Setzt BW Linz mit "spanischem Kellner" zu neuen Höhenflügen an?

Am Mittwochvormittag bat der FC Blau Weiß Linz zwei Tage vor Saisonbeginn zur Pressekonferenz fürs kommende Frühjahr. Neben der Verpflichtung des spanischen Stürmers Aridane Tenesor, die heute Mittag fixiert wurde, waren auch weitere "Win-win-Transfers", die aktuelle Vertragssituation des Kaders, die Zielsetzung fürs Frühjahr, eine Budgetaufstockung und die Visionen für die kommenden Jahre in der mit Präsident Hermann Schellmann, Sportchef Gerald Perzy, Trainer Thomas Weissenböck, Kapitän Tino Wawra und Kultkeeper David Wimleitner hochkarätig besetzen Runde ein Thema.

"Spanischer Kellner" soll BW Linz in die Top-5 ballern

Ausgerechnet in Räumlichkeiten von Fruchtsaftmacher SPITZ, dem ehemaligen Trikotsponsor vom Stadtrivalen LASK, hielt der FC Blau Weiß Linz ein letztes Meeting mit den Medienvertretern vor dem Saisonstart am Freitag beim Tabellenzweiten WAC St. Andrä ab. Schon zu Beginn konnte Sportchef Gerald Perzy mit einer kleinen Krachermeldung aufwarten: "Aridane Tenesor wird im Frühjahr für uns auflaufen, heute um 13 Uhr wird der Vertrag unterschrieben."

Als "kleines Abenteuer", welches finanziell jedoch absolut im Rahmen ist, bezeichnet Präsident Schellmann die Verpflichtung des "spanischen Kellners", wie er von Helmut Köglberger bei der damaligen Ankunft in Linz beim LASK bezeichnet wurde. Coach Thomas Weissenböck ist von den Qualitäten des 28-jährigen überzeugt: "Er ist charakterlich voll in Ordnung, hat Deutschkenntnisse, kann aus Lagen schießen und ist auch fußballerisch kein Schlechter." Der Vertrag des Iberers läuft bis Saisonende, kann beim erneuten Akutwerden der Knieprobleme aufgelöst werden und ist mit einer einseitigen Option für den Verein auf ein weiteres Jahr ausgestattet.

Vertragsverlängerungsphase beginnt nach Abgabe der Lizenzunterlagen

Notwendig wurde die Verpflichtung von Tenesor nach den Verletzungsproblemen im Angriff: "Besonders tragisch ist die Situation bei Michi Miksits, der nach einem Blutgerinnsel in der Lunge fürs gesamte Frühjahr ausfallen wird. David Poljanec ist nach seinem Bänderriss und Knochenödem zwar diese Woche wieder ins Training eingestiegen, doch er musste die Einheit wieder abbrechen. Es wird noch dauern bis er wieder einsatzfähig ist." Da auch Harun Sulimani Probleme mit der Wade hatte, stand zuletzt mit Dominic Hassler nur mehr ein etatmäßiger Stürmer zur Verfügung. Mit der Verpflichtung von Tenesor will einem Engpass im Angriff entgegenwirken.

Mit den Transferbewegungen im Winter sind die Stahlstädter zufrieden. "Die Guselbauer-Twins sind ein längeres Projekt, wir wollen ihnen ein halbes Jahr Eingewöhnungsphase geben, sie können uns aber auch schon im Frühjahr helfen", so Perzy, der die leihweise Verpflichtung von "Bulle" Daniel Offenbacher ebenfalls als "Win-win-Transfer" sieht.

Ein Phänomen ist bei den Blau-Weißen jedoch ungewöhnlich. Bis auf Kapitän Wawra (2 Jahre) sind sämtliche Akteure lediglich mit einem Ein-Jahres-Vertrag ausgestattet. "In der Regionalliga konnte ich keine längerfristigen Verträge machen, sie werden vom Verband nicht akzeptiert, da jeder Amateurspieler in einem gewissen Zeitfenster für die Ausbildungsentschädigung wechseln kann. Dazu kam auch die Ungewissheit nach dem Aufstieg. Wo stehen wir? Wie können wir uns in der Liga etablieren?", nennt Präsident Schellmann die Gründe. "Bis 15. März müssen wir die Lizenzunterlagen einreichen, nach Absendung dieser nehmen wir die Vertragsverlängerungen sofort in Angriff, werden wir ab diesem Zeitpunkt täglich mit ein, zwei Spieler reden." Am Erhalt der Lizenz gibt es beim Präsidenten (berechtigterweise) keinen Grund zum Zweifeln.

"Die dir jetzt auf die Schulter klopfen, hauen dir dann auf den Schädel"

Als bärenstarker Tabellenvierter beendet die Weissenböck den Herbst, nun steht man im oberen Mittelfeld der Tabelle, zehn Punkte fehlen auf Winterkönig Altach, zwölf hat man Guthaben auf den Relegationsplatz. Wo soll die Reise der Blau Weißen nun hingehen? "Wir wollen in die Top-5", weiß Coach Weissenböck, der eine schwierige Rückrunde erwartet: "Die Teams kennen uns nun und werden uns nicht mehr unterschätzen,  werden auch einmal selber gegen uns auf Konter spielen, was eigentlich unsere große Stärke ist." Auch die beiden zur Pressekonferenz geladenen Führungsspieler sehen keinen Grund nach den vielen Schulterklopfen von Seiten der Medien und Fans nun nachzulassen und sich auf den Lorbeeren der Hinrunde auszuruhen.

"Die Schulterklopfer kamen vor allem von außen, unsere Trainerteam hat damit gespart. Wir sind topmotiviert und haben in der Vorbereitung dementsprechend Gas gegeben", so Captain Tino Wawra. Auch David Wimleitner brennt, wie gewohnt, auf das Frühjahr: "Wir wollen den Herbst bestätigen. Es kann schnell gehen, wer dir jetzt auf die Schulter klopft, haut dir wenig später auf den Schädel." Neben der angepeilten Top-5-Platzierung ist der Sieg im letzten Derby der Saison gegen den LASK das große Ziel und absolute Frühjahrshighlight.

Visionen in Blau-Weiß

Neben dem Blick aufs Tagesgeschäft, basteln die Linzer jedoch auch an ihren Visionen. "Unseren derzeitigen Planung zufolge können wir das Budget für die kommende Saison ein wenig aufstocken", so Schellmann. Sportlich will man am Herbst anknüpfen: "Wir wollen unsere Leistungen bestätigen und in der kommenden Saison vielleicht noch ein bisschen mehr anklopfen. Und wenn wir mit ein bisserl Glück dann ein paar Jahren einmal ganz oben stehen, sag ich auch nicht nein", wagt der Präsident zum Abschluss noch eine optimistisch Zukunftsprognose. Jedoch unter der Prämisse der Kontinuität und Wirtschaftlichkeit: "Ich gebe nur das aus, was ich einnehme, werde bei horrenden Summen sicher nicht mitpokern. Wir wollen das Umfeld verbessern und kein ähnliches Schicksal wie Vöcklabruck oder Dornbirn in den Vorjahren erleiden."

Fotos: LUI

von Marco Wolfsberger

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