Da war sie dann doch wieder: Die Wattener Wundertüte! Nach sechs sieglosen Partien mit obendrein 5 Niederlagen und 3 Spielen en suite ohne Torerfolg packte sie Thomas Sabitzer mit der WSG Tirol gegen den WAC aus, zog den "Wölfen" aus Kärnten damit den Zahn, die dann mit 4:0 das "Fell über die Ohren gezogen" bekamen. Das erste Auswärtsspiel in der für die Kärntner ungewohnten BL-Quali-Gruppe avancierte zum denkwürden. In einer Woche heißt es für die Schmid-Schützlinge schon wieder "let´s go West"...geht es zu Aufsteiger SC Austria Lustenau. Vorher allerdings gibt es Statements zum Freitag-Auftaktmatch von Rd. 23!

Als beim WAC-Ankick der "Schuss nach hinten los ging"

Das zeichnet diese WSG Tirol wieder mal aus. Da gewinnen die Wattener seit 11. Februar (2:1 in Wolfsberg!) 2 Monate kein Spiel, schlittern gar in eine Negativ-Spirale von 5 Niederlagen aus 6 Spielen (1 Remis = 1 Punkt) und bleiben dennoch gelassen und ruhig, um dann wie "Phoenix aus der Asche" vor dem Oster-Wochenende die Auferstehung zu erleben.

"Heilsbringer": Thomas Sabitzer (Foto oben) nach 12 Sekunden mit dem "Brustlöser" - siehe auch HIER. Doch was war das für eine verrückte Szene. Ankick WAC. Ein Spieler passt flach zurück, ein weiterer auch auf Keeper Hendrik Bonmann. Der 29-jährige Torhüter wird massiv angesprintet von der ersten WSG-Pressing-Linie, fabriziert einen Querschläger auf seinen deutschen Landsmann Tim Oermann, von dem sichlich überrascht die Kugel wie beim Billard bzw. einer "Slapstick-Einlage" zum lauerden LASK-Leihspieler der Wattener - Thomas Sabitzer - springt.

Der 22-jährige Oberösterreicher reagiert in seiner 50. Pflichtpartie geistesgegenwärtig und blitzschnell, behält in seinem ersten Spiel nach dem Jochbeinbruch demaskiert spielend den Überblick, "One-Touch-Fußball" mit Sturm-Partner Tim Prica und dann der blitzsaubere, direkte Flachschuss ins lange Eck unter den sich reckenden und streckenden Schlussmann Bonmann durch. 

Kommentare der Protagonisten nachfolgend

An ehemaliger Wirkungsstätte umzingelt: Matthäus Taferner, der ehemalige Wacker Innsbruck-Akteur, hat es hier gleich mit zwei WSG Tirol-Akteuren zu tun... den Wattener "Bachers"...Lukas Sulzbacher und Felix Bacher. Der 22-jährige Lienzer  erzielte in seinem 39. Einsatz sein BL-Premierentor, per Kopfball nach Corner von Lukas Sulzbacher.

„Haben souverän gespielt, hätten noch höher gewinnen können“

1:0-Blitztor-Schütze Thomas Sabitzer (WSG Tirol) über...

das Spiel: „Ich glaube, bei uns hat der Treffer Euphorie ausgelöst. Das hat man auch nach dem 1:0 gesehen, wir legen dann gleich mit dem 2:0 los und dann ist diese Partie natürlich super zu spielen. Wir haben souverän gespielt und hätten auch noch höher gewinnen können. Wir haben die letzten 3 Partien kein Tor gemacht. Wir hatten meistens gute Chancen, haben diese aber nicht genutzt. Heute haben wir trotzdem viele Chancen nicht genutzt, aber wenn du 4 Tore machst, ist das Jammern auf hohem Niveau.“

…die kommenden Wochen: „Ich denke schon, dass wir jetzt sehr, sehr selbstbewusst in die nächsten Runden reingehen werden. Wir wissen, wir haben jetzt einen schwierigen Gegner nächste Woche, in Ried ist es immer extrem schwierig. Ich denke, wenn du da mit einem 4:0 gegen den WAC reinstartest, gehst du mit einem kleinen extra Bonus in dieses Spiel. Ziel Nr. 1 ist sicherlich der Klassenerhalt, ob es dann für ganz vorne im unteren Play-off reicht, müssen wir von Woche zu Woche schauen."

