Die KSV 1919 überwintert tief "im Süden der Tabelle" der ADMIRAL 2. Liga, bei 6 Pkt. Rückstand auf den Vorletzten Young Violets (1. Gegner in 2023!), doch wer weiß: "Totgesagte Falken fliegen höher" - eines Höhenflugs im Frühjahr bedarf es allerdings auch, um nicht abzusteigen. Es grenzt schon an ein Fußball-Wunder, wenn der Vorjahres-12. das noch schafft. Der sportliche Status Quo ist aussichts-, doch nicht hoffnungslos. Auf Chefcoach-Rückkehrer Abdulah Ibrakovic wartet mehr wie eine Herkules-Aufgabe. Lebt im Falken-Horst Hoffnung auf einen Frühjahrs-Sturm? Nachfolgend Resümee der "Alptraum-Herbstrunde".

Jubel-Szenen hatten für Sekou Sylla - der 21-jährige Mittelfeldspieler von der Elfenbeinküste erlitt am 5. August beim Heimspiel gegen die Young Violets (2:2) einen Kreuzbandriss und fällt für den Rest der Saison aus - und Innenverteidiger Christoph Pichorner beim KSV 1919 im Herbst Seltenheitswert. Erst als Rückkehrer Abdulah Ibrakovic im Oktober das Trainer-Zepter übernahm kehrte das Siegen zurück beim Schlusslicht, das lediglich in Runde 3 + 4 nicht die "Rote Laterne" besass.

Paradoxum, doch vor 2 Jahren rettete Falken Covid

Vor 11 Jahren stieg die KSV 1919 aus der ADMIRAL Bundesliga und ist seither Stammgast in der ADMIRAL 2. Liga, wo die Steirer in jüngster Vergangenheit in der unteren Tabellenhälfte zu finden waren. In der Saison 2019/2020 am Ende sogar abgeschlagen auf dem letzten Rang, mit 9 Punkten Rückstand auf den damals Vorletzten GAK 1902. Doch beide steirischen Kultklubs stiegen "wie ein Wunder" nicht ab. Grund: Wegen des Saisonabbruchs im Amateurfußball aufgrund der Covid-Pandemie gab es nach dem Frühjahr 2020 keinen Abstieger aus der 2. Liga.

Auf derartige Ausnahme-Situationen zwecks wundersamer Rettung sollten sich die Kapfenberger diesmal allerdings nicht verlassen. Auch nicht, dass etwaiige Liga-Konkurrenten sich freiwillig aus der 2. Liga zurück ziehen. Wie von einem anderen steirischen Klubs - SV Lafnitz - ja zunächst heuer zu Saisonbeginn geplant, ehe die Gelb-Blauen kürzlich den "Rückzug vom Rückzug" vermeldeten und sich nun doch nicht in den Amateur-Fußball verabschieden wollen.

Nach Chefcoach Vladimir Petrović übernahm Co-Trainer David Sencar (Foto). Doch auch der 38-jährige Leobener blieb glücklos und kassierte in seinen 7 Spielen 6 Niederlagen bei 1 Remis. Somit folgte mit Abdulah Ibrakovic am 10. Oktober der 3. KSV-Trainer binnen 3 Monaten und Sencar wurde wieder Assistenztrainer.

Nach 3. Trainerwechsel folgen erste Dreier und 14 "K.o.-Runden" im Frühjahr

Ob dagegen bei den Falken die Zeichen auf Abflug aus Liga 2 stehen, werden die verbleibenden 14 Frühjahrs-Runden zeigen. Im Grunde genommen haben Kapitän Mario Grgic &  Co. 14 K.o.-Spiele vor der Brust, hat jede Partie Finalcharakter. Allemal gleich die erste in 2023 gegen den Vorletzten Young Violets Austria Wien. Die Jung-Veilchen gastieren in Runde 17 am Freitag, 24. Februar, im "Falken-Horst". Mit einem Heimsieg würden die Kapfenberger schon mal auf 3 Zähler an die Favoritner ran kommen. Doch der Konjunktiv bringt Kapfenberg wenig...es müssen Tagen und vor allem Siege her. 

