Am Montag wird ÖFB-Neo-Teamchef Ralf Rangnick erstmals den "Rot-Weiß-Rot"-Kader berufen. Ehe Österreich im Juni in der Nationsleague-Topgruppe A auf Weltmeister Frankreich, Vizemeister Kroatien und Dänemark trifft. Zuvor äußerte sich ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in der Sky-Sendung "Talk & Tore" über den 63-jährigen Deutschen und auch andere Themen wie Admira-Abstieg, Andreas Herzog usw.!

Peter Schöttel (Sportdirektor ÖFB)…über...

...den Admira-Abstieg und Andreas Herzog: „Ich schätze den Andi sehr, ich mag ihn sehr und wir haben auch in Nachwuchsmannschaften zusammengespielt. Deswegen tut es mir für ihn persönlich leid. Mir tut es auch generell für den ganzen Verein leid, weil das schon ein sehr spannender Verein war, wo viele gute Nachwuchsspieler entwickelt wurden, die dann woanders ihren Weg weitergegangen sind. Also schwierig einzuordnen.

Man hat aber doch gesehen, dass die Admira dann in den letzten Spielen kaum mehr gepunktet hat. Dass es diese Halbierung gibt, war jedem bewusst zu Beginn der Saison. Heuer war es das 1. Mal so, seit der Ligareform, dass nicht die Mannschaft abgestiegen ist, die die wenigsten Punkte gehabt hat. Sonst wäre es ja Altach gewesen. Von der Qualität her des Kaders sind sie schon im unteren Drittel, finde ich. Dennoch haben sie sich das Leben schwer gemacht. Es war knapp und es muss einer runter. Schade, dass es die Admira ist.“

…was der Abstieg für die Trainerkarriere von Herzog bedeutet: „Natürlich für ihn persönlich ganz unangenehm. In seinem 1. Jahr als Bundesliga-Trainer abgestiegen zu sein. Ich kann mich schwer in ihn hineinversetzen. Persönlich würde ich mir wünschen, dass er Trainer bleibt. Idealerweise vielleicht sogar mit der Admira gleich wieder aufsteigen kann.“

Rapid & Austria Wien: „Rapid war 70 Minuten lang überlegen. Sie haben das zweite oder dritte Tor nicht erzielt und haben sich in 2 Minuten Tore eingefangen. Das ist extrem unbefriedigend wie die letzten Spiele verlaufen sind. Sie hatten immer wieder richtig starke Phasen drinnen. Sie lassen sich aber dann relativ leicht die Punkte durch Unaufmerksamkeiten nehmen. Jetzt sind sie in einer Situation, mit der sie sicher auch nicht gerechnet haben. Zu der Austria noch, ich finde es ganz toll, was diese Saison dort gelungen ist. Auch was Manfred Schmid mit seinem Betreuerteam dort gelungen ist, ist nicht nur den 3. Platz zu erreichen, sondern es wurden junge Spieler ins kalte Wasser geworfen und sie haben funktioniert. Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann ist da sicher der ein oder andere Teamspieler bald dabei.“

…den Erfolg von Oliver Glasner: „Die Trainerausbildung zu absolvieren ist das eine und was man daraus macht, ist das andere. Wenn ich Hasenhüttl, Hütter und Glasner hernehme, weiß ich, dass sie sehr stark an ihrem Umfeld gearbeitet haben. Um als Persönlichkeiten eben stark zu sein. Für den Oliver ist das eine tolle Sache. Ich freue mich extrem für ihn. Er ist bodenständig und man vergönnte es ihm einfach. Er hat bei Frankfurt eine multi-kulti Truppe und der Sieg war äußerst verdient, weil wenn du im ganzen Bewerb kein Spiel verlierst, dann bist du am Ende auch der würdige Sieger.“

"Habe es alternativlos gesehen"

warum kein Österreicher ÖFB-Teamchef wurde: „Ich wurde beauftragt vom Präsidium in Person des Präsidenten diesen Prozess zu leiten. Es ging für mich einfach darum in der Situation, in der wir uns befinden, mit meiner Kenntnis der Mannschaft, wie sie sich in den letzten Jahren entwickelt hat, die optimale Lösung für den Moment und für die nächsten Jahre zu finden. Natürlich kann ich die Argumente für einen österreichischen Trainer verstehen und habe mich in der Öffentlichkeit immer dafür ausgesetzt, dass ich mir vorstellen kann, einen österreichischen Teamchef zu bestimmen, beziehungsweise, dass es schön wäre.

