Corona-Krise (11): In Allerheiligen glaubt man an ''kulturelle Begünstigungen'' als mögliche Lösung!

Derzeit steht der Fußball in Österreich aufgrund der Corona-Virus-Krise komplett still. Nicht nur die Profi-Ligen haben ihre Meisterschaften auf Eis gelegt, auch im Amateur-Bereich ist der Ligabetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt. Selbstverständlich ist davon auch die Regionalliga Mitte betroffen. Ligaportal sprach mit Sektionsleiter Maurice Amtmann, Sektionsleiter beim USV Stein Reinisch Allerheiligen und Pressesprecher DI Reinhard Hohl über die derzeitige Lage, die finanziellen und sportlichen Konsequenzen der Krise sowie über sinnvolle und notwendige Maßnahmen für den Club.

ASV-Sportchef Amtmann: ''Könnte mehrere englische Runde ins Auge fassen und die Meisterschaft dann um zwei Wochen hinten hinausstrecken''

Der SV Allerheiligen spielte einen überraschend starken Herbst und überwinterte auf dem dritten Tabellenplatz. Mit dem 2:1-Sieg gegen die Jungen Wikinger Ried zum Frühjahrsauftakt eroberten die ''Gallier'' mit nur einem Pünktchen Rückstand auf die Spitze gar den zweiten Platz. Doch nun sind auch die Eskinja-Schützlinge aufgrund der Corona-Krise zum Ausharren verdammt, ein Trainingsprogramm soll die ASV-Kicker fit halten, wie Sektionsleiter Maurice Amtmann bestätigt: ''Stand jetzt kann man nicht sagen, es passiert eh nichts mehr, was den Spielbetrieb anbelangt. Deshalb sind wir mit einem Heimtraining gestartet. Da haben die Spieler kein gesundheitliches Risiko und können ihre Fitness halten.'' Dabei baut man auf die Eigenverantwortlichkeit der Spieler, die Heimübungen ordentlich durchzuziehen: ''Wir haben großes Vertrauen in unsere Spieler, die haben alle einen wahnsinnigen Biss. Wir zeichnen zwar die Einheiten auf, dies geschieht aber weniger aus Gründen der Kontrolle, sondern wir wollen sehen, was es dem Spieler gebracht hat und wie er sich weiterentwickelt'', bringt der sportliche Leiter den Nutzen des Heimtrainings auf den Punkt. Auch in Allerheiligen unterstützt man den Kurs der Regierung und hat darüber hinaus auch Verständnis für die persönlichen Belange der Spieler: ''So sehr wir den Fußball lieben, die Gesundheit geht vor. Wir haben das Training schon eingestellt, bevor die Maßnahmen bekannt wurden, weil wir die Gesundheit nicht auf's Spiel setzen wollten. Wir haben den Jungs dann erst einmal eine Woche vollkommen frei gegeben. Jeder war geschockt und wir wollten jedem eine gewisse Zeit geben, um die Schockstarre verarbeiten zu können'', so Amtmann. Im Hinblick auf die Frage, ob die Meisterschaft noch zu Ende gespielt werden kann, formuliert Amtmann eine leise Hoffnung: ''Wir hoffen natürlich, dass noch zu Ende gespielt werden kann. Das größte Hobby wurde uns aus heiterem Himmel genommen und keinem geht es gut damit, da wir komplett überrascht wurden. Die traurige Wahrheit ist, dass die Meisterschaft in Gefahr ist. Wenn bis Anfang Mai nicht gespielt werden kann, dürfte es gelaufen sein.'' Einen konkreten Vorschlag, falls Anfang Mai wieder ins Geschehen eingegriffen werden kann, hat der ''Gallier''-Sportchef parat: ''Man könnte mehrere englische Runde ins Auge fassen und die Meisterschaft dann um zwei Wochen hinten hinausstrecken'', schlägt Amtmann vor, betont aber zugleich auch, dass beim ''ÖFB und in den Landesverbänden absolute Profis diese Entscheidung in den Händen halten''.

Fussball WSC Hertha Wels vs USV Allerheiligen 26.10.2019 26 min

Ob es Jubel-Bilder der ''Gallier'' wie diese im Frühjahr noch geben wird, bleibt zu bezweifeln.

ASV-Pressesprecher DI Reinhard Hohl: ''Den Fußball als kulturelle Veranstaltungen sehen, die zum allgemeinen Leben dazugehören''

Die finanziellen Konsquenzen sind für den Verein noch nicht richtig absehbar, wie Pressesprecher DI Reinhard Hohl bestätigt: ''Es ist momentan schwer abzuschätzen und eine Sache, die ich im Moment nicht so richtig beantworten kann. Wir müssen erst abwarten und sehen, welcher wirtschaftliche Schaden eintritt. Wir haben eher viele kleinere Betriebe als Sponsoren und man sieht momentan, wie schwer sich die Firmen tun. Wir hoffen, dass es keinen Komplettausfall gibt. Es gibt Kontakt zu den Sponsoren, aber bisher noch keine massiven Signale in die eine oder andere Richtung'', so Hohl. Hinsichtlich der Spielergehälter sollen in den kommenden Wochen intensive Gespräche geführt werden trotz dem ungewissen Stand der Dinge: ''Die Regionalliga ist die Liga, wo es bisher am wenigsten Auskunft gibt und am meisten spekuliert wird. Während in den Profi-Ligen vermutlich zu Ende gespielt wird, werden die Amateur-Ligen vermutlich gestoppt. Bei der Regionalliga weiß man es nicht so genau. Es gibt zur Zeit keine Absprache mit den Spielern bis wir Näheres erfahren'', erklärt Hohl. Wie das finanzielle Dilemma für viele Amateur-Vereine gelöst werden kann, sieht der ASV-Pressesprecher folgendermaßen: ''Der Amateur-Bereich ist auf Aufwandsentschädigung aufgebaut. Förderungsunterstützungen wie sie die Unternehmen bekommen wären ideal, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Aber da bin ich ehrlich gesagt skeptisch, obwohl es durchaus begründet wäre. Vielleicht kann man Begüngstigungen in Betracht ziehen, um den kulturellen Betrieb aufrechtzuerhalten und den Fußball als kulturelle Veranstaltungen sehen, die zum allgemeinen Leben dazugehören'', schließt DI Reinhard Hohl ab.

Bericht: Pascal Stegemann

Foto: Richard Purgstaller