"Man kann sich ja auch schütteln, Weiterspielen und Spiel drehen"

Hendrik Bonmann (Torhüter RZ Pellets WAC) über...

das Spiel: „Die 1. Halbzeit ist unerklärlich, absolut verdienter Sieg für Tirol. Ich glaube in allen Mannschaftsteilen, von vorne bis hinten haben wir schlecht gearbeitet. Schlecht verteidigt, schlecht nach vorne gespielt, kein Mut, technisch schlecht. Einfach alles. Sicher ist es nicht gut, mit einem Gegentreffer in das Spiel zu starten, aber man kann sich ja auch schütteln und wieder Weiterspielen und das Spiel drehen. In der 1. Halbzeit war aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl da, dass wir wieder rankommen.“

…die defensiven Probleme: „Man musste nicht glauben, dass wir alles erreicht haben und hinten extrem sicher stehen, nur weil wir 2 Mal zu null gespielt haben. Wir müssen immer noch an vielen Defiziten arbeiten. Die hat Tirol heute gnadenlos ausgenutzt und uns so gezeigt, woran wir diese Woche arbeiten dürfen.“

…die Tabellensituation: „Ich glaube, dass man sich in dieser Quali-Runde nie von hinten lösen kann, das ist eh Quatsch. Ich glaube, du musst 4 Spiele in Folge gewinnen, um dich von hinten zu lösen. Das sollte in jedem Kopf sein, dass es nach jedem Sieg immer ganz schnell nach unten gehen kann. Man sollte erst mal einen Abstand gewinnen, bevor man an Weiteres denkt. Ich glaube, davon werden wir uns nie lösen, bis zum letzten Spieltag nicht. Ich glaube trotzdem an unser Team, dass wir oben wieder angreifen können, dafür müssen wir aber erst mal die Basics machen und unsere Punkte holen.“

"Hat heute sehr stark an letztjähriges 4:0 gegen LASK erinnert"

Thomas Silberberger (WSG Tirol-Cheftrainer) über...

...das Spiel: „Ein hochverdienter Sieg. Das schnelle Führungstor hat uns natürlich extrem in die Karten gespielt. Mit dem 1. Angriff, quasi vom Anstoß weg. Man hat dann gesehen, was Selbstvertrauen ausmacht. Die Mannschaft hat plötzlich wie aus einem Guss gespielt. Es hat mich heute sehr stark an das letztjährige 4:0 gegen den LASK erinnert. Kompliment an die Mannschaft, wie sie mit der leichten Drucksituation umgegangen ist".

weiter zum Spiel: „Nach 12 Sekunden haben wir das 1:0 gemacht und dann hat man gesehen, welche Dämme im Fußball brechen können. Vor dem Match haben wir noch von einer Blockade geredet, die ist mit diesem Tor gebrochen. Ich bin mächtig stolz auf die Truppe, weil wir keine einfache Situation gehabt haben, aber wir haben das super gemacht. So kann es weiter gehen, ganz klar, aber wir dürfen jetzt bloß nicht in Euphorie verfallen. Ab morgen ist der Fokus Ried.“

die verschiedenen Torschützen: „Das ist natürlich ein toller Nebeneffekt, vier verschiedene Torschützen. Was mich auch sehr erfreut hat, sind wieder zwei Tore nach Standardsituationen, wie zuletzt gegen den LASK. Wenn wir da an uns glauben, können wir auch eine Waffe sein. Auch Julius Ertlthaler hat es super gemacht, ich habe ihm diese Woche gesagt, er muss torgefährlicher werden und er hat es sich zu Herzen genommen.“

...Felix Bacher: „Er hat sich die Kapitänsbinde verdient. Er geht in jedem Training voran, egal was wir machen. Er ist bis zum Schluss voll motiviert und pusht die Mannschaft. Endlich hat er seine Kraft bei Standardsituationen entwickelt und ich glaube, dass wir da einen sehr, sehr spannenden Führungsspieler entwickeln können.“

"Wir müssen scharf bleiben"

die Tabelle: „Wir müssen scharf bleiben. Wenn wir nächste Woche in Ried wieder punkten, sind nurmehr 7 Spieltage und die Differenz wird nicht kleiner. Durch sind wir aber erst, wenn es rechnerisch nicht mehr möglich ist. Letztes Jahr war das, glaube ich, nach dem 7. Spieltag. Unser oberstes Ziel ist der Klassenerhalt, ausruhen gibt es nicht. Es ist fein, am Freitagabend vorzulegen, aber das ist natürlich nur fein, wenn du auch wirklich vorlegst. Hätten wir heute verloren, dann wäre der Druck schon extrem geworden.“

2:0-Torschütze Felix Bacher (WSG Tirol) über...