Diese waren im Herbst eine Rarität, wurden die Falken regelrecht "gerupft" von ihren Gegnern. 11 Niederlagen (davon 6 daheim) nach 15 Runden, dazu drei Remis und gerade mal 2 Dreier...ein Alptraum. Doch es hilft nichts auf die Frust- und Flop-Serie zurückzuschauen. Nach bereits zwei Trainerwechseln im Herbst ruhen die Hoffnungen auf Rückkehrer Abdulah Ibrakovic. Der 52-jährige Bosnier, der in seinem Heimatland in der Saison 2014/2015 mit dem FK Sarajevo das Double aus Meisterschaft & Pokalsieg gewann, war von August 2020 bis November 2021 bereits KSV-Trainer und kehrte nunmehr am 10. Oktober 2022 zurück. 

Unter Ibrakovic ist zweifellos ein Aufwärts- und Hoffnungs-Trend zu erkennen, gab es nur zwei Niederlagen und vor allem nach fast 3 Monaten Wartezeit die so sehr ersehnten Siege. Gleich gegen zwei "Talenteschmiede-Teams" wie im steirischen Duell bei Aufsteiger SK Sturm Graz II (mit 1:0 am 30.10.) und gegen den FC Liefering mit 3:1 am 5.11., dem Tag des ersten Herbst-Heimdreiers. Zwei Siege en suite...Balsam auf die geschundene Seele der Falken nach bis dato 10 Niederlagen und nur gesamt 3 Punkten aus 13 Runden.

Für Mittelstürmer Mark Grosse (links, kam im Sommer vom SV Lafnitz) und die Falken gilt es mit dem Rücken zur Wand im Frühjahr mächtig ins Zeug zu legen.

Aufwärtstrend und Punkte-Bilanz unter Ibrakovic machen Mut

Gab es in 11 Runden nur 2 Zähler gelangen unter Abdulah Ibrakovic in seinen 5 Spielen als Chefcoach immerhin 7 Punkte. Darauf lässt sich aufbauen. Auch auf die gezeigten Leistungen. Nach der Amstübernahme des erfahrenen Bosniers starteten sein Team gleich mit einem 1:1-Achtungserfolg bei Vizemeister FAC. Dann kam zum denkbar unglücklichen Zeitpunkt mit Aufstiegs-Aspirant FC Blau Weiß Linz die Mannschaft der Stunde ins Franz-Fekete-Stadion, doch die Kapfenberger wehrten sich gegen die Stahlstädter lange tapfer, um sich dann am Ende doch mit 2:4 geschlagen zu geben.

Danach folgten die erwähnten zwei Siege, ehe man zum Jahresabschluss auf die nächste "Mannschaft der Stunde" traf - den GAK 1902. Im steirischen Derby beim Tabellenvierten und den im Herbst in der 2. Liga einzig von allen Klubs daheim unbesiegten Grazern gab es eine 3:1-Niederlage. Auch wenn die Kapfenberger allein in den beiden Duellen mit dem GAK gesamt 2:9-Tore kassierte, sollte dies das dennoch inzwischen "neue Gesicht" der Falken für die Challenge im Frühjahr nicht trüben. Und gegen "Angstgegner GAK 1902" geht es ja außerdem im Frühjahr nicht mehr...

Es könnte ein geschichtsträchtige Aufholjagd für den Klassenerhalt werden, wie sie Liga 2 lange nicht mehr erlebt hat.

