Das Mittwochs-Interview: Matthias Dollinger

Matthias Dollinger ist schon in der Champions-League aufgelaufen - aktuell spielt er für den SK Austria Klagenfurt im schönsten Stadion Österreichs vor ein paar hundert Zuschauern. liga3.at versuchte von der (quicklebendigen) Klagenfurter Fußball-Legende Einblicke in das wieder einmal neu gestartete Aufstiegsprojekt in die Erste Liga am Ufer des Wörthersees zu bekommen.

 

„Das violette Fußballherz hat nicht aufgehört zu schlagen“

liga3.at: Das violette Klagenfurter Fußballherz - schlägt es wieder?

Matthias Dollinger: „Es hat nie aufgehört zu schlagen - die Austria ist mein Klub und nach turbulenten Zeiten geht es wieder aufwärts. Was mir allerdings sehr weh tut ist wie es in der Vorsaison wirtschaftlich gelaufen ist. Die Stadt Klagenfurt hat Geld zur Verfügung gestellt und unter Loibnegger und Co. sind diese finanziellen Mittel verpufft. Es ist absoluter Wahnsinn so etwas aufzuarbeiten und neu zu beginnen. Ich bin der neuen Führung ungemein dankbar, dass es nochmals eine Chance gibt, das Projekt Austria auf Schiene zu bringen und bin gleichzeitig von der alten Führung sehr enttäuscht."

liga3.at: Wie fühlt es sich an im schönsten Stadion Österreichs vor nicht einmal 1000 Zuschauern zu spielen?

Matthias Dollinger: „Wir wollen das Stadion wieder füllen - das geht nur mit Leistungsbereitschaft und Herz. Kicken kann jeder in der Regionalliga - wir wollen die Gegner niederrennen. Nur so kann man den entscheidenden Unterschied, der auf die Siegerstraße führt, erzielen. Wenn wir oben wieder mitspielen und attraktiven Fußball zeigen, werden auch die Klagenfurter wieder ins Stadion kommen. Man hat ja in den letzten Jahren gesehen, dass ein großer Fußballhunger am Wörthersee herrscht - der Funke muss einfach überspringen. Wir werden alles tun, damit dies geschieht."

„Als Haider verunglückte, wusste niemand mehr, wie es weitergehen soll“

liga3.at: Warum spielt kein Klagenfurter Spitzenverein derzeit in der Bundesliga?

Matthias Dollinger: „Da waren mehrere Faktoren ausschlaggebend - vor allem war es aber der Tod vom Landeshauptmann Haider. Austria Kärnten verlor von einem Tag auf den anderen den wichtigsten Gönner und niemand wusste mehr wohin der Weg geht. Es hat sich in Folge nie mehr ein Team gebildet, das an einem Strang zog. Das betraf sowohl die Führung des Klubs, als auch die Spieler selbst. Jetzt ist dieses Mannschaftsgefühl wieder vorhanden und damit die wichtigste Voraussetzung, dass es wieder aufwärts gehen kann“.

„Das Schlimmste ist, wenn niemand in der Südkurve steht“

liga3.at: Wie erlebt ein Spieler die Fangruppen der Austria - motivierend oder ist es ein zusätzlicher Erfolgsdruck?

Matthias Dollinger: „Das Schlimmste ist, wenn niemand in der Südkurve steht. Stimmung im Stadion macht ja den Fußball aus. Wir wollen überall gewinnen - der Erfolgsdruck ist sowieso immer da. Wichtig ist aber auch, dass die Fangruppen eine Einheit bilden und auch zusammen agieren um die Mannschaft zu unterstützen“.

liga3.at: Ist der Aufstieg wirklich kein Thema für die Austria?

Matthias Dollinger: „Träumen darf man immer - aber der GAK ist absoluter Favorit. Ich bin beeindruckt vom Auftreten und der Spielstärke der Grazer und die werden auch den Weg in die Erste Liga gehen. Nächstes Jahr kann es uns gelingen mit ein paar Verstärkungen dem GAK zu folgen. Es ist ungeheuer wichtig in der Bundesliga zu spielen, denn erst, wenn die Spiele im Fernsehen laufen hat man die Chance größere Firmen als Sponsoren zu gewinnen. Die Austria gehört in die Bundesliga - die wirtschaftliche Basis, um die Chance zu haben aufzusteigen, hat die neue Führung der Austria bereits gelegt."

liga3.at: Wie läuft das Training bei Dietmar Thuller?

Matthias Dollinger: „Ich habe in meiner Laufbahn die meisten namhaften Trainer Österreichs erlebt - jeder hat seine eigene Philosophie und Arbeitsweise. Als absolute Schweinerei habe nicht nur ich empfunden, wie Thuller von einigen „Fans“ der Austria abqualifiziert wurde, ohne seine Qualitäten als Trainer zu kennen. Jeder Mensch hat eine Chance verdient und Thuller macht ein tolles Training in taktischer und spielersicher Richtung. Außerdem spricht er auch sehr viel mit den jungen Spielern. Ich habe mich in seiner Person nicht getäuscht und man sollte auch nicht vergessen, dass er uns auch in wirtschaftlicher Richtung entscheidend geholfen hat - und das absolut kostenlos.“

„Champions-League gegen den SAK…“

liga3.at: Das Derby gegen den SAK findet in zwei Tagen statt…

Matthias Dollinger: „Das wird ein schweres Spiel und der alte Trainerfuchs Alois Jagodic wird seine Mannschaft auf dieses Spiel so vorbereiten, als wäre es eine Begegnung in der Champions-League. Ich schätze ihn sehr, kann aber seine Aussagen, dass der SAK vor allem nicht absteigen will, wirklich nicht mehr hören. Er hat sechs Topspieler und müsste locker oben mitspielen können. Mein Tipp an ihn wäre, den SAK auch vor anderen Spielen (zum Beispiel gegen den GAK) so heiß zu machen. Nicht nur gegen die Austria. Wir werden 120% am Freitag geben, um als Sieger vom Spielfeld zu gehen und laden alle Austria-Sympathisanten ein uns dabei möglichst zahlreich und lautstark zu unterstützen."

liga3.at bedankt sich herzlich für das interessante Gespräch.

von Josef Krainer