18, männlich, ... pfeift Regionalliga!

froehlacher 6So mancher wird staunen, wenn am Samstag der Unparteiische wenige Minuten vor dem Ankick die Spieler der LASK Juniors und des SVU Tondach Gleinstätten mit einem energischen Pfiff fürs Einlaufen zusammentrommeln wird - handelt es sich doch gewiss um keinen "gewöhnlichen" Spielleiter. Der junge Mann heißt Thomas Fröhlacher, kommt aus St.Veit/Glan, ist 18 Jahre jung und feiert am kommenden Wochenende seine Premiere als Schiedsrichter in der dritthöchsten Spielklasse des Landes. Im Interview mit liga3.at spricht der jüngste Regionalliga-Referee Österreichs über seine Anfänge, seinen Weg noch oben, die Vorbereitung für seine Regionalliga-Premiere in wenigen Tagen und den Traum "Bundesliga".

Eine Frau als Grund für die Schiedsrichterkarriere

liga3.at: Du hast mit deinen erst 18 Jahren schon eine wahre Bilderbuchkarriere im Schiedsrichterwesen hingelegt. Doch wo lagen deine Wurzeln, wie bist du zum "Pfeifen" gekommen?

Thomas Fröhlacher: Ich habe, als ich gerade 15 Jahre alt war, im ORF eine Fußball-Sendung mit Rainer Pariasek verfolgt, als plötzlich ein Beitrag mit Kärntens FIFA-Schiedsrichterin Tanja Schett eingespielt wurde, die um junge, motivierte Menschen, die ebenfalls ins Referee-Business einsteigen wollen, geworben hat. Da ich nur ein mittemäßiger Kicker war, aber unbedingt weiter "am Ball" beliben wollte, bin diesem Aufruf gefolgt und habe den mehrtätigen Grundkurs mit abschließender Prüfung absolviert. Das war der Beginn meiner neuen großen Leidenschaft.

 

In nur drei Jahren Regionalliga-"Pfeife"

liga3.at: Dann ging es Schlag auf Schlag! Kannst du uns kurz deinen weiteren Aufstieg schildern?

Thomas Fröhlacher: Nach relativ kurzer Zeit erreichte ich die Kampfmannschaftseignung und durfte von nun an Spiele in der zweiten Klasse Kärntens leiten. Dort wurde ich regelmäßig beobachtet, bekam gute Kritiken von den Beobachtern, die mich bei diesen Spielen begleiteten und hatte das Glück, dass man in diesem Jahr eine Klasse überspringen konnte, ich also mit 16,5 Jahren direkt in der Unterliga landete. Somit durfte ich auch in den Kärntner Talentekader eintreten, der unter der Leitung von Bundesliga-Referee Manfred Krassnitzer steht und einen in allen Bereichen, Physis, Regelkenntnis, Auftreten, Rhetorik, etc. auf höhere Aufgaben vorbereiten soll.  Ein Jahr später folgte der Aufstieg in die Kärntnerliga und jetzt wurde ich im Sommer für die Regionalliga nominiert.

 

Regeltests, Lauftests, Beobachtungen - das "tägliche Brot"

froehlacher 5liga3.at: Welche Vorraussetzung sind notwendig um als 18-Jähriger schon mit der Leitung eines Regionalliga-Spiels betraut zu werden?

Thomas Fröhlacher: Da gibts es sehr viele Komponenten die da eine wichtige Rolle spielen. Die Basis sind ein großer Regeltest und etliche Lauftests pro Jahr. Neben den beiden angebotenen Trainingseinheiten in der Woche, von denen ich zumindest eine besuchen muss, liegt viel an der Eigenverantwortung und am eigenen Antrieb, um stets up-to-date zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Dazu wurde ich noch in der Kärntnerliga sechs Mal von ehemaligen Schiedsrichtern, den Beobachtern, angeschaut und nach dem Schulnotensystem 1 - 5 bewertet. Bis auf eine Überprüfung sind alle Partien äußerst zufriedenstellend und nach meinem Wunsch verlaufen, war ich einer der einen der beiden in Kärnten, die einen der begehrten Aufstiegs-Plätze für die dritthöchste Liga Österreichs ergattern konnte.


