Beim Free-to-Air Montag auf Sky Sport Austria war im Sende-Format „Talk & Tore“ auch der ehemalige FK Austria Wien-Kapitän Markus Suttner und Sky Experte Peter Stöger, ehemaliger Meister-Macher der Wiener Violetten in der Saison 2012/2013. Der letzte Meister-Titel vor 10 Jahren, ehe die Dominanz und Serie vom FC Red Bull Salzburg folgte mit 9 Triumphen in Folge. Nachfolgend Suttner- und Stöger-Statements.

"Wollen mit dem Ball ´Austria-Like` spielen"

Markus Suttner (ehemaliger Spieler und Kapitän FK Austria Wien) über...

…die neue Ausrichtung des FK Austria Wien: „Wir spielen einen modernen Fußball. Wir wollen aktiver herangehen und mit dem Ball „Austria-Like“ spielen. Es hat aber Zeit gebraucht. Im Sommer war ein großer Umbruch und es hat sich die Führungsriege herauskristallisieren müssen, dass sie auch lernen, wie sie die Mannschaft führen in schwierigen Situationen. Ich denke, dass es langsam fruchtet und die Spieler auch mit der Verantwortung umgehen können.“

…die neuen Führungsspieler bei Austria Wien: „Es waren im letzten Jahr auch schon mit Mühli und mit Andi Fischer Spieler, die hinter uns mitgeschnuppert haben in den Mannschaftsrat und ein paar Entscheidungen mitgetragen haben und auch generell am Platz Führungsspieler waren. Sie haben einfach den Hunger entwickelt, dass es auch weitergeht in ihrer Karriere. Es ist eine coole Truppe und man merkt auch, dass es den Jungs Spaß macht.“

"Daher sehe ich positiv in die Zukunft"

Veränderungen nach dem Trainerwechsel bei Austria Wien: „Es hat anscheinend nicht mehr gepasst und dann ist die Entscheidung getroffen worden. Ich glaube trotzdem, dass bei jedem Trainerwechsel es für Spieler, die vorher nicht mehr gespielt haben oder nicht drangekommen sind, eine neue Chance gibt. Das haben viele ergriffen, dass ein paar einen Neustart gehabt haben und es funktioniert im Moment auch gut.

Natürlich ist alles im Entwicklungsprozess, es geht nicht alles von heute auf morgen. Aber ich denke, es ist ein Weg bestritten worden, der gut ist und intern gut ankommt. Daher sehe ich positiv in die Zukunft.“

"Natürlich ist Manfred Schmid eine Legende"

...Unruhen im Verein: „Es gibt zwei Themen. Zum einen, ohne Investoren würde es Austria Wien nicht mehr geben, von daher muss man glücklich und dankbar sein, dass die Investoren bereit waren die Austria zu unterstützen. Das andere waren die Proteste wegen Manfred Schmid. Natürlich ist Schmidl eine Legende, er war im Trainerteam bei unserer Meistersaison.

Er ist ein verdienter Spieler und Trainer, von daher war es klar, dass es nicht reibungslos über die Bühne geht. Es darf aber keine Person wichtiger sein als der Verein, von daher war es dann schwierig, dass die Fans sich gegen den Verein gestellt haben. Es war natürlich kein richtiger Informationsfluss da, aber im Endeffekt geht es weiter. Es war eine schwierige Entscheidung und ich verstehe jeden Unmut, aber es geht weiter. Man muss es den Fans aber auch hoch anrechnen, es war von der ersten Minute an für Michi Wimmer und die Mannschaft die Unterstützung da.“

Anforderungen an Trainer: „Die Trainer, die für mich den bleibendsten Eindruck hinterlassen haben, waren jene, die sich auch für den Menschen dahinter interessieren. Jeder hat auch eine private Geschichte dahinter, warum man einmal nicht gut gelaunt ist. Von daher kommt diese psychologische Komponente immer mehr zum Tragen. Es ist immer das Gespür des Trainers, braucht einer einen Arschtritt oder eine Streicheleinheit. Da muss man einfach die Balance finden und individuell auf die Leute eingehen.“

…die Sehnsucht nach einem Titel im Wiener Fußball: „Da Salzburg die Doubles abonniert hatte, gibt es in ganz Österreich die Sehnsucht, dass jemand anderer einen Titel holt. Dass es dieses Jahr passiert ist für den österreichischen Fußball super. Es ist eine coole Sache und es schaut ganz Österreich darauf, wie die Halbfinals im Cup ausgehen.“

…eine mögliche Zukunft als Trainer: „Ich habe es nicht vor. Meine Frau hat das ganze Business 17 Jahre mitgemacht und ich bin froh, wenn ich am Wochenende auch einmal Zeit für die Familie habe. Was in zehn Jahren ist, weiß ich nicht, aber in naher Zukunft habe ich es nicht in meiner Lebensplanung drinnen.“

"In der Kommunikation hat man Fehler gemacht"

Peter Stöger (Sky Experte) über...

Möglichkeiten der Wiener Bundesligavereine: „Dass sie unter die ersten 6 kommen ist die Zielsetzung, die man erwarten kann. Aber wenn ich mir die Kader anschaue, sind die drei Vereine, die vorne stehen, besser aufgestellt. Ob es ein Faktor der Entwicklung ist, der einzelnen Qualität oder der Breite. Da ist der LASK weiter vorne und Salzburg und Sturm sowieso.

Die psychologische Unterstützung braucht Rapid wie Austria, dass man den Flow bekommt und Richtung 3. Platz geht. Das ist für mich eine Zielsetzung, dann haben sie alles in der Saison herausgeholt was herauszuholen ist. Mehr ist, wenn ich mir die Mannschaften und die Leistungen anschaue, ganz einfach nicht drinnen. Mehr kann man auch nicht verlangen, selbst wenn es Rapid oder Austria ist.“

Situation des FK Austria Wien: „Es ist ein Prozess, der nach der unglücklichen Covid-Zeit begonnen hat. Es waren keine Zuschauer da, es gab Einschränkungen, die Fans waren unzufrieden mit Auflagen. Als es dann wieder geöffnet wurde und man mit Schmid den Weg gegangen ist, ist es in die Richtung Austria-Familie gegangen, wie man es sich wünscht. Abo- und Mitgliederzahlen haben sich gut entwickelt und daneben ist immer die Investorengeschichte gelaufen.

Man hat es jetzt hoffentlich bei Austria Wien erkannt, dass Kommunikation ein wesentlicher Faktor in einem Fußballverein ist. In der Kommunikation hat man Fehler gemacht. Man hat daraus gelernt und Informationen weitergegeben. Das wirklich Positive ist, dass bei aller Unzufriedenheit die Fans auch zur Mannschaft gestanden sind. Das hat mich beeindruckt. Ich habe das Gefühl, dass alle wissen, die Unterstützung für den Verein ist von mehreren Seiten da und auch notwendig.“

Anforderungen an Trainer: „Als Cheftrainer ist die soziale Kompetenz etwas, das jemand auf jeden Fall mitbringen muss. Die fachliche Qualifikation muss man sowieso haben, sonst wird man in kürzester Zeit zerlegt.“

Fotocredit: Josef Parak