19. März 2023! Schock-Sonntag für Stefan Nutz, der im letzten Grunddurchgang-Match der ADMIRAL Bundesliga-Saison 2022/23 mit der SV Guntamatic Ried gegen den WAC nach 10 Minuten einen Kreuzbandriss erlitt. Das damit verbundene Saisonende des Kreativkopfes der Innviertler war mitentscheidend, warum es "Nutz-los" am Ende nicht mehr zum Klassenerhalt reichte. Nach langer Leidenszeit und der Verletzung gegen die Kärntner Wölfe ist der 31-Steirer seit Sommer im Wolfsrudel des SKN St. Pölten und stellte sich heute im exklusiven "Give-me-Five"-Interview den Fragen von Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann.

Gibt Stefan Nutz nicht nur im Training, sondern auch in der Frühjahrssaison beim SKN die Richtung vor? Seine Regisseur-Qualitäten hat der 31-jährige Kreativkopf bei seinen bisherigen Stationen bereits bewiesen, warum nicht auch als Leitwolf mit Torjäger-Routinier Dario Tadic in St. Pölten. Siehe auch Vorbereitungs-Fahrplan!

"Nutz-Genießer": Rundreise durch Alpenrepublik

Stefan Nutz durchquerte in seiner Fußball-Laufbahn mittlerweile nahezu ganz Österreich - war nach seiner Grazer AK- und damit Steiermark-Zeit beim SV Grödig in Salzburg, dann beim SK Rapid in der Bundeshauptstadt, wurde hernach vom oberösterreichischen SV Guntamatic Ried ins Ländle zum SCR Altach transferiert, um zwei Jahre später zurück ins Innviertel zu kehren und im Sommer des Vorjahres erstmals in Niederösterreich, beim SKN St. Pölten, seine Zelte aufzuschlagen.

"Bis jetzt mache ich alles ohne Probleme mit und fühle mich fit"

Ligaportal: Hallo Stefan. Vorweg ein gutes neues Jahr, was ja fußballerisch betrachtet nur besser wie das alte für Dich werden kann! Wie geht es Dir, wie verlief der Heilungsprozess und wie fit bist Du bereits für ein Liga-Comeback nach den ersten Trainingseinheiten und Testspielen?

Stefan Nutz: Mir geht es sehr gut. Ich bin seit dem Vorbereitungsstart wieder offiziell im Mannschaftstraining, war auch schon ab November immer wieder bei der Mannschaft dabei und habe gewisse Phasen des Trainings mitmachen können. Deswegen war es für mich mit dem neuen Jahr nicht so ein großer Einstieg, sondern alles ganz normal.

Ich habe auch in der Winterpause sehr viel weiter trainiert und deswegen ist mir das nicht schwer gefallen. Bis jetzt mache ich alles ohne Probleme mit und fühle mich fit.

"Habe bei meiner Vertragsunterschrift geglaubt, dass wir vorne sein werden"

Ligaportal: Der SKN St. Pölten galt, neben Deinen Ex-Klubs SV Guntamatic Ried und GAK 1902, vor der Saison als einer der drei heißen Aufstiegs-Aspiranten. Doch dann folgte diese "gebrauchte" Herbstsaison, mit dem September- und Oktober-Tief von einer Niederlagen-Serie und nur einem Punkt aus fünf Partien. Folglich zur Winterpause bereits elf Zähler Rückstand auf Liga-Leader GAK. Wie erklärst Du Dir, warum es nicht nach Wunsch lief, obwohl ihr nominell eine schlagkräftige Truppe habt? Klar Du hast gefehlt...doch im Ernst? 

Stefan Nutz: Es ist nicht leicht zu beantworten. Da sind aus meiner Sicht mehrere Faktoren zusammengekommen, die gleichermaßen Wirkung gezeigt haben. Es ist ziemlich viel gegen uns gelaufen. Wenn man sich die einzelnen Spiele anschaut, so haben wir viele Chancen vergeben und immer wieder mit einem schlechten Spielverlauf zu kämpfen gehabt. Wir haben auch immer wieder verletzte Spieler vorgeben müssen.

Irgendwie ist es dann nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Auch ich persönlich habe mir das natürlich anders vorgestellt und bei meiner Vertragsunterschrift geglaubt, dass wir noch mehr oben in Schlagdistanz oder vorne sein werden. Aber nichtsdestotrotz fühle ich mich sehr wohl in St. Pölten.

