Nach sage und schreibe 35 Pflichtspielen in Serie haben die Salzburger Bullen wieder eine Niederlage hinnehmen müssen. Österreichs Meister FC Salzburg musste sich im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinales auswärts Lazio Rom mit 2:4 geschlagen geben. Lazio war in der Anfangsphase die bessere Mannschaft und ging durch einen Treffer von Kapitän Senad Lulic in Führung (8.). In der Folge arbeiteten sich die Bullen aber immer besser ins Spiel und kamen durch ein Elfmetertor von Valon Berisha zum verdienten Ausgleich (30.). Kurz nach Seitenwechsel gingen die Hausherren wieder in Führung: Marco Parolo verwandelte einen Querpass sehenswert per Ferse (49.). Der eingewechselte Takumi Minamino konnte zwar den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgen, doch Felipe Anderson und Ciro Immobile nutzten zwei Unachtsamkeiten der Salzburger Defensive eiskalt aus und stellten den 4:2-Endstand her. 

 

Andreas Ulmer und Co müssen sich effizienten Laziali geschlagen geben. 

Salzburg-Coach Marco Rose konnte bis auf den gesperrten Hwang seine beste Elf aufbieten

Marco Rose musste seine nominell beste Startelf auf einer Position verändern. Salzburgs Sprintrakete Hee-Chan Hwang war aufgrund einer Gelbsperre nicht mit von der Partie. Für ihn rutschte Fredrik Gulbrandsen in die Anfangsformation der Bullen. Ansonsten konnte Rose das gewohnte Personal aufbieten: Vor Tormann und Kapitän Alexander Walke bildeten Ramalho und Caleta-Car das Innenverteidigerduo, außen spielten Lainer und Ulmer. In der Mittelfeldraute agierten vor Solosechser Samassekou wie gewohnt Haidara, Schlager und Berisha. Ganz vorne stürmten Hwang-Ersatz Gulbrandsen und Top-Torjäger Dabbur.

Salzburg arbeitete sich kontinuierlich in die intensive Partie hinein

Die Hausherren hatten von Beginn an viel Ballbesitz, kontrollierten die Partie und gingen mit ihrer ersten Torchance in Führung: Dusan Basta hatte auf der rechten Seite zu viel Platz und spielte einen scharfen Querpass ins Zentrum, wo Immobile zunächst noch verpasste, doch Kapitän Senad Lulic stand goldrichtig und schob die Kugel trocken ins Eck – 1:0 (8.). Das ging viel zu einfach aus Sicht der Salzburger, die in der absoluten Anfangsphase viel zu fehleranfällig agierten und nach dem frühen Gegentor sehr verunsichert wirkten. Eine erste halbwegs brauchbare Möglichkeit für die Bullen resultierte aus einem Standard: Nach einem Eckball kam Stefan Lainer im Strafraum völlig freistehend an den Ball, doch anstatt sich den Ball in Ruhe anzunehmen und selbst abzuschließen, entschied sich der Rechtsverteidiger für eine Kopfballablage, die misslang (17.).

Mit Fortdauer der ersten 45 Minuten kamen die Gäste aus Salzburg besser ins Spiel und wurden für ihren Aufwand belohnt. Nach einer Flanke von Stefan Lainer fuhr Dusan Basta seine Hand aus und traf Munas Dabbur am Hals. Der rumänische Schiedsrichter zeigte nach kurzer Überlegung und Rücksprache mit seinen Assistenten auf den Punkt – ELFMETER FÜR SALZBURG. Eine Aufgabe für Valon Berisha, der unter einem gellenden Pfeifkonzert cool blieb und Lazio-Goalie Strakosha ins falsche Eck schickte – 1:1 (30.). In der Folge entwickelte sich eine hitzige Partie mit Offensivaktionen auf beiden Seiten. Auf der einen Seite scheiterte Haidara mit einem gut angetragenen Weitschuss knapp (36.), ehe Lazios Shootingstar Sergej Milinkovic-Savic, der in seiner Jugend für den GAK gekickt hat, die Top-Chance zur neuerlichen Führung auf dem Kopf hatte, das Spielgerät aber völlig freistehend am Tor vorbeisetzte (44.). So ging eine intensive erste Halbzeit mit einem 1:1-Remis zu Ende. 

Eiskalt vom Punkt: Valon Berisha besorgte das zwischenzeitliche 1:1. 

