Nach dem großen Fight im ÖFB-Cup-Halbfinale am Mittwoch beim SK Rapid Wien, wurde der SV Guntamatic Ried viel Lob für die gezeigte Leistung in Wien-Hütteldorf zuteil, obwohl die Innviertler mit 2:1 unterlagen. Am Karsamstag - zum Ende der "englischen Woche", in der das Team von Cheftrainer Maximilian Senft in allen 3 Spielen leer ausging - im Liga-Alltag und der 2. Runde im Unteren Playoff dann tiefe Ernüchterung bei der 1:3-Heimpleite gegen den TSV Hartberg. Die Ost-Steirer gewannen damit auch das 3. Saison-Duell gegen die Wikinger. Aus deren Lager nachfolgend Statements  - TSV Hartberg siehe HIER!

Einsamer Rufer in der josko Arena oder deutliche Worte mit Wirkungseffekt? Der 32-jährige Rieder Abwehrchef Markus Lackner sprach Klartext nach Spielende.

„Die 1. Halbzeit war inferior"

Abwehrspieler Markus Lackner (SV Guntamatic Ried): „Wir müssen extrem selbstkritisch sein. Die 1. Halbzeit war inferior. Das war fast ein Skandal. Wir müssen uns alle einzeln hinterfragen. Ich glaube, dass außerhalb nicht mehr viele an uns glauben. Es gibt aber einen Personenkreis, bei dem ich weiß, dass er erst aufgibt, wenn es wirklich vorbei ist. Das muss jetzt unser Motto sein.“

Maximilian Senft (Cheftainer SV Guntamatic Ried) über...

Bedeutung des Spiels (im Vorfeld): „Wie wegweisend das Spiel ist, können gern andere Leute beantworten. Für uns geht es darum, auf unsere Aufgaben fokussiert zu sein. Auch wenn die Leistung gegen Rapid in Ordnung war, können wir uns von dem Lob nichts kaufen. Es geht uns auch nicht um Lob, sondern um drei Punkte. Darauf sind wir voll fokussiert.“

„Müssen als Trainerteam, speziell ich, vorangehen und das werden wir auch“

…das Spiel-Fazit: „Ich denke, dass die 1. Halbzeit ganz schlecht war. Unser Anspruch ist, dass die Gesamtperformance klar besser ist. Ich denke, dass wir nicht unbedingt schlauer werden, jetzt so schnell nach dem Spiel nach Gründen zu suchen. Wir müssen es einmal sacken lassen und dann in Ruhe die richtigen Schlüsse und Überlegungen ziehen. Wir müssen einfach als Trainerteam, speziell ich natürlich, vorangehen und das werden wir auch.“

…den Auftritt seiner Mannschaft: „Man ärgert sich natürlich extrem, weil ich auch weiß, was die Jungs eigentlich draufhaben. Es ist dann ärgerlich, wenn wir das nicht so auf den Platz bringen und unseren Fans und den anderen Leuten nicht zeigen können, was wir draufhaben. Wir müssen jetzt runterkommen. Jeder muss selbst seine Leistung reflektieren. Das werden auch alle machen, denn so reif ist die Mannschaft. Es gibt acht Endspiele. Wir müssen mit voller Power in die nächste Trainingswoche reingehen.“

…die Umstellungen in der Offensive (vor dem Spiel): „Es geht einerseits um ein paar neue Impulse. Andererseits geht es schon auch darum, dass Seif (Anm. Seifedin Chabbi) und Belmin (Anm. Belmin Beganovic) viel gespielt haben in den letzten 2 Runden. Ich glaube auch, dass die Spieler ganz gut auf die Profile der Verteidiger von Hartberg passen, die heute starten. Wie es aber auch die letzten Spiele war, glaube ich, dass wir heute von der Bank gut nachlegen können.“

…die Verfassung seiner Mannschaft nach der Cup-Niederlage gegen Rapid: „Wir haben den 1. Tag genutzt, um die Köpfe freizubekommen und im regenerativen Bereich zu arbeiten. Das war sehr wichtig, einen Tag einmal runterzufahren. Gestern ist es im Training aber schon wieder zur Sache gegangen. Dementsprechend erwarte ich mir heute auch einen Fight. Es gibt keine Ausreden wegen dem Spiel am Mittwoch.“

"Erschreckend, wie wir in der 1. Halbzeit aufgetreten sind"

Thomas Reifeltshammer (Sportlicher Leiter SV Guntamatic Ried) über...

