineinzufinden. Als die Abläufe bei den auf etlichen Positionen umgestellten Linzern schön langsam zu funktionieren begannen, da lagen sie auch schon 0:1 zurück. Kirchberg-Thenings Michael Mair hatte per Kopf nach einer Ecke den Meister bereits in der 4. Minute in Führung gebracht. Kaum hatte die ASKÖ Zöhrdorf ihre Abstimmungsschwierigkeiten aber halbwegs in den Griff bekommen, da gelang dem Tabellenneunten auch schon der Ausgleichstreffer. Mit einem einfachen Doppelpass hebelten die Gäste die Kirchberg-Theninger Abwehr aus. Patrik Herrmann, der vom Mittelfeld aus steil in die Spitze vorgestoßen war, behielt alleine vor Torhüter Manfred Rader die Nerven und stellte so in Minute 10 auf 1:1. Bereits in dieser Szene war zu erkennen, dass beim Titelträger an diesem Tag die nötige Konsequenz im Zweikampfverhalten fehlte. Die Hausherrn agierten auch in der Folge oft zu nachlässig, unmittelbar vor dem Pausenpfiff gingen sie dennoch erneut in Führung. Kirchberg-Thenings Goalgetter Alexander Mittermeir entwischte dank seiner Schnelligkeit seinen Bewachern, ehe er regelwidrig von Zöhrdorf-Keeper Joseph Dawodu, der um einen Schritt gegen den wieselflinken Angreifer zu spät kam, gestoppt wurde. Schiedsrichter Peter Öfferlbauer, der sein Amt aus beruflichen Gründen niederlegen wird, verhängte daraufhin korrekterweise einen Elfmeter. Bei der Bestrafung für den Übeltäter entschied der Unparteiische aber nicht auf Torraub, sondern beließ es bei einer Gelben Karte. Den fälligen Strafstoß verwertete schließlich Philipp Beisl humorlos mit einem ungemein scharfen Schuss in die Tormitte.

Verdienter Ruhestand

Nach dem späten Gegentor in Halbzeit eins versuchte Zöhrdorf-Coach Herbert Neyder bei seiner Pausenansprach sein Team nochmals aufzurichten: „Ich habe meinen Spielern gesagt, dass sie keinesfalls die Köpfe hängen lassen sollen, immerhin haben wir ja in den ersten 45 Minuten mit dem amtierenden Meister, trotz einiger Ausfälle, gut mithalten können. Dementsprechend war das Gefühl bei mir da, dass in dieser Partie noch etwas gehen könnte.“ Mit dieser Einschätzung sollte der Betreuer der Gäste schließlich auch Recht behalten. So glückte den Linzern nur fünf Minuten nach Wiederbeginn durch Patrik Herrmann, nach einem erfolgreichen Konter, der neuerliche Ausgleichstreffer. Drei Minuten später holte sich dann Michael Meisczuk seinen mehr als nur verdienten Abschiedsapplaus ab. Das Kirchberg-Theninger Urgestein verabschiedete sich nach mehr als 30 Jahren ohne Unterbrechung als Aktiver beim Verein in den verdienten „Ruhestand“. Der große Routinier erlebte aufgrund seiner Auswechslung das 3:2 von Alexander Mittermeir, der wieder einmal goldrichtig stand, um den Ball über die Linie zu spitzeln, nur noch von außerhalb des Spielfelds.

Patrik Herrmann zum dritten Mal

Die Freude der Gastgeber über dieses Tor wäre beinahe nur von kurzer Dauer gewesen, vergaben die Zöhrdorfer doch praktisch im Gegenzug eine wirklich hochkarätige Chance auf das 3:3. In der 72. Minute sollte es dann aber doch so weit sein und die Neyder-Elf egalisierte tatsächlich zum bereits dritten Mal in diesem Duell eine Führung der Kirchberg-Theninger. Nach einer schönen Aktion wurde Sandro Ambardnischwili, der in dieser Partie gleich mehrfach als entscheidender Vorlagengeber glänzte, im Strafraum der Hausherrn gefoult. Patrik Herrmann, wer sonst, übernahm die Verantwortung und erzielte vom Punkt aus sein bereits drittes Tor in dieser Partie. „Nachdem er schon zweimal getroffen hatte, wollte ich eigentlich dass ein anderer den Elfmeter schießt. Patrik ist aber nun einmal unser etatmäßiger Schütze und demnach hat er sich diese Aufgabe auch nicht nehmen lassen.“, so Zöhrdorfs Übungsleiter Herbert Neyder. Während der Treffer zum 3:3 den Gästen zusätzlichen Schwung verlieh, fiel überraschenderweise der Tabellenführer immer mehr zurück. Die läuferisch überlegenen Linzer übernahmen das Kommando und wurden dafür in der 83. Minute auch zurecht belohnt. Raul Scarlat krönte seine starke Leistung im halbrechten Mittelfeld des ASKÖ Zöhrdorf mit einem Solo über beinahe die Hälfte des Platzes. Der ehemalige LASK-Nachwuchskicker vollendete seinen Alleingang letztlich sehenswert mit einem Schuss in den Winkel. Der SC Kirchberg-Thening, der für seine Passivität abermals bestraft wurde, versucht in der Schlussphase zumindest noch ein Unentschieden zu retten. Den Zöhrdorfern wurden dadurch Räume eröffnet, welche diese letztlich zur endgültigen Entscheidung nutzten. In Minute 86 bediente Liridon Berisha, nachdem er sich gleich gegen mehrere Gegenspieler durchsetzen konnte, seinen eben erst eingewechselten Teamkollegen Manuel Götzenauer mustergültig, welcher für den 3:5-Endstand sorgte. Für Götzenauer war es das zweite Jokertor innerhalb von nur sieben Tagen.

