Qualifikations-Irrsinn: ÖFB-Cup! LASK-Edelweiß abgesagt, Titelverteidiger muss in Quali

OÖFV

"Ein Paradebeispiel für den österreichischen Fußball", hört man einhellig aus dem Munde des oberösterreichischen Fußballfans in den letzten Tagen. Grund dafür: Die Entscheidung des Oberösterreichischen Fußballverbandes (OÖFV) eine Qualifikation für die oberösterreichischen Startplätze des ÖFB-Cups auszutragen. Die Idee grundsätzlich in Ordnung, die Ausführung ein schlimmes Dilemma. Heute steht fest: Der diesjährige ÖFB-Cupsieger FC Pasching muss Qualifikation spielen und könnte bei einer Niederlage gar nicht im Cup vertreten sein, während das Quali-Spiel des Regionalliga-Meisters LASK heute abgesagt wurde.

 

Irrsinn 1: ÖFB-Cup-Sieger Pasching muss in Qualifikation

Pasching hat dieses Jahr österreichische Cup-Geschichte geschrieben: Man schlug Salzburg, Rapid und Austria und holte den Pott nach Oberösterreich, repräsentierte den Fußball im Land ob der Enns wie man es nicht besser machen hätte können. Nur vier Tage nach dem unglaublichen Erfolg der Baumgartner-Elf die Nachricht des Fußballverbandes: Die Paschinger müssen kommendes Wochenende (7.-8. Juni) gegen Donau Linz die Qualifikation zum ÖFB-Cup 2013/2014 trotzdem spielen. Warum? "Weil Oberösterreich nur ein bestimmtes Kontingent nach Cup-Startplätzen zur Verfügung hat. Wir haben vor der Saison entschieden, dass hier eine Qualifikation gespielt wird, um den OÖ.-Ligisten auch eine Chance zu geben", erklärt Raphael Oberndorfinger, Pressesprecher des Verbandes. Die Paschinger verstehen dies natürlich nicht: "Wir haben es mit der Rechtsabteilung des ÖFB abgeklärt, leider gibt es in den Bestimmungen keinen Passus, der diese Entscheidung des OÖFV entkräftet, deshalb müssen wir am Samstag dieses Spiel gegen Donau Linz spielen, auch wenn es einfach nicht passt, dass der Cupsieger sich erst für die nächste Cup-Saison qualifizieren muss", so Pasching-Geschäftsführer Norbert Schnöll. Tatsächlich ist diese Entscheidungen von den offiziellen Cup-Bestimmungen des ÖFB gedeckt, wenn gleich man seitens des Fußballverbandes eingesteht: "Natürlich ist es unglücklich, Pasching hätte sich mit diesen Leistungen dies sicher verdient. Aber die Entscheidung liegt beim ÖFB: Gibt es den Passus, dass der Cupsieger aus dem Landesverbandskontingent einen Platz erhalten muss, so bekommt er diesen auch. Den gibt es aber nicht. Der Cup ist ein Bewerb des ÖFB, deshalb hat der OÖFV keine Verpflichtung, dem Titelverteidiger einen Fixplatz zu gewähren, das wäre Aufgabe des ÖFB. Wir treffen die Entscheidungen vor Saisonbeginn entsprechend dem Regulativ, da weiß keiner, wer Cupsieger wird. Diese Entscheidungen zu revidieren, würde die Glaubwürdigkeit und auch die Rechtmäßigkeit in Frage stellen", führt Oberndorfinger die Problematik aus. Der ÖFB war auf Anfrage von ligaportal.at zu keiner Stellungnahme bereit.

Fazit: Es sind die starren Strukturen der Verbände, die hier die Paschinger in die Qualifikation schicken. Ein Satz im Regulativ des ÖFB hätte gereicht, um den Paschinger den Platz im Cup zu garantieren. So kann es heuer passieren, dass der verdiente Titelverteidiger nicht im Cup vertreten ist. Pasching kann aber alle Diskussionen beseitigen, wenn am kommenden Samstag (17 Uhr) bei Donau Linz ein sportlicher Einzug in den ÖFB-Cup geschafft wird.

