Die Profis des in der ADMIRAL Bundesliga-Saison 2023/24 am Ende Tabellensechsten SK Austria Klagenfurt um Erfolgstrainer Peter Pacult befinden sich im wohlverdienten Urlaub. Die Verantwortlichen der Violetten haben dagegen keine Zeit, um sich zurückzulehnen. Die Geschäftsführer Günther Gorenzel und Peer Jaekel arbeiten hinter den Kulissen daran, den Kärntner Traditionsklub für die Saison 2024/25 im vierten Jahr im Oberhaus aufzustellen. Im Interview blickt das Führungs-Duo zurück – und nach vorn.

Kann wie Geschäftsführer-Kollege Peer Jaekel voller Zufriedenheit auf sein erstes Jahr bei Austria Klagenfurt zurückblicken: Macher Günther Gorenzel.

"Der eine oder andere Experte hatte uns vor der Saison als Abstiegskandidat ganz oben am Zettel"

Nach dem Aufstieg im Sommer 2021 hat sich die Austria zum dritten Mal hintereinander für die Meistergruppe qualifiziert, ebenfalls zum dritten Mal landete das Team auf Platz sechs. Wie fällt das Fazit aus?

Günther Gorenzel: Natürlich ist es schade, dass es unter dem Strich nicht für den internationalen Wettbewerb oder zumindest die Teilnahme am Europacup-Playoff gereicht hat. Es wäre aber vermessen, von einer Enttäuschung zu sprechen. Der eine oder andere Experte hatte uns vor der Saison als Abstiegskandidat ganz oben am Zettel. Dass wir den Grunddurchgang auf Rang vier abschließen konnten, ist ein großer Erfolg. Wir sind stolz auf unser Team.

Peer Jaekel: Dieser Einschätzung schließe ich mich an. Wir haben in der abgelaufenen Saison wieder einen Schritt nach vorne gemacht, das lässt sich auch an der Punkteausbeute ablesen. Wenn ich auf die Spiele im oberen Playoff zurückblicke, hat nicht viel gefehlt. Trotzdem gehen wir mit gemischten Gefühlen aus der Saison, da wir uns nach der Platzierung im Grunddurchgang mehr ausgerechnet hatten.

"Dass wir Red Bull Salzburg biegen konnten, mit dieser Dramaturgie, war ein Statement"

Was war Ihr persönliches Highlight in der zurückliegenden Spielzeit?

Gorenzel: Da kann ich mich gar nicht festlegen. Wir sind toll gestartet, blieben sechsmal in Folge ungeschlagen, haben in der Hinrunde nur ein Spiel verloren. Das war eine außergewöhnliche Serie und damit haben wir den Grundstein gelegt für den Klassenerhalt. Dass wir Red Bull Salzburg in den Top 6 biegen konnten, mit dieser Dramaturgie, einen 0:2-Rückstand in einen 4:3-Sieg zu drehen, bleibt sicher besonders in Erinnerung, weil es ein Statement war.

Jaekel: Jeder Sieg fühlt sich überragend an, da es der Lohn ist für die harte Arbeit, die man unter der Woche investiert. Meine Highlights waren aber im Grunddurchgang das erste Heimspiel gegen den WAC und das letzte Heimspiel gegen den SK Rapid, weil jeweils 8000 Fans dabei waren und wir erlebt haben, welche Atmosphäre im Wörthersee-Stadion möglich ist.

Im Schnitt kamen 4445 Zuschauer zu den Heimspielen, damit blieb die Austria als Bundesliga-Achter in diesem Ranking hinter den Erwartungen zurück.

Gorenzel: Das ist richtig, da muss man nicht drumherum reden. Wir sind im dritten Jahr in der höchsten Klasse des österreichischen Fußballs, spielen hier sehr konstant eine gute Rolle. Wenn man Salzburg schlägt und beim nächsten Heimspiel gegen den LASK kommen 3490 Leute ins Stadion, 500 davon aus Linz, dann ist das ernüchternd.