Wir haben ein sehr gutes Umfeld, ein sehr gutes Trainerteam und eine sehr gute Mannschaft. Es macht Spass, ein volles Mitglied von der Mannschaft zu sein. Jetzt schauen wir gemeinsam in die Zukunft und geben Tag für Tag Gas.

Stefan Nutz zählte im Sommer zu einer der ersten Transferaktivitäten von SKN-Neo-Sportdirektor Tino Wawra. Der gebürtige Linzer war als Aktiver ja selbst ein technisch versierter Mittelfeldstratege und Linksfuß wie es der 31-jährige Steirer ist, der bei den St. Pöltnern einen Zweijahres-Vertrag bis Juni 2025 unterschrieb.

"Cup-Spiel gegen Rapid ist super Gelegenheit, um Ausrufezeichen zu setzen"

Ligaportal: Erlebst Du eine Aufbruchstimmung, wie ist es unter dem neuen Coach Philipp Semlic und wie lauten die Ziele für die Frühjahrssaison, in der der SKN als Tabellendritter ins Rennen geht, wobei Spitzenreiter GAK 1902 und der Zweite SV Ried jeweils noch ein Nachtragsspiel haben?

Stefan Nutz: Wie so oft bei einem Trainerwechsel ist zu Beginn sehr viel Feuer drin, will sich jeder beweisen und dem neuen Trainer zeigen, dass er in die Mannschaft gehört. Den Schwung wollen wir mitnehmen. Der neue Trainer hat seine Vorstellungen, die umgesetzt gehören. An dem arbeiten wir grad. Ich sehe das Ganze sehr positiv. Ich glaube, dass wir nicht gut beraten wären, wenn wir noch irgendwie an die Tabellenspitze schauen und uns dahingehend orientieren.

Für uns ist wichtig, dass wir sehr schnell die Spielidee vom Trainer umsetzen, Automatismen rein bekommen und dann von Spiel zu Spiel schauen. Wir wollen da natürlich alles reinhauen und jedes Spiel gewinnen. Wir haben mit dem Cup-Spiel gegen Rapid eine super Gelegenheit, um ein Ausrufezeichen zu setzen. 

Ich will in keinsterweise an den GAK denken, der mit den Punkten schon sehr weit vor uns ist. Wir sind gut beraten, wenn wir auf uns schauen und täglich unsere Aufgaben erledigen und ab dem Herbst dann sehr gut gerüstet sind für die Meisterschaft.

"...das war sehr deprimierend, auch mental für mich"

Ligaportal: Die meisten Pflichtpartien im Profifußball und in der ADMIRAL Bundesliga hast Du in Deiner Karriere für die SV Guntamatic Ried absolviert, wo Du mit Deiner Standard-Stärke und generell als Vorbereiter vom Dienst geglänzt hast, Dir jedoch, durch die schwere Verletzung im vergangenen März, ein gebührender Abschied verwehrt blieb. Welche Erinnerungen verbindest Du mit dem Traditionsklub aus dem Innviertel?

Stefan Nutz: Sportlich gesehen sind es gemischte Gefühle. Vor allem das Ende war natürlich sehr bitter, wo ich die letzten zehn Ligaspiele plus der Cup-Partie gegen Rapid von Zuhause bzw. von der Tribüne aus habe zusehen müssen. Das war ein schwerer Schlag. Vor allem, weil es da im Abstiegskampf um alles ging und im Cup um den Einzug in die nächste Runde. Das war sehr deprimierend, auch mental für mich.

Aber es hat auch sportlich gute und schöne Zeiten gegeben. Vor allem auch die menschliche Komponente, die ist absolut in Ried hervorzuheben. Ich habe da sehr tolle Leute und tolle Charaktere kennengelernt, mit denen ich mich sehr gut verstanden habe. Seien es jetzt Mitarbeiter, Fans, natürlich Mitspieler und Trainerteam, Präsidium. Deswegen bleibt die SV Ried für mich positiv in Erinnerung.

