Das verkündete Karriereende mit Abschluss dieser ADMIRAL 2. Liga-Saison von Marcel Ziegl vergangenen Freitag - siehe HIER - kam einerseits überraschend, andererseits nicht. Wohlwissend, dass das 31-jährige Rieder Urgestein zwar ein unbändiger Kämpfer und somit echter Wikinger ist, strebt der langjährige Kapitän der SV Guntamatic Ried nunmal bei all seinem Ehrgeiz nach dem Maximum bzw. optimalen Leistungsvermögen. Und das war bei der langen Verletzungszeit nicht mehr gegeben. Ligaportal fragte mal nach bei ehemaligen Weggefährten & Trainern, die beim SVR-Sympathieträger unisono voll des Lobes sind.

Keine Angst vor großen Gegnern. Marcel Ziegl nahm es auch mit Weltklassespielern auf! Wie hier Dries Mertens vom PSV Eindhoven (aktueller Klub vom Ex-SV Rieder Gernot Trauner) im August 2011. Der Belgier absolvierte 109 Länderspiele (21 Tore) und spielte von Sommer 2013 bis August 2022 beim SSC Napoli.

"Er ist der Typ Mensch, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen kann"

Michael Angerschmid (ehem. SV Ried-Spieler und -Trainer, jetzt Co-Trainer unter Oliver Glasner in der Premier League bei Crystal Palace): "15 Jahre beim gleichen Verein ist in der heutigen Zeit fast undenkbar! Er hat immer sein Bestes gegeben, egal ob am Anfang bei den Amateuren oder später bei den Profis. Marcel ist trotz Verletzungen immer positiv geblieben und hat sich immer wieder zurückgekämpft.

Er ist der Typ Mensch, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen kann. Am Platz, aber auch außerhalb des Platzes. Am meisten schätze ich aber seine ehrliche und bodenständige Art und Weise."

"Richtige Vereinslegende, richtiger Wikinger"

Andreas Schicker (Geschäftsführer Sport SK Sturm Graz und ehemaliger Mitspieler von Marcel Ziegl): "Ich habe damals mit Marci in Ried zwei Jahre zusammen gespielt. Er ist als sehr, sehr junger Spieler aus der eigenen Akademie raufgekommen, als ich damals in 2012 wieder als 26-Jähriger zur SV Ried gewechselt bin und er 20 war.

Er war dann relativ schnell Stammspieler und damals schon ein riesengroßes Talent. Ich habe ihm zum damaligen Zeitpunkt auch eine große Karriere zugetraut. Doch er wurde leider immer wieder von Verletzungen gebremst. Trotzdem hat der Marci eine schöne und gute Karriere gehabt. Er ist eine absolute Vereinslegende bei der SV Ried geworden und hat viele Höhen und Tiefen erlebt, mit Auf- und Abstieg. 

Am Ende kann ich nur sagen, dass er immer ein absoluter Vollprofi war. Alles für den Fußball und auch die SV Ried getan hat. Eine richtige Vereinslegende, ein richtiger Wikinger. Doch wie schon gesagt, immer wenn er richtig gut war, hat er eine schwere Verletzung erlitten. Das hat ihn sicher gebremst und leider auch letztendlich zum frühen Karrierende gebracht. Er ist ein super Mensch und ein super Spieler gewesen. Ich weiß, dass er nach seiner Karriere sicher wo Fuß fassen wird, weil er halt auch ein intelligenter, gscheiter Bursche ist.

"Charakter, Leidenschaft, Einstellung, Mentalität als Profi und Qualität als Führungsspieler haben ihn ausgemacht"

Gerald Baumgartner, der als Cheftrainer der SV Ried mit Marcel Ziegl 2020 Zweitliga-Meister wurde und damit die Rieder Rückkehr in die Bundesliga schaffte: "Marcel ist ein absoluter Top-Profi. Ein intelligenter Spieler auf seiner Position, auf der Sechs oder auch Acht im zentralen Mittelfeld. Immer sehr laufstark, sehr zweikampfstark, robust. Er hat eine sehr feine Technik und immer Lösungen gehabt für verschiedende Spielsituationen. Auch unter Druck.

Rieder Urgestein, super Charakter, super Typ. Ist immer vorangegangen und hat schon sehr früh in der 1. Mannschaft gespielt, ich glaube mit 16 Jahren sogar schon. Er hat gezeigt, dass er sich da von der Pike auf schon sehr früh durchgebissen hat. Er hat einen irrsinnigen Ehrgeiz gehabt, wollte immer die Spiele gewinnen. Hat sich selber und die Gegner nie geschont. Er hat dazu noch eine sehr feine Technik, was man im zentralen Mittelfeld braucht, um Spielsituationen schnell und auch unter Druck zu lösen. Dass man den Spielaufbau macht und Torchancen kreiert. 

Er war nicht der größte Goalgetter, aber bei mir hat er, glaube ich, auch das ein oder andere Tor geschossen. Sein Charakter, seine Leidenschaft, seine Einstellung, seine Mentalität als Profi und seine Qualität als Führungsspieler haben ihn ausgemacht.

