Am 25. Mai 2011 fixierte der SK Sturm Graz letztmals einen Meistertitel in der Fußball-Bundesliga, fast exakt 13 Jahre später besteht die reale Chance, selbiges Kunststück wieder vor heimischer Kulisse, erneut per Entscheid am letzten Spieltag, neuerlich gegen einen Tabellensechsten und abermals vor ausverkauftem Haus zu wiederholen. Die "Blackies" haben alles eigener Hand, um mit einem Sieg über SK Austria Klagenfurt (So., 17 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER) das historisch zweite Double nach 1998/99 und den vierten Teller überhaupt zu ihrem Eigen sowie Erfolgscoach Christian Ilzer nach Ivica Osim und Franco Foda zum erst dritten Meistertrainer zu machen... Und wer bliebe für eine winkende Königsklassen-Gruppenphase mit an Bord?

SK Sturm Graz

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Dortmund-Drama 2.0 oder "Inspiration Innsbruck"?

Manch langjähriger Anhänger der "Schwoazn" schwelgt womöglich noch gerne in Erinnerung an jenen Mittwochabend des 25. Mai 2011, als der SK Sturm Graz mit Beginn um 20:30 Uhr den FC Wacker Innsbruck in der damaligen "UPC-Arena" in Empfang nahm und vorab drei Zähler vor dem FC Red Bull Salzburg an der Tabellenspitze verweilte...

Und der letzte wurde zum bekanntlich schwersten Schritt, zumal das frühe Führungstor von Andreas Hölzl (14.) noch in Halbzeit eins von Alexander Hauser (29.) egalisiert wurde. Anders als heute hätte den Murstädtern damals ein Remis genügt, doch beseitigte Samir Muratović in der 84. Minute mit dem 2:1-Siegtor letzte Restzweifel am dritten Meisterstück der Grazer ein für alle Mal.

Wer am 27. Mai des Vorjahres aber Borussia Dortmund die Daumen drückte, wer den geschichtsträchtigen Geschehnissen in der 600.000-Einwohner-Stadt, in der quasi ein jeder vom Fußball-Fieber am letzten Spieltag gepackt wurde, Zeuge wurde und wer miterlebte, dass im Endeffekt der FC Bayern ob des 2:2-Remis der Schwarz-Gelben über den 1. FSV Mainz 05 per "Lucky Punch" durch Jamal Musiala (2:1 beim 1. FC Köln) dem Team von Edin Terzić im Finish noch die Schale entriss, der weiß, dass das Titelrennen in der heurigen ADMIRAL Bundesliga-Saison längst nicht entschieden ist...

Damals hatte in Westfalen in der Woche vor dem Saison-Ultimo niemand auch nur im Ansatz damit gerechnet, dass der FSV dem BVB in dieser Form gefährlich werden könnte - alle wogen sich quasi in Sicherheit, dass der erste Bundesliga-Triumph nach Jürgen Klopp sichergestellt werden kann. Sie wurden eines besseren belehrt. Einen Teufel werden die "Schwoazn" am Sonntag tun, die Kärntner auch nur ansatzweise in irgendeinem Aspekt zu unterschätzen, immerhin könnten Peter Pacult und die Seinen (siehe auch HIER) immer noch Rang fünf und das damit einhergehende ligainterne Playoff anvisieren, so - bei einem violetten Vollerfolg - zugleich der TSV Hartberg beim SK Rapid (Ligaportal-LIVETICKER) leer ausgeht. 

Ausgangslage gepaart mit Anspannung

Klar, für die Grazer spricht die Ausgangslage mit zwei Zählern Vorsprung, die Ungeschlagen-Serie seit 31. März, der Heimvorteil vor ausverkauftem Haus und eine äußerst vorzeigbare Bilanz gegen Austria Klagenfurt (4S, 1U in den letzten fünf Aufeinandertreffen bei 13:1 Toren).

Wiederum den Mozartstädtern spielt die Erfahrung, den Meistertitel "turnusgemäß" einzuheimsen, in die Karten, dazu hat sich durch die "Jäger"-Rolle eine gewisse Lockerheit bei Neo-Coach Onur Cinel, dem bereits vierten (!) Übungsleiter in Wals-Siezenheim in dieser Saison, und den Seinen breit gemacht und geht es für den Kontrahenten LASK - anders als für die Kärntner - nur mehr um das Prestige, zumal Rang drei bereits abgesichert ist.

SK Sturm Graz

Der Ball liegt am Sonntag ganz klar beim SK Sturm, um zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte das "Objekt der Begierde" zu stemmen. Übrigens sind am Wochenende zwei Meisterteller im "Umlauf" - eine zweite nämlich in der Red Bull Arena, so doch noch der FC Red Bull Salzburg über die elfte Meisterschaft in Serie jubeln dürfen sollte.

Weltuntergang versus Wunschszenario

Wer also dem BVB Sympathie schenkt und wessen Herz hierzulande zudem für den SK Sturm schlägt, dem schwant Böses... Selbst die Anhänger der "Blackies" waren nach dem ersten vergebenen Matchball am Sonntag, dem 2:2 auf der Gugl beim LASK, in den sozialen Medien zwiegespalten: Die einen machten ihrem Unmut Luft, waren dabei, quasi den Weltuntergang heraufzubeschwören, während andere wiederum die vertane Chance abhakten und rasch der zweiten, mutmaßlich größeren, am kommenden Sonntag vor einer Kulisse, die ihresgleichen suchen wird, entgegenblickten und sich nun auf eine souveräne Darbietung der Steirer ganz ohne schlotternde Knie verlassen.  

