Sie prägen über ein Jahrzehnt eine beeindrucktende Ära bei der WSG Tirol: Die "siamesischen Zwillinge" Silberberger & Köck - zwei Gesichter der Wattener. Doch nun hört der "Heilsbringer aus dem Heiligen Land" - Thomas Silberberger - zum Saisonende auf. Während der Cheftrainer seinen Abschied verkündete, ist der WSG-Manager nunmehr auf Trainer-Findung. Ligaportal fragte nach - Stefan Köck antwortete im exklusiven "Give-me-five"-Interview (5 Fragen = 5 Antworten) über besondere Erinnerungen mit "Silbi", der Nachfolger-Suche, einem Umbruch im Sommer, den Kampf um den Klassenerhalt...heute Teil 1 von 2.

Wie Thomas Silberger (siehe Ligaportal-Interview vom 6. Februar) hat auch Stefan Köck ein origenelles Motto: "NICHT DAS ERREICHTE ZÄHLT, DAS ERZÄHLTE REICHT"!

"Elf Jahre gemeinsame Zusammenarbeit durch dick und dünn, das wischt man nicht vom Tisch"

Ligaportal: Hallo Herr Köck. Irgendwie war es schon seit Saisonbeginn und auch im Interview am 6. Februar zu spüren, dass Thomas Silberberger nach seiner elften Spielzeit als WSG-Cheftrainer aufhören wird. Wann haben sie es erfahren und wie weit wird ihnen "Silbi", wie Sie ihn ja nennen, im Berufsalltag fehlen?

Stefan Köck: Ich habe es am Montag eine Woche vor der Pressekonferenz erfahren. Da hat es der Silbi der Diana (Anm.: WSG Tirol-Präsidentin Diana Langes-Swarovski) und mir in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. Wir hatten die Niederlage bei Sturm Graz beim Mittagessen besprochen und Silbi hat es uns dann zu unserer Überraschung mitgeteilt. Einerseits war es überraschend. Anderers kennen wir uns sehr gut, schätzen uns sehr und sind auch befreundet, von daher merkt man schon andererseits bei einem Menschen und Freund, wie es ihm geht. Ich habe gemerkt, dass es ihm die letzten Wochen und Monate nicht so gut gegangen ist. Dass er sich selbst sehr unter Druck gesetzt hat und auch sehr angespannt gewirkt hat.

Er wollte das Spiel der Mannschaft immer mehr verbessern, war dann aber auch oft zu verkrampft. Ich kenne ihn irrsinnig gut und traue mich zu sagen, dass wir richtige Freunde sind, auch über das Sportliche hinaus. Deswegen kenne ich den Menschen Thomas Silberberger und war einerseits überrascht, andererseits finde ich seine Aussage, dass er im Sommer aufhört, sehr konsequent. Das habe ich ihm auch persönlich im Nachgang in einem Gespräch mitgeteilt.

"...deswegen wird er mir definitiv sehr, sehr fehlen"

Wir haben uns am nächsten Tag nach der Pressekonferenz auf freundschaftlicher Basis getroffen. Ich habe ihm gesagt, dass ich es extrem konsequent finde. Dass es genauso ist wie er als Typ ist. Dass Klarheit vor Harmonie herrscht. Deswegen ist es auch vom Verein her zu respektieren. Jetzt werden wir alles gemeinsam unserem Ziel unterordnen, gemeinsam erfolgreich zu sein. Weil das hat er und der Klub sich verdient. Das wäre das kitschige Ende.

Natürlich wird er mir im Berufsalltag fehlen. Elf Jahre gemeinsame Zusammenarbeit durch dick und dünn, das wischt man nicht vom Tisch. Wir haben bei unserem kleinen Klub nicht nur die Thematik 1. Mannschaft, da geht es auch um die 2. Mannschaft und gemeinsames Scouting. Bei Spielerverpflichtungen und -Abgaben. Und da hat der Silbi mich immer wieder sehr stark und hilfsbereit unterstützt. Und genauso habe ich ihm auch immer wieder den Rücken freigehalten. Und deswegen wird er mir definitiv sehr, sehr fehlen.

"Das ist auch nicht so alltäglich, weder in Österreich noch in Europa"

Ligaportal: Sie haben beide gemeinsam bei den Tirolern über ein Jahrzehnt eine Ära geprägt. Was bleibt aus diese gemeinsamen Zeit mit Thomas Silberberger besonders hängen und sie haben ja angekündigt, diese mit einer "tollen, kitschigen Feier" ausklingen lassen zu wollen - was ist da konkret geplant?