Salzburgs Defensive lud die Italiener zum Toreschießen ein

Ohne personelle Veränderungen kamen beide Mannschaften zurück auf das Spielfeld des altehrwürdigen Stadio Olimpico. Und die Bullen hatten bereits wenige Sekunden nach Wiederbeginn die Führung auf dem Fuß: Ulmer spitzelte das Spielgerät noch vor der Toroutlinie zu Gulbrandsen, der auf Dabbur ablegte. Der Schuss des Goalgetters konnte gerade noch geblockt werden (46.). Dafür klingelte es nur wenige Augenblicke später auf der anderen Seite: Nach einem Ballverluste der Salzburger ging es schnell. Luis Alberto hatte auf der rechten Seite zu viel Platz und bediente mit einem idealen Querpass Parolo, der aus kurzer Distanz sehenswert per Ferse traf – 2:1 (49.). In der Folge agierten die Bullen ähnlich wie in der Anfangsphase der ersten Halbzeit zu fehleranfällig. Viel zu oft schenkte die Rose-Elf den Ball im Spielaufbau zu einfach her. Ab der 60. Minute zeigten die Gäste ein anderes Gesicht und agierten wie gewohnt sehr ballsicher. In der Offensive fehlten ihnen aber die zündenden Ideen.

Marco Rose reagierte und nahm den fleißigen aber glücklosen Fredrik Gulbrandsen runter und brachte Takumi Minamino ins Spiel. Und dieser Wechsel sollte sich bereits wenige Sekunden später bezahlt machen: Die Laziali bekamen im eigenen Strafraum den Ball nicht weg, Dabbur steckte durch auf Minamino, der nur 54 Sekunden nach seiner Einwechslung das 2:2 besorgte (71.). Was dann kam, war unerklärlich. Salzburg agierte in der Defensive zu behebig und schenkte den Gastgebern zwei Tore. Zunächst ließ der eingewechselte Felipe Anderson die gesamte Hintermannschaft stehen und schob das Spielgerät locker an Walke vorbei ins Tor – 3:2 (74.) und nur wenige Augenblicke später setzte Leiva den völlig alleingelassenen Immobile in Szene, der das Spielgerät durch die Beine von Walke ins Tor schob – 4:2 (76.). In der Schlussphase bewahrte Alexander Walke mit einer sensationeller Parade gegen Immobile seine Mannschaft vor einem fünften Gegentreffer (82.). 

Marco Rose kassierte heute seine erste Niederlage in einem internationalen Bewerbsspiel. 

Stimmen zum Spiel

Salzburg-Trainer Marco Rose über die Niederlage im Sky-Interview: „Wir sind natürlich sehr enttäuscht, weil ich schon daran glaube, dass hier heute mehr für uns drin gewesen wäre. Ich finde, dass die Jungs insgesamt einen großen Fight hingelegt haben, wir insgesamt ein offenes Spiel draus gemacht haben, aber die Gegentore haben wir zu leicht bekommen und jetzt gehen wir mit einer großen Bürde ins Rückspiel. Wir fahren mit einem 4:2 nach Hause, jedem ist klar, was wir daheim brauchen. Wir spielen gegen eine umschaltstarke Mannschaft, wir werden natürlich so spielen, dass wir zuhause das Thema noch für uns regulieren können. Wir wissen aber schon, dass wir Dinge klar bessermachen müssen. Die Jungs haben hier heute einen Fight hingelegt in einer heißen Atmosphäre, Schiedsrichter war heute kein leichter Job, aber er hat es richtig gut gemacht. Jetzt gehen wir das Rückspiel an.“

Valon Berisha nach dem Spiel gegenüber Sky: „Wir haben in ein paar Situationen sehr schlecht verteidigt. Wir machen den Ausgleich zum 2:2 und direkt danach geht Felipe Anderson ungehindert zwischen zwei, drei Spielern durch, das darf nicht passieren. Wir nehmen das Ergebnis mit, wir haben zwei Tore geschossen und zuhause ist alles möglich. Die Hoffnung lebt noch. Die Mitte war heute manchmal ein bisschen zu offen, wir müssen es noch ein bisschen besser machen die Räume zu schließen.“

Salzburg-Kapitän Alexander Walke über die Chancen im Rückspiel am Sky-Mikro: „Ich habe immer gesagt, man soll die Kirche im Dorf lassen. Wenn einer gedacht hat wir schießen die hier aus dem Stadion, dann tut es mir extrem leid. Wir haben heute alles gegeben, sind zwei Mal zurückgekommen, haben aber Fehler gemacht und die wurden heute international brutal bestraft. Aber die Chancen sind fifty-fifty.“

UEFA Europa League, Viertelfinale, Hinspiel

Lazio Rom (ITA) – FC Salzburg 4:2 (1:1)

Stadio Olimpico, Rom; 40.000 Zuschauer; SR Hategan (ROU)

Tore: Lulic (8.), Parolo (49.), Felipe Anderson (74.), Immobile (76.) bzw. Berisha (30./Elfmeter), Minamino (71.)

Lazio Rom: Strakosha – Luiz Felipe, De Vrij, Radu – Basta (65./Patric), Parolo, Lucas Leiva, Milinkovic-Savic, Lulic (C) – Immobile (85./Caicedo), Alberto (65./Felipe Anderson)

FC Salzburg: Walke (C) – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer – Samassekou – Haidara (82./Wolf), Schlager, Berisha – Gulbrandsen (70./Minamino), Dabbur

 

Fotos: GEPA pictures/Red Bull Media

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth