Heuer am 5. April brach Markus Pink die Zelte am Wörthersee in seiner Geburtsstadt Klagenfurt ab, um fortan statt für Austria Klagenfurt für Shanghai Port FC in China auf Torejagd zu gehen - wir berichteten. Wie ist es dem 32-jährigen Mittelstürmer in den 4 Monaten in Fernost fernab der Heimat bei seinem neuen "Abenteuer" ergangen, was sind seine Erfahrungen und Pläne? Darüber und warum er vergangene Woche ins Krankenhaus gefahren werden musste, äußerte sich Markus Pink vor dem Donnerstag-Match seinens Klubs gegen TJ Jinmen Tigers (MEZ: 13:35 Uhr) im exklusiven Ligaportal-Interview.

"Es waren abenteuerliche erste 4 Monate"

Ligaportal: Zàihuì, Markus. Ich erreiche Dich beim Essen. Ist da jetzt morgens, mittags, abends Reis und chinesische Küche angesagt oder wie ernährst Du Dich? 

Markus Pink: Das ist bei uns ganz normal. Wir haben ein internationales Buffet. Dann gibt es auch die chinesische Kost mit Fleisch, Fisch, Nudeln. Alles wie ich es von Österreich her kenne im Fußball. Abseits vom Platz habe ich ein, zwei Restaurants mit österreichischer Küche. Da komme ich dann auf meinen Genuss.

Ligaportal: Also ist ein Hauch von Heimat gegeben. Inzwischen sind über 4 Monate vergangenen in China für Dich. Neues Land, neue Kultur, neue Fußball-Liga... wie fallen in dieser Hinsicht Deine bisherigen Eindrücke aus?

Markus Pink: Es waren abenteuerliche erste 4 Monate und braucht natürlich alles seine Zeit. Überhaupt als Stürmer, bis das Ganze zum Greifen anfängt. Aber ich bin auf dem besten Weg, dass es jetzt endlich so wird wie es zuvor immer war. Ich bin in erster Linie froh, dass am Samstag endlich meine Familie anreist und wir die restliche Zeit gemeinsam da bleiben, nachdem ich 4 Monate allein war. Das ist wieder so ein Schritt, der mir viele gewisse Sachen erleichtert. 

Sportlich ist es schon eine Herausforderung, explizit für einen Stürmer. Bisher kam ich zu wenig Spielzeit, doch ich werde auch da wieder meine Chance bekommen. Jeder, der mich kennt und meine Karriere verfolgt hat, weiß, dass ich nicht aufgebe, sondern jedes Mal weiter kämpfe und meine Chance über kurz oder lang erhalte.

Und sie dann auch meistens nutze. Das ist mein jetziger Zugang. Wir sind 11 Punkte vor dem Tabellenzweiten, d.h. es läuft sportlich erfolgreich. Unser Ziel ist es, Chinesischer Meister zu werden. 

Am kommenden Wochenende nach vier Monaten endlich wieder vereint: Familie Pink...M.M.M. = Markus, Martina & Max.

"Ich habe den Schritt ins Ausland gewagt und gewollt und bereue ihn auch nicht"

Ligaportal: In den ersten der bisher 19 absolvierten Liga-Partien für Port Shanghai hattest Du viel Spielzeit, dann nurmehr Kurzeinsätze und in den vergangenen vier Partien hast Du gar nicht mehr gespielt. Was ist da passiert, zumal Dich ja euer spanischer Trainer Javier Pereira unbedingt wollte?

Markus Pink: Wenn ich das wüßte, könnte ich dir das sagen. Fakt ist, dass ich am Anfang gespielt habe, wir da auch erfolgreich waren und es noch immer sind. Jetzt hat sich eine Stamm-Elf gebildet. Es ist völlig in Ordnung. Mir ist das Gesamte definitiv wichtiger wie das Einzelne von mir. Ich habe den Schritt ins Ausland gewagt und gewollt und bereue ihn auch nicht. Es ist eine unglaubliche Erfahrung. Von daher ist es in erster Linie wichtig, dass der Verein, die Mannschaft den Titel holt.

Ligaportal: Shanghai Port ist nach 19 von 30 Runden souveräner Spitzenreiter mit 11 Punkten Vorsprung auf den Zweiten SH Shenhua. Am Donnerstag empfangt ihr den Tabellensechsten, Remis-Spezialist Jinmen Tiger (12U), gegen den ihr auch im Cup-Achtelfinale in regulärer Spielzeit Unentschieden gespielt habt und dann nach Elferschießen ausgeschieden seid. Die scheinen euch nicht zu liegen und haben wie Deine Mannschaft in der Liga erst eine Niederlage kassiert. Dein Ausblick und wie sind Deine Einsatz-Chancen?