SK Sturm Graz-Cheftrainer Christian Ilzer betonte vorab klar, dass seine Jungs "keine gemütliche Spazierfahrt" erwarte, stellte aber auch klar: "Die Zuschauer sind viel nervöser als meine Spieler." Ein gutes Nervenkostüm wird am Sonntag sowohl auf als auch nebem dem Platz gefragt sein. Übrigens trainierten die "Blackies" die komplette Woche über unter Ausschluss der Öffentlichkeit... Ein zweiter "Spionage-Gate" wird zuletzt von SK Rapid-Trainer Robert Klauß insiziniert, wartet also nicht. 

Mit Kampfansagen, kleinen Sticheleien und siegessicheren Wortspenden wurde zuletzt jedenfalls nicht gespart. FC Red Bull Salzburg-Spielmacher Luka Sucic etwas sprach davon, dass "Sturm den Druck hat", während der Mittelfeldstabilisator der Grazer, Alexander Prass, selbstsicher betonte: "Wir holen uns die Meisterschaft, da gibt es kein Wenn und Aber"!

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Haben in Graz schon Großes geschaffen und könnten nun ihr "Werk vollenden" und das Double an den Fuße des Uhrturms holen, um nach Pfingsten auf dem Hauptplatz mit der SK Sturm-"Familie" ausgelassen zu feiern: Coach Christian Ilzer und Sportchef Andreas Schicker.

Mutieren zwei "Masterminds" zu "Meistermachern"?

Für einen Gutteil der Akteure wäre der Ligagewinn der überhaupt erste in deren Karrieren... So auch für einen 46-Jährigen an der Seitenauslinie und dessen kongenialen 37-jährigen "Spezi" im Hintergrund.

Am 1. Mai 2020 übernahm Andreas Schicker damals das Zepter als Sportchef beim SK Sturm Graz, nur zweieinhalb Monate später holte man Christian Ilzer als Übungsleiter ins Boot. Eine Entscheidung, die nicht bei allen in der Murmetropole auf Anhieb Glückshormone versprühen ließ - immerhin stand dessen Amtszeit bei Austria Wien, von wo aus der gebürtige Weizer "volley" nach Liebenau kam, unter wahrlich keinem guten Stern... In 39 Pflichtspielen nur ein Schnitt von 1,38 Punkten - sehr mager, zu dünn für den Kult-Klub aus Favoriten, bei dem erst diese Woche mit Michael Wimmer der bereits dritte Coach nach Christian Ilzer über die Barrikaden gehen musste.

Unter dem "Dream-Team" haben Erfolge seither aber Kontinuität, vermochte man sich über nunmehr vier Kalenderjahre hinweg an den Liga-Krösus aus Salzburg anzupirschen, diesen zu ärgern, sich immer wieder knapp dahinter "anzustellen" (einmal Dritter sowie zweimal Vizemeister) und ihn heuer womöglich gar zu entthronen. Für Andreas Schicker und Christian Ilzer wäre das Double nach der erfolgreichen Titelverteidigung im Cup nicht nur die Belohnung harter, schweißtreibender und intensiver Arbeit, sondern auch die Bestätigung, an den richtigen Fäden sowie die richtigen Transfers und Schlüsse gezogen zu haben, um dieses zwischenzeitlich schier monströse Lücke nach Wals-Siezenheim sukzessive immer kleiner werden zu lassen... Und nun womöglich den verbliebenen Spalt ganz zu schließen.

Es war mit Sicherheit kein kometenhafter Aufstieg, der hingelegt wurden, sondern ein der Karriereleiter ähnelnder Erfolgspfad, welcher die beiden "Gesichter" der Grazer, deren erfolgreiche Reise am 19. Mai ihren glorreichen Höhepunkt erreichen könnte, in Liebenau wohl endgültig "unsterblich" machen würde... Dass solche Erfolge nicht verborgen bleiben und Verantwortliche wie auch Leistungsträger Begehrlichkeiten geweckt werden, steht außer Frage.

"Should I stay or should I go?"

Andreas Schicker etwa wurde bereits mehrmals mit deutschen Bundesligisten (zuletzt u.a. mit der TSG 1899 Hoffeneheim) in Verbindung gebracht. Neo-Teamspieler Alexander Prass stand schon im Winter kurz vor einem Weggang aus Liebenau, die Verträge des defensiven Leistungsträgers David Affengruber und des in Hochform befindlichen Edeltechnikers Otar Kiteishvili, der das Finish ja gesperrt (fünfte gelbe Karte) verpasst, konnten trotz "guter Gespräche" bisweilen nicht verlängert werden - womöglich gibt da der Ausgang des Sonntags noch den Ausschlag über Bleiben oder Nicht-Bleiben.

Auch Jusuf Gazibegovic hatten schon in vergangenen Transferperioden Interessenten für sich gewinnen können, wie auch Abwehrchef Gregory Wüthrich, der gar schon vor dem Medizincheck beim FC Augsburg stand, ehe sich der deutsche Bundesligist umentschied. Dazu läuft neben der Leihe von FC Liverpool-Keeper Vítězslav Jaroš (Kjell Scherpen steht nach seinem Kreuzbandriss vor einem Comeback) auch jene des quierligen dänischen Angreifers Mika Biereth (von Arsenal London) aus, die es wohl beide zurück auf die Insel verschlagen wird. 

Wer aller in einer möglichen UEFA Champions League-Gruppenphase, die übrigens einen zweistelligen Millionenbetrag an Startgeldern in die Klub-Kassen spülen würde, noch mit an Bord sein würde, wird sich also erst in den kommenden Wochen weisen...

Siehe auch:

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL, RiPu-Sportfotos und Harald Dostal/www.sport-bilder.at