Das Auswärts-Doppel bei Serienmeister FC Red Bull Salzburg und Rekordmeister SK Rapid binnen einer Woche in der ADMIRAL Bundesliga hatte SC Austria Lustenau-Trainer Andreas Heraf als "Bonusspiele" deklariert, wollte dabei auch das ein und andere ausprobieren, um nach der 0:7-Niederlage in Salzburg nun an seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Hütteldorf einen 1:1-Achtungserfolg zu landen. Während seine Mannschaft bereits auf dem Weg ins Ländle retour war, blieb der 56-jährige Taktikfuchs, der als Spieler vier Meistertitel mit Rapid holte, gleich in seiner Geburtsstadt und war zu Gast in der Sky-Sendung "Talk & Tore"

In der Horror-Herbstsaison holte Schlusslicht SC Austria Lustenau in 17 Partien gerade mal drei Punkte, in der Frühjahrssaison unter Neo-Cheftrainer Andreas Heraf bereits vier Zähler (alle auswärts) in vier BL-Partien. Und dabei ging es gegen drei Teams aus der oberen Tabellenhälfte.  

„Mit dem Spiel gegen Blau Weiß Linz geht dieser richtige Abstiegskampf los"

Andreas Heraf (Trainer SC Austria Lustenau) über...

...das Spiel gegen Rapid: „Vor dem Spiel war es eigentlich relativ ruhig. Man hat mich viel auf meine Rapid Vergangenheit angesprochen die natürlich etwas ganz Besonderes für mich ist. Vom Spiel her war ich sehr entspannt vor dem Spiel, weil ich die beiden Spiele gegen Red Bull Salzburg und Rapid als Bonusspiele gesehen habe, bei denen ich noch etwas ausprobieren und Spieler testen konnte.

Für mich geht ab nächster Woche mit dem Spiel gegen Blau Weiß Linz dieser richtige Abstiegskampf los. Umso schöner war es dann natürlich, hier heute etwas zu holen. Es wurde dann noch ein bisschen emotionaler, weil wir lange Zeit geführt haben und ich dann gerne diesen Dreier nach Hause gebracht hätte. Schlussendlich bin ich schon wieder etwas runtergekommen und kann mit dem einen Punkt gut leben, weil es schon etwas Besonderes ist, als Tabellenletzter bei Rapid einen Punkt zu holen.“

"Für mich ist es ganz klar kein Elfmeter"

den Elfmeter für Rapid zum 1:1-Ausgleich: „Der Ball geht fast an die Schulter und das ist kein Handspiel. Es war auch keine Verbreiterung des Körpers. Wir brauchen nicht diskutieren. Ich kann es leider nicht ändern. Für mich ist es ganz klar kein Elfmeter. Es ist so hinzunehmen, aber schade. Es ist wirklich ganz traurig. Das Schlimme für uns ist natürlich, dass wir mit Pius Grabher einen wichtigen Spieler für uns im nächsten Spiel nicht zur Verfügung haben. Er ist ein wichtiger Spieler für uns. Mit einer Fehlentscheidung zweimal bestraft zu werden ist schon bitter.“

die Sprechchöre der Rapid Fans für ihn: „Ich habe das gehört und meine Bank gefragt, ob sie meinen Namen schreien. Man freut sich natürlich über sowas. Ich habe dann auch kurz zum Block West gewunken. Es freut mich natürlich, weil die Vergangenheit, die ich mit diesem Klub erleben durfte, schon gewaltig war. Es war eine tolle Zeit, die mich geprägt hat. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.“

„Die Zeit bei Rapid war natürlich etwas ganz Besonderes"

seine Verbindung zum SK Rapid: „Ich habe eine lange Fußballkarriere als Spieler und Trainer erleben dürfen. Die Zeit bei Rapid war natürlich etwas ganz Besonderes. Diese Meistertitel und Cupsiege waren etwas Großartiges, aber speziell die internationalen Auftritte, die ich erleben durfte. Wir haben in der Champions League und im Europapokalfinale gespielt. Das sind Dinge, die heutzutage für einen österreichischen Klub fast nicht mehr vorstellbar sind. Es waren tolle Erfahrungen, die ich nicht missen möchte und die mich auf meinem Weg weitergebracht haben.“

die Punkteteilung nach dem Grunddurchgang: „In diesem Jahr ist es natürlich ein riesengroßer Vorteil für uns. Ohne diesen Vorteil würde es verdammt schwer werden. Uns spielt es extrem in die Karten. Generell habe ich die Meinung dazu, dass es schon ein wenig unfair ist, weil man die Punkte, die man sich erwirtschaftet hat, dann halbieren muss. Für die Zuseher macht es das ganze natürlich extrem spannend.

