Allerheiligen ohne Brauneis nur Mittelmaß?

Laut Homepage von USV Stein Reinisch Allerheiligen erwartet in der zweiten Runde des ÖFB-Samsung Cup ein „schäumender und topmotivierter Regionalliga-Spitzenverein“ die Wiener Violetten. Allerheiligen-Obmann Christian Größ, Spieler und Fans freuen sich schon riesig auf das größte Spiel der Clubgeschichte. liga3.at fragte nach, ob dieses Selbstverständnis zur Spitze der Regionalliga-Mitte zu gehören auch nach dem Abgang von Daniel Brauneis noch fundamental gerechtfertigt ist.

 

"Sind spielerisch ganz sicher gleich stark"

liga3.at: Wie schätzen Sie die Spielstärke von Allerheiligen derzeit ein?

Christian Größ: „Wir sind zweifellos einen Tick weniger torgefährlich als in der Vorsaison. Daniel Brauneis ist natürlich ein „Knipser“ allererster Güte. Man darf aber nicht vergessen, dass wir speziell im Herbst der Vorsaison einen echten Lauf hatten, der nicht unbedingt an einem Einzelspieler festzumachen ist. Spielerisch sind wir ganz sicher gleich stark als in der Vorsaison. Wir haben natürlich darauf geachtet uns auch offensiv gut aufzustellen und mit Manuel Stranz konnten wir einen sehr guten Spieler verpflichten. Stranz wird nach seinen Kreuzbandrissen ganz sicher schnell wieder in die Mannschaft finden und unseren Sturm gehörig verstärken. Für uns ist es aber auch ganz wichtig, dass sich auch die zweite Mannschaft weiterentwickelt. Wir erwarten schon, dass diese in die Unterliga aufsteigt und wir damit das Spielniveau beider Mannschaften etwas angleichen können."

"Vor dem Aufstieg schrecken kleine Verein zurück"

liga3.at: Der Aufstieg von der Regionalliga in die Erste Liga ist ja eine sportliche und wirtschaftliche Herausforderung für jeden Klub. Wie schätzen Sie die Gewichtung dieser beider Faktoren ein?

Christian Größ: „ Ich sehe die Gewichtung bei 50:50. Es ist sowohl die sportliche Herausforderung groß über den Meistertitel der RLM und die Relegation in die Erste Liga aufzusteigen, jedoch auch die wirtschaftlichen Problemstellungen sind ein absoluter Quantensprung. Wir haben in der Vorsaison um die Lizenz nicht angesucht, weil es ein großes finanzielles Risiko darstellt. Damit stehen wir aber nicht allein da. Wenn ich die Budgets zwischen uns und zum Beispiel dem GAK vergleiche, liegen wir bei etwa 220.000 Euro jährlich und das Budget des GAK ist bei einer Million Euro angesiedelt. Vier Aufsteiger in der Ersten Liga mussten in den letzten Jahren Konkurs anmelden. Es sollte da wirklich jeder verstehen, wenn kleinere Vereine vor dem Risiko zurückschrecken. In einer Stadt mit 1400 Einwohnern müssen wir elf Nachwuchsmannschaften und zwei Kampfmannschaften finanzieren. Aktuell sind Rezessionsängste in der Wirtschaft wieder ein Thema und da ist sehr schwer, die Finanzierung eines Fußballvereines auf die Beine zu stellen. Wir haben zum Glück zwei Hauptsponsoren und einige Gönner, die uns unterstützen - nur so ist es überhaupt möglich, in der RLM Mitte bestehen zu können. Der Umstand, dass 2-3 Clubs finanziell weit über den Möglichkeiten der Konkurrenz liegen ist aber nicht nur ein Spezifikum der RLM, sondern so etwas findet man auch in ganz anderen Dimensionen."

"2:6 zu verlieren, ohne eine Karte zu bekommen, geht nicht!"

liga3.at: Wie wichtig sind Führungsspieler im Fußball?

Christian Größ: „Ohne Hierarchie geht es im Fußball nicht. Wir haben einige erfahrenen Spieler, die absolut das Kommando am Feld übernehmen, aber sich gegenseitig auch sehr gut ergänzen. Führungsspieler können immer nur von hinter heraus agieren. Der Tormann, ein zentraler Verteidiger oder der klassische 6er. Es ist ganz wichtig, speziell wenn es nicht läuft, dass aus der Mannschaft selbst Impulse kommen. Einsatz erhöhen, aggressiver spielen, konsequenter in den Zweikampf gehen - das müssen Führungsspieler fordern. Ich spreche jetzt nicht für eine brutale Spielweise, aber 2:6 verlieren ohne eine einzige gelbe Karte erhalten zu haben, das kann es wohl nicht sein."

"Das größte Spiel unserer 77-jährigen Vereinsgeschichte"

liga3.at: Die Wiener Violetten kommen am 21.9.2011 nach Allerheiligen - wie laufen die Vorbereitungen?

Christian Größ: „Das wird ein riesiges Fußballfest und das größte Spiel in der 77-jährigen Klubgeschichte von Allerheiligen. Wir freuen uns schon riesig auf dieses Spiel, denn immerhin kommt der Rekordcupsieger zu uns. 90% der VIP-Karten sind schon verkauft und wir versuchen das Fassungsvermögen unserer Anlage für dieses Spiel auf etwa 2000 bis 2200 Zuschauer zu erhöhen. Sportlich wollen wir natürlich die Begegnung so lange es geht offen halten, je länger wir die Partie torlos halten können, desto größer werden unsere Chancen auf eine Sensation. Ein Tor kann man immer schießen - aus einer Standardsituation oder wenn es sein muss auch aus einem entscheidenden Konter. Unsere Chancen würde ich mit 2% beziffern, aber es sind eben 2% und nicht 0%. Das ist das Schöne am Fußball - es gibt immer wieder Sensationen zu feiern. Wir hoffen natürlich, dass unsere Mannschaft von einer großen Zuschauermenge unterstützt und für einen legendären Cup-Fight sorgen wird.“

liga3.at dankt Christian Größ für das interessante Gespräch

von Josef Krainer