Nach der überraschenden 3:4-Niederlage von Spitzenreiter und Serienmeister FC Red Bull Salzburg am Vorabend bei Austria Klagenfurt wollte der bis dato punktgleiche "Bullen-Jäger" SK Sturm Graz die "Salzburger Steilvorlage" nutzen und vor dem Top-Spiel am Sonntag in der Red Bull Arena auf den Tabellenthron springen. Seit der Liga-Reform in 2018 war RB Salzburg in der Meistergruppe immer vorn. Es konnte also ein historischer Tag für die Ilzer-Elf werden, die nach dem 1:0-Sieg am Freitag auch in Akt 2 des "SK Rapid-Doppels" bei den Hütteldorfern voll punkten wollten. Was die galligen Grazer in die Tat umsetzen: 3:1!

Sonntagsschuss am Mittwoch...einem "Sahnetag" für Sturm, der die letzten fünf BL-Spiele, die an einem Mittwoch ausgetragen wurden, gewann und damit die derartige Siegesserie von 2007 bis 2008 einstellen. Während Jusuf Gazibegović in seinem 150. Einsatz für den SK Sturm seine Leistung mit einem sehenswerten Freistoßschlenzer zur 2:1-Führung krönt und die Grazer damit auf die Siegesstraße bringt. Noch besser: Sogar auf den Tabellenthron, den seit der Ligareform vor sechs Jahren immer (!) in der Meistergruppe der FC Red Bull Salzburg für sich behauptet hat.

Nach Salzburger Steilvorlage legen gallige Grazer grandios los

Graz mit G wie gallig, griffig, gierig, gewaltig, dem großen Glauben an den Erfolg...und auch dem Namen Sturm gerecht werdend. Denn die Steirer legten überfallartig und furios los. Und früh durch Tomi Horvat vor! David Schnegg kommt vor den Augen vom deutschen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick über "seine" linke Außenbahn (zu) ungehindert zum Zuge, bedient per flacher Hereingabe den slowenischen Teamspieler, der ins kurze Eck vollendet und SK Rapid-Goalie Niklas Hedl dabei unglücklich aussehen lässt - 0:1 (8.). Auftakt nach Maß für die Gäste. 

Doch die Grün-Weißen, bei denen die Torgaranten Burgstaller & Grüller zunächst auf der Bank Platz nehmen und "Aggressive Leader" Lukas Grgic verletzt fehlt, liefern alsbald die ambitionierte Antwort. Auch diesmal ist SK Sturm-Linksverteidiger David Schnegg beteiligt, zieht nach einer feinen Linksflanke von Jonas Auer gegen Fally Mayulu den Kürzeren. Der 21-jährige Franzose (Sommer-Neuzugang vom FC Blau-Weiß Linz) steht kerzengrade im Hütteldorfer Abendhimmel und vollendet zugleich "wie aus heiterem Himmel" mit der ersten Rapid-Chance ungehindert aus Nahdistanz per Kopfball zu seinem fünften Saisontor - 1:1 (21.).

Maßarbeit von Gazibegović & Kiteishvili zum 1:3-Pausenstand

Die "Schwoazn" bleiben unbeeindruckt, ziehen "ihr Ding" gegen die junge Rapid-Mannschaft (Cheftrainer Robert Klauß mutig auf "Jugend forscht" setzend) durch und melden sich per Powerfußball eindrucksvoll zurück. Um mit einem Geniestreich wieder in Führung zu gehen. Jusuf Gazibegović platziert einen Freistoßball aus 25 Metern perfekt, über die Vier-Mann-Mauer ins linke Kreuzeck. Nicht das erste Standardtor für den 24-jährigen, bosnischen Rechtsverteidiger (29.) - 1:2 ...im Zehn-Minuten-Tore-Rhytmus. Der Torhunger der Steirer ist noch längst nicht gestillt. Biereth allein vor Keeper Hedl nur zweiter Sieger (35.). 

Doch "einer geht noch" dachten sich die Steirer wohl und realisieren vor der Pause noch das 1:3! Mika Biereth setzt sich gegen Kasanwirjo durch, legt quer für Tomi Horvat, der wiederum mit gekonntem Haken Otar Kiteishvili bedient. Und der georgische Teamspieler, der im Sommer mit seinem Land erstmals an einer EM teilnimmt, zirkelt das runde Leder mit viel Gefühl und Effet aus 20 Metern sehenswert ins linke Eck (44.). Vollauf verdiente 3:1-Pausenführung in einer intensiven und fairen Partie der beiden Kultklubs.