Irrsinn 2: LASK-Edelweiß abgesagt – Nachtrag in der Schwebe?

Nach dem oben erklärten Regulativ müsste auch der Meister der Regionalliga Mitte – der die letzten Jahre immer fix für den Cup qualifiziert war – in die Qualifikation, wenn er nächstes Jahr nicht in der 2. Bundesliga spielt, d.h. die Relegation verliert. Weil der LASK an Liefering gescheitert ist, müsste morgen das Match gegen die zugeloste Union Edelweiß gespielt werden (hätte der LASK die Relegation geschafft, hätte Edelweiß einen Fixplatz bekommen). Dieses Spiel findet allerdings nicht statt. Aufgrund der Ausschreitungen beim Relegations-Rückspiel am Donnerstag, haben die Behörden die Austragung des Spiels untersagt. "Bei einer Begehung mit der Polizei und Vertretern der Behörde, wurde uns verboten, morgen das Spiel bei uns auszutragen", sagt Edelweiß-Sportchef Didi Mirnegg. Damit sind nicht nur der LASK, sondern auch die Union Edelweiß in einem Dilemma: Eigentlich wollte man das Spiel am 6./7. Juli nachtragen. Das Spiel muss aber bis spätestens 30. Juni gespielt sein, da bereits am 1. Juli die Auslosung für die erste offizielle Cup-Runde durch den ÖFB erfolgt. Sowohl LASK als auch Edelweiß sind aber ab diesem Wochenende im wohlverdienten Urlaub. "Ein Ausweichen auf eine andere Spielstätte wäre möglich", sagt Raphael Oberndorfinger vom OÖFV. Dies entkräftet wiederum Edelweiß-Sportchef Mirnegg: "Wir können nicht ins Linzer Stadion ausweichen, das würde uns über den Daumen 16.000 Euro kosten." Wann gespielt wird, kann derzeit weder Edelweiß und der LASK noch der OÖFV sagen.

Fazit: Durch die Ausschreitungen der LASK-Fans und die Entscheidung der Behörde sind jetzt alle Parteien in der Zwickmühle. Weder der OÖFV noch Edelweiß und LASK können aber an der Situation etwas ändern. "Fakt ist, dass diese Fanausschreitungen dem LASK geschuldet sind und nicht der Union Edelweiß. Sonst könnte nie wieder ein kleiner Verein im Cup spielen", bringt Didi Mirnegg die Problematik auf den Punkt.

Irrsinn 3: Grieskirchen muss auf Blau-Weiß-Aufstieg hoffen

Eine weitere Episode der Cup-Qualifikation spielt sich rund um die Relegation des FC Blau-Weiß Linz ab: Das ÖFB-Regulativ sieht vor, dass ein Verein, der aus der 2. Bundesliga absteigt, einen Fixplatz für den ÖFB-Cup der kommenden Saison aus dem Landesverbands-Kontingent bekommen muss. Sollte man es schaffen, die Liga zu halten, bekommt man den Fixplatz aus dem Kontingent der Bundesliga. Grieskirchen als schlechtester für die Cup-Quali qualifizierter OÖ.-Liga-Verein wurde deshalb als Platzhalter genommen. Sollte Blau-Weiß heute gegen Parndorf absteigen, so ist die Samsung-Cup-Saison für Grieskirchen schon vorbei, ohne je ein Spiel gespielt zu haben. Gewinnt Blau-Weiß und bleibt in der 2. Bundesliga, so steht Grieskirchen als Sechster der OÖ Liga fix im Cup-Bewerb, während LASK, Pasching usw. sich erst qualifizieren müssen.

Fazit: Auch diese Situation ist paradox: Die Weissenböck-Elf hat also nicht die Möglichkeit, sich auf sportlichem Weg zu qualifizieren, muss auf Blau-Weiß hoffen. Während also dem Absteiger aus der 2. Bundesliga ein Fixplatz im Samsung Cup laut Regulativ versprochen ist, muss der Samsung-Cup-Gewinner um seinen Platz bangen.

 

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Lino Heiduck