Ersatzleute zeigten auf

Nicht nur über sein goldenes Händchen sondern vor allem über die ansprechende Leistung seiner Mannschaft freute sich nach Spielende ASKÖ Zöhrdorf-Trainer Herbert Neyder: „Vor der Partie habe ich mich noch kurz mit meinem Gegenüber auf der Betreuerbank Anton Höretseder, mit dem ich früher gemeinsam gespielt habe, unterhalten. Dabei habe ich ihm gegenüber noch bedauert, dass wir leider viele wichtige Akteure für dieses interessante Duell vorgeben müssen. Dementsprechend habe ich auch ehrlich gesagt nicht mit einem Sieg gerechnet, wobei ich aufgrund unserer guten Spätform schon gehofft habe, dass wir dem frisch gebackenen Meister zumindest Paroli bieten können. Unsere Ersatzleute die dieses Mal zum Zug gekommen sind, haben dann aber ein wirkliches tolles Spiel abgeliefert, indem sie auch bereit waren, viele weite Wege zu gehen. Generell waren wir im Mittelfeld und in der Verteidigung läuferisch und auch von der Aggressivität her das eindeutig bessere Team, wobei uns die Kirchberg-Theninger vielleicht auch etwas unterschätzt haben. Mit unserem 4-3-3-System sind wir in der Offensive nur schwer auszurechnen, wodurch wir uns im Angriff immer wieder Überzahlsituation schaffen konnten. Beeindruckend war für mich zudem, dass meine Spieler, trotz dreimaligen Rückstands, nie die Köpfe haben hängen lassen. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist zurzeit einfach toll. Schaffen wir es diese positive Atmosphäre in die kommende Saison mitzunehmen, dann wird mit uns auf alle Fälle zu rechnen sein. Man sieht, dass sich bei uns etwas entwickelt.“

Klassenerhalt als nächstes Ziel

Auf Seiten des SC Kirchberg-Thening und ihres „ehrgeizigen“ Meistertrainers Anton Höretseder hatte man sich den Abschluss einer überragenden Spielzeit natürlich anders vorgestellt: „Wir haben sicherlich nicht dass gemacht, was wir uns eigentlich für dieses Spiel vorgenommen hatten. Offenbar war nach der langen, harten Meisterschaft aber doch schon etwas die Luft draußen. Es ist einfach von Beginn an schon nicht so rund gelaufen, wie erhofft, obwohl wir eigentlich früh in Führung gegangen sind. Wenn man aber nicht bereit ist zu laufen und konsequent gegen den Ball zu arbeiten, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn man verliert. Ein auschlaggebender Punkt hätte der Elfmeter vor der Pause sein können, wo man genau genommen Zöhrdorfs Schlussmann hätte ausschließen müssen. Ich finde aber die Entscheidung des Schiedsrichters, gerade auch weil es um Nichts mehr gegangen ist, absolut in Ordnung und nachvollziehbar. Dennoch hätten sich die Gäste in der zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger sicherlich schwerer getan. Selbst nach dem Tor zum 3:2 sind wir nicht wirklich in Schwung gekommen, daran haben leider auch die Wechsel nichts geändert. Als wir dann per Elfmeter rund eine Viertelstunde vor Schluss neuerlich den Ausgleich kassiert haben, war mir schon bewusst, dass wenn wir so weiter spielen, wir die Begegnung noch verlieren würden. Tatsächlich hat uns das dritte Gegentor dann endgültig unsere letzten Körner geraubt. Die Zöhrdorfer haben den Sieg mehr gewollt, früher attackiert und demnach verdient gewonnen. Ausgerechnet das letzte Heimspiel zu verlieren, war natürlich bitter, zumal wir im Anschluss ja unsere Meisterfeier hatten. Auch wenn der Abschluss jetzt nicht ganz so schön ausgefallen ist, wie er hätte sein können, so können wir dennoch stolz und zufrieden auf die abgelaufene Spielzeit zurückblicken. Wollen wir nach unserem Aufstieg aber länger in der 1. Klasse verweilen, dann werden wir uns jedoch gewaltig steigern müssen. Aufgrund unserer bescheidenen Mittel wäre alles andere als der Klassenerhalt im nächsten Jahr auch kein wirklich faires Ziel.“

 

Fotos: Albin Schuster

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