Mittlerweile ist er 64 Jahre jung, doch noch kein bisschen müde. Peter Pacult, eine Kult-Figur des österreichischen Profifußballs, der seit Jänner 2021 das Trainerzepter beim neuerlich vor dem Sprung in die Meistergruppe befindlichen ADMIRAL Bundesliga-Vierten SK Austria Klagenfurt schwingt, philosophierte in der Sky Sport Austria-Sendung "RIESENrad – Sportgrößen im Waggon 28" über seine Anfänge als Chefcoach, seinen sportlichen Werdegang, die gewohnt kernigen Aussagen in Interviews, Kontakte zu Red Bull-Gründer Didi Mateschitz und die Bestellung von Ralf Rangnick als ÖFB-Teamchef. 

Peter Pacult

"...das große Sprungbrett war natürlich der FAC"

Peter Pacult (Fußball-Trainer):

…über seine Heimat Wien-Floridsdorf: „Wenn Wien eine Hauptstadt hätte, dann wäre es Floridsdorf. Ich bin in Floridsdorf Jedlesee aufgewachsen in einer Gegend, wo es damals viele Kinder gab. Ich habe dort eine tolle Jugend erlebt.“

…über die Highlights seiner bisherigen Stationen: „Ohne den anderen Vereinen wehzutun, das große Sprungbrett war natürlich der FAC. Ich möchte keine Station missen, aber was ich von da mitgebracht habe, muss ich über das andere stellen. Auch der Weg mit Klagenfurt war riesig. Diese Station und mit Rapid im Europacupfinale dabei zu sein. Das stelle ich über vieles andere.“

…auf die Frage, was er mit der Zeit bei Rapid verbinde: „Von der Qualität der Einzelspieler war es eine Riesenmannschaft. Hans Krankl, Petar Brucic, Heribert Weber, als junger Spieler kommst du zu einer Mannschaft, in der du auf die Stars aufschaust und du musst dich dort beweisen.

Da wurden wie in der Saison 84/85 Pokalsieger. Ich hatte den letzten Elfmeter. Wenn ich nicht treffe, sind wir nur Finalist. Gott sei Dank haben die Nerven gehalten und das war dann der erste Titel für mich. Und dann stehen wir im Europacup-Finale. Das erreichen nicht viele.“

…über sein Siegtor beim Aufstieg von 1860 München am 11.6.1994 in die erste Bundesliga (1:0 Sieg in Meppen): „Ich war damals schon 34 Jahre alt. Wir haben damals auch nicht den Standard als Österreicher gehabt, den wir heute haben. Und dann kommt so ein Vierunddreißigjähriger. Die Mannschaft war nicht von Stars bestückt. Es war die Aufstiegsmannschaft aus der dritten Liga und dazu wurden noch ein paar Spieler geholt.

Dann kam das berühmte Spiel in Meppen, wo wir die Chance hatten, aufzusteigen, weil unser Konkurrent St. Pauli in Wolfsburg spielt. Uns hätte ein Unentschieden genügt. Ich wollte den Ball mit der Innenseite hoch schlenzen. Er kam aber nicht hoch, sondern flach. Das war aber genau das Entscheidende. Ich habe dann immer geschmunzelt, weil ich wusste, ich wollte den hoch schießen, aber hoch hätte er ihn wahrscheinlich halten können.“

Peter Pacult

"Fußball ist das, was ich am meisten liebe"

…über die Frage, ob seine Frau immer alles dem Fußball unterordnen musste: „Es klingt jetzt hart. Das werden viele nicht verstehen. Der Fußball ist das, was ich am meisten liebe. Hart gesagt ist der Fußball immer vorne gewesen. Die große Liebe. Da gehört meine Frau natürlich auch dazu. Beruflich habe ich meiner Familie immer viel zutrauen müssen.

Als ich zu Swarovski Tirol gewechselt bin, saßen wir bei uns im Garten. Dann gab es ein Interview im Fernsehen, wegen des Wechsels zu Tirol. Meine Frau hat es nicht gewusst, aber geahnt. Alle mussten wieder umziehen nach Tirol.“

…über den Beginn seiner Karriere als Trainer: „Wenn du Spieler warst und Trainer wirst, musst du dich um 180 Grad drehen. Du musst schauen, dass du die Distanz zu den Spielern hinkriegst, aber sie trotzdem als Menschen siehst.

Diesen Grad habe ich am Anfang gut geschafft. Das hat damals viel mehr Disziplin von mir verlangt, als es jetzt der Fall ist. In meiner Zeit am Balkan konnte ich anfangs die Sprache nicht und trotzdem ist es mir gelungen, nicht unerfolgreich zu sein. Wenn du in Albanien in die Champions League Quali kommst, hast du etwas erreicht.“

Peter Pacult

"Herr Mateschitz hat hinter mir gestanden"

…weiter über seine Trainerkarriere: „Es ist irrsinnig schwer, mit Rapid Meister zu werden und dann in Österreich einen Job zu kriegen. Das ist das, wo jeder sagt, der verdient ja so viel. Es weiß kein Mensch, was du da im Monat verdienst. Meine Frau weiß das immer noch nicht.“

…über die Situation 2012 ihm und Ralf Rangnick bei RB Leipzig: „Herr Mateschitz hat immer hinter mir gestanden. 2012 gab es die Situation bei Salzburg. Da haben sie einen Trainer gesucht. Ralf Rangnick wurde dort Sportdirektor. Es gab einen Neuaufbau und ich war mehr oder weniger das Opfer. Ich nehme es ihm nicht übel. Der Sportdirektor holt sich natürlich seine Leute. Das war ein einschneidendes Erlebnis.

Es gibt das ominöse Treffen mit Herrn Mateschitz. Das hat auch stattgefunden, aber das hat mit Leipzig nichts zu tun gehabt. Wir sind einfach nur essen gegangen. Da saß ein Journalist einer kleinen Zeitung, der uns an einem Tisch gesehen hat und hat die Meldung rausgehauen, ich würde mich mit Herrn Mateschitz treffen. Auf einmal landet das in Rapid-Kreisen.“

…über sein Verhältnis zu Rapid heute: „Normal. Ich war, wenn es die Zeit erlaubt, bei fast jedem Spiel. Alles andere ist Schnee von gestern. Ich gehe immer noch gerne nach Hütteldorf und sehe mir mit großem Stolz Rapid an.“

"Interviews sind heute noch zu 90 % das, was mir gerade einfällt"

…auf die Frage, ob er sich für Ralf Rangnick bei der EURO 24 freuen könne: „Ich bin ein Patriot und kein Idiot. Mein Herz ist noch immer rot-weiß-rot, egal wer Trainer ist. Ich habe ja auch schon Spieler freigestellt. Ich tue auch Leuten weh. Das sind Entscheidungen, die im Sport einfach getroffen werden müssen.“

…über seine polarisierenden Interviews: „Meine Interviews sind heute noch zu 90% das, was mir gerade einfällt. Man wollte mir bei Rapid damals einen Medien-Coach zur Seite stellen, dass ich nicht immer so explosiv antworte. Ich habe das strikt abgelehnt und gesagt, ich bin, wer ich bin. Vielleicht bin ich heute ein bisschen diplomatischer.“

…auf die Frage, ob er als Trainer diplomatischer geworden sei: „Ja, weil die Zeit anders ist. Du kannst die Spieler nicht mehr so angreifen. Heute muss ich abwägen, was kann ich den Spielern aufdrücken und wo muss ich mich zurücknehmen.“

Statements: Sky Sport Austria
Fotocredit: GEPA-ADMIRAL, Josef Parak und Harald Dostal/www.sport-bilder.at