Runde 19: Spieltaganalyse mit Gerhard Obermüller

Ein bewegter Spieltag fand gestern mit zwei deutlichen Heimsiegen des GAK und der Austria Klagenfurt seinen würdigen Ausklang. Während der FC Pasching nach dem ersten Sieg in der Red Bull Ära wieder ein wenig Hoffnung auf den Klassenerhalt schöpfen konnte, droht UVB-Coach Karl Vietz nach der 1:4-Niederlage seiner UVB Vöcklamarkt, trotz des tollen Saisonstarts, mit Rücktritt. Gemeinsam mit unserem OÖ-Experten Gerhard Obermüller hat liga3.at die 19. Runde noch einmal aufgearbeitet und alle Brennpunkte knallhart in der Spieltaganalyse angesprochen.

FC Pasching - SAK Klagenfurt 2:1

liga3.at: Endlich geschafft! Pasching erringt den ersten Sieg in der Red Bull Ära. Dennoch, dieser kann erst der Startschuss gewesen sein. Denken Sie, dass die Baumgartner-Elf nun eine Serie starten kann? Und - Wird der SAK nach dem tollen Herbst nun doch deutlich abfallen?

Gerhard Obermüller: "Der Sieg gegen einen stark auftretenden SAK ist sicher ein erstes Zeichen, wobei die Betonung auf erstes liegt! Die Paschinger sind nach wie vor zum Siegen verdammt, sie müssen in Wels gleich einen zweiten Dreier nachlegen, dann kann man die anderen Teams wie die zurzeit schwächelnden Gleinstättner oder Sturm Amateure unter Druck setzen. Um den SAK mache ich mir keine Sorgen. Sie spielen wirklich ansprechenden Fußball, einzig die Ergebnisse in den letzten Runden stimmen nicht. Dennoch werden sie nicht abfallen, dazu haben sie zu viel Qualität. Für mich bleiben sie weiterhin im Rennen um die Top-3!"

Union T. T. I. St. Florian - KSV 1919 Amateure 1:1

liga3.at: Der schwache Saisonstart der Florianer konnte mit vier Punkten aus den letzten beiden Partien gut abgefedert werden. Dennoch: Die Zielsetzung ist ein Top-5-Platz. In welche Richtung entwickeln sich die Sängerknaben? Sind sie womöglich - natürlich auch aufgrund der regelmäßigen Abgänge von Führungsspielern - am Zenit angelangt?

Gerhard Obermüller: "Faktum ist, dass die Florianer ein Ausbildungsverein sind, wobei man Willi Wahlmüller gratulieren muss. Was er Saison für Saison mit vielen jungen Spielern auf die Beine stellt, ist sensationell. Die letzten beiden Partien haben voll gepasst, der Platz im gesicherten Mittelfeld scheint für mich nicht mehr in Gefahr. Als Florianer würde ich mir jedoch vom Verein wünschen, dass man wieder auf frühere Strukturen setzt und einmal versucht - mit verschiedensten Anreizen - eine starke, bestehende Mannschaft zu halten. Ein Florian Templ, die Guselbauer-Brüder, alles tolle Spieler, die abgegeben wurden. Würde man diese Spieler über längere Zeit beisammen halten, könnte man einen ernsthaften Angriff nach ganz vorne starten. Ich denke, dass dann auch das Zuschauerinteresse steigen würde. Die Ur-Florianer können sich nicht anfreunden, dass die Spieler immer ausgetauscht werden und man immer wieder mit einem Neuaufbau beginnen muss. Ich weiß, dass das ein schwieriges Unterfangen ist, doch es wäre wichtig, dies umzusetzen, da man sonst bald stagnieren wird."

