In Linz laufen zwei große Stadion-Projekte auf Hochtouren, entstehen an den Heimstädten des ADMIRAL Bundesligisten LASK bzw. ADMIRAL-Zweitligisten FC Blau Weiß Linz neue Arenen. Während ein "Stück Linz" mit Oliver Glasner (Coach) & Michael Angerschmidt (Co), ehemals LASK, sowie dem Ex-Königsblauen-Coach Ronny Brunmayr in Eintracht Frankfurt steckt. Die Hessen streben heute Abend im Europaleague-Finale gegen die Glasgow Rangers den größten internationalen Erfolg seit 42 (!) Jahren an. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger hat zu all dem einen Bezug und äußert sich im exklusiven Ligaportal-Interview. 

Eintracht-Erfolgs-Trio "Made in OÖ": v.l. Chefcoach Oliver Glasner & Co-Trainer Michael Angerschmid (ehemals LASK & SV Ried) sowie Co-Trainer Ronny Brunmayr, der gebürtige Steyrer wurde in der Saison 2020/2021 Zweitliga-Meister mit dem FC Blau Weiß Linz. Die drei Macher wollen heute Abend in Sevilla - ab 21 Uhr im Ligaportal-LIVETICKER - den großen Europacup-Coup landen und den Pokal nach 42 Jahren wieder nach Frankfurt alias "Mainhattan" holen. 

"Eintracht wird Sensation liefern und Finale gewinnen"

Ligaportal: Fangen wir mal über Linz hinaus mit der größeren Fußball-Bühne, der kontinentalen an. Sie haben sich mir gegenüber mal in der Stadt geoutet, dass Sie Fan von Eintracht Frankfurt sind, woher rührt diese Verbindung?

Klaus Luger: Meine Gattin hat 8 Jahre in der Gegend Frankfurt-Wiesbaden gelebt. Dadurch habe ich eine Beziehung zu Frankfurt aufgebaut. Eine Stadt, die weit unter ihrem Wert geschlagen wird. Ähnlich wie Linz. Mit der Eintracht habe ich mich dann angefreundet. Freue mich schon unheimlich auf das Europaleague-Finale.

Ligaportal: Ja, die Eintracht rockt Europa...ist dort in dieser Saison noch unbesiegt. Da ist ja auch ein Stück Linz drin mit den beiden ehemaligen LASK-Trainern Oliver Glasner und Co Michael Angerschmid sowie Ronny Brunmayr, zuvor Blau-Weiß Linz. Was trauen Sie der Eintracht zu und wo schauen Sie das Spiel heute Abend?

Klaus Luger: Ich werde mir das Spiel mit Freunden privat anschauen, 8-9 Freunde/Freundinnen. Völlig klar, die Eintracht wird die Sensation liefern und das Finale gewinnen. Ist ein starker Oberösterreich-Bezug gegeben. Es war damals schmerzlich, dass Brunmayr gegangen ist, weil er bei Blau Weiß Linz das Optimum aus dieser Mannschaft herausgeholt hat und auch sehr geschätzt wurde. Aber bei aller Liebe zu Blau-Weiß, ich verstehe, dass man ein Angebot der Eintracht annimmt.

Ligaportal: Dann kommen wir zurück nach Linz und zunächst zu Blau-Weiß, auch ein Herzensverein von Ihnen. Die Königsblauen wollen nächste Saison angreifen bzgl. Bundesliga-Aufstieg. Es werden in diesen Wochen personell die Weichen gestellt plus professioneller Strukturenschaffung. Die Mannschaft präsentierte sich im Frühjahr bereits als homogene Einheit. Vlt. kommt ja auch der brasilianische Toptorjäger (Ronivaldo) von Wacker Innsbruck. Ich weiß nicht wie gut Ihre Verbindungen zum Bürgermeister der Tiroler Landeshauptstadt (Georg Willi) sind und ob er da Einfluß hat...? Wie sehen Sie die Perspektiven bei Blau-Weiß Linz und dass man nun, was ja in den Vorjahren nicht der Fall war, offiziell den Aufstieg anpeilt?