die Leistung: "Ich habe heute ganz wenige positive Dinge gesehen. Es war erschreckend, wie wir in der 1. Halbzeit aufgetreten sind. Ich habe eigentlich ein gutes Gefühl gehabt vor dem Match, aber was wir heute in der ersten Hälfte abgeliefert haben, war nicht bundesligatauglich. Natürlich ist es am Mittwoch ein ganz anderes Spiel gewesen im Cup, aber wir haben gewusst, dass wir heute zuhause gegen einen unmittelbaren Konkurrenten spielen. Da muss ich dann allein von der Körpersprache ganz anders auftreten. Das Gefühl habe ich heute bei sehr vielen Spielern nicht gehabt. Sie sollen es jetzt einmal sacken lassen zwei Tage. Wir haben jede Menge Arbeit, dass wir jetzt dann die richtigen Spieler auf den Platz bringen, die für unseren Verein alles geben und den Ernst der Lage erkannt haben.“

ob die Spieler mit dem Druck im Abstiegskampf umgehen können: „In Altach sind wir vor ein paar Wochen ganz anders aufgetreten. Von dem her glaube ich schon, dass die Spieler mit dem Druck umgehen können. Heute war es eine sehr schlechte Leistung.“

...einen möglichen Trainerwechsel: „Ich bin hundertprozentig von Maximilian Senft überzeugt. Wie gesagt entscheiden bei uns im Verein natürlich auch das Präsidium über den Trainer, für mich ist es aber überhaupt keine Diskussion. Ich denke, dass sich heute alle Spieler an der eigenen Nase nehmen müssen. Jeder steht in der Verantwortung und das habe ich heute nicht gesehen.“

„Wenn ich so Leistung von der Mannschaft sehe, dann haben die Fans wahrscheinlich zu 100% Recht!“

…die „Vorstand raus"-Rufe der Fans: „Ich verstehe es zu 100%. Wenn ich so eine Leistung von der Mannschaft sehe, dann haben die Fans wahrscheinlich zu 100% Recht. Aber ich kann es nicht beurteilen. Ich glaube, dass der Vorstand heute auch nicht gespielt hat, die sind auch nicht auf dem Feld gestanden. Ich glaube, es waren heute die Spieler auf dem Feld und ich glaube, dass sie die nächsten Wochen einfach ein ganz anderes Bild zeigen müssen. Ich glaube, dass es bei den einzelnen Spielern auch um sehr viel geht. Da geht es um Verträge und heute hat sich keiner empfohlen, dass er sich für unseren Verein irgendwo in die Auslage gespielt hat.“

Walter Kogler (Sky Experte) über...

das Spiel: „Sie haben es sehr clever gemacht. Die Rieder waren im Grunde dazu gezwungen, das Spiel zu machen. Die Hartberger haben dann im Mittelfeld die Bälle gewonnen und nach vorne hin ihre Chancen vorgefunden und diesmal auch verwertet. Man hat auch heute wieder gesehen, dass die eine oder andere Mannschaft große Probleme hat, wenn sie das Spiel machen soll.“

„Gehe davon aus, dass sie wirklich alles hinterfragen“

…die Situation der SV Ried: „Man muss sagen, dass Ried während des ganzen Jahres für ihre Spielweise gelobt wurde. Unterm Strich ist jedoch wenig rausgekommen. Deswegen sind sie auch jetzt in der Tabelle ganz hinten. Ich denke, dass es auch die Verantwortlichen schon hinterfragt haben. Es geht darum, welche Spieler der Verein holt, wie es dann im sportlichen Bereich, im Trainerteam aussieht, von den Trainingsmöglichkeiten sowie von der Personalplanung aussieht und ob die Entscheidungen im vergangenen Jahr richtig waren.

Ich gehe davon aus, dass sie wirklich alles hinterfragen und sich überlegen, was sie vielleicht jetzt noch tun können in den letzten acht Spielen. Es gibt natürlich immer weniger Möglichkeiten, aber es ist ganz wichtig, eine längere Periode zu reflektieren und zu sagen, was sie in der Zukunft besser machen können.“

SV Ried-Trainer Maximilian Senft: „Wenn es der Mannschaft gelingt, die Klasse zu halten, wird auch vieles einmal rausbrechen aus ihm. Man merkt auch, dass alle Trainer bemüht sind, den Spielern Zuversicht zu vermitteln, trotz all dem Druck. Es sind eh alle genug angespannt. Als Trainer achtest du natürlich auch darauf, dass du Zuversicht sowie den Glauben an deine Mannschaft ausstrahlst und dass du, auch wenn einmal ein Spiel verloren geht, nicht gleich alles hinterfragst, sondern der Mannschaft ein Vorbild bist.

Das sehe ich in ihm. Wenn man etwas vorwerfen könnte, dann muss man sagen, warum die Mannschaft nicht schon in der 1. Hälfte so gespielt hat. Zumindest hat man gemerkt, dass es in der ersten Hälfte gar nicht lief. Man hat dann umgestellt und hinten im Ballbesitz eher eine Viererkette gespielt. Man hat eigentlich relativ viel probiert. Wir sind also weit weg davon, dass man dem Trainer vorwerfen kann, sich keine Gedanken zu machen oder nicht alles zu versuchen. Zum anderen muss man dann sagen, dass es vielleicht irgendwo an den Möglichkeiten liegt, die man als Mannschaft hat. Die Kunst vom Trainer ist immer, das Richtige rauszuholen, was gerade so in der Mannschaft steckt. Jede Mannschaft hat aber natürlich auch ihre Grenzen.“

Statement-Quelle: Sky Sport Austria

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL und SV Ried/Schroeckelsberger