Er ist in Ried im Innkreis geboren, ein Ur-Gestein der SV Guntamatic Ried, für die er als Abwehrspieler stolze 316 Pflichtpartien (darunter 230 in der Bundesliga) absolvierte, ehe er im Sommer 2021 seine aktive Karriere beendete, um bei seinem Herzensklub als Sportlicher Leiter zu fungieren: Thomas Reifeltshammer. Der 34-jährige Familienvater äußerte sich im exklusiven Ligaportal-"Give-me-five"-Interview über den knapp verpassten Sieg im OÖ-Duell (1:1) das ÖFB-Cup-Semifinale beim SK Rapid Wien, der Verletzungsmisere der Wikinger sowie der aktuell kritischen Situation beim Schlusslicht und zu Chefcoach Christian Heinle

"Das sollte Standard sein bei uns in Ried"

Ligaportal: Hallo Thomas. Mit zeitlichem Abstand wie siehst Du in der Retrospektive das OÖ-Duell der SV Guntamatic Ried vs. LASK vom Samstag und überwiegt der Stolz über die gezeigte Leistung oder die Enttäuschung über den zum Greifen nahe verpassten Sieg?

Thomas Reifeltshammer: Was das Auftreten betrifft beim Derby, so will ich eigentlich unsere Mannschaft sehen. Von der 1. Minute an eine gute Intensitiät, gute Körpersprache. Das sollte Standard sein bei uns in Ried. Nicht nur im Derby, sondern gegen jeden Gegner. Natürlich war es sehr, sehr bitter hinten heraus den Gegentreffer noch zu kassieren und somit das Unentschieden. Aber im Endeffekt nehmen wir den Punkt mit, auch wenn es natürlich hinten heraus bitter war.

Ligaportal: Was lief da aus Sicht des jahrelangen, gestandenen Abwehrspielers Thomas Reifeltshammer falsch beim späten Gegentor von Nakamura?

Thomas Reifeltshammer: Wir waren da eindeutig zu passiv im und um den Sechzehner. Da sind sicher drei, vier Spieler von uns im Umkreis gewesen. Das haben wir leider zu passiv verteidigt.

Ligaportal: Blick voraus...zunächst zum ÖFB-Cup-Semifinale, wo die SV Ried - als Pokal-Klub bekannt und im Vorjahr ja auch im Finale - nach Hütteldorf reist. Dem SK Rapid habt ihr in dieser Saison zwei Mal Paroli geboten, in BL-Runde 1 im Allianz Stadion denkbar unglücklich mit 1:0 verloren, zu Hause in der josko Arena habt ihr sie gebogen und mit 1:0 gewonnen. Dein Kommentar zum Los und Gegner?

Thomas Reifeltshammer: Wir haben gewusst, egal wen wir ziehen, dass es kein leichtes Los wird. Jetzt ist es Rapid auswärts geworden. Ich persönlich habe gute Erfahrungen im Cup in Wien gemacht. Ich glaube es war der einzige Sieg, den wir dort gefeiert haben (Anm.: ÖFB-Cup-Achtelfinale am 26.10.2011, 2:1-Sieg n.V., in der Bundesliga stehen in 43 Partien bei Rapid allerdings 35 Niederlagen und 8 Remis, kein Sieg...zu Buche).

Es ist Halbfinale. Und so werden wir nach Wien fahren. Mit dem Wissen, dass wir heuer auch schon gute Leistungen dort gezeigt haben. Von demher wollen wir unbedingt ins Finale kommen. Wir werden uns dann, wenn es soweit ist, auf das Spiel vorbereiten, aber jetzt haben wir noch einige Hausaufgaben in der Liga zu erledigen.

"Fitness ist dann auch nicht mehr auf Bundesliga-Niveau"

Ligaportal: Der Verletzungsteufel treibt in diesen Wochen arg sein Unwesen bei der SV Ried. Rückhalt Samuel Sahin-Radlinger, Rückschlag bei Kapitän Marcel Ziegl - zwei Führungsspieler obendrein - dazu Nikola Stošić und jetzt auch noch Denizcan Cosgun mit Kreuzbandriss. Wie viel Verletzungen "vertragt" ihr noch bzw. wie lässt sich das kompensieren, musst Du nochmal ran...?

Thomas Reifeltshammer:  Ja klar, die Verletzungen tun uns weh. In der Summe natürlich. Unter dem Strich muss man das dann so annehmen. Das gehört zum Fußball leider dazu. Man muss das Beste draus machen. Den verbleibenden, fitten Spielern den Rücken stärken. Wir sind absolut überzeugt von jedem einzelnen Spieler, der im Kader steht.

Wir hoffen trotzdem, dass jeder einzelne Spieler, der verletzt ist, so schnell wie möglich zurückkommt. Und an dem arbeiten wir. Mit einem Comeback von mir ist nicht zu rechnen...ich glaube das wäre keine gute Idee. Ich wäre natürlich wie jetzt im Derby gern auf dem Platz gewesen. Doch mein letztes Spiel ist ja schon eine zeitlang aus. Die Fitness ist dann auch nicht mehr auf dem Bundesliga-Niveau (lacht). Aber hätte mich schon noch gereizt...das muss ich ehrlich sagen.

Seite an Seite: Thomas Reifeltshammer und de 37-jährige Chefcoach Christian Heinle, auf den mit seiner Mannschaft am kommenden Sonntag, den 26.02., in der Red Bull Arena gegen Serienmeister FC Red Bull Salzburg (17 Uhr, Ligaportal-Liveticker) eine Herkules-Aufgabe wartet.

"Kader ist von Qualität her absolut bundesligatauglich"

Ligaportal: Zusammenhalt und die Rieder Tugenden sind gefragt. Denn die Lage ist alarmierend, doch natürlich nicht ausweglos. Die SV Ried ist BL-Schlusslicht, hat noch nie zum gleichen Zeitpunkt so wenige BL-Punkte geholt und als restliche vier Grunddurchgang-Gegner RB Salzburg (a), FK Austria Wien (h), SCR Altach (a) und den WAC (h). Was stimmt Dich zuversichtlich den Klassenerhalt zu schaffen und wie siehst Du die Situation, auch in punkto des in die Kritik geratenen Cheftrainers Christian Heinle?

Thomas Reifeltshammer: Dass die Situation nicht leicht ist, ist uns allen bewusst. In der Tabelle liegt trotzdem alles sehr, sehr eng beieinander. Aber wir sind gut beraten, wenn wir einfach auf uns schauen. Wenn wir tagtäglich unsere Hausaufgaben erledigen, dass wir fit sind und in den nächsten Wochen punkten. Das ist das Entscheidende. Das muss in die Köpfe rein von jedem Spieler, von jedem Betreuer, von jedem im Umfeld.

Ich bin zuversichtlich, dass wir das dann auch schaffen. Der Kader ist von der Qualität her absolut bundesligatauglich. Jetzt müssen wir zusammenstehen, zusammenhelfen und jeder Einzelne das Beste für unseren Verein herausholen. 

Natürlich kriegt man die Kritik am Trainer mit. Gehört wohl in gewisser Art und Weise im Fußball dazu. Ich sehe täglich wie sehr gut das Trainerteam arbeitet, wie auch der Draht zur Mannschaft ist. Das hat man jetzt auch im Derby gesehen anhand der Körpersprache, dass die Mannschaft gut eingestellt war. Dass Kritik aufkommt, ist glaube ich im Fußball leider ganz normal oder gehört dazu.

Das Interview führte Ligaportal-Chefredakteur Herbert Pumann

Fotocredit: SVR/Schröckelsberger