das Spiel: „Ich denke, das frühe 1:0 war ein super Start. Jetzt ist uns auf jeden Fall viel Druck von den Schultern gefallen. Den Druck haben wir uns ein bisschen selbst gemacht, weil wir überzeugt davon sind, dass wir mehr können. Es waren ein paar unglückliche Ergebnisse und Spielverläufe dabei in den letzten Wochen. Heute hat man gesehen, wie wir kicken können, wie wir auftreten können. Wichtig war, dass wir uns nicht verstecken, egal welche kleinen Fehler passieren, sondern jeder weiterspielt und das als Herausforderung nimmt. Auch dass jeder die Brust herausstreckt und seine Zweikämpfe annimmt und diese auch für sich entscheidet, war wichtig.“

"Ich könnte nicht glücklicher sein"

seine Rolle als Kapitän im heutigen Spiel: „Es hat mich extrem Stolz gemacht, dass ich vom Trainer und von der Mannschaft das Vertrauen bekomme. Es war mir eine riesige Ehre und hat extrem Spaß gemacht, ich könnte nicht glücklicher sein.“

Bror Blume (WSG Tirol) über seine Zukunft und die Vertragssituation: „Es gibt Gespräche mit dem Klub, um einen neuen Vertrag auszuhandeln. Mir gefällt es hier, ich mag die Menschen und das Projekt, das wir hier haben. Eine Verlängerung ist also aktuell meine oberste Priorität.“

Stefan Köck (Sportdirektor WSG Tirol) über die verletzungsbedingte Abwesenheit und den Stellenwert von Bror Blume in der Mannschaft: „Bror Blume ist für uns definitiv ein sehr wichtiger Spieler. Seine Qualität auf dem Platz fehlt uns natürlich, dementsprechend hoffen wir, dass er so schnell wie möglich zurückkehrt.“

Michael Novak und der WAC wurden nach 2 Spielen ohne Niederlage (1S, 1U) und ohne Gegentor jäh gestoppt und kassierten nach der 1:5-Niederlage daheim gegen den LASK am 6. August die zweithöchste Pleite der Saison. Die höchste Auswärts-Niederlage in dieser Spielzeit.

„Nach dem 2:0 hat man gesehen, dass es eine reine Kopfsache ist“

Manfred Schmid (Trainer RZ Pellets WAC) über...

...das Spiel: „Natürlich ist es bitter, wenn man so ins Spiel startet. In der Situation sind so viele Fehler passiert, und trotzdem wäre es möglich gewesen, den Ball zu klären. Es ist einfach unerklärlich, wie wir uns da verhalten haben. Das hat aber nichts mit dem Kopf zu tun, das waren die ersten paar Sekunden. Unser Plan war es, den 1. Ball nach vorne zu spielen, zu attackieren. Das habe ich die 1. Minuten gar nicht gesehen. Zusätzlich haben wir der WSG viel zu viele Räume gegeben, sie haben alle 2. Bälle gewonnen und wir haben Standardsituationen schlecht verteidigt. Da ist heute einiges schiefgelaufen. Nach dem 2:0 hat man gesehen, dass es eine reine Kopfsache ist. Die Jungs werden passiv, sie verstecken sich.“

wie groß der Rückschlag ist: „Natürlich ist es ein herber Rückschlag. Wir haben geglaubt, dass wir schon weiter sind, das sind wir nicht. Das hat man jetzt gesehen, weil eine einzige Situation die Mannschaft aus dem Tritt bringt. Wir werden jetzt trotzdem nicht auf die Mannschaft draufschlagen. Es war ein Spiel, das passiert, die Mannschaft war verunsichert, nachdem in der ersten Hälfte nicht viel zusammengelaufen ist. Wir werden alles ganz klar analysieren und dann nach vorne schauen. Es sind ja noch viele Spiele, da kann es nächste Woche ganz anders ausschauen.“

"Wenn man so langsam ist im Kopf, spielt es keine Rolle, ob man ein System hat"

Michael Novak (RZ Pellets WAC) über...

das Spiel: „Ich glaube, dass wir nicht über Baustellen reden müssen, wenn wir gleich so in das Spiel starten, mit gleich 2 oder 3 Fehlern hintereinander. Standards sind immer ein Kennzeichen für die Aufmerksamkeit einer Mannschaft. Wir bekommen gleich ein Tor, bekommen keine 2. Bälle. Mit der Leistung, wenn man so langsam ist im Kopf, spielt es keine Rolle, ob man ein System hat.

