Trotz 0:2 und zwischenzeitlich einen Mann weniger gelingt LASK Cup-Sensation nach Elferkrimi

altaltVor zwei Jahren standen sich der LASK und der SV Mattersburg noch regelmäßig in der Bundesliga gegenüber. Mittlerweile ist der Linzer Traditionsclub aus den allseits bekannten Gründen jedoch in der Regionalliga Mitte gelandet und spielt somit gleich zwei Klassen tiefer, als der burgenländische Kleinstadtverein. Die Mattersburger gingen somit als Favorit in dieses ÖFB Samsung Cup-Achtelfinale, wobei aber einerseits ein Pokalspiel generell stets seine eigenen Gesetze hat, andererseits bereits die ersten beiden Runden in diesem Bewerb gezeigt haben, wie qualitativ hochwertig die Regionalliga Mitte in dieser Saison bestückt, bzw. wie klein die Kluft für die Top-Teams dieser Spielklasse nach ganz oben eigentlich ist.

Mit Spielern von drei verschiedenen Kontinenten zum Erfolg?

Im Gegensatz zu den Spielen in der Meisterschaft hatte LASK-Trainer Karl Daxbacher die Möglichkeit, all seine fünf Legionäre im Kader einzusetzen, von welcher er letztlich auch Gebrauch machen sollte. So gehörten zur Startelf der Linzer neben dem ohnehin gesetzten serbischen Torjäger Radovan Vujanovic, unter anderem der US-Boy Shawn Barry und die brasilianische Fraktion mit Henrique, Silvio Jr. und dem nach abgesessener Sperre wieder spielberechtigten Fabiano. Die beiden letztgenannten Südamerikaner sollten dann auch für die erste wirklich nennenswerte Offensivaktion in dieser Begegnung verantwortlich sein. So musste sich in der 11. Minute Mattersburg-Keeper Thomas Borenitsch schon mächtig strecken, um einen Fabiano-Volley nach Flanke von Silvio Jr. noch aus dem Eck zu fischen. Ganz generell betrachtet, war der LASK in der Anfangsphase die etwas aktivere Mannschaft. Mattersburg hatte zunächst nur bei der Anzahl der Ecken ein klares Übergewicht, wobei aber keine einzige zu einer zwingenden Torchance führte.

Auf Provokation, folgt Dummheit

Nach etwa einem Viertel der regulären Spielzeit fand auch der Bundesligist immer besser ins Spiel, wobei die Burgenländer von dem einen oder anderen leichtfertigen Abspielfehler ihres Gegners profitierten. Beide Teams hatten es von Beginn an auch immer wieder mit Weitschüssen probiert, wobei die Torhüter in diesen Szenen stets auf ihren Posten waren. In der 33. Minute hatte Pavao Pervan im Kasten der Linzer bei einem Schuss von Patrick Bürger aus über 20 Metern, welcher per Innenstange den Weg ins Tor fand, jedoch das Nachsehen. In den restlichen Minuten der ersten Hälfte sollte es für die Schwarz-Weißen noch weitaus schlimmer kommen. Zuerst schickte Schiedsrichter Andreas Kollegger Luiz Henrique, nachdem sich dieser zuvor ein Scharmützel mit der Bank der Mattersburger geliefert hatte (auf eine Beleidung folgte eine Tätlichkeit (Schubser)), mit Rot vorzeitig unter Dusche, ehe den Gästen in Überzahl auch noch das 0:2 gelingen sollte. Die Linzer hatten bei einem Corner Nedejko Malic sträflich alleine gelassen, was dieser eiskalt ausnützte. Die klare Halbzeitführung der Burgenländer spiegelte nicht das tatsächliche Kräfteverhältnis auf dem Platz wider, war doch lange Zeit keinerlei Klassenunterschied zu erkennen.

10 gegen 10

Der LASK versuchte sein Glück in der zweiten Hälfte mit einer Dreier-Abwehr und mit Florian Templ im Sturm. Die Daxbacher-Elf war es auch, welche die erste gute Gelegenheit nach Wiederbeginn vorfand. Fabiano scheiterte mit seinem Abschluss jedoch an Torwart Borenitsch, ehe Daniel Kogler per Nachschuss den Ball über das Tor hämmerte. Die Oberösterreicher gaben sich trotz Unterzahl nicht geschlagen und setzten alles in ihrer Macht stehende daran, zurück in die Partie zu kommen. In der 64. Minute gelang dem LASK schließlich auch der Ausgleich, jedoch nicht was den Spielstand, sondern was die Anzahl der Spieler auf dem Feld anbelangte. So musste der Mattersburger Christian Gartner, nachdem er innerhalb von nur acht Minuten zweimal die gelbe Karte gesehen hatte, vorzeitig seinen Arbeitstag beenden.

