Am "Monte Schlacko" häufen sich aktuell die Schlagzeilen... Nach dem Rücktritt von Trainer René Poms beim DSV Leoben regiert beim obersteirischen Traditionsverein das Chaos. Das heutige Zweitliga-Spitzenspiel bei Leader GAK 1902 gestaltete man bei der Rückkehr von Carsten Jancker sportlicher Natur beim 1:1-Remis mit einem kleinen Erfolgserlebnis. Ligaportal bat nun Andreas Hämmerle, Rechtsanwalt und Geschäftsführer der DSV Leoben Profi GmbH, zum exklusiven Interview.

Hämmerle DSV Leoben

Andreas Hämmerle, Geschäftsführer der DSV Leoben Profi GmbH.

Ligaportal: Herr Hämmerle, was sagen Sie zu der aktuellen Situation und den Vorwürfen gegen den Vorstand des DSV Leoben?

Rechtsanwalt Mag. Andreas Hämmerle: „Zunächst möchte ich einmal betonen, dass ich menschlich schockiert bin. Zum anderen wurden seitens des freigestellten Trainers vor seiner Einstellung Ende August letzten Jahres sehr viele Dinge besprochen, die leider im Nachgang betrachtet aus der Luft gegriffen sein dürften. Es wurde ganz klar von Herrn Poms geäußert, dass er in seiner bisherigen Karriere schon sehr viele Spieler entwickelt hat und dadurch an Transfers beteiligt war, die ca. 100 Mio. Volumen erreicht haben. Das waren natürlich neben den sportlichen Zielen wie z. B. der Aufstieg und das Überwintern im Cup schlagende Argumente für Herrn Poms."

Wie genau sollte es dann sportlich weitergehen?

„Herr Poms übernahm die Kampfmannschaft mit drei Punkten Rückstand auf die Spitze, heute, vor dem Match gegen den GAK, sind es 14. Es wurde angestrebt nach einer Phase der Sondierung am Anfang und einer Umstellung des Spielsystems spätestens in der Winterpause maximal 5-6 Punkte auf die zu verlieren, um dann in der 2. Hälfte der Saison auf Meistertitel zu fahren. Als dies nicht erreicht wurde, ging es dann so langsam mit der Kritik am Vorstand los. Es kamen z. B. Aussagen, dass maximal vier oder fünf Spieler für die Erreichung der Ziele brauchbar seien usw.“.

Welche konkreten Vorfälle gab es aus Ihrer Sicht in den vergangenen Wochen, die zu dieser Situation geführt haben?

„Da gab es sehr viele Dinge. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen, aber beispielsweise hat uns das gesamte Teamarztteam verlassen, mit den Worten „Es hat sich ausgepomst“, da er sich nach meiner Kenntnis ständig in die Kompetenzen einmischte und somit an dieser Stelle bereits für großen Unmut sorgte. Unser Athletiktrainer, der seit Beginn der Mission 2028 an der Seite des Vereins steht, wurde mehr oder weniger bloß gestellt und kam kaum noch zum Zuge. Dann gab es das allseitsbekannte Interview, in dem Poms Äußerungen getätigt hat, die im ganzen Verein, bei den Fans, eigentlich in der ganze Stadt Leoben sehr viele Fragezeichen aufkommen ließ, ob er noch der richtige Mann ist für diese Position.

Während seiner Amtszeit gab es nur noch Gruppierungen, interne Gespräche hinter verschlossenen Türen und große Spannungen zwischen den Mitarbeitern, dem Vorstandsteam und dem Trainerteam. Man versuchte ständig, bei der Mannschaft und dem Hauptsponsor die Funktionäre schlecht zu reden und auszurichten. Auf Einzelheiten will ich hier an dieser Stelle - wie bereits erwähnt - nicht eingehen, nur darauf, dass der Verein selbst nach diesem Interview trotz aller Aussagen weiter am Trainer festgehalten hat, wobei schon zu diesem Zeitpunkt alle Alarmglocken schrillten.

Zudem äußerte sich der Trainer in den vergangenen Wochen mindestens 3x gegenüber einem Funktionär, dass er im Sommer fix beim DSV aufhören wird, was natürlich auch zu einer riesigen Unruhe führte und das vor den wichtigsten Spielen der Saison sowohl in der Meisterschaft als auch im Cup.“

Gab es konkret auf sportlicher Ebene Meinungsverschiedenheiten?