Klaus Luger: Ich nehme da immer etwas Druck von den Verantwortlichen und Spielern. Erstmal ist beeindruckend, dass wir immer wieder den Abgang von wichtigen Spielern excellent verkraften. Es zeigt auch die Qualität der abgegebenen Spieler, dass acht von neun in ihren neuen Klubs in der Bundesliga oder im Ausland Stammspieler sind. Das ist schon beeindruckend wie wir diesen dauernden Aderlass ersetzen. Es ist ein großes Verdienst von Tino Wawra, Stefan Reiter und auch Trainer Gerald Scheiblehner.

"2. Liga ist auf Dauer unerträglich und als Blau-Weißer nicht würdig"

Wie nächstes Jahr verläuft, hängt von ein paar Faktoren ab. Wer absteigen wird und wie auch andere Klubs, Mitbewerber sich in der 2. Liga verstärken. Das nächste Jahr ist aus einem anderen Grund eine enorme Weichenstellung im Verein: das Stadion. Da geht es um Professionalisierung. Wir haben erstmals die Möglichkeit das Umfeld, Sponsoren, Erweiterung unseres Publikumkreises im neuen Stadion zu machen. Ob wir da zur Eröffnung des neuen Stadions aufsteigen oder nicht, ist aus meiner Sicht sekundär.

Es geht um eine langfristige Entwicklung. Völlig klar, die 2. Liga ist auf Dauer unerträglich und unserer auch nicht würdig als Blau-Weißer. Es geht erstmal darum, das Umfeld zu professionalisieren. Dazu gehört Marketing. Dazu zählt auch, und da muss man ehrlich sein, so wie letzten Freitag zum letzten Heimspiel mit 700 Zuschauern ist wirklich enttäuschend. Die Leistung passt jetzt.

Früher habe ich ja immer einen Spruch gehabt in den schlimmen Jahren, dass der Platzsprecher nicht sagen soll...´der FC Blau Weiß Linz bedankt sich bei 500 Besuchern´, sondern mein Schmäh im Stadion war immer ´der FC Blau Weiß Linz entschuldigt sich bei 500 Besuchern`.

 

Baustelle Donauparkstadion des FC Blau-Weiß Linz im März 2022.

Ligaportal: Sie erwähnten den Stadionbau und Tino Wawra, der jüngst gegenüber Ligaportal sagte, ´das neue Stadion muss im Sommer 2023 fertig sein`...

Klaus Luger: Ja, ich weiß. 

Ligaportal: Wird das neue Blau-Weiß Stadion im Sommer 2023 fertig sein und wie ist der Status Quo?

Klaus Luger: Ein eindeutiges Ja, ohne zusätzliche Anmerkungen. Wir sind bis zum heutigen Tag völlig im Zeitplan, sodass im Sommer nächsten Jahres, wie geplant, das Stadion fertig ist. Das Bauvolumen ist kleiner als jenes der Raiffeisen Arena des LASK. Es funktioniert alles und wir haben Gott sei Dank auch keine Lieferketten-Probleme. Das einzige was sein könnte ist für die Spezifizierung der Video-Walls - das ist noch nicht zu 100%ig geklärt, das liegt in China. Aber es wird auch da eine Lösung geben. 

Ligaportal: 2023 wird ein wahres Stadion-Jahr für Linz. Sowohl Blau-Weiß Linz als auch der LASK bekommen ihr Stadion dahin, wo sie Zuhause sind - Donaupark und Gugl. Damit der Querpass zum LASK, wie schaut es da mit dem neuen Stadion aus?

Klaus Luger: Laut meinen Informationen auch im Sinn von Fertig und dass es benutzbar sein wird zum Ligastart in der übernächsten Saison. Dort kann ich das nicht so genau sagen, weil beim Blau-Weiß Stadion ist ja die Stadt Linz Bauherr und wir vermieten dann. D.h.: da habe ich praktisch als Bauherr und Eigentümer die Informationen. Doch mein Wissensstand ist, dass der LASK das schaffen wird.

Vorfreude auf die neue LASK-Arena auf der Linzer Gugl, die ebenso in 2023 fertiggestellt sein soll wie jene vom FC Blau Weiß Linz am Donaupark.

"Das in Wien ist für den Sport ein Drama"

Ligaportal: Das neue LASK-Stadion soll im Februar 2023 eröffnet werden, also spielbereit zur Frühjahrsrunde der Saison 2022/2023. Und bei den Athletikern hofft man ja, sich über das Playoff auch für die kommende Saison noch für die UEFEA-Europa-Conference-League zu qualifizieren. Wie sehen Sie aktuell die sportliche Situation beim LASK und diese bevorstehende Dramatik in der letzten Runde der Quali-Gruppe am kommenden Freitag generell?

Klaus Luger: Hoffentlich wird es nicht die SV Ried erwischen und auch nicht FC Admira. Das wären unangenehme Gegner in der 2. Liga. Ich will auch niemandem zu nahe treten, aber nachdem ein Vorarlberger Verein in die Bundesliga aufsteigt (Anm.: Austria Lustenau), finde ich, dass einer in der Bundesliga reicht. Auch beim LASK muss man sagen - und deshalb bin ich bei Blau-Weiß und generell vorsichtig - der Aderlass war auch gegeben. Der LASK hat ja enormes Potential abgeben müssen. Das muss man ganz objektiv berücksichtigen.

Und dann handelt es sich um Fußball. Das ist nicht so planbar wie ein Produktionsprozess in der Voestalpine. Fußball ist der beste Sport der Welt und es ist völlig klar, dass er volatil ist. Das macht ihn spannend und jetzt hat es den LASK halt mal erwischt. Man muss anerkennen, dass die letzten Jahre beim LASK ausgesprochen erfolgreich - auch finanziell enorm  - für diesen Verein waren. Da kann man mal einen Hänger haben.

Es gibt andere Vereine, die hängen schon länger in den Seilen. Wenn ich an die Bundeshauptstadt, auch ohne Schadenfreude, denke. Eine Stadt mit 2 Mio. Einwohnern, die ihr Potential im Fußball nicht abruft. Das ist für den Sport ein Drama. Dass in Altach und Wolfsberg in Relation gesehen mehr Menschen in die Stadien kommen im Vergleich zur Größe der Region, dann wünsche ich mir, dass auch mal wieder ein Wiener Verein vorne mitspielt, um das Monopol von Red Bull Salzburg ein bisserl zu attackieren. Wer immer das ist, tut gut. Da muss man den LASK verstehen...es ist gut, dass er oben bleibt. Weil das nährt die Chancen auf gute Derbies in Linz...

"Business heißt heute halt Fußball und nicht Stahlerzeugung"

Ligaportal: Nun gibt es ja - wie üblich in der Gesellschaft - wo Befürworter sind auch Kritiker. Manche fragen sich, braucht Linz wirklich zwei funkelnagelneue Stadien...und das in diesen Zeiten...?

Klaus Luger: Diese Diskussion ist verständlich. Ich habe bis vor vier, fünf Jahren immer versucht, den LASK in die Stadt zu bringen und so ein bisserl nach Mailänder Vorbild. Dass jeder Verein seine Homebace hat mit Trainingscenter und dass gespielt wird in der Stadt im Stadion auf der Gugl. LASK genauso wie Blau Weiß. Ich glaube, dass sich heute die Notwendigkeiten im Profigeschäft gegenüber den Zeiten geändert haben, wo ich ein Jugendlicher und am Stehplatz im Stadion war. Du brauchst das heute zum Branden, brauchst einen VIP-Klub und musst ganz andere Beziehungen zu den Sponsoren aufbauen.

Damals hat es ein Konsortium beim LASK gegeben von vier Unternehmern, dann den Präsidenten Trauner und den Herrn Jungbauer. Damit war die Geschichte erledigt. Da hat es eine Leberkas-Semmerl und ein Bier gegeben und alle waren wir glücklich. Bei Blau Weiß oder SK Voest war es damals so, wenn die Voestalpine den Daumen hoch gegeben hat, haben wir einen Spieler kaufen können. Wie sie ihn gesenkt haben, hießen wir nicht mehr SK Voest. Heute ist das Business in Wirklichkeit Entertainment. Es sind GmbHs. In einem totalen Konkurrenzumfeld. Das Business heißt halt Fußball und nicht Stahlerzeugung oder Erbringung von Dienstleistung. 

"Wenn das noch Fußball in Reinkultur, amüsiere ich mich wegen Realitätsverweigerung"

Da gibt es manche Fangruppen, die sozialromantisch der Vergangenheit angehören und dann sagen, dass der FC St. Pauli so super ist. Dabei ist das ein Klub, der zu den Top-Verdienern trotz 2. Liga zählt. Weil sie Kult zum Business gemacht haben. Wenn mir also jemand erklären will, dass das noch Fußball in Reinkultur ist, dann amüsiere ich mich wegen Realitätsverweigerung.

