Nach 2 Partien ohne Niederlage (beide vs. SV Guntamatic Ried, 0:0 auswärts, 1:0 daheim) und guter Performance, zeichneten sich beim RZ Pellets WAC Zuversicht & Aufwärtstrend ab. Dann der herbe Rückschlag bei der WSG Tirol mit 0:4 für die sich in dieser Saison ungewohnt in Unteren Playoff-Gefilden tummelnden Wölfe. WAC-Abwehr-Routinier Michael Novak - siehe auch Statements - sprach hernach Klartext und meinte u.a.: "Mit der Leistung, wenn man so langsam ist im Kopf, spielt es keine Rolle, ob man ein System hat." Das ruft Mentalcoach Wolfgang Seidl auf den Plan...nachfolgend seine heutige Kolumne zum Thema.

Viel Kopfsache für Top-Torjäger Tai Baribo und den WAC in der ungewohnten Quali-Gruppe, in der die Kärtnner erstmals seit der Liga-Reform unterwegs sind.

Novak: „Wenn wir einen Tiefschlag kriegen, dann stehen wir nicht auf"

Erst das Gegentor nach 12 Sekunden (!) durch Eigenfehler, dann das 2:0 nach 19 Minuten durch Bacher, der nach Cornerball völlig freistehend im Sechzehner zum Kopfball kam - zeitig befand sich der WAC am Innsbrucker Tivoli auf der Verliererstraße. Zumal die Mannschaft von Cheftrainer Manfred Schmid nach dem zweiten Gegentreffer völlig "den Faden" verlor. Die Wölfe versteckten sich, wurden passiv.

Manfred Schmid brachte es hernach auf den Punkt: „Es ist reine Kopfsache.“ Routinier Michael Novak schlug in die "gleiche Kerbe" und meinter hernach ungeschminkt: „Wenn wir einen Tiefschlag kriegen, dann stehen wir nicht auf. Das ist schon das ganze Jahr so.“

SPIELE WERDEN IM KOPF ENTSCHIEDEN

Wolfgang Seidl wird in diesem Gastbeitrag auf solche Match Situationen näher eingehen und mögliche Lösungsansätze präsentieren.

Der Mentalcoach meint:

Diese Match-Situation, die der WAC am Freitag in der ADMIRAL Bundesliga erlebte, ist für jeden Spieler eine enorme Hürde und fordert die Gedanken und Gefühle der Spieler heraus. Spieler, die ihre negativen Gedanken in dieser Situation nicht erkennen, steuern unweigerlich auf ein negatives Verhalten, wie in diesem Fall „Passivität“ hin.  Die Spieler verlieren die Kontrolle und verstecken sich, wie Schmid es bezeichnete.

Ist dieses Verhalten der Spieler in einer solchen schwierigen Situation normal? Ja, wenn man sein DENKEN nicht regelmäßig und nachhaltig trainiert. Nicht umsonst heißt es, Spiele werden immer im Kopf entschieden.

Spieler, die gelernt haben, ihre Selbstgespräche auch unter schwierigsten Bedingungen bewusst zu steuern, bleiben nachweißlich fokussierter und können sich weiterhin auf ihre Aufgaben konzentrieren. Sie schaffen es auch nach Rückschlägen, die vorgegebene Taktik des Trainers zu befolgen und übernehmen wieder die Kontrolle über das Geschehen. Diese Fähigkeit ist allerdings nicht selbstverständlich, sondern gehört langfristig trainiert.

Die bewusste Selbstgesprächsführung ist im Spitzensport eines der wichtigsten mentalen Werkzeuge. Diese Methode lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen trainieren, sondern braucht eine intensive Auseinandersetzung jedes Spielers mit sich selbst. Da hilft es auch nichts, wenn Schmid, wie er sagt, die ganze Woche über Einzelgespräche führt und Videoanalysen macht.

Hier braucht es Spezialisten, wie Sportpsychologen oder erfahrene Mental-Coaches, die den Spielern diese mentalen Werkzeuge beibringen und mit ihnen solche Situationen regelmäßig reflektieren.

SIEGER FÜHREN ANDERE GESPRÄCHE

Es ist immer wieder interessant, welche Art von Selbstgespräche erfolgreiche und weniger erfolgreiche Fußballer führen. Aus meiner Erfahrung als Mentalcoach weiß ich, dass weniger Erfolgreiche in schwierigen Situationen oft in der Opferrolle gefangen bleiben und sich auf das Problem fokussieren.

Erfolgreiche hingegen schaffen es, ihren Fokus auf Lösungen zu lenken und sich mit positiven Selbstanweisungen wieder aus dem Tief zu holen.

ZUERST GIBT IMMER DER KOPF AUF

Es besteht eine enge Verflechtung zwischen den Selbstgesprächen und dem Handeln.

Zuerst kippt das Selbstgespräch ins Negative (z.B. „Das holen wir nie mehr auf“), bevor körperlich einen Gang zurückgeschaltet wird und der Fokus verloren geht. Die negative Wendung findet also zuerst immer im Kopf statt. Erst dann folgen die entsprechenden Handlungen.

Bundesliga- und Fußball-Vereine, die langfristig erfolgreich sein wollen, sollten ihre Spieler in der mentalen Entwicklung unterstützen. Aber auch die Spieler selbst sind gefordert, mithilfe eines erfahrenen Mentalcoach oder Sportpsychologen an ihrer persönlichen Entwicklung zu arbeiten.

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL

Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach mit einer Praxis in der Steiermark und Wien. Er betreut als Coach Sportler, stressgeplagten Menschen, Mannschaften und Unternehmen.  Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen individuellen Betreuung von SpielerInnen sowie in der mentalen Beratung von Mannschaften.

MANA4YOU

Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Lebens- und Sozialberate
HeartMath®Coach

Praxis Steiermark: Burgauerstrasse 49; 8283 Bierbaum
Praxis Wien: Cumberlandstrasse 102; 1140 Wien