Wenn Prophezeiungen wahr werden

Mit Spannung wurde der erste Auftritt des Kärntner Aufsteigers gegen die stark verjüngten schwarz-weißen Juniors erwartet. Im Duell zweier Vorjahresmeister war aber dann schnell Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Nach genau 10 Minuten nämlich, als der VSV auch geistig in der Liga angekommen ist. Vieles hatte die Fußballszene rund um die RLM erwartet. Eine starke VSV-Mannschaft zum Beispiel. Oder ein schwieriges Jahr für die Juniors. Am Ende sehen sich diese Experten im Recht, auch wenn zu Beginn etwas geschah, das so keiner erwartet hätte. Mit vielem hat man gerechnet, aber nicht mit einer Linzer Führung nach drei Minuten. Daniel Dramac – er sollte sich als einer der wenigen schwarz-weißen Lichtblicke entpuppen – nutzte einen Abwehrfehler und schockte die Kärntner.

 

Nach Schockzustand die Partie noch vor der Pause gedreht
Die knapp 1000 Zuseher waren aufgrund des Fehlstarts irritiert. Dazu kamen noch die 11 im VSV-Dress und wohl ein paar auf der Bank. So war es aber nicht prophezeit worden. Man rechnete doch mit einem Sieg gegen den stark verjüngten Vorjahresmeister. Am deutlichsten sah man diese Verunsicherung natürlich den 11 Agierenden an. Die Heimischen brauchten eine Zeit, um wieder ins Spiel zu finden. Für solche Fälle gibt es im Fußball ein probates Mitte: die Standardsituation. Eine solche führte auch zum schnellen Ausgleich, als  Michael Kirisits einen Eckball (nicht nur sprichwörtlich) mit links in die Maschen beförderte.

Die Zuseher waren beruhigt, die Nervenkostüme am Feld ebenso. Und so konnte das erwartete Szenario seinen Lauf nehmen. Die Heimischen übernahmen deutlich das Kommando, waren bis zur Pause (und auch danach) das klar bessere Team. Einzig mit dem Führungstreffer ließ man die Fans ein wenig zappeln. Trotz vieler guter Chancen und auch weil LASK-Keeper Michael Höfler einen guten Tag erwischte, stand es bis kurz vor dem Pausenpiff noch 1:1. Dann aber war gegen Johannes Isopps Abschluss, dessen Kopfball wenige Minuten zuvor bereits erst auf der Linie geklärt werden konnte, kein Kraut mehr gewachsen – 2:1.

LASK läuft nach der Pause in ein Debakel
Von 2:1 auf 6:2. Aus VSV-Sicht kann man die zweite Halbzeit als eine durchaus gelungene ansehen. Beim LASK wird man eher wegschauen wollen, obwohl man beinahe schon wieder nach nur drei Minuten Nutznießer eines VSV-Fehlers gewesen wäre. Tormann Patrick Böck rutschte bei einem Isopp-Rückpass aus – beinahe der Ausgleich. Statt dessen aber zeigt der VSV in Halbzeit zwei keine Anlaufschwierigkeiten. Unmittelbar nach der Rückpassszene trifft VSV-Kapitän Mario Ramusch die Stange, ehe die Heimischen wieder voll am Drücker sind. Die endgültige Entscheidung fällt nach einer knappen Stunde. Denis Curis schiebt das Leder nach herrlicher Kekanovic-Vorlage überlegt ins Netz. Nur sechs Minuten später ist es wieder Curis, der jubeln darf. Nach dem 4:1 ist das Spiel durch und die Prophezeiungen der Experten bewahrheitet.

VSV nimmt den Gegner auseinander
Mit diesem beruhigenden Vorsprung lässt der VSV Ball und Gegner laufen, kommt beinahe minütlich zu Torchancen. Der Nächste, der jubeln darf, ist wieder Michael Kirisits, der bereits zum zweiten Mal nach einer Standardsituation (diesmal nach einem Prawda-Freistoß) direkt trifft – 5:1 in Minute 73. Der LASK liefert in dieser Phase eine äußerst schlechte Vorstellung ab, kommt aus dem Spiel heraus nach wie vor zu keiner Torchance. Und dann passiert, was wieder keiner vorhergesehen hatte: Die Linzer treffen erneut. Daniel Mairs Ergebniskosmetik (88.) ist aber nicht einmal wirklich eine, weil nur eine Minute später Michael Kirisits es sich nicht nehmen lässt, das Schlusswort zu haben. Mit seinem dritten Treffer fixiert er den 6:2-Endstand und schickt Schwarz-Weiß auf die bittere Heimreise.

Ob sie es schon vorher gewusst haben?
Zur gleichen Zeit wird in Villach gefeiert und – obwohl sich darüber nur einer freuen wird – sind auch die Prophezeiungen beider Verantwortlichen eingetreten. Peter Hristic, Sportlicher Leiter des VSV, stellte „attraktiven und erfolgreichen Fußball“ in Aussicht. Fazit: eingehalten. Aber auch LASK-Trainer Helmut Köglberger sollte mit seiner Einschätzung vor dem Spiel Recht behalten: „Der VSV wird die Liga sicher bereichern.“ Fazit: Ja, wird er. Und er LASK hat's als Erster erfahren.

von Martin Führer