Von dieser Warte finde ich es auch gut. Diesmal profitieren wir vielleicht davon, ein anderes Mal vielleicht eine andere Mannschaft. Ich habe gegen die Punkteteilung nichts, weil es Spannung garantiert. In diesem Jahr darf ich hoffentlich sogar davon profitieren. Eigentlich ist es so, dass durch diese Punkteteilung in der Qualifikationsgruppe alle sechs Mannschaften im Abstiegskampf sind, wenn es ganz blöd läuft. Entwicklung oder etwas auszuprobieren ist kein Thema mehr.“

„Das ist für mich als Trainer eine katastrophale Situation"

den Abstiegskampf: „Für uns war es so, dass wir bisher von den Systemen wenig probieren konnten, weil die Zeit zu wenig war. Somit habe ich diese zwei Spiele gerne mitgenommen. Man sieht ganz einfach, mit welchen Spielern ich diesen Abstiegskampf annehmen kann. Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich mit der ganzen Truppe zufrieden bin und alle bereit sind, das anzunehmen. Was mir manchmal nicht gefällt ist die Tatsache, dass ich am Spieltag oder einen Tag davor fünf oder sechs Spieler auf die Tribüne verbannen muss.

Das ist für mich als Trainer eine katastrophale Situation, weil ich diesen Menschen damit wehtue und sie nicht dabei sein können. Mir bleibt aber nichts anderes übrig, das gibt die Regel vor. Ich muss der Mannschaft in der Woche sagen, dass es um alles geht. Es ist wirklich Abstiegskampf pur. Es geht um Existenzen im Verein, auch für die einzelnen Spieler und die Angestellten. Es kann nicht sein, dass der ein oder andere Spieler beleidigt ist, wenn er nicht dabei ist. Enttäuscht wäre jeder, wenn er nicht spielt, aber wir werden nicht weiterkommen, wenn die Spieler beleidigt sind. Da muss ich die Jungs in die Pflicht nehmen, dass jeder sich hintenanstellen muss. Es geht nicht mehr um persönliche Eitelkeiten, es geht nur noch um den Verein. Ich bin guter Dinge, dass die Jungs das auch annehmen werden.“

„Auch wenn nicht in Ordnung war, was da passiert ist, muss irgendwann auch Schluss sein"

den Skandal des SK Rapid nach dem Wiener Derby: „Was ich sagen kann, ist, dass die Dinge, die vorgefallen sind, ganz klar nicht in Ordnung waren. Das weiß mittlerweile jeder. Was ich aber gut und richtig finde ist, dass sich alle Beteiligten, die da in der Euphorie ihren Teil dazu beigetragen und diesen Fehler begangen haben, in aller Form und korrekt entschuldigt haben. Auch wenn es nicht in Ordnung war, was da passiert ist, denke ich, dass irgendwann auch Schluss sein muss.

Man muss diese Entschuldigungen auch annehmen und den Leuten glauben, dass sie es auch ernst nehmen. Wenn es natürlich noch einmal vorkommt, werden die Leute sowieso Konsequenzen davontragen müssen, aber jetzt sollte irgendwann einmal Schluss sein. Wir haben auf dieser Welt ganz viele Probleme und viele Herde, wo Dinge nicht gut laufen. Natürlich ist es auch ein Thema, das in dieser Weltgeschichte einen großen Anteil hat, aber irgendwann muss auch Schluss sein. Man muss auch diese Entschuldigungen einmal akzeptieren.“

die Anforderungen an seine Mannschaft: „Fußball sehe ich im Profisport als absoluten Leistungssport. Leistungssport verlangt Leistung und Performance. Ich fordere von meinen Spielern, dass sie für ihren Job das Bestmögliche abliefern. Das heißt nicht, dass sie immer gut spielen müssen. Sie müssen aber an jedem Tag ihr Bestes geben. Das erwarte ich. Das ist das einzige, das ich verlange und ich denke, dass ich das auch verlangen darf. Jeder weiß Bescheid, was er zu tun hat und wir kommen gut miteinander aus.“

„Man darf ja nicht vergessen, dass es nicht nur reicht, den Bus zu parken"

seinen Spielstil: „Ich habe einen klaren Plan und einen klaren Stil, wie ich Fußball spielen möchte. Da gehört gutes Verteidigen als Basis einfach dazu. Ich habe den Jungs schnell klar gemacht, dass es ohne dem nicht gehen wird. Warum dürfen wir uns nicht feiern, wenn wir gut verteidigen. Man darf ja nicht vergessen, dass es nicht nur reicht, den Bus zu parken.