Markus Pink: Ja, nach 0:0 sind wir im Penalty-Schießen gegen sie letzte Woche ausgeschieden, wo ich einen Cut davon getragen habe und ins Krankenhaus gefahren wurde. Gegen die spielen wir nun wieder am Donnerstag und wissen was uns erwartet. Sie spielen meist Unentschieden, ja. Auch gegen uns zwei Mal torlos. Ist ein sehr robuster Gegner, der die 1. Halbzeit auf Pressing spielt und in der 2. Halbzeit sehr defensiv agiert, um im Normalfall das Unentschieden zu verwalten.

Meine Einsatzchance ist je nach Spielverlauf. Ich weiß, dass ich gut trainiere und irgendwann wieder meine Chance bekomme. Ich hoffe, dass ich sie dann nutzen kann.

"Wenn es so sein sollte, bleibe ich ein 2. Jahr in Shanghai"

Ligaportal: Dein Vertrag läuft bis Jahresende, mit Option auf ein weiteres Jahr. Wie sind Deine Pläne?

Markus Pink: Bis zum Jahresende läuft mein Vertrag, der eine Option beinhaltet, die der Verein ziehen kann. Ich werde das auf mich zukommen lassen und versuche weiterhin Gas zu geben. Wenn es so sein sollte, bleibe ich ein 2. Jahr in Shanghai, was mich sehr freuen würde. Weil, wie erwähnt, die Familie jetzt nachkommt und ich mich ja sehr wohl fühle hier. Das Leben hier, im Team und im Verein.

Dass es nicht einfach wird, habe ich von Anfang an gewusst. Es braucht trotzdem alles seine Zeit, weil ich ein Spieler bin, der sich auch wohlfühlen muss. Ich wittere weiterhin meine Chance und dann werden wir Ende November bzw. Anfang Dezember sehen, wo die Reise weiter hingeht.

Herausforderung ADMIRAL Bundesliga schauen wegen Zeitunterschied

Ligaportal: Du hast Dich also akklimatisiert im neuen Land! Was auch für Legionäre bei Deinem Ex-Klub Austria Klagenfurt gilt, wenn ich da allen voran an den Schotten Andy Irving denke. Er und die Violetten sind furios in die neue BL-Saison gestartet, haben im 3. Anlauf nach dem Aufstieg erstmals einen Auftakt-Sieg gefeiert. Gelungene Generalprobe zugleich für das bevorstehende Kärntner Derby gegen den WAC. Wie siehst Du die Austria-Ausgangslage und wie weit verfolgst Du die Österreichische Bundesliga noch?

Markus Pink: Ich verfolge die Österreichische Bundesliga so gut es geht. Den 1. Spieltag habe ich komplett angeschaut. Auch diverse ÖFB-Cup-Spiele. Es ist natürlich mit dem Zeitunterschied schon eine Herausforderung (Anm.: 6 Std. weiter in Shanghai). Doch irgendwie ist es dann doch machbar. Im Cup war Austria Klagenfurt sehr souverän (Anm.: 3:0 bei Regionalligist SK BMD Vorwärts Steyr) und im BL-Auftaktspiel bei der WSG Tirol waren sie sehr präsent.

Vor allem nach 4, 5 Minuten haben sie richtig gut ins Spiel gefunden und die 1. Halbzeit klar dominiert. Der Andy (Anm.: Doppeltorschütze Irving) hat einen unglaublich guten Tag gehabt. Wobei ich schon weiß, dass er ein richtig guter Kicker ist. Es ist immer gut zu wissen, dass man so einen Spieler in seinen Reihen hat. Der einen in Szene setzt und für die Entscheidung gut ist.

Sinan (Anm.: Karweina) ist auch richtig gut drauf. Jonas (Anm.: Arweiler) ist fit. Das ist vielleicht ein kleiner Vorteil gegenüber dem WAC, dass der Stamm bei der Austria gelieben ist. Man hat mit Florian Rieder einen Abgang gehabt im Sommer, aber ansonsten hat man die Stammkräfte, die schon 2-3 Jahre zusammenspielen, gehalten. Das merkt man dann schon und hat man gegen die WSG gesehen.

Die Tore muss jetzt mal gegen den WAC wer anders schießen (lacht). Irgendwer hat mir gesagt, dass ich die letzten Derbies jedes Mal getroffen und da eine sehr gute Quote habe. Bin gespannt, wer da in meine Fußstapfen tritt. 

Hat viel bewegt bei den Kärntner Violetten und war ein prägendes Austria-Gesicht in seiner Zeit bei den Waidmannsdorfern in seiner Geburtsstadt Klagenfurt: Markus Pink.

