Nach Skandal in Graz: Was passierte wirklich bei Sturm gegen den LASK

altaltEigentlich sollte es ein normales Fußballspiel der zehnten Runde in der Regionalliga Mitte werden - bis zur 85. Minute war es das auch. Was sich im Match zwischen den SK Puntigamer Sturm Graz Amateuren und dem LASK Linz (2:2) danach abspielte, hatte mit Fußball wenig zu tun. Liga3 löst exklusiv auf und bat die beiden Trainer um ihr Statement.

 

 

WARUM KAM ES ZUM SKANDAL?

In der 85. Spielminute lag LASK-Stürmer Florian Templ verletzt am Boden, Sturm war zu diesem Zeitpunkt in Ballbesitz. Die Situation spielte sich etwa 30 Meter vor dem Sturm-Tor direkt an der Seitenlinie ab. Schiedsrichter Stefan Krassnitzer unterbrach das Spiel, ließ eine Behandlungspause für Templ zu. Nachdem der Linzer Spieler wieder einsatzbereit war, gab Krassnitzer regelkonform Schiedsrichterball. Wie international üblich, gab der LASK den Ball zu Sturm zurück. Nur das WIE ließ die Wogen hochgehen. Der Linzer Fabiano spielte den Ball in Richtung Eckfahne ins Seitenout. Sturm musste den Einwurf somit an einer gefährlichen Position ausführen, der LASK konnte nachrücken und die Grazer unter Druck setzen. Sturms Trainer Markus Schopp hätte es gerne gesehen, dass Fabiano den Ball in Richtung des Grazer Torhüters Lukas Waltl spielt. Dieser hätte dann die Möglichkeit gehabt, das Spiel zu beruhigen oder einen schnellen Gegenangriff einzuleiten. So hatte Sturm aber nur Einwurf und stand unter Druck. Schopp sah die Aktion von Fabiano als unsportlich, forderte mehr „Fair Play“ ein. (Anm.: Die Aktion von Fabiano ist vom Regulativ gedeckt). Es kam zu einem Wortgefecht. Über den genauen Wortlaut kann nur spekuliert werden. Die Linzer Seite behauptet, Schopp hätte den dunkelhäutigen LASK-Brasilianer rassistisch beleidigt. Der unbestätigte Ausdruck "Brazilian Monkey" schwebt im Raum. Schopp streitet dies energisch ab. Als Schiedsrichter Krassnitzer das Spiel abgepfiffen hatte, eskalierte die Situation weiter. Es kam am Spielfeld zur Rudelbildung. Fabiano attackierte Schopp und gab ihm eine Ohrfeige. Schiedsrichter Krassnitzer zeigte Fabiano daraufhin die Rote Karte.

 

STATEMENT MARKUS SCHOPP:

Es liegt mir sehr am Herzen, dass diese Sache richtig dargestellt wird. Jeder der mich kennt weiß, dass ich einen Spieler niemals rassistisch beleidigen würde. Ich habe selbst jahrelang im Ausland gespielt. Die Situation nach dem Schiedsrichterball ist vom Regulativ gedeckt. Ich habe von Fabiano nur mehr "Fair Play" eingefordert. Er hat mir daraufhin den Mittelfinger gezeigt. So hat die Geschichte begonnen. Nach dem Schlusspfiff ist Fabiano auf mich zugestürmt und hat mich geschlagen. Der LASK hat in dieser Phase gedrückt. Da ist es normal, dass ich versuche, meiner Mannschaft zu helfen. Ich verstehe den Unmut des LASK. Sie sind nach Graz gekommen und wollten die drei Punkte mitnehmen um an Pasching dran zu bleiben. Natürlich habe ich etwas zu Fabiano gesagt. Aber das war nicht rassistisch, das hätte ich jedem anderen Österreicher auch so gesagt.

 

STATEMENT KARL DAXBACHER:

Es muss etwas Schlimmes passiert sein, sonst hätte der Spieler nicht so reagiert. Vor allem ist Fabiano noch nie in diese Richtung aufgefallen. Das er Schopp eine Ohrfeige gegeben hat ist unbestritten, Fabiano hat sich sofort nachher in der Kabine bei mir entschuldigt. Was Schopp genau gesagt hat, habe ich nicht gehört. Jetzt wird leider immer Aussage gegen Aussage stehen. Aber eines möchte ich schon sagen: Wenn man nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2-Unenetschieden holt, dann ist man eher positiv eingestellt und rastet nicht so aus. So negativ auszurastet, da müssen schlimme Dinge gesagt worden sein. Ich glaube, diese Reaktion von Fabiano  kann nur jemand nachvollziehen, der selbst mit solch einer Situation von Rassismus vertraut ist.

 

Markus Neißl