DSV Leoben - FC Wels 1:0

liga3.at: Der DSV hat die Unruhe nach dem Einstieg von Adi Pinter und dem Rücktritt von Coach Gregor Pötscher scheinbar gut überstanden. Ist nach etlichen Jahren im grauen Mittelmaß heuer sogar das Treppchen für die Leobener drin? Die Welser haben eine starke Partie abgeliefert, aber - wie schon im Herbst so oft - auf das Toreschießen "vergessen". Könnte das noch problematisch werden?

Gerhard Obermüller: "In Leoben ist über Jahre kontinuierlich etwas gewachsen und nun stellt sich der Erfolg für die sukzessive, geduldige Arbeit ein. Von Adi Pinter habe ich eigentlich schon länger nichts mehr gehört, er lässt Trainer Bernd Muhr in Ruhe arbeiten und das ist auch gut so. Die Welser haben, über Jahre gesehen, immer mit einer gewissen Auswärtsschwäche zu kämpfen, wobei eine Niederlage in Leoben - vor allem nach dem geglückten Start - absolut keine Tragik ist. Mitentscheidend und sicherlich richtungsweisend für das restliche Frühjahr wird dann das OÖ-Derby am Samstag gegen Pasching. Ich bin überzeugt, dass die Welser vor eigenem Publikum einen heroischen Kampf liefern und es den aufstrebenden Paschingern nicht leicht machen werden."

USV Stein Reinisch Allerheiligen - LASK Juniors 2:0

liga3.at: Allerheiligen hat die Kritiker Lügen gestraft. Coach Andreas Moriggl hat es trotz etlicher Abgänge im Winter wieder geschafft eine schlagkräftige Truppe zu formen. Ist der tolle Start ein Zeichen von Stärke oder war es doch nur die relativ humane Auslosung, die diesen Auftakt ermöglicht hat? Ein paarr Worte auch noch zu den Schwarz-Weißen: Sind die gelb-rote Karte wegen Ballwegschießen gegen Juniors-Kapitän Ulrich Keck und die beiden Pfostentreffer ein Sinnbild für derzeitige Lage der Juniors?

Gerhard Obermüller: "Die Auslosung für Allerheiligen war gar nicht so einfach, sondern eher unbequem mit dem Spiel gegen den SAK und der Auswärtspartie in Wels. Umso mehr zeigen die positiven Resultate von einer guten Arbeit des Trainer und der Mannschaft. Sie haben sich in kurzer Zeit gefunden und haben vor allem den Bonus der Lockerheit. Sie befinden sich in einer Tabellenregion, wo sie nichts zu verlieren haben, sondern nur gewinnen und überraschen können. Bei den extrem jungen Juniors gibt es einfach noch ein zu großes Auf und Ab, was bei dem extrem jungen Durchschnittalter aber auch logisch und verständlich ist. Der drohende Schritt in die OÖ-Liga würde der Mannschaft aber nicht schaden, sondern vor allem im Bereich des Selbstvertrauens wieder gut tun. Der Druck im Regionalliga-Abstiegskampf ist einfach zu groß, das symbolisiert auch die angesprochene Ampelkarte gegen den jungen Linzer Kapitän."

SVU Tondach Gleinstätten - etoxx VSV 0:2

liga3.at: Null Punkte aus vier Partien, dazu unzählige verletzte und gesperrte Spieler. Sind das die typischen Anzeichen für eine Krise in Gleinstätten? Der VSV kennt dieses Wort wohl gar nicht mehr. In souveräner Manier wurden die Punkte acht, neun und zehn in der vierten Frühjahrspartie eingefahren....

Gerhard Obermüller: "Der VSV ist eine gestandene, routinierte Truppe, die genau weiß, wie sie so einen personellen Aderlass wie beim Gegner aus Gleinstätten perfekt ausnutzen kann. Ja, zurzeit läuft alles gegen die Gleinstättner. Ich denke, dass sie bald von Steyr und Pasching unter Druck gesetzt werden und möglicherweise sogar  relativ bald von den beiden geschluckt werden. Die Personalsituation kombiniert mit dem schlechten Start ist ein Pulverfass!"