"Habe bei Austria Klagenfurt eine meiner schönsten Stationen gehabt seit ich Fußballer bin"

Ligaportal: Um da nachzuhaken. Beide Teams gehen ja mit einem Auftaktsieg in das Kärntner Duell. Wie siehst Du die Austria-Aussichten?

Markus Pink: Als ehemaliger Klagenfurt-Spieler und -Kapitän gibt es da für mich kein `Wenn und Aber´...Klagenfurt wird für mich das Derby gewinnen. Ich habe bei Austria Klagenfurt eine meiner schönsten Stationen gehabt seit ich Fußballer bin.

Ligaportal: Jonas Arweiler hast Du zuvor erwähnt. Er ist Dein Nachfolger als Mittelstürmer, ebenfalls 1,88 Meter-Mann. Der 26-jährige Deutsche tritt natürlich in große Fußstapfen und ihn mit Dir zu vergleichen wäre vermessen. Zumal er auch ein anderer Spieler-Typ ist. Im Frühjahr wurde er durch einen Mittelfußbruch zurückgeworfen, ist jetzt wieder topfit, greift an. Du hast ihn über Monate in der vergangenen Saison erlebt, welches Potential hat er und was traust Du ihm zu?

Markus Pink: Jonas habe ich immer sehr geschätzt. Er hat einen richtig guten Charakter, ist eine super Persönlichkeit und kann einer Mannschaft auch weiterhelfen. Es ist für ihn nach seiner Verletzung nicht einfach. Aber er ist ein richtiger Profi und schaut auf seinen Körper. Er kann mit seiner Qualität der Mannschaft definitiv weiterhelfen. Er muss schauen, dass er fit bleibt. Wenn du keinen Rhytmus hattest, braucht das seine Zeit. Aber ich glaube, dass er in der Mannschaft hoch angesehen und ein richtig cooler Typ ist.

Er ist halt ein komplett anderer Spieler als ich. Jonas ist richtig gut mit dem Rücken zum Tor, sichert und verteilt die Bälle, ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler und hat richtig gute Anlagen. Und ist dazu ein Linksfuß mit einem sehr guten, platzierten Abschluss. Von dem her wird Klagenfurt noch viel Freude mit Jonas haben.

"Er war ein wichtiger Bestandteil in meiner Karriere"

Ligaportal: Wie weit haben sich Dein ehemaliger Trainer Peter Pacult (selbst früher auch Top-Torjäger), für den Du ja in über 2 Jahren und als Kapitän verlängerter Arm auf dem Spielfeld warst, bzw. andere, ehemalige Austria-Mitspieler mal bei Dir gemeldet?

Markus Pink: Ich habe mit ein paar Spielern noch regelmäßig Kontakt, was bei den 6 Stunden Zeitunterschied schon auch eine Herausforderung ist. Mit dem Trainer bin ich mehr als regelmäßig im Austausch, was mich auch ehrt und zeigt, dass wir uns gegenseitig sehr schätzen. Weil es ist nicht alltäglich, mit relativ vielen Leuten den Kontakt zu halten.

Ich habe mit dem Trainer nie Probleme gehabt und bin mit ihm sehr gut ausgekommen. Er war ein wichtiger Bestandteil in meiner Karriere in den letzten 2 1/2 Jahren, in denen wir zusammengearbeitet haben. Wir schätzen uns menschlich, was mir sehr wichtig ist.

"Es wechseln auch genug andere Arbeiter den Job, damit sie mehr Geld verdienen"

Ligaportal: Immer mehr Fußballer und auch Trainer aus Europa folgen dem Lockruf des Geldes und zieht es in die Wüste. Wie siehst Du den neuen Trend "Fußball-Schlaraffenland Saudi Arabien" und wäre das auch für Dich ein Thema?

Markus Pink: Es wird immer wieder Länder oder Ligen geben, die was Neues probieren und wo sehr viel Geld im Umlauf ist. Doch als Fußballer hast du nunmal eine begrenzte Zeit und willst so viel Geld wie möglich verdienen. Das ist legitim.

Es wechseln auch genug andere Arbeiter den Job, damit sie mehr Geld verdienen. Ich sehe das nicht so gravierend wie das aufgepusht wird. Das obliegt auch jedem selber. Wenn das einer machen will, dann macht er es auch. Wenn man so ein Angebot bekommt, egal ob als Spieler oder Trainer, ist es legitim, dass wenn es für denjenigen passt, er es auch machen soll.

Ligaportal: Danke für das offene Gespräch, Markus. Viel Erfolg und den Chinesischen Meistertitel, wo Du ja mit Shanghai Port FC auf dem besten Weg hin bist. Es wäre der 2. Meistertitel in der Geschichte es Klubs.

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Privat und GEPA-ADMIRAL