"Ganslhaut pur" beim Debüt

liga3.at: In wenigen Tagen steigt ihre Regionalliga-Premiere als Spielleiter. Wie stellen Sie sich auf das Match LASK Juniors - Gleinstätten, das im Frühjahr ein "Skandalspiel" war und in einem Abbruch endete ein.

Thomas Fröhlacher: Die Freude ist natürlich riesengroß, ist das Gefühl am Besten mit "Ganslhaut pur" zu bezeichnen. Dennoch werde ich mich wie auf jedes andere Match vorbereiten, mich mental auf die Begegnung einstimmen und versuche über die gesamte Spielzeit hinweg eine konzentrierte Leistung abzuliefern. Natürlich weiß ich über die zusätzliche Brisanz in diesem Match aufgrund der Vorfälle in der letzten Saison Bescheid, mache mir aber keine großen Gedanken drüber, sind die Mannschaften im Sommer stark verändert worden, beginnt dieses Match wieder von null und wird die Vergangenheit am Samstag keine große Rolle spielen.

 

"Den Respekt den ich den Spielern gegenüber bringe, müssen auch die Spieler mir entgegenbringen"

liga3.at: In der neuen Spielklasse warten mit Roland Kollmann, Matthias Dollinger & Co. etliche abgebrühte und ausgefuchste Routiniers. Wie wollen Sie diesen Kalibern als blutjunger Unparteiischer "die Schneid abkaufen"?

Thomas Fröhlacher: Ich denke, dass manchmal ein kleiner Smalltalk vor dem Match eine "entspannte Atmosphäre" schafft. Essentiell ist, dass ich gleich in der Anfangsphase eines Spiels zeige wer ich bin, einen klaren Rahmen für Spieler abstecke, kleine Scharmützel oder Unsportlichkeiten sofort unterbinde. Den Respekt den ich den Spielern gegenüber bringe, müssen sie auch mir entgegenbringen, egal wie alt der Referee oder Spieler ist oder sein Name lautet.


"Rapid gegen Salzburg zu pfeifen wäre ein Traum"

liga3.at: Blicken wir in die Ferne: Wie stehen Ihre Chancen in der Bundesliga als Schiedsrichter oder Assistent Karriere zu machen?

Thomas Fröhlacher: Natürlich wäre das Erreichen der Bundesliga ein absoluter Traum von mir, stelle ich mir beim Schauen von Spielen schon öfters vor, wie es wäre, wenn ich jetzt zum Beispiel Rapid gegen Salzburg vor 18000 Zuschauern selber pfeifen würde. Doch dorthin ist noch ein langer, steininger Weg, gibt es in allen Bundesländern in Österreich viele starke Talente, die ebenfalls dorthin wollen. In erster Linie will ich im nächsten Jahr meine Matura machen und mich in der Regionalliga mit guten Leistungen etablieren.

 

liga3.at: Welche Menschen haben Sie auf Ihrem bisherigen Weg besonders gut unterstützt? Wem möchten Sie danken?

Thomas Fröhlacher: An allererster Stelle möchte ich meinen Eltern danken, die mich bei meiner großen Passion voll unterstützen, so fährt mein Vater zum Beispiel am Samstag extra von Kärnten nach Linz, um mich bei meinem RLM-Debüt zu begleiten. Doch auch dem Qualifiaktionsausschuss des Kärntner Schiedsrichterkollegiums, bestehend aus Obmann Alois Obwurzer, Besetzungsreferent Günter Hauk und Regelreferent Hartwig Gangl, möchte ich recht herzlich danken, dass sie einem stets mit Rat und Tat zur Seite stehen, einen auch nach einem schwächeren Spiel wieder aufbauen und vor allem, dass sie uns Junge wirklich fördern. Auch meinem jetzigen "Mentor", dem ehemaligen FIFA-Referee Franz Lazin gebührt ein großer Dank für die regelmäßigen Tipps.


liga3.at dankt Thomas Fröhlacher für das interessante Interview und wünscht ihm alles Gute für seine weitere Schiedsrichterlaufbahn

von Marco Wolfsberger