Teufelskerl Jaroš zwei mal meisterhaft im "Privatduell" mit Comebacker Cvetkovic

Nach dem Seitenwechsel bewiesen die Gastgeber Moral. Robert Klauß brachte seinen Top-Torjäger Marco Grüll und außerdem kommt auch Innenverteidiger Nenad Cvetkovic (erlitt in Runde 4 einen Kreuzbandriss) nach über einem halben Jahr  zu seinem Comeback. Der 28-jährige Serbe steht sogleich im Mittelpunkt. Und zwar vorne! Der Innenverteidiger findet gleich zwei Mal bei Kopfbällen im überragenden Gäste-Goalie Vítězslav Jaroš seinen Meister. Was für Reflexe vom 22-jährigen Tschechen und Leihspieler vom FC Liverpool. Wow!

Bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass der SK Sturm gegen den 1,95 Meter-Mann Nenad Cvetkovic kein probates Mittel in den Luftduellen fand. Ansonsten verteidigte es der neue Spitzenreiter aus der Steiermark gekonnt weg, betrieb schon etwas haushalten mit den Kräften, ohne einen Kontrollverlust zu haben. Nach zwei Mal 1:1 im Grunddurchgang gewinnt das Ilzer-Team beiden Duelle gegen den SK Rapid in der Meistergruppe (1:0 h, 3:1a).

SK Rapid verliert Boden auf LASK - SK Sturm nun als Gejagter in die Mozartstadt

Zum fünften Aufeinandertreffen kommt es dann in einer Woche am 1. Mai im Wörthersee-Stadion in Klagenfurt bei der Neuauflage des Vorjahres-Uniqa-ÖFB-Cup-Finales. In der Liga kommt es zuvor am Sonntag für den Tabellenvierten aus Hütteldorf noch zum Gastspiel beim Dritten LASK, der heute mit dem Last-Minute-Sieg in Hartberg den Vorsprung auf fünf Zähler ausbaute. Der Kracher findet dann in vier Tagen in Salzburg statt, wenn die Roten Bullen - nunmehr in der Jäger-Rolle - den seit heute drei Punkte besser postierten, neuen Spitzenreiter SK Sturm empfangen (17 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER).

Wird das die Saison der Steirer? SK Sturm Graz Meister in Liga 1, Stadtrivale GAK 1902 in Liga 2?

ADMIRAL Bundesliga 28. Runde, Meistergruppe 6. Runde

Mittwoch, 24. April 2024, 20:30 Uhr, Allianz Stadion Wien-Hütteldorf, Z: 20.300; SR: Walter Altmann/Tirol

SK Rapid vs. SK Sturm Graz 1:3 (1:3)

SK Rapid (5-3-1-1): Hedl - Oswald, Kasanwirjo, Hofmann (K, 46. Cvetkovic), Sattlberger, Auer - C. Lang (46. Grüll), Kaygin (77. Seydi), Jansson (84. Zivkovic) - M. Seidl - Mayulu. Trainer: Robert Klauß.

SK Sturm Graz (4-4-2, Raute): Jaroš - Gazibegović (88. Johnston), Wüthrich, Lavalée, Schnegg (88. Affengruber) - Horvat (72. Camara), Stankovic (K), Kiteishvili (72. Hierländer), Prass - Bøving, Biereth (61. Jatta). Trainer: Christian Ilzer.

Torfolge: 0:1 Horvat (8., Schnegg), 1:1 Mayullu (19., Auer), 1:2 Gazibegović (29., Freistoß), 1:3 Kiteishvili (44., Horvat).

Gelbe Karten: Auer (54., SR-Kritik, 5. GK, nä. Spiel Sonntag beim LASK gesperrt) / Lavalée (69. Foulspiel), Schnegg (84., Foulspiel, 5. GK, nä. Spiel Sonntag in Salzburg gesperrt). 

SPIELFILM im Ligaportal-LIVETICKER

Fotocredit: RiPu-Sportfotos