Walter Schachner zieht im LIGAPORTAL-Interview Bilanz

Am 12. Juli startete die neue Saison in der "Heute für Morgen" Erste Liga. Die Hälfte der Herbstrunde in der "Heute für Morgen" Erste Liga ist mit dem 23. August bereits gespielt. Anlass genug, mit LASK-Trainer Walter Schachner, der nach dem ersten Saisonviertel auf Rang 3 und fünf Punkte hinter Spitzenreiter WAC/St. Andrä liegt, eine Zwischen-Bilanz zu ziehen und einen Ausblick zu wagen. Herbert Pumann sprach mit dem 54-jährigen Steirer, der für das LIGAPORTAL Auskunft gab.

"Jeder ist zu schlagen"

LIGAPORTAL: Herr Schachner, wie fällt Ihre Bewertung, Ihr Leistungscheck über die ja auch für Sie neue HfM-Erste Liga und über die einzelnen anderen Teams aus, gegen die sie nun allesamt ein Mal gespielt haben?

Walter Schachner: "Die Liga ist noch ausgeglichener als voriges Jahr. Das sieht man nach neun Runden auch in der Tabelle. Wir haben gegen alle gespielt und festgestellt, dass jeder zu besiegen ist. Wir gehören zu den vier besten Teams und müssen nur die Fehler, die wir im letzten Spiel gemacht haben, abstellen. Dann passt das! Wir hatten uns acht Runden lang in der Defensive stabilisert und innerhalb von drei Tagen machen wir wieder solche Fehler. Wir dürfen uns keinen Schritt zurück erlauben."

LIGAPORTAL Damit haben Sie es schon etwas angedeutet. Wie fällt insgesamt der Leistungscheck für Ihr Team nach einem Viertel der Saison aus?

Walter Schachner: "Ich bin nicht unzufrieden mit dem 1. Quartal. Die Meisterschaft hat für uns zäh begonnen. Mit der Niederlage gegen Altach hatten wir dann unser schwächstes Spiel. Die Wende kam bei der Vienna, wo wir dann einen kleinen Lauf bekommen haben, stabiler wurden und kontinuierlich gespielt haben. Wir haben vor allem bei den Gegnern wenig zugelassen."

"Charakterlich haben wir ein gutes Team"

LIGAPORTAL: 17 Abgänge und 11 Neuzugänge verzeichnet der LASK zur neuen Saison. Unter den Neuen sind mit Freudenthaler, Hamdemir und Kobleder drei Rückkehrer. Dazu die Nachrücker aus der Amateurmannschaft, die letztes Jahr sensationell Regionalliga-Meister wurden und die beiden routinierten Stürmer Aigner und Unverdorben. Wie beurteilen Sie den Integrationsprozess insgesamt?

Walter Schachner: "Sehr gut. Charakterlich haben wir eine gute Mannschaft. Das gilt für  alle. Teilweise sind wir vielleicht zu brav. Wie jetzt gegen St. Andrä. Da könnte man noch aggressiver und dynamischer in die Zweikämpfe gehen. Für mich ist noch Potenzial nach oben vorhanden."

LIGAPORTAL: Neben den etablierten Stürmern Harald Unverdorben & Hannes Aigner ist das 22-jährige Torjäger-Talent Florian Templ vom benachbarten St. Florian praktisch der einzige echte Neuzugang. Für ihn ist die eine Liga höher dennoch ein gewaltiger Sprung. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung und Perspektive?

Walter Schachner: "Von der Einstellung und vom Einsatz bin ich mit Florian sehr zufrieden. Man bedenke, dass er vor zwei, drei Jahren noch in einer unteren Liga gespielt hat. Florian hat einen Riesensprung gemacht und im Training angedeutet, dass er Potenzial nach oben hat. Für ihn ist die zweite Liga noch zu schnell, was auch für andere Speiler gilt, die aus unserer zweiten Mannschaft kommen. Bei Florian habe ich Geduld und gebe sie ihm."

"Bauen Spielmacher Luiz Henrique behutsam auf"

LIGAPORTAL: Von den letztjährigen LASK-Himmelstürmern aus der Amateurmannschaft hat nur Kevin Wimmer den Sprung in die Stammelf der Kampfmannschaft geschafft, während Shawn Barry, Sebastian Schröger, Attila Varga und Dominik Stadlbauer noch davon entfernt sind.

Walter Schachner: "Sebastian Schröger war schon knapp dran wie das erste Spiel in Lustenau gezeigt hat. Er ist am Sprung. Muss mir das noch beweisen. Shawn Barry hat einen super Körper, viel Potenzial, ist kopfballstark und schnell . Doch er macht noch zu viele Fehler. Dominik Stadlbauer hat auch was, bemüht sich. Attila Varga ist sehr klein und hat eine gute Technik. Wir brauchen die Jungen und wollen sie behutsam heranführen."

LIGAPORTAL: Wie sieht es mit dem Neuzugang im Sommerschlußverkauf, Spielmacher Luiz Henrique de Oliveira aus? Wann ist der Brasilianer, der am 3. September 26 Jahre wird, spielberechtigt?

