Wenn wir uns den Betreuerstab österreichischer ADMIRAL-Bundesliga-Klubs (Stand 18.12.2022) ansehen, dann müssen wir feststellen, dass offiziell nur der FC Red Bull Salzburg einen Mentaltrainer auf ihrer Homepage präsentiert. Warum die restlichen Klubs keinen Mann für die mentale Arbeit anführen und was im Fußball grundlegend falsch läuft, erfahren wir in diesem Gastbeitrag von Mentalcoach Wolfgang Seidl.

Beim FC Red Bull Salzburg wird auf den individuellen Dialog mit den Spielern besonderer Wert gelegt. Der österreichische Serienmeister überlässt nichts dem Zufall, hat seit Jahren professionelle Strukturen und Chefcoach Matthias Jaissle (Foto) einen kompetenten Staff mit 25 (!) Personen! Von Co- über Athletik-Trainer bis hin zu zwei Köchen. Mit Nils Thomsen gibt es auch einen Mentaltrainer. Die Roten Bullen wieder Mal Vorreiter...

"Vereine haben in Ansätzen erkannt, wie wichtig mentale Arbeit im Fußball ist"

Aus vertraulichen Quellen weiß ich, dass einige weitere Clubs zeitweise mit Sportpsychologen, Teamentwicklern und Mentaltrainern zusammenarbeiten, jedoch nicht regelmäßig und so intensiv, wie es notwendig wäre. Beruhigend zu hören, dass weitere Vereine, in Ansätzen erkannt haben, wie wichtig die mentale Arbeit im Fußball ist.

Trotzdem müssen wir uns fragen, warum verheimlichen sie der Öffentlichkeit auf ihrer Homepage diese Zusammenarbeit? Vielleicht, weil diese Personen nicht beim Club angestellt sind, vielleicht weil die Personen selbst nicht genannt werden wollen, vielleicht weil man als Verein „psychologische“ Arbeit noch immer als Schwäche sieht, oder aus anderen Gründen. Dieser Umstand zeigt uns, dass die Wertschätzung der mentalen Arbeit im Vergleich zum restlichen Staff, wie Athletiktrainer, Physiotherapeut, Videoanalyst oder Teammanager noch nicht bei allen Verantwortlichen angekommen ist. 
Dabei spielt die mentale Arbeit eine so wesentliche und entscheidende Rolle in der Entwicklung eines Teams!

Wie verpflichtend sollte mentales Training für die Spieler sein?

Verantwortliche im Fußball argumentieren sehr oft damit, dass man die Spieler ja nicht verpflichten kann zum Sportpsychologen/Mentaltrainer zu gehen. Gegenfrage, kann man Spieler verpflichten zum Athletiktraining zu gehen? Was würde es für einen Aufschrei geben, wenn man jedem Spieler selbst die Entscheidung lässt, Athletik Training in Anspruch zu nehmen.

Meiner Meinung nach sollte ein Spieler, der Angestellter eines Vereins ist, auch verpflichtet werden seine mentalen Kompetenzen zu optimieren, wenn er sie am Platz nicht zeigt. Voraussetzung ist natürlich, dass in Vorgesprächen und mit entsprechender Aufklärungsarbeit vermittelt wird, was mentale Arbeit bedeutet und welche Vorteile der Spieler und das Team davon haben.

Leistungssteigerung durch mentale Arbeit

Fakt ist, Sieg und Niederlage werden fast immer im Kopf entschieden. Spieler, die mit mentalen Kompetenzen ausgestattet sind, lassen sich auch durch Hindernisse und Hürden nicht beeindrucken. Sie bewahren in schwierigen Situationen im Match einen kühlen Kopf, übernehmen Verantwortung, pushen sich gegenseitig und sind bis zur letzten Sekunde hoch konzentriert.

Sehen wir uns ein paar herausfordernde Situation am Platz an:

  • Drucksituationen (z.B. vor entscheidenden Matches oder bei einem Elfmeter)
  • Umgang mit Fehlern (Spieler verlieren den Fokus)
  • Rückstand (Zweifel an den Erfolg)
  • Falsche Schiedsrichter Entscheidungen (Ärger und in weiterer Folge Unkonzentriertheit)
  • Enorme Pressing Phase des Gegners (Hektik im Spiel)
  • uvm.

Technische vs. Mentale Faktoren

Im Fußball liegt der Hauptfokus noch immer bei den technischen Faktoren und die mentale Thematik wird von den meisten Clubs noch vernachlässigt. Ceri Evans, ein angesehener Psychologe, der neben den New Zealand All Blacks auch mit Arsenal unter Arsene Wenger arbeitete, kennt zwei Hautgründe für diesen Umstand:

  1. Es einfacher, dass sich Vereine mit dem Messbaren und Vertrauten auseinandersetzen. Der Fokus auf technische Faktoren lenkt von mentalen Themen ab, welche unkomfortabel sein können in Bezug auf Leadership, Teamwork oder emotionalen Reaktionen. Verantwortliche im Fußball tun sich noch immer schwer, psychische oder seelische Probleme zu thematisieren.

2.      Zweitens ist es für Vereine leichter, Dinge, die sie nicht sehen und verstehen, als weniger relevant und zuverlässig abzutun. Dr. Evans hält es für einen schwerwiegenden Fehler, daraus zu schließen, dass die mentale Welt weniger wertvoll ist, nur weil sie schwer fassbar ist.

In meiner Arbeit im Fußball sehe ich enormes Potential für Vereine, wenn sie nachhaltig und langfristig in die mentale Arbeit und Teamentwicklung investieren.

Fotocredit: FC Red Bull Salzburg via Getty

Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach mit einer Praxis in der Steiermark und Wien. Er betreut als Coach Sportler, stressgeplagten Menschen, Mannschaften und Unternehmen. 

Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen individuellen Betreuung von SpielerInnen sowie in der mentalen Beratung von Mannschaften.

MANA4YOU

Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Teamentwickler
HeartMath®Coach

Praxis Steiermark: Burgauerstrasse 49; 8283 Bierbaum
Praxis Wien: Cumberlandstrasse 102; 1140 Wien

+43 650 415 5401
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