Mit viel Herz zurück im Spiel

Die Schwarz-Weißen waren spätestens ab diesem Zeitpunkt tonangebend und hatten gleich mehrfach die Möglichkeit einen Anschlusstreffer zu erzielen. Zweimal setzten die Linzer jedoch einen Kopfball knapp über das Tor, in einer anderen Szene blieb die Pfeife von Schiedsrichter Kollegger nach einem vermeintlichen Foulspiel an Templ stumm. Auf der Gegenseite kratzte Pervan einen Freistoss von Rath aus dem Kreuzeck. Genau mit Beginn der Schlussviertelstunde gelang dem LASK verdientermaßen, durch einen abgefälschten Schuss von Silvio Jr., dann doch noch das 1:2. Nur drei Minuten später sollte schließlich alles wieder offen sein, als Vujanovic mit einem Seitfallzieher der viel umjubelte Ausgleich gelang. Der LASK, der eigentlich schon so gut wie aus dem Cup geworfen war, hatte sich mit unglaublich viel Herz wieder zurückgekämpft.

Matchbälle ausgelassen – ab in die Verlängerung

Die „Hausherrn“ riskierten verständlicherweise nach dem 2:2 nicht mehr ganz so viel, als noch davor, blieben jedoch auch in den Schlussminuten der regulären Spielzeit spielbestimmend. Einen Matchball hatten in der Nachspielzeit dann aber gleich beide Teams. So schoss zunächst der Mattersburger Thorsten Röcher aus rund sieben Metern freistehend über das Tor, bevor auf der Gegenseite ein Schröger-Kopfball noch vor der Linie weggeschlagen werden konnte. Danach war aber Schluss und es ging in die Verlängerung, in welcher zunächst die Vorsicht regierte. Wirklich zwingende Torchance fanden nun beide Widersacher kaum noch vor, obwohl die Partie ständig hin und her ging. In der zweiten Hälfte der Verlängerung war es der LASK, der via zweier scharfer Freistosshereingaben gefährlich wurde. Mattersburgs Schlussmann Borenitsch war in diesen Szenen aber genauso zur Stelle, wie bei einem Schuss von Templ aus spitzem Winkel. In den wirklich allerletzten Minuten drückten die Schwarz-Weißen nochmals auf die endgültige Entscheidung, welche aber nicht gelingen sollte.

Grenzenloser Jubel nach Elferkrimi

Da es keinen Sieger nach 120 Minuten gab, musste dieser im Elfmeterschießen gefunden werden. Dieses war an Spannung nicht mehr zu überbieten. Die ersten sechs Schützen beider Mannschaften verwandelten allesamt ihre Versuche. Diese Nerven vom Punkt aus hatte der Mattersburger Alois Höller nicht, woraufhin er das Leder via Querlatte über das Tor jagte. Der LASK hatte durch Torhüter Pervan nun die Chance alles klar zu machen, jedoch setzte auch er seinen Elfer zu hoch an. Direkt im Anschluss nagelte Lukas Rath seinen Versuch an die Latte, wodurch die Linzer nochmals die Gelegenheit hatten den Aufstieg zu fixieren. Christoph Kobleder trat an, entschied sich für rechts oben und traf, woraufhin die Freude bei den Schwarzen-Weißen keine Grenzen mehr kannte.


Stimmen zum Spiel:

Karl Daxbacher (Trainer des LASK):
„Wir haben gleich von Beginn an recht ordentlich gespielt. Mattersburg hatte eigentlich vor dem 0:1 keine wirklich gute Möglichkeit vorgefunden. Durch die Undiszipliniertheit von Luiz Henrique und dem zweiten Gegentor noch vor der Pause, mussten wir dann aber bereits früh alles riskieren. Ich habe daraufhin in der Halbzeit umgestellt und mit Templ für Klapf einen Stürmer anstelle eines Verteidigers eingewechselt. Die Veränderungen haben richtig gut funktioniert und nach dem Mattersburger Ausschluss hat meine Elf dann nochmals so richtig Hoffnung geschöpft. Am Ende haben wir uns dank einer tollen Moral und dem nötigen Glück im Elfmeterschießen durchgesetzt. Für das Viertelfinale würde ich mir eigentlich nur wünschen, dass wir wieder hier in Schwanenstadt spielen können und vielleicht einen schlagbaren Gegner zugelost bekommen. Wir wollen auf jeden Fall noch eine Runde weiterkommen!“


LASK Linz – SV Mattersburg  n.Elf.: 9:8 Verl.: 2:2 (2:2); reg. Spielzeit: 2:2 (0:2)
Tore:
Silvio Jr. (75.), Vujanovic (78.); Bürger (33.), Malic (42.)
Rot:
Henrique (38.)
Gelb-Rot:
Gartner (64.)
Imtech Stadion Schwanenstadt VOR der AU
SR Kollegger

 

von Michael Obrecht