Jaekel: Wir werden uns zusammensetzen und analysieren, warum sich die Zahlen auf diesem überschaubaren Niveau einpendeln. Manche Gründe liegen auf der Hand, wurden häufig genannt: Profifußball hat in Klagenfurt lange Zeit keine Rolle gespielt, eine Fan-Generation ist verlorengegangen. Aber darauf wollen wir uns nicht zurückziehen. Es gilt hier Ansätze zu finden, den Trend zu drehen. Da werden wir auch die Meinung der Austria-Fans einholen.

"Dafür brauchen wir auch das Umfeld"

Ein personeller Umbruch steht im Kader bevor, zehn Profis wurden offiziell verabschiedet. Das klingt nach einem arbeitsreichen Sommer.

Gorenzel: Ich habe schon vernommen, dass einige Anhänger die Sorge haben, dass wir keine Elf aufbieten werden können. Da kann ich aber alle beruhigen, Austria Klagenfurt wird auch in der kommenden Saison eine starke Mannschaft haben, die absolut konkurrenzfähig ist. Profifußball ist kein Wunschkonzert, mit manchen Spielern hätten wir gern weitergemacht, die aber andere Karrierepläne verfolgen. Auf der anderen Seite mussten wir strategische Entscheidungen treffen, um uns mittel- und langfristig aufstellen zu können.

Jaekel (Foto): Jeder Sommer hat seine eigenen Herausforderungen. In jeder Veränderung sehe ich vor allem die Chance, sich weiterzuentwickeln. Das gilt sowohl für Spieler, die uns verlassen, als auch für uns als Verein und als Mannschaft. Spieler zu ersetzen, die längere Zeit prägend waren, ist immer schwierig. Aber den Abgängen stehen ja auch schon eine Reihe von Zugängen gegenüber. Das sind Burschen, denen wir viel zutrauen, von denen wir vollauf überzeugt sind. Und es werden weitere Zugänge folgen, die unsere Mannschaft verstärken. Wir müssen den Sommer nutzen, um schnell wieder zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Dafür brauchen wir auch das Umfeld.

Sturm Graz wird die Heimspiele in der Champions League im Wörthersee-Stadion austragen. Ein zusätzlicher Ansporn für die Austria, wenn das Flair des internationalen Wettbewerbs vor Augen geführt wird?

Gorenzel: Welche enorme Wertschöpfung im Fußball für die Stadt Klagenfurt, das Land Kärnten und auch den gesamten Tourismus entsteht, wird sich durch die Auftritte von Sturm in der Champions League zeigen. Dies scheint aktuell allen Beteiligten und Verantwortlichen in der Region bewusst, jedoch habe ich das Gefühl, dass nach wie vor nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt und alle Anstrengungen unternommen werden, um diese Wertschöpfung mittelfristig auch aus der Region und dem Profifußball-Standort Klagenfurt heraus generieren zu können.

Jaekel: Jeder sollte gesehen haben, wie dicht wir heuer dran waren, mit der Austria in den internationalen Wettbewerb einzuziehen. Den Grunddurchgang hat unser Team auf dem vierten Platz abgeschlossen, wir waren in der Meistergruppe bis zur letzten Runde in der Verlosung. Es hat nicht viel gefehlt und es lohnt sich für alle Beteiligten im Verein, unsere Sponsoren und Partner, mit vereinten Kräften daran anzuknüpfen. Wenn es uns gelingt, diesen Schritt zu gehen, profitieren alle davon.

Wunsch? "Finale dahoam"

Wie lautet Ihr Wunsch für die Saison 2024/25?

Gorenzel: Ich wünsche mir, dass wir im Verein weiterhin so einen verschworenen Haufen bilden. Am Platz und auch daneben. Dieser Zusammenhalt, dieser Teamgeist zeichnen uns in besonderem Maße aus, das macht uns stark. Wenn wir das beibehalten, dann werden wir unsere Ziele erreichen.

Jaekel: Völlig richtig. Einen Wunsch füge ich aber noch hinzu: Wenn das Finale im ÖFB-Cup schon in unserem Wörthersee-Stadion ausgetragen wird, dann wäre es doch eine feine Sache, mit der Austria auch daran teilzunehmen.

Fotocredit: SKA/Marco Walter