Hatte oft das Nachsehen im Herbst: KSV-Keeper Marvin Wieser, der in seinen 9 Liga-Einsätzen 19x den Ball aus seinem Netz zu holen hatte und nur 1x zu Null spielte. Beim 1:0-Sieg bei seinem Ex-Klub SK Sturm Graz II, von dem der 18-jährige Deutschlandsberger in diesem Sommer nach Kapfenberg wechselte. Zu Saisonbeginn war Wieser in den ersten drei Runden noch nicht spielberechtigt, in den nächsten drei ebenfalls nicht im Kader, doch seit 30. September die Nr. 1!

Alle Neune gegen Arnautovic-Klub FC Bologna

Zur Einstimmung auf das Frühjahr flogen die Falken in diesen Dezember-Tagen schon mal in den Süden und absolvierten in Italien auch ein Testspiel in Bologna. Dass die Kapfenberger gegen den Tabellen-11. der Serie A um Top- und ÖFB-Teamtorjäger Marko Arnautovic (mit 8 Treffern bester Torschütze vom FC Bologna) mit einer 0:9-Klatsche untergingen, passt in diese seit Sommer "Zeit zum Vergessen". Ein wahrer Alptraum. 

Doch selbst wenn die Kapfenberger in nahezu allen Herbst-Statistiken Letzter sind (mit 38 Treffern meiste Gegentore, mit 16 die wenigsten kassiert, Schlusslicht in der Gesamt- und Heimtabelle, mit 11 Niederlagen die meisten der Liga, mit 2 Siegen die wenigsten - AUSNAHME Auswärtstabelle: da Drittletzter VOR Vorwärts Steyr und FC Liefering) haben die Steirer ihr Kämpferherz nicht verloren und machen sich selbst Mut.

Siehe Auszug aktuell von der Homepage des KSV 1919: "Es war bislang eine schwere Saison, die auch im Frühjahr sicherlich nicht einfacher wird! Aber mit EURER Unterstützung werden wir es wieder schaffen! Mit EURER Unterstützung werden die Falken 2023 wieder fliegen! Wir sind stolz darauf, dass die KSV-Familie immer zusammenhält und sich niemals unterkriegen lässt! Egal was passiert!!!"

 

Allein Amoah absolvierte alle 16 Spiele - 27 Akteure eingesetzt!

Eingesetzte Spieler: 27. Einsätze: Amoah (16), Mišković & Puschl (je 15), Koné & Pichorner (je 14), Walchhütter & Žikić (je 13), Grgic & Szerencsi (je 12), Große & Mandler (je 11), Hassler, Kordic, Wieser (je 9), Krenn, Vásquez, Wildbacher (je 8), Graschi (7), Gschiel & Sylla (je 6), Heindl, Lalić, Selimoski, Sokcevic (je 5), Bajrektarević & Sekic (je 4), Kerschner (1). 

Einwechslungen: Koné (9), Wildbacher (8), Kordic (7), Selimoski (5), Bajrektarević, Hassler, Mandler, Sekic, Žikić (je 4), Graschi & Große (je 3), Grgic, Gschiel, Puschl, Vásquez (je 2), Kerschner, Lalić, Mišković, Pichorner, Sylla, Wieser (je 1).

Tore: 16; Torschützen (10): Amoah & Große (je 3), Hassler & Puschl (je 2), Kordic, Pichorner, Sokcevic, Sylla, Walchhütter, Žikić (je 1).

Rote Karte: Krenn (1). Gelb-Rote Karten: Sokcevic & Sylla (je 1). Gelbe Karten (42): Puschl (5), Mišković & Žikić (je 4), Szerencsi & Walchhütter (je 3), Graschi, Große, Grgic, Pichorner, Sokcevic, Sylla, Vásquez, Wieser, Wildbacher (je 2), Gschiel, Hassler, Heindl, Koné, Mandler (je 1). 

Sommer-Neuzugänge (3): Große, Szerencsi, Vásquez.

Sommer-Abgänge (5): Eloshvili, Giuliani, Olivier N´Zi, Shabanhaxhaj, Valdir.

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL