Vorwärts bezieht Stellung zur Wurfgeschoss-Causa

"Die Erleichterung nach dem Sieg ist riesengroß, doch es bleibt ein ganz bitterer Beigeschmack", so der Sportchef der Steyrer Helmut Medizevec zum 2:0-Sieg über den SAK, bei dem in den Schlussminuten SAK-Goalie Marcel Reichmann von einem Vorwärts-Fan mit einem Feuerzeug abgeschossen wurde. Was sich in der 92. Spielminute wirklich zugetragen hat, wie Schiedsrichter Wilhelm Brunner die Szenen erlebt hat, was in der 15-minütigen Unterbrechung in den Kabinen geschah und ob der Sieg beim Nachspiel am grünen Tisch wirklich gefährdet ist, erfahren Sie hier:

 

Die ominöse 92. Spieminute

"Nach einem Angriff der Steyrer ist der Tormann der Klagenfurter außerhalb des Strafraumes mit der Hand zum Ball gegangen, habe ich nach Zeichen meines ideal postierten Assistenten Heimo Mitteregger auf Freistoß und Gelb gegen den Keeper entschieden", so der routinierte steirische Referee Wilhelm Brunner. "Der Tormann ging zurück in den Strafraum und als ich nach einigen Momenten wieder in seine Richtung blickte, sackte er zusammen." Der Unparteiische lief zu Marcel Reichmann, um zusehen, was geschehen war: "Seine Handschuhe waren ganz blutig und auf seinem Kopf war eine blutende Platzwunde entstanden. Danach wurde der Schlussmann mit der Trage abtransportiert und die Mitspieler verließen den Platz in Richtung Kabine."

In den Kabinen

Während die Steyrer allesamt am Rasen blieben, zog sich neben den Kärntnern auch das steirische Schiedsrichtertrio mit Beobachter Manfred Schüttengruber in die Kabinen zurück. "Wir haben das Spiel lediglich unterbrochen, nicht abgepfiffen. Ich habe den Gästen einige Minuten zur Beratung gegeben, um sie entscheiden zu lassen, ob sie weiterspielen wollen oder ihnen die Situation zu gefährlich sei. Nach knapp zehn Minuten erklärte sich der SAK bereit, wieder auf das Feld zurückzukehren, jedoch unter Protest, wie mir von den Vereinsverantwortlichen mitgeteilt wurde. Hätten sie anders entschieden, wäre ein Spielabbruch die Folge gewesen. Ich kann keine Mannschaft zwingen, weiterzuspielen", so Schiedsrichter Brunner. Die letzten zwei, drei Minuten verstrichen ohne weitere Vorkommnisse. "Danach wurde der Online-Spielbericht von allen drei Seiten mit der Unterschrift abgeschlossen, der Protest des SAK mündlich angekündigt, soweit ich informiert bin", so Helmut Medizevec, Sportkoordinator des SK Vorwärts Steyr.

Nachspiel am grünen Tisch? - Ja, aber Sieg der Steyrer wohl außer Gefahr!

Ein Nachspiel am grünen Tisch ist wohl unumgänglich, doch der Sieg der Steyrer ist wohl nicht mehr gefährdet, wie ein Insider versicherte: "Da der SAK weiterspielte und das Spiel fortsetzte, war die Sicherheit der Gäste aus ihrer Sicht gegeben. Eine Strafe gegen Vorwärts ist sehr wahrscheinlich, doch die drei Punkte werden wahrscheinlich in Steyr bleiben." Eine endgültige Entscheidung obliegt den Fußballverbänden, so Vorwärts-Sportkoodinator Medizevec: "Mittlerweile ist der sehr korrekt geschriebene Bericht des Schiedsrichters bei uns eingetroffen, in dem die Vorfälle dokumentiert wurden. Ich muss mich erst in die Statuten genau einlesen, doch ich denke, dass der OÖ-Fußballverband den Fall behandeln müsste, möglicherweise auch eine paritätische, sprich übergeordnete Kommission."

Helmut Medizevec ist stolz auf die Darbietung seiner Elf und auf die überwiegende Mehrheit der Fans, doch der Ärger gegenüber "zwei, drei Chaoten" ist groß beim Sportkoordinator: "Wir haben in der zweiten Halbzeit eine tolle Partie abgeliefert, verdient gewonnen und dann passiert sowas. Nur wegen ein paar wenigen Chaoten ist eine Geldstrafe wohl unausweichlich, dennoch würde die Aberkennung des Sieges absolut nicht im Sinne des sportlichen Gedankens sein, waren wir an diesem Tag die bessere Mannschaft und haben uns den Sieg verdient."

Was tun gegen die Verrückten?

"Wir müssen etwas gegen diese Vorfälle unternehmen, die "schwarzen Schafe" herausfiltern und noch mehr für die Sicherheit tun", weiß der Sportchef. "Die Bandbreite der möglichen Maßnahmen geht von einen Sicherheitsnetz vor dem Fansektor, bis zu einer Überwachung mit installierten Kameras oder Securitys die mit einer ebensolchen ausgestattet sind. Wir haben den Täter bis dato noch nicht ausforschen können, werden jedoch jegliches Videomaterial nützen, auch das Umfeld auf der Südtribüne befragen, um den Chaoten ausfindig machen zu können."

Der erste echte sportliche Erfolg der Steyrer in der neuen Liga wird also getrübt von einem einzigen Verrückten, der sich im Mantel der Zuschauermassen versteckt und seiner eigentlichen Liebe zumindest ein bitteres finanzielles Nachspiel beschert. "Ich hoffe, dass ich das nie mehr wieder erleben muss", das abschließende Zitat von Referee Brunner, der damit wohl allen Beteiligten aus dem Herzen spricht.

 

von Marco Wolfsberger

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