Stefan Köck: Aus der gemeinsamen Zeit bleiben bis zum heutigen Tag viele wunderbare Erfolge. Wie natürlich den Aufstieg von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Das ist auch nicht so alltäglich, weder in Österreich noch in Europa. Es gibt natürlich immer wieder Vereine, aber wir sind froh, dass wir da dazugehören. Es bleiben viele Erfolge und tolle Erinnerungen auf sportlicher Ebene hängen.

Es bleibt aber auch hängen, und dafür bin ich ihm sehr dankbar, dass wir auch sehr schwierige Zeiten gehabt haben. Wir haben uns immer wieder Ziele gesetzt und so kleine Eigenziele hin und wieder auch mal nicht erreicht. Da haben wir uns dann gegenseitig durch das große Vertrauen gespusht und gestützt. Ich kann mich an einige Situationen erinnern. Das hat angefangen in der Regionalliga, wo der Thomas sich nicht vorgestellt hat, ob er der Richtige ist, weil wir im ersten Jahr am Aufstieg gescheitert sind.

Dann habe ich meine Phasen gehabt. Über das sportliche Zusammenarbeiten war einfach ein freundschaftliches, wo man sich gegenseitig ge- und unterstützt hat. Die Erfolge bleiben immer hängen, doch ich schätze es extrem und bin ihm sehr dankbar, dass wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen sind. Das war nicht nur so im Sport, sondern auch auf privater Ebene. 

"Wir haben uns beschimpft, das wäre definitiv nicht spruchreif"

Ich kann mich da an eine Fahrradtour an den Gardasee erinnern. Ich glaube das waren 252 Kilometer. Wir haben uns beschimpft, das wäre definitiv nicht spruchreif. Wir sind zwei Mal zwischendurch an unsere Grenze gestoßen und haben uns beschimpft. Es war richtig ein tolles Gefühl, dass wir da hin gefahren sind und das gemeinsam geschafft haben. Das spiegelt auch wieder unsere sportliche Karriere mit Höhen und Tiefen. Das war etwas, was beinhart, aber am Ende des Tages auch erfolgreich war.

So hat es auch im privaten Bereich Rad- oder Bergtouren gegeben, wo wir nicht immer gleicher Meinung waren. Aber wo wir gemeinsam das Ziel erreicht haben. Und vor allem als Teamplayer und Freunde, die es geschafft haben. Umso stolzer sind wir dann immer gewesen.

Was ist geplant? Ja, ich bin normalerweise schon gern für´s Feiern bereit, aber ich tue oft auch mal gerne bremsen. Weil über Feiern im Vorfeld zu diskutieren und Feierlichkeiten anzuvisieren, das ist für mich die falsche Herangehensweise. Ich habe unserem Vorstand, unserer Präsidentin gesagt, im Beisein vom Thommi, ich wünsche mir, dass wir unser Saisonziel erreichen - den Klassenerhalt. Und dann gebe ich der Präsidentin die Freigabe, die braucht sie zwar von mir nicht (lacht). Ich wünsche mir, dass wir unser Saisonziel erreichen und dann am Ende des Tages den Silbi gebührend verabschieden.

"Ich bin dann selber dabei, wenn wir ihn in die Höhe schmeißen können"

Ich bin dann selber dabei, wenn wir ihn in die Höhe schmeißen können. Ich habe etwas Kraft und Statur, die das aushält. Aber wir möchten einfach sportlich diesen Klassenerhalt erreichen. Dann haben wir ein tolles Ziel wieder geschafft. Dementsprechend werden wir dann auch eine dementsprechende Feier machen.

In welchen Räumlichkeiten, wo und wie man es genau inszeniert, da sollen sich andere Gedanken machen. Ich werde definitiv dabei sein und würde dann auch ein Feierbiest sein. Aber davor steht noch harte Arbeit, sprich stehen noch zehn Qualirunden an."

In Teil 2 des Interviews äußert sich Stefan Köck zum Thema Silberberger-Nachfolger, seiner Deutschland-Tour, den Kampf um den Klassenerhalt und der personellen Situation im Sommer

Das Interview führte Ligaportal-Chefredakteur Herbert Pumann

Fotocredit: WSG Tirol und RiPu-Sportfotos