Unverhofft kommt oft: Plötzlich zwei "kind of" Derbys of Love zwischen Vienna 1b und Wiener Sportclub

Das Derby of Love zwischen dem Wiener Sport-Club und  First Vienna FC 1894 ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Seitdem das Spiel nicht mehr im Ligabetrieb stattfindet (die Vienna spielt inzwischen bekanntlich in der ADMIRAL 2. Liga) gab es in den vergangenen Jahren zumindest Testspiele, die mehr als gut besucht waren. Im Vorjahr musste ein Test aufgrund des enormen Zuschauerinteresses sogar kurzerhand unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. In der laufenden Wintervorbereitung war nun erstmals kein Derby of Love geplant. Nun gab es aber sogar zwei an der Zahl - auch wenn auf Seiten der Vienna nur die 1b-Mannschaft im Einsatz war. 

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Beim letzten Liga-Derby in Hernals am 15. Oktober 2021 (Aufstiegssaison der Vienna) gab es einen klaren Sieg für die Vienna vor über 6000 Fans

Zunächst ein Blick zurück: Ursprünglich hatten beide Vereine (und ihre Anhänger) ihre Wurzeln eher im bürgerlich-konservativen Umfeld. Doch erst mit dem sportlichen und wirtschaftlichen Niedergang ab den 1970er Jahren begann sich diese Dynamik zu ändern. Ihr erstes Aufeinandertreffen in der Regionalliga fand in der Saison 2001/02 statt. Ab diesem Zeitpunkt begann das Derby of Love Gestalt anzunehmen.

Der Wiener Sport-Club verließ die Liga am Ende der Saison in Richtung Erste Liga, damals die zweite Leistungsstufe, stieg jedoch nach nur einer Spielzeit wieder ab. Es folgte eine Unterbrechung von fünf Jahren, als dem Vienna in der Saison 2008/09 der Aufstieg gelang. Zwischen 2014 und 2017 fanden sieben weitere Derbys statt. Die Insolvenz des Vienna im Jahr 2017 und ihre Versetzung in die 5. Leistungsstufe beendeten die gemeinsame Ligazugehörigkeit bis 2021.

Seit spätestens den 1990er-Jahren besteht der Großteil des Anhangs beider Vereine aber hauptsächlich aus Personen des studentisch-linken und teilweise autonomen Milieus. Die organisierten Fanclubs sowohl des Vienna als auch des Sportclubs sprechen sich ausdrücklich gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie, Diskriminierung und Gewalt aus. Stattdessen befürworten sie eine positive Fankultur, die darin besteht, die eigene Mannschaft zu unterstützen, ohne den Gegner zu beschimpfen. Aus dieser inhaltlichen Überschneidung heraus hat sich im Laufe der Jahre trotz oder sogar wegen der häufigen Aufeinandertreffen in derselben Liga und der geografischen Nähe eine enge Fanfreundschaft entwickelt.

Diese Fanfreundschaft geht sogar so weit, dass bei Derbys für einige Fans das gemeinsame Feiern oft wichtiger ist als das Abschneiden der eigenen Mannschaft. Daher ist es trotz des großen Zuschauerandrangs nicht üblich, ein großes Polizeiaufgebot zu sehen. Selbst auf getrennte Eingänge für die verschiedenen Fangruppen wird verzichtet. An den Kiosken kommt es häufig zu freundlichen Begegnungen zwischen den Anhängern beider Teams. Kein Wunder, das bei den jeweiligen Spielen mehr als 5000 Fans auf die Hohe Warte bzw. den Sport-Club-Platz kommen. 

In der laufenden Wintervorbereitung war kein Derby of Love geplant, nun gab es aber doch zwei Spiele - zumindest hieß es WSC gegen Vienna 1b. Nach dem ersten Duell, das die Döblinger mit 5:2 für sich entscheiden konnten, gab es am Freitagabend nun überraschend ein zweites Aufeinandertreffen, nachdem Sportclub-Gegner Helfort kurzerhand das Testspiel aufgrund von Verletzungen abgesagt hatte. Die Hernalser konnten sich für die Niederlage revanchieren und 4:0 gewinnen.