Walter Schachner: "Er trainiert fleißig mit. Bis Freitag wird sich jedoch wohl noch nichts ausgehen mit der Spielberechtigung. Dann ist Länderspielpause. Man muss sehen, ob er das, was er im Training zeigt, im Wettkampf bestätigt. Wir werden ihn langsam und behutsam aufbauen und nichts überstürzen".

LIGAPORTAL: "Passiert bis zum 31. August, dem Ende der Transferiode personell noch was beim LASK?
Walter Schachner: "Glaube ich nicht."

Auswärts besser als daheim?

LIGAPORTAL: Nach 9 Runden 4 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen. Von der Optimal-Ausbeute möglicher 27 Punkte hat der LASK 15 geholt. Zu wenig für Sie?

Walter Schachner: "Unsere bisherige Punkteausbeute ist zu gering. Wir haben in den ersten Spielen, vor allem in Lustenau zum Auftakt und im Linzer Derby Punkte liegen lassen. Da müssen wir 2:0 bis 3:0 führen. Doch es schwächeln auch die anderen."

LIGAPORTAL: "Was Ihnen auswärts noch nicht passiert ist. Der Vergleich ist zwar weit hergeholt und etwas augenzwinkernd, doch beim oberösterreichischen Nachbarn, dem Regionalligisten FC Wels, würde man auf die LASK-Auswärtsbilanz neidisch werden. Mit zwei Siegen und zwei Remis ist der LASK als einziges Team der Liga auswärts noch unbesiegt, auch im Frühjahr in der Bundesliga wirkte Ihr Team auswärts stärker, wie erklären Sie sich das?"

Walter Schachner: "Wir spielen faktisch mit zwei Sechsern und sollen zu Hause das Spiel machen. Da tun wir uns auswärts leichter, weil wir in der Defensive stark sind. Da haben wir Qualität und schalten schnell um. Daheim passieren uns zu viele Fehler im Spielaufbau. Da brauchen wir Qualittät. Außerdem gilt es natürlich unsere Torchancen besser zu nutzen."

LIGAPORTAL: "Die Defensive war sicher im ersten Saisonviertel das Prunkstück des LASK. Abwehrverhalten fängt bekanntlich vorne an. Das Sturmduo Aigner/Unverdorben und die Flügelzange Freudenthaler/Kogler laufen früh gekonnt an. Mit acht Treffern in neun Runden hat Ihr Team die mit Abstand wenigsten Gegentore der Liga, wäre da bloß nicht das letzte Spiel mit gleich drei Toren von Spitzenreiter WAC/St. Andrä...Wieso funktionierte es da nicht so gut?"

Walter Schachner: "Das ist die Frage, die ich mir stelle. Bis zum Spiel in Grödig am letzten Freitag hat es funktioniert. Acht Spiele lang. Da griffen Automatismen und waren wir konstant und stabil. Dass dies drei Tage später im neunten Spiel anders ist, kann nur Kopfsache sein. Diese Euphorie von Außen. Die Berichte in den Medien von Uberholspur und Spitzenreiter werden können. Das wird dann bei den Spielern zur mentalen Sache. Im Frühjahr war wohl die Angst vor dem Verlieren, jetzt vor dem Gewinnen."

"Setzen die Hebel im Ausdauerbereich an"

LIGAPORTAL: Ausblick unter Berücksichtigung der Zielvorgabe 'Mission Wiederaufstieg'. Wo werden Sie in den nächsten Wochen und für Teil 2 der Herbstrunde die Hebel ansetzen bzw. Stellschrauben ziehen? Am Freitag folgt ja noch das Spiel gegen den FC Lustenau (Anm.: 18.30 Uhr Stadion der Stadt Linz), dann folgt die zweiwöchige Länderspielpause.

Walter Schachner: "In der Länderspielpause werden wir im Ausdauerbereich viel machen. Da ist noch Luft nach oben. Die Sommervorbereitung war nicht lang genug, sondern eine reine Übergangsphase. Es kamen auch viele Spieler, die ich vom körperlichen Zustand noch nicht kannte."

LIGAPORTAL: Was vielversprechend aussieht, sind die Standards von Freudenthaler & Kogler. Die kommen gut, doch bis auf das Siegtor bei First Vienna durch Winkler und dem ersten Saisontor in Lustenau durch Unverdorben, folgte kein weiterer zählbarer Erfolg. Auch aus einem direktem Freistoß steht nur das, wenn auch spektakuläre, Tor von Floian Hart in Grödig zu Buche und bei Toren aus Distanzschüßen aus dem Feld heraus ist bisher Fehlanzeige zu vermelden.

Walter Schachner: "Bei Standards haben wir viel mehr Möglichkeiten, als bisher im Wettkampf gezeigt und ich bin noch nicht zufrieden mit der Umsetzung. Wir trainieren das intensiv. Donnerstag- und Freitagvormittag im Training. Schießen so viele Freistöße, dass da mehr kommen muss. Für Distanzschüsse haben wir nicht die Spielertypen und kommen auch zu selten in Strafraumnähe".

LIGAPORTAL: "Bleibt festzuhalten, was Sie ja auch selbst nach dem letzten Spiel gegen WAC/St. Andrä gesagt haben, dass noch viel Arbeit ansteht. Gutes Gelingen dabei und Danke für das offene Gespräch, Walter Schachner."

von Herbert Pumann

Fotos: LUI

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