SK Vorwärts Steyr - FC Gratkorn 3:3

liga3.at: Was für eine verrückte Partie! Vorwärts kann eine dreimalige Führung nicht über die Distanz bringen... Die Defensive schien bei den Gegentoren heillos überfordert, während das Sturmduo Lindorfer/Orosz die Chancen eiskalt nutzte. Können die beiden Angreifer das Chaos in der Defensive kompensieren und die Vorwärts zum Klassenerhalt schießen? Oder anders gefragt: Ist Vorwärts in der Offensive regionalligatauglich und in der Defensive nicht?

Gerhard Obermüller: "Sie bringen es auf den Punkt, genau so ist es! Ich habe mir die Partie auf Video angesehen, auch mit dem Doppeltorschützen Daniel Lindorfer, der ein guter Freund von mir ist, gesprochen und kann das nur bestätigen. Die Abwehrkette hat sich seit der OÖ-Liga in Wahrheit nicht mehr verändert und genau da liegt das Problem. Die Gegentore waren zum Teil saudumm. Wie Gratkorns Zmugg bei einer 3:2-Führung so frei zum Ball kommen kann und ohne Gegenwehr das 3:3 machen kann, ist mir ein Rätsel. Unglaublich bei so einem Spielstand so fahrlässig mit der Führung umzugehen. Obwohl die Offensive wirklich gut in Schuss ist, wird sie nicht auf Dauer die Fehler der Abwehr ausbügeln können. Die Defensive gewinnt eben Meisterschaften bzw. sollte in diesem Fall den Klassenerhalt bringen. Doch genau das ist das Problem. Edi Glieder muss im Training alles versuchen, um der Abwehr irgendwie Stabilität einzuhauchen. Sonst wird es verdammt eng."

Austria Klagenfurt - SK Puntigamer Sturm Graz Amateure 3:0

liga3.at: Die Austria nimmt nun ordentlich Tempo auf und mausert sich gemeinsam mit dem VSV zum Team des Frühjahrs.  Bei den Sturm Amateuren hätte man sich sicher mehr erwartet. Wann ziehen die Jungblackies die Trumpfkarte namens "Profis"?

Gerhard Obermüller: "Die Austria wird ein ganz heißer Titelkandidat für das nächste Jahr. Dort ist etwas im Entstehen, das ist zu spüren. Ich bin überzeugt, dass die Sturm Amateure die Trumpfkarte spätestens in der Endphase der Meisterschaft ausspielen werden, sollte es eng werden. Ob das jedoch dann die gewünschte Lösung ist, muss man erst sehen, haben doch zum Beispiel die Profis bei den LASK Juniors in der Regionalliga maßlos enttäuscht."

GAK - UVB Vöcklamarkt 4:1

liga3.at: Die UVB verliert nach einer 1:0-Führung beim GAK klar mit 1:4. Können Sie die doch sehr heftige Reaktion von UVB-Coach Karl Vietz verstehen, der sogar den Rücktritt als Trainer für möglich hält und bitterböse auf einige seiner Spieler war?

Gerhard Obermüller: "Nein, diese Reaktion ist mir doch etwas überzogen vorgekommen. Ich hoffe es war nur eine Gefühlsregung in der ersten Emotion, da es sehr schade um ihn wäre, da er ein ausgezeichneter Trainer und Fußballfachmann ist. Möglicherweise hat er diese doch sehr heftige Aussage auch andere Gründe und er will damit seine Spieler wachrütteln. Vielleicht hatte diese Reaktion aber auch interne Gründe die wir nicht kennen und beurteilen können. Eine Trennung wäre jedoch keine gute Lösung. Karl Vietz und Vöcklamarkt - Das passt einfach perfekt zusammen!"

Foto 1: www.picture-style.com
Foto 2: RIPU Sportfotos
Foto 3: Gabor Bota
Foto 4: KUESS

von Marco Wolfsberger

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