Viel Gefühl im linken Fuß bei Stefan Nutz, hier noch im März 2022 gegen den SK Sturm Graz im Dress der SV Guntamatic Ried, für die der Denker und Lenker im offensiven Mittelfeld 146 Pflichtpartien absolvierte und 24 Tore sowie stolze 56 Torvorlagen beisteuerte. Im Frühjahr gilt nun nach langer Leidenszeit hoffentlich für ihn beim SKN St. Pölten: "Der Wolf, der mit dem Ball tanzt".

"Wir können in dem Spiel nur gewinnen und haben null Druck"

Ligaportal: Die Frühjahrssaison heuer verspricht für Dich auch eine Reise in die Vergangenheit zu werden. Könntest Du doch mit den Riedern und Grazern in der ADMIRAL 2. Liga sowie im ÖFB-Cup-Viertelfinale mit dem SK Rapid gleich auf drei Deiner Ex-Klubs treffen. Denn als einer von zwei Zweitligisten ist der SKN St. Pölten noch unter den letzten Acht im Pokal. Du warst mit der SV Guntamatic Ried am 1. Mai 2022 im Endspiel in Klagenfurt...kennst das Final-Feeling. In Hütteldorf seid ihr zwar im letzten Viertelfinal-Match am Sonntag, den 4. Februar, Außenseiter, doch wir wissen ja...Pokal und eigene Gesetze...! Wie siehst Du eure Chancen im Allianz Stadion?  

Stefan Nutz: Im Cup ist sehr vieles möglich und ich glaube auf alle Fälle dran. Wir brauchen einen sehr guten Spielverlauf für uns und auch das Quäntchen Glück. Rapid ist natürlich der klare Favorit. Wir können in dem Spiel eigentlich nur gewinnen und haben null Druck. Deswegen traue ich uns auf alle Fälle was zu. Wir bereiten uns sehr gut auf das Spiel vor und freuen uns darauf.

"Ich war immer Typ, der nie lange Laufzeit wollte"

Ligaportal: Und Du bekommst nun womöglich persönlich doch noch Dein Cup-Duell mit dem SK Rapid, welches Dir im Vorjahr verletzungsbedingt verwehrt wurde mit der SV Ried. Wenn wir schon über den Cup reden, lassen uns noch kurz in die Verlängerung gehen. Trotz dreier Meistertitel (zwei in der 2. Liga, mit SV Grödig 2012/13 und der SV Ried 2019/20, sowie einem in der Regionalliga mit dem GAK 1902 in der Spielzeit 2011/12) und 222 Einsätzen in der ADMIRAL Bundesliga gingen all Deine Arbeitsgeberwechsel ablösefrei über die Bühne. Wollte für einen renommierten, offensiven Mittelfeldspieler kein Klub "Geld hinlegen"?

Stefan Nutz: Scheint so! Es war natürlich während meiner Vertragszeiten immer mal was dabei, wo es Gespräche gegeben hat. Aber unter dem Strich ist dann ein Transfer aus den unterschiedlichsten Gründen gescheitert. Wobei ich eher auch immer der Typ war, der nie eine lange Laufzeit wollte. Um eben immer wieder eine Entscheidungsmöglichkeit zu haben, die in meinen Händen liegt.

Und nicht, wenn man, was über drei Jahre hinausgeht, auf seinen Arbeitgeber angewiesen ist. Das hat sich bei mir dann so ergeben, dass es immer ablösefrei war. Kann auch Zufall sein. Bis jetzt habe ich mir da nicht so die großen Gedanken gemacht.

Ligaportal: Danke, dass Du Dir Gedanken gemacht und Zeit genommen hast für das interessante Gespräch. Alles Gute.

Zur Person Stefan Nutz

Geb.: 15.02.1992 in Judenburg

Größe: 1,78m; Linksfuß

BL-Spiele: 222 (27 Tore, 56 Assists); 2. Liga-Spiele: 55 (12 Tore, 32 Assists).

RL Mitte: 66 Spiele (6 Assists); ÖFB-Cup: 31 Spiele (13 Tore, 8 Assists).

Jugendvereine: FSC Pöls, GAK 1902, SK Sturm Graz.

Profivereine: SV Grödig, SK Rapid, SCR Altach, SV Guntamatic Ried (2x), SKN St. Pölten. 

Fotocredit: SKN St. Pölten (2) und Harald Dostal/www.sport-bilder.at