Der FK Austria Wien hat trotz einer deutlichen 1:5-Auswärtsniederlage gegen den italienischen Traditionsklub AC Milan weiterhin die Chance auf den Aufstieg in die K.o.-Phase der UEFA Europa League. Weil AEK Athen im Parallelspiel gegen Rijeka nur ein 2:2-Remis erreicht hat, kommt es am 7. Dezember zum Endspiel zwischen Austria und AEK Athen. Die Veilchen benötigen gegen die Griechen einen Sieg, um den sensationellen Verbleib in der Europa League zu realisieren.

 

Die Hoffnung lebt: Thorsten Fink darf mit seiner Austria weiterhin auf den Aufstieg hoffen. Foto: Harald Dostal

Der kuriose Führungstreffer der Veilchen weckte den Favoriten auf

Die Gäste aus Wien überließen dem haushohen Favoriten von Beginn an das Spielgerät und lauerten auf Konter. Dies funktionierte in der Anfangsphase recht gut. Zweimal schalteten die in weiß spielenden Veilchen schnell um, spielten den Konter aber nicht konzentriert zu Ende. Nach 11 Minuten verbuchten die Hausherren die erste richtig gefährliche Torchance: Der ehemalige Wolfsburger Rodriguez schlug eine scharfe Flanke auf den 19-jährigen Stürmer Crutone, der nur knapp drüber köpfelte. Wenige Augenblicke später war Austria-Keeper Pentz bei einem Versuch von Biglia hellwach (14.). Allzu lange musste die Austria aber nicht auf die nächste Konterchance warten. Und diese sollte die ungefähr 2000 mitgereisten Austria-Fans in Ekstase versetzen: Raphael Holzhauser schickte mit einem perfekt getimten Pass Christoph Monschein auf die Reise, der den herausgeeilten Milan-Goalie Donnarumma umkurvte und sofort abzog. Milans Abwehrchef und Nationalspieler Leonardo Bonucci versuchte zwar noch den Ball zu klären, rutschte allerdings über die Kugel und diese unter ihm durch ins Tor – 0:1 (21.).

Die Antwort der Hausherren ließ aber nicht lange auf sich warten: Borini registrierte den völlig freistehenden Rodriguez und schlug eine perfekte Flanke in den Strafraum. Diese Groß-Chance ließ sich der Schweizer nicht nehmen und schloss souverän aus kurzer Distanz ab – 1:1 (27.). Mit zunehmender Spieldauer übernahmen die Gastgeber immer mehr die Kontrolle und feuerten beinahe im Minutentakt Schüsse aufs Tor von Patrick Pentz ab. In Minute 36 war der Schlussmann der Violetten machtlos: Andre Silva fing einen kurz abgespielten Freistoß ab und knallte aus kurzer Distanz das Leder ins Tor – 2:1 (36.). Für die Gäste kam es aber noch schlimmer: Eine Flanke von Rodriguez wurde unfreiwillig zu Borini verlängert, der wiederum Cutrone bediente. Der 19-Jährige musste aus kurzer Distanz nur mehr einnicken – 3:1 (42.). Die Defensive der Wiener sah bei diesem Gegentreffer alles andere als gut aus. Somit gingen die Rossoneri mit einer deutlichen 3:1-Führung in die Halbzeitpause.

Der AC Milan ist für die Austria eine Nummer zu groß

Ohne personelle Veränderungen kamen beide Mannschaften zurück auf das Grün des Meazza Stadions. Den Veilchen unterliefen in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit haarsträubende Ballverluste, welche die „Milanisti“ allerdings nicht in Torerfolge ummünzen konnten. Die Austria hatte Glück, dass die Hausherren mit ihren Großchancen viel zu leichtfertig umgingen. Erst zehn Minuten nach Wiederbeginn konnten die Veilchen endlich wieder für Entlastung sorgen: Monschein schickte Pires auf die Reise, der seine enorme Schnelligkeit gegen Rodriguez ausspielte und aus relativ spitzem Winkel abzog. Aus seinem Schussversuch folgte allerdings sogar nur ein Einwurf. Zwar schalteten die Hausherren einen Ganz zurück und ließen den Nachdruck etwas vermissen, dennoch gelang ihnen rund 20 Minuten vor Schluss der vierte Treffer: Calhanoglu flankte auf Silva, der sich den Ball mit der Brust runternahm und aus der Drehung abzog. Das Leder kullerte an Austria-Goalie Pentz vorbei ins Tor – 4:1 (70.). In weiterer Folge machten die Rossoneri nur mehr das Notwendigste. In der Nachspielzeit erzielten die Italiener dann noch das fünfte Tor. Crotone umkurvte Pentz und schob die Kugel ins leere Tor – 5:1 (90.+3). Damit fixierten die Milanisti den erwarteten Aufstieg in die K.o.-Phase. Aufgrund des Remis zwischen AEK Athen und HNK Rijeka besteht für die Austria weiterhin die Chance, dem AC Milan in die K.o.-Phase zu folgen.

Stimmen zum Spiel

Thorsten Fink, Trainer Austria Wien, bei "Sky": „Die ersten zwanzig Minuten waren in Ordnung. Das ist genau das was wir uns vorgenommen haben, das habe ich ja vorher auch gesagt, tief stehen, auf Konter warten. Wir hatten heute in den ersten zwanzig Minuten auch Möglichkeiten in die Tiefe zu spielen. Wir hatten auch ein paar Mal den Ballbesitz, aber nach dem 1:0 für uns haben wir es nicht mehr geschafft den Ball zu halten, haben uns nicht mehr gut freigelaufen und hatten nicht mehr die Ruhe am Ball. Das 1:0 für uns ist, meiner Meinung nach, ein bisschen zu früh gefallen. Wir haben ein tolles Finale. Ich hoffe das Stadium wird mal wieder richtig voll. Wenn man weiterkommt wäre das für diese junge Mannschaft natürlich top.“

Raphael Holzhauser, Spieler Austria Wien, bei "Sky": „Das erwartete Ergebnis, glaube ich. Ich habe ja gestern im Interview schon gesagt, es muss alles passen, wir dürfen keine Fehler machen, keine einfachen Tore bekommen, dann geht vielleicht was. Wir sind, glaube ich, sehr gut ins Spiel reingekommen, gehen 1:0 in Führung durch eine super Aktion von uns und dann kriegen wir zurzeit auch einfach zu leichte Tore. Wenn ich an das 2:1 denke, der will aufs Tor schießen und stehen auf einmal drei Spieler alleine vorm Tor. Aber so ist das. Scheißegal, wir haben trotzdem ein Endspiel. Wenn uns einer vor der Gruppenphase gesagt hätte, dass wir vor dem letzten Spiel die Chance haben in die nächste Runde aufzusteigen, hätte das jeder von uns unterschrieben.“

Christoph Monschein, Torschütze Austria Wien, bei "Sky": „Wir haben alles in der eigenen Hand. Wir können daheim gewinnen und sind in der nächsten Runde. Das wäre natürlich schön, aber trotzdem haben wir heute 5:1 verloren. Das müssen wir analysieren. Da müssen wir auf jeden Fall die Fehler in der Abwehr und unsere Defensivarbeit verbessern, damit wir da gegen Athen auch gewinnen können.“

UEFA Europa League, Gruppe D, 5. Spieltag

AC Milan – FK Austria Wien 5:1 (3:1)

Giuseppe-Meazza-Stadion, 17.932 Zuschauer, SR Treimanis (LVA)

Tore: Rodriguez (27.), Silva (36., 70.), Cutrone (42., 90.+3) bzw. Monschein (21.)

Milan: Donnarumma – Zapata, Bonucci (80./Gomez), Musacchio – Rodriguez (64./Antonelli), Kessie, Calhanoglu, Biglia, Borini (74./Locatelli)– Cutrone, Silva

Austria: Pentz – Salamon (69./Gluhakovic), Kadiri, Borkovic, De Paula – Holzhauser (86./Lee), Serbest – Pires (78./Tajouri), Alhassan, Prokop – Monschein