Diese Geschichte wegen den beiden Linzer Stadien ist notwendig, um Fans und Sponsoren zu binden. Man hat auch gesehen, dass es trotz der Großzügigkeit des FC Bayern gegenüber 1860 München nicht gereicht hat. Es hat auch andere Gründe gehabt. Aber wenn die Sechziger vielleicht nächstes Jahr wieder in die 2. Liga aufsteigen, glaube ich, wird die Allianz Arena wohl auch länger noch kein Thema sein.

Es drängeln sich in San Siro AC Milan und Inter aus selben Gründen. Und dass in Spanien Atletico und Real Madrid im selben Stadion eine Heimstätte hätten, ist so absurd wie FC Barcelona und Espanyol. Zwei Mal auch aus politischen Gründen denkunmöglich. Sie brauchen das einfach fürs Business. 

"Beim LASK 30 Mio. vom Land"

Was die Finanzierung betrifft: es ist korrekt, es ist Steuergeld. Weniger beim FC Blau Weiß Linz, aber beim LASK massiv 30 Mio. vom Land. Bei uns gibt es ja keinen direkten Zuschuss an Blau Weiß Linz. Im Gegenteil, die müssen ja Miete bezahlen. Das Stadion ist ein Objekt, das der Stadt gehört und das wir weiter finanzieren und ausfinanzieren.

Das ist ja das Spannende an der Geschichte und schaut finanziell ganz cool aus für uns. Ich habe schon schlechtere Geschäfte gemacht. Wir haben es geschafft, weil das mir sehr wichtig war, dass sich das nicht nur auf Fußball fokussiert. Wir haben in diesem Gesamtpaket mit dem Land Oberösterreich eine gescheite Volleyballa-Halle zustande gebracht.

Die erfolgreichsten im Linzer Teamsport sind die Volleyball-Damen. Die großartige Leistungen bringen und jetzt endlich eine Halle haben, wo sie auch die Europacupspiele und vor allem die Ligafinali in Linz spielen können. Das hat mir im Herzen weh getan, dass sie vor, glaube drei Jahren, für einen Meistertitel nach Amstetten fahren mussten, weil wir in Linz keine Halle haben. Heimspiel in Amstetten. Das haben wir auch in dieser Gesamtpaketlösung zustande gebracht, sodass das hier auch ein Zeichen für den Damensport ist.


Quelle: YouTube

"Fußball ist identitätsstiftend und bringt Image für Städte"

Ligaportal: So wie der LASK in dieser Saison in der Conference-League zum Heimspiel nach Klagenfurt bzw. St. Pölten reiste...

Klaus Luger: Ja, das tut weh. Das ist jetzt bald Geschichte. Das ist nicht würdig für Linz. Solange es finanziell möglich ist, habe ich nie die Frage entweder oder gestellt. Wir haben auch Kulturbauten in der Stadt und unser Brucknerhaus modernisiert. Was nach über 40 Jahren einfach notwendig war. Wir haben in Kindergärten und Pflegeheime investiert. Und in den Sport haben wir auch immer investiert.

Ich glaube, wenn man sich ein bisserl in Europa umschaut, es ist Fußball. Gar nicht so sehr Sport. Es ist Fußball, der identitätsstiftend ist, der Image für Städte bringt. Es ist alles Stadtmarketing. Dortmund als Stadt in allen Ehren..viele dort, die nicht nur Fußball-Fans sind, kolidieren sehr viel mit dem BVB.

Ligaportal: Ok, die haben dort auch eine hohe Arbeitslosigkeit und für Menschen in Dortmund ist der BVB eine Art Religion...ich habe selbst mal ein Jahr im Ruhrgebiet gelebt. Danke für das offene, interessante Gespräch. Sie haben auch über Linz hinaus eine ausgeprägte Affinität zum Fußball.

Das Interview führte Herbert Pumann im Bürgermeister-Büro im Alten Rathaus am Linzer Hauptplatz.

Fotocredit: IMAGO/Jan_Huebner (Eintracht Frankfurt-Foto) und Harald Dostal/www.sport-bilder.at