Wenn man überall Zweiter ist, dann schaut es so aus wie in der 1. Halbzeit. Dass wir eine Reaktion zeigen, nach so einem ersten Tor ist vielleicht auch noch okay, aber es ist nicht notwendig. Dass es jetzt nicht nur nach oben gehen wird die ganze Zeit war uns klar, aber wir dürfen die Partie nicht so wegschmeißen. Man kann ein Spiel verlieren, man kann Fehler machen, aber nicht in der Art und Weise. Dass man im Kopf zu langsam ist, nicht ganz da ist und sich nicht mehr an dem Plan hält. Man sollte versuchen, die bestmögliche Leistung abzurufen und wenn etwas schief geht, mit dem Kopf wieder zurück zum Plan gehen und das ausbessern.“

ob er die Niederlage irgendwie erklären kann: „Nein, ich habe eigentlich beim Aufwärmen das Gefühl gehabt, dass die Jungs gut drauf sind und gut in das Spiel starten werden. Dann bekommst du einen Tiefschlag mit dem Tor in der 1. Minute, aber wenn ich schon ein Tor bekomme, dann in der 1. Minute, dann habe ich die ganze Spielzeit, um aufzuholen. Danach sollte der Kopf gehoben werden und sich an die Leistung orientiert werden. Wenn wir aber einen Tiefschlag bekommen, stehen wir nicht wieder auf. Das ist schon das ganze Jahr ein bisschen so, und das müssen wir ändern.“

…die Stimmung in der Kabine: „Viel geredet wird nicht, jeder ist mit sich beschäftigt. Aber trotzdem, Köpfe hoch und weiter.“

"Hat nichts damit zu tun, dass wir in 1. Min. so Fehlerkette hinlegen"

…die Situation, dass der WAC in der Qualifikations-Gruppe spielt: „Wir wissen alle, worum es geht. Dass das vielleicht für den einen oder anderen jungen Spieler nicht leicht ist, ist mir klar, die müssen wir unterstützen. Aber das hat nichts damit zu tun, dass wir in der 1. Minute so eine Fehlerkette hinlegen oder in der 20. Minute ein Standard-Tor bekomme. Das hat mit unserem Selbstbewusstsein, unserer Herangehensweise zu tun. Die kann dann nicht sein, dass wir nur funktionieren, wenn alles nach Plan läuft. Gerade wenn es nicht so gut läuft, müssen wir zum Plan stehen, daran werden wir arbeiten. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft das umsetzten wird.“

Adis Jasic (RZ Pellets WAC) über seine Entscheidung, in Zukunft für die Bosnische Nationalmannschaft zu spielen: „Ich habe da länger darüber nachgedacht, es war eine Herzensentscheidung. Es zieht mich einfach mehr nach Bosnien. Ich bin aber Österreich auch dankbar für alles, was sie für mich getan haben.“

"Da waren haarsträubende, individuelle Fehler dabei"

Alfred Tatar (Sky Experte) über...

das Spiel: „Für Thomas Silberberger ist der Spielplan und die Spielidee zu 1000 % aufgegangen. Der andere Trainer, Manfred Schmid, steht da und wundert sich, in welchem Film er ist. Da waren haarsträubende individuelle Fehler dabei, die zu Toren geführt haben, bei den Standardsituationen war man auch zweiter. Im Feld nach vorne war fast nichts Zählbares dabei, er hat seine Mannschaft sicher nicht wieder erkannt. Der WAC war völlig von der Rolle. Die Idee, die Thomas Silberberger verfolgt hat, nämlich mit seinem Team sehr schnell zu pressen, hat sich über die 1. Hälfte fortgesetzt und immer zu etwas Zählbarem geführt.“

...WSG Tirol in der Qualifikations-Gruppe: „Ich erinnere noch einmal an die Austria Klagenfurt. Die haben schlecht in das Frühjahr gestartet, plötzlich bei Sturm gewonnen und auf einmal ist man ganz oben dabei in der Meistergruppe. Hier ist es ähnlich. Ein schlechter Start, alle haben zu jammern begonnen, weil sie keine Tore schießen. Jetzt ein 4:0. Und ich glaube, dass das nicht der letzte Sieg für die WSG sein wird. Dieses Team ist total intakt und deshalb ist für mich ganz klar, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“

WSG Tirol – RZ Pellets WAC 4:0 (3:0)

Freitag, 07.04.2023, 19:30 Uhr, Tivoli Stadion Innsbruck, Z: 2.000, SR: Harald Lechner.

Tore: 1:0 Sabitzer (1.), 2:0 Bacher (19.), 3:0 Ertlthaler (23.), 4:0 Behounek (90+1.)

 

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Statement-Quelle: Sky Sport Austria und WSG Tirol

Foto: GEPA/Admiral