Am Montag benannte ÖFB-Neo-Teamchef Ralf Rangnick seinen Kader für die vier anstehenden Nationsleague-Spiele im Juni gegen Weltmeister Frankreich, Vizeweltmeister Kroatien und Dänemark (2 Spiele). Einer, der bereits 100 Einsätze für "Rot-Weiß-Rot" absolvierte war nicht dabei: Aleksandar Dragovic. Bereits Ende der vergangenen Woche hatte Rangnick laut Medienberichten den 31-jährigen Wiener darüber informiert, ihn nicht zu berücksichtigen. Für den Abwehrspieler, der derzeit bei Roter Stern Belgrad spielt, nicht nachvollziehbar...ja für ihn scheint gar eine Fußball-Welt zusammen gebrochen.

 

Aleksandar Dragovic in der Krone: "Für mich war das ein Schock". Nachsatz: "Ich muss es akzeptieren, man muss nicht immer einer Meinung sein."

Der aus der Jugend von Austria Wien stammende Defensivakteur weiter: "Ich kann mir in diesem Jahr nichts vorwerfen. Bis auf das Spiel in Israel. Auch die EURO war gut. Ich denke, dass ich es mir verdient hätte, mich im Training zu beweisen, aufzuzeigen."

"Rücktritt kommt nicht in Frage"

Er habe das nun "sacken zu lassen". In der Kleinen Zeitung stellte der ÖFB-Team-Langzeitakteur klar, dass..."ein Rücktritt für mich nicht infrage kommt."

Der 1,86 Meter große Innenverteidiger gab sein ÖFB-Team-Debüt am 6. Juni 2009 unter dem damaligen ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini im Qualispiel für die Fußball-WM 2010. Damals ausgerechnet gegen Serbien, wo Dragovic seine Wurzeln hat. Seine Eltern sind nahe Belgrad geboren. Der aktuelle Serbien-Legionär stieg im März im Länderspiel gegen Schottland in den "100er-Klub" auf.

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in einer Stellungnahme zum Kader-Entscheidungsprozeß: "Wir haben einige Video-Meetings mit Ralf Rangnick und Lars Kornetka gehabt, am Ende auch mit Peter Perchtold. Von unserer Seite waren die dabei, die die Nationalmannschaft die letzten Jahre begleitet haben und eng dran waren, wie Robert Almer und Stefan Oesen, auch ich war dabei. In der heutigen Zeit kann man sehr gut recherchieren, unser Trainerteam hat sehr gute Kontakte nach Deutschland. Dann haben wir unsere Ideen zusammengetragen und dann ist dieser Kader für diese vier Spiele im Juni entstanden."

"Haben auf dieser Position extrem viele gute Spieler, die in Top-Ligen spielen und dort ihre Leistung bringen"

Schöttel zur Entscheidung, dass Aleksandar Dragovic für die die ersten vier Nations-League-Partien nicht berücksichtigt wurde:  "Das war wahrscheinlich die schwierigste Personalentscheidung. 'Drago' hat 100 Länderspiele, ist natürlich enttäuscht, dass er nicht im Kader ist. Wir haben auf dieser Position extrem viele gute Spieler, die in Top-Ligen spielen und dort ihre Leistung bringen."

 

Doch die "Tür bleibe offen" wie Schöttel betonte: "Weil wir Drago sehr gut kennen, hat sich Ralf dazu entschlossen, diesen Lehrgang zu nutzen, um die anderen zu sehen. Ich möchte betonen, das ist eine Entscheidung für diesen Lehrgang. Er ist ja auch auf Abruf."

Neben Dragovic fehlt mit Kapitän Julian Baumgartlinger ein weiterer Ex-Leverkusener und Routinier. Der 34-jährige Salzburger, der Bayer Leverkusen im Sommer verlassen wird, konnte verletztungsbedingt nur sechs Bundesligaspiele in der abgelaufenen Saison absolvieren.

Betr. Baumgartner: "Spiele gegen Weltmeister, Vizeweltmeister und 2 Mal Dänemark schwierig für jemanden, der nicht bei 100% sein kann"

Für Peter Schöttel auch der Grund für die Nicht-Nominierung: "Er hat in den letzten eineinhalb Jahren enorm viel Verletzungspech gehabt, hat kaum gespielt. Er ist im letzten Spiel bei Leverkusen zwar eine Stunde reingekommen, aber wir sind der Meinung, dass Spiele gegen den Weltmeister, Vizeweltmeister und zweimal Dänemark schwierig sind für jemanden, der gar nicht auf 100 Prozent sein kann. Deswegen ist er diesmal auch nur auf Abruf."

 

Es werde im ÖFB-Team künftig einige Veränderungen geben, die der ÖFB-Sportdirektor für die Spieler jedoch so so reibungslos wie möglich gestalten will.

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