Den ehemaligen SV Ried-Torhüter und gebürtigen Rieder Samuel Sahin-Radlinger (inzwischen FK Austria Wien bzw. bis Saisonende Leihe an Almere City FC) verbindet mit Marcel Ziegl eine langjährige Freundschaft.

"So lange Zeit auf so hohen Niveau bei einem Verein zu spielen, ist für mich absolute Weltklasse"

Samuel Sahin-Radlinger (ehem. Mitspieler Marcel Ziegl): "Über Marci kann man nur schwärmen. Ich kenne ihn mittlerweile schon so lange, in der Sporthauptschule damals, als er zu uns gestoßen ist. Vom ersten Moment an habe ich mich gut mit ihm verstanden. Unsere Freundschaft ist bis heute aufrecht. Darüber bin ich sehr froh. Vor seiner Karriere kann man nur den Hut ziehen. Über so eine lange Zeit auf so einem hohen Niveau bei einem Verein zu spielen, ist für mich absolute Weltklasse und verdient den höchsten Respekt.

Ich wünsche dem Marci für seine Karriere danach wirklich nur das Beste. Vor allem ganz viel Gesundheit. Ich denke, dass er wirklich für den Verein sprichwörtlich seine Knochen hingehalten hat. Deshalb hoffe ich, dass es ihm nach Ende seiner aktiven Karriere gesundheitlich wieder gut geht. Ich bin eh nachwievor in engen Austausch mit ihm. Auf diesem Wege wünsche ich ihm nur das Beste und freue mich schon auf das Wiedersehen mit ihm."

"Hoffe, dass der Verein nicht so dumm ist..."

Herwig Drechsel (SV Ried-Jahrhundert-Fußballer und ehemaliger Mitspieler vom damals blutjungen Marcel Ziegl): "Er hatte ja eigentlich super Lehrmeister (lacht) und hat die Tipps auch wunderbar angenommen. Sowas ist nicht selbstverständlich. Er war sehr willig besser und besser zu werden, und wir Alten haben ihn dabei unterstützt. Wie man gesehen hat wurde er zu einer großen Stütze der Mannschaft. Leider haben ihn auch viele Verletzungen immer wieder zur Auszeit gezwungen. 

 

Ich hoffe nun, dass der Verein nicht so dumm ist, ihm keine Möglichkeit anzubieten, um ihn in einer anderen Funktion zu halten. Dies haben sie ja wunderbar bei anderen vergeigt. Ich wünsche ihm nur das Beste und ich hoffe das passiert bei der SV Ried."

Es war einmal (eine Zeit vor Rasenheizungen..)..: der "kleine" Marcel Ziegl (r.) kam im Sommer 2007 in die AKA der SV Ried und spielte als 15-Jähriger bereits im ÖFB-U-17-Team, hier gegen Deutschland im November 2008, einen Monat vor seinem 16. Geburtstag.

"Er würde sicher auch einen sehr guten Trainer abgeben"

Andreas Heraf (Cheftrainer SC Austria Lustenau, ehemaliger Vereins- und ÖFB-Nachwuchsteam-Trainer von Marcel Ziegl): "Marcel Ziegl hat ja schon sehr früh mit 15 Jahren sein Debüt in der Bundesliga gefeiert und war auch bei mir in der Nationalmannschaft als ein Jahr jüngerer als Jahrgang 92er bei den Jahrgang 91ern dabei. Auch bei der Weltmeisterschaft damals in Kolumbien. Er war schon als junger Spieler, wie auch später, als ich ihn in der Bundesliga als Trainer der SV Ried nochmal gehabt habe, immer einer mit unglaublich strategischer Ausrichtung.

Der ein Spiel lesen und führen konnte in seiner zentralen Position im Mittelfeld, aber auch hinten einsetzbar, wenn er das Spiel vor sich hatte. Halt ein strategisch denkender Spieler, der von seiner Art und Weise, wie er gespielt hat, sicher auch einen sehr guten Trainer abgeben würde, falls er diese Richtung einschlägt. Ich weiß nicht, ob er da Interesse hat.

"Menschlich absolut in Ordnung, kein schwieriger Charakter"

Menschlich absolut in Ordnung, kein schwieriger Charakter. Er war immer sehr leicht zu führen. Trotzdem eine Persönlichkeit, auch eine Führungspersönlichkeit in all seinen Mannschaften. Ein Musterprofi, der halt leider immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen wurde. Und auch jetzt etwas zu früh, glaube im selben Alter, in dem ich damals aufgehört habe, seine Karriere beendet. Schade drum!

Aber ich kann mir vorstellen, dass seine Knochen, seine Sehnen, seine Bänder da nicht mehr so mitmachen und es für ihn auch eine gewisse Erlösung ist, mal diese Schmerzen aus dem Fußballgeschäft hinter sich zu lassen. Ich habe gehört, dass er eine Funktion bei der SV Ried bekommen soll. Das passt natürlich zusammen, wenn man sein ganzes Leben bei diesem Verein verbringt. Ich wünsche ihm dabei alles Gute und kann nur das Beste über ihn sagen."

Fotocredit: SVR/Schröckelsberger und IMAGO