Da steckt viel Arbeit dahinter. Ich habe mich mit meinen Nationalmannschaften für fünf Welt- und Europameisterschaften qualifiziert. Das geht nicht, wenn man nur verteidigt. Wenn du aber da unten drinnen steckst, ist für mich die oberste Prämisse gut zu verteidigen und wenige Gegentore zu bekommen.“

seine Entscheidung, Lustenau zu übernehmen und seine Neuzugänge: „Ich habe gesagt, ja ich möchte es machen, weil es ganz einfach spannend war. Du siehst, dass nichts zusammenläuft. In den Gesprächen habe ich aber schnell gemerkt, dass die Verantwortlichen gesagt haben, dass sie Fehler gemacht haben. Diese Einsicht war mir ganz wichtig. Es hätte ja auch sein können, dass sie sagen, dass eh alles gut ist.

Man hat selbst gesagt, dass Dinge passiert sind, die nicht toll gelaufen sind. Das muss man sich eingestehen können und das hat der Verein wirklich auch gemacht. Somit haben wir die ein oder andere Personalie gehabt, die den Verein verlassen hat. Man hat mir auch die Möglichkeit gegeben, den ein oder anderen Spieler dazuzuholen, was auch wichtig war. Es ist nicht so, dass wir das große Geld hatten und Topverpflichtungen geholt haben, um die sich die Vereine gerissen haben.

"Am Anfang war es fast unmöglich, mittlerweile sehe ich es als schwierig, aber trotzdem möglich"

Es sind aber gute Spieler, von denen ich weiß, dass sie die Geschichte in Ried schon einmal mitgemacht haben. Ich habe dann auch noch zwei Spieler von Türkgücü geholt, mit denen ich auch sehr gut gearbeitet habe. Wir haben fünf Spieler geholt, die wissen, was ich möchte. Ich weiß, was sie können. Sie sind alle menschlich so schwer in Ordnung, sodass ich weiß, dass sie in dieser Truppe gut Fuß fassen und uns weiterhelfen werden. Somit sind wir jetzt auf einen Niveau, mit dem wir wirklich in die letzten elf Spiele gehen können. Am Anfang war es fast unmöglich, mittlerweile sehe ich es als schwierig, aber trotzdem möglich.“

die Abweichung von dem Lustenauer Weg mit jungen Talenten: „Wenn der Verein im Winter wieder die Variante gewählt hätte, den Weg mit jungen Talenten zu gehen, dann wäre es ein Experiment gewesen mit einem großen Risiko. Jetzt ist es natürlich auch noch keine Garantie, dass wir es schaffen.

Dem Verein und dem Investor war aber ganz klar, dass wir von diesem Weg, der absolut in Ordnung ist und der auch super funktioniert hat, abweichen mussten, um ganz einfach dieses Ziel, die Liga zu halten, möglich zu machen. Ich habe dem Verein auch ganz klar gesagt, dass sie im Sommer den eingeschlagenen Weg wieder fortsetzen können, weil er Sinn macht. Es wäre jetzt aber ein zu hohes Risiko gewesen.“

"Mein Vertrag ist mit Sommer einmal beendet"

die Trennung von Alexander Schneider nach der Saison sowie seine Zukunft: „Ich wurde natürlich erstmal von Alexander selbst informiert, dass er diesen Schritt machen möchte. Man hat mir dann auch gesagt, dass man die Fühler ausgestreckt hat, um jetzt auch zeitnah einen Nachfolger für Alex zu finden. Das wird der Verein tun. Ich bin da aber nicht involviert, ich habe eh genug zu tun. Ich glaube, dass der Verein das schon ganz clever macht. Natürlich ist es ein Vorteil, wenn gewisse Positionen in Klubs schon frühzeitig und gut besetzt sind, aber Lustenau ist in einer Ausnahmesituation, was diese Saison betrifft.

Im Sommer wird man dann auch, was den Trainer betrifft, eine Entscheidung treffen. Es geht jetzt einmal darum, den Klassenerhalt zu schaffen. Sollte man es nicht schaffen, brechen dann vorerst sowieso einmal alle Dämme und man weiß nicht, wie es weitergeht. Der Klub weiß jedoch ganz klar, was er vorhat. Ich bin der Meinung, dass es ganz wichtig wäre, wenn der Klub mit all diesen Vorhaben Erstliganiveau hätte. Mein Vertrag ist mit Sommer einmal beendet. Im Falle des Klassenerhaltes werden wir uns einmal zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht.“

Fotocredit: SC Austria Lustenau, GEPA-ADMIRAL und Herbert Pumann