„In einem Verein ist es, glaube ich, ganz normal, dass nicht immer alle einer Meinung sind. Wie auch. Es gab zur Winterpause sicher verschiedene Meinungen zu Neuverpflichtungen und Verabschiedungen von Spielern. Dies ist aber aus meiner Sicht auch eine Frage, die sich an einem Budget des Clubs orientiert und nicht an einer Einzelmeinung eines Trainers. Aus Vereinsführungssicht sind die Entscheidungen zum Großteil in Ordnung gewesen und ein angestellter Trainer hat einen Kader, den er laut Vertrag so trainieren muss, dass die Vereinsziele erreicht werden.

Dann gab es starke Meinungsfragen im Bereich der Agentur, die Poms berät, und auch hinsichtlich einiger Spieler unseres Kaders. Es hat permanent den Anschein gemacht, dass nur Spieler dieser Agentur an uns herangetragen werden. Darauf haben wir uns nicht eingelassen. Zum Dank, wurde dann ein schon mündlich zugesagter Sponsorendeal rückgängig gemacht. Es wurde dann auch noch versucht, unseren Hauptsponsor zu einem anderen Verein zu bringen, was mit viel Aufwand verhindert werden konnte, da auch hier wieder sehr viele Unwahrheiten verbreitet wurden. Zwei Aussagen kamen ebenfalls immer wieder vor: "…den nehm ich mit dem 1er Schmäh …", wenn es darum ging, Menschen zu manipulieren und er äußerte gegenüber anderen Trainern und Mitarbeitern vom Verein, dass ohne ihn hier gar nichts laufen würde.“

Was können Sie über die angeblichen Vorfälle rund um das Cup-Halbfinale am vergangenen Mittwoch sagen?

"Als erstes kann ich sagen, dass die erste komische Situation an dem Abend war, dass die Mannschaft bereits 23 Minuten vor dem Match in die Kabine ging. Was dort dann genau passierte, weiß ich natürlich nicht, das Trainerteam begründete dies salopp mit: ‚Wir haben uns in der Zeit vertan‘.

Dann meinen sie sicher die angeblichen Aussagen unseres Obmannes und eine ominöse SMS an Herrn Poms.“

Ja genau. Welche Informationen liegen Ihnen dazu vor?

"Es gab definitiv keine "die Sau muss raus"-Rufe von Mario Bichler. Dies können rund 15-20 Menschen, die unmittelbar daneben gesessen sind, eidesstattlich bestätigen.

Die SMS war eine Nachricht in einer internen WhatsApp-Gruppe und lautete, „Der Trainer hat jetzt in drei Wochen alle Titel 'austrainiert'" und wurde lediglich weitergeleitet. Sie wurde also nicht direkt an Herrn Poms versandt.

Mario wollte Herrn Poms nach dem Match ansprechen und ihn um seine Meinung fragen, deshalb hatte er zur Zeit des Cup-Matches definitiv keinen Kontakt in irgendeiner Form zu Herrn Poms.

Noch dem Osterwochenende schrieb Herr Poms unserem Obmann einen Abgesang in Form einer SMS, dass ohne ihm im Verein nichts laufen würde und wir auf keinen Fall an dem Punkt stünden, an dem wir aktuell sind (bezogen auf Meisterschaft und Cup) und nur 5 Tage später dann solche Anschuldigungen…“

Hatten Sie direkten Kontakt mit Herrn Poms?

„Ja, zunächst habe ich Herrn Poms telefonisch kontaktiert. Er hat mir erklärt, dass er den Vertrag auflösen möchte! Daraufhin wurde er freigestellt und dann fixiert, dass eine mögliche Auflösung besprochen wird! Dann allerdings nur per E-Mail, da ich aktuell im Ausland im Urlaub bin."

Dürfen wir etwas zu dem Inhalt erfahren?

"Der Trainer vereinbarte mit mir, dass er aufhören möchte. Ich sagte ihm, dass wir ihn sofort freistellen, damit Ruhe einkehrt und setzen uns nach dem Urlaub zusammen.

Zum Thema Medien vereinbarte man, dass beide Seiten sich nur auf die Beendigung der Zusammenarbeit verständigen werden. An diese Absprache hielt sich Herr Poms nun leider gar nicht und machte gegenüber den Medien Aussagen, die nicht der Wahrheit entsprechen. Zusätzlich schrieb er gestern z. B. noch eine Mail mit dem Inhalt: „Er wolle 'WIE VEREINBART' zum 4.4.2024 rückwirkend einvernehmlich auflösen“. Dies war, wie gesagt, genau so nicht vereinbart und erachte ich das als billigen Versuch aus seinem Vertrag zu kommen!"