Allerdings hat sich dann eine Option aufgetan, wo ich begonnen habe, nachzudenken. Wie diese Möglichkeit dann immer realistischer geworden ist Ralf Rangnick als österreichischen Teamchef zu gewinnen, war es für mich dann so, dass wir die Gespräche intensiviert haben. Parallel dazu habe ich ja etliche Gespräche geführt und es hat sich erst in den letzten Tagen wirklich entwickelt, dass es richtig spannend geworden ist. Ich habe es dann, auch wenn ich die anderen Kandidaten als absolut qualifiziert bezeichnen möchte, als alternativlos gesehen. Wenn es die Möglichkeit gibt, jemanden wie Ralf Rangnick zu bekommen, der so vieles aufgebaut hat, der so vieles entwickelt hat, in all seinen Stationen Fußabdrücke hinterlassen hat, dann bin ich in meiner Funktion als Sportdirektor fast dazu verpflichtet, das zu machen. Ich freue mich enorm auf das, was auf uns zukommt.“

Entscheidungsprozess: „Ich habe während des ganzen Prozesses nie einen Namen genannt, mit dem ich gesprochen habe. Ganz einfach um die Leute, mit denen ich gesprochen habe, zu schützen. Also wenn es von denen rausgekommen ist, war es natürlich ok. Ich habe mich in diesen 4 Wochen mit ganz spannenden Persönlichkeiten unterhalten und habe sehr viel Bestätigung bekommen, wie wir an die Sache herangehen. Ich habe niemanden vorher zugesagt. Aber es hat natürlich schon Tage davor eine Tendenz gegeben, wenn es mit Ralf nichts wird, hätte ich schon einen anderen gehabt.

Da geht es nicht um eine persönliche Beziehung zu einem Kandidaten. Ich bin zu 100 % von der Entscheidung überzeugt und sehr stolz darauf, dass uns das gelungen ist. Ich weiß, das das andere anders sehen. Hätten wir jetzt einen österreichischen Teamchef, käme die Kritik, warum haben wir diese andere Option nicht wahrgenommen. Das ist eine tolle Sache, die uns gelungen ist. Ich bin gespannt, wenn es endlich losgehen wird.“

…das Anforderungsprofil an den Teamchef: „Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, was in Salzburg seit 2012, seit dem Ralf Rangnick Sportdirektor war, dort entstanden ist. Wir haben uns mit den Co-Trainern beschäftigt, was in Liefering und in Leipzig entstanden ist. Wir haben uns diese ganze Art Fußball zu spielen, die unter anderem von Rangnick in Salzburg begonnen wurde, angeschaut. Da haben wir den Namen Rangnick immer daneben gehabt. Ich dachte vom Start weg, dass es für ihn nicht interessant wäre, weil er war damals der aktuelle Trainer von Manchester United.

Da hat mir ein bisschen die Fantasie gefehlt. Das ist das eine. Was ich in den Gesprächen mit allen anderen bemerkt habe ist, was in der Öffentlichkeit fast immer belächelt wird, das ist ein Job, wo du eine enorm starke Persönlichkeit brauchst. Da geht es darum in kurzer Zeit die besten Spieler des Landes so aufs Match vorzubereiten, dass du es erfolgreich bestreitest. Jetzt kann man davon ausgehen, dass wir diesen Ralf Rangnick Fußball sehen werden. Dieses aggressive Spiel, aber trotzdem sollten wir diese Persönlichkeit nicht außen vorlassen. Dieses gemeinsame in kurzer Zeit was zu entfachen. Auch dieses, die Spieler und das Publikum mitzunehmen. All das hätte ich mir auch bei anderen Trainern vorstellen können, aber mit Ralf Rangnick war es dann alternativlos.“

„Eine Vereinbarung ausgemacht, die bis zur WM in den USA, Mexiko und Kanada ist“

…ob Rangnick bis zur WM 2026 Teamchef bleiben wird: „Was für Ralf Rangnick wahnsinnig interessant war, war natürlich die Europameisterschaft in Deutschland. Für Europameisterschaften muss auch unser Anspruch sein, das wird immer dabei sind. Wir sind seit 1998 bei der Weltmeisterschaft nicht mehr vertreten. Es ist eine Vereinbarung ausgemacht und geplant, dass es bis zur WM in den USA, Mexiko und Kanada ist. Das ist so vereinbart.“

…was Ralf Rangnick ausmacht: „Ralf Rangnick hat viele Trainer inspiriert. Wir brauchen nicht über die Qualität von ihm diskutieren. Er hat viel gemacht und hatte eine lange Vergangenheit. Er wird auch bei uns richtig gute Arbeit erledigen.“

…die Nebenbeschäftigung von Rangnick:Beim Ralf haben wir jetzt etwas aufgeweicht, was wir bei niemandem bis jetzt erlaubt haben. Nämlich eine Nebenbeschäftigung zu erlauben. Deswegen, weil wir davon überzeugt sind, wenn es diese Möglichkeit gibt und wenn es für uns finanziell möglich ist, da haben wir an kreativen Lösungen gearbeitet, dann erlauben wir eine Nebenbeschäftigung.“

„Erhoffen uns, dass Produkt Fußball angetrieben von der Nationalmannschaft wieder an Qualität gewinnt“

…die Co-Trainer von Rangnick: „Lars Kornetka ist einer, der sehr eng mit Ralf verbunden ist, der auch in den letzten Wochen unser Ansprechpartner war, weil wir jetzt auch Ralf mehr oder weniger in Ruhe gelassen haben. Er kommt aus der Videoanalyse, war Co-Trainer unter Guardiola, Nagelsmann. Ein sehr gescheiter Bursch.“

…den Kader des ÖFB unter Rangnick: „Wenn man Ralf Rangnick Fußball sehen will, dann muss man auch die entsprechenden Spieler einberufen. Der Beginn mit 4 Nations League Spielen, für jeden Teamchef wären diese 4 Spiele eine große Herausforderung. Trotzdem müssen wir diese Spiele nutzen, um uns für die Qualifikation im kommenden Jahr gut aufzustellen. So viele Möglichkeiten haben wir nicht. Deswegen wird der Kader ganz sicher in die Richtung Ralf Rangnick Fußball ausgelegt sein.“

…die "Ü-30iger" Baumgartlinger, Arnautovic & Dragovic: „Diese 3 sind schon sehr wichtig gewesen in den letzten Jahren“

…was sich unter Rangnick verändern muss: „Es ist uns in der letzten Zeit nicht gelungen Begeisterung zu schaffen in der Bevölkerung. Wenn wir uns überlegen, wie das Produkt aussehen soll, nämlich dass wir sehr aggressiv Fußball spielen, dass wir ganz klare Abläufe nach vorne und nach hinten haben, dann erhoffen wir uns, dass dieses ganze Produkt Fußball angetrieben von der Nationalmannschaft wieder an Qualität gewinnt.“

…welche Kompetenzen Rangnick mitbringen muss: „Er muss als Teamchef die Mannschaft zu dieser Einheit formen, dass wir diesen aggressiven, begeisternden und aktiven Fußball spielen. Wir hoffen natürlich und freuen uns darauf, dass die Leistung in den Spielen gut sein wird.“

„Einen Mann mit solcher Erfahrung ausschließlich auf 5-6 Lehrgänge im Jahr zu reduzieren, wäre zu wenig“

…ob Rangnick auch andere Tätigkeiten beim ÖFB haben wird: „Ich möchte mir mit ihm die ganze Abteilung anschauen. Einen Mann mit solcher Erfahrung ausschließlich auf die 5 - 6 Lehrgänge im Jahr zu reduzieren, wäre zu wenig. Wenn wir die Möglichkeit haben, ihn in Prozesse mit einzubinden und ihn darüber schauen zu lassen, dann ist das Mal der 1. Schritt.“

Gernot Trauner: „Ja, er ist ein sehr guter Spieler. Der LASK hat seine derzeitigen Probleme nur, weil er den Verein verlassen hat.“

"Für Andreas Herzog ist eine Welt zusammengebrochen"

Alfred Tatar (Sky Experte) …über...

...den Abstieg der Admira: „Es ist eine Welt zusammengebrochen für Andreas Herzog. Sein Interview war auch sehr selbstkritisch, da hat er den Finger in die Wunde gelegt.“

…die kommende Saison der Austria Wien: „Die Arbeit ist gefragt von Manuel Ortlechner, und Jürgen Werner natürlich. Sie müssen Spieler holen, die den Kader punktuell verbessern, damit man in der Europacup Saison eine vernünftige Rolle spielt. So seinen Erfolg in der Liga zu wiederholen steht in den Sternen, noch dazu, weil man mit 4 Punkten minus antreten wird, wegen den nichterfüllten Lizenzauflagen.“

Tatar: "Rangnicks Beratertätigkeit bei ManU wird bald Geschichte sein"

…den Erfolg von Oliver Glasner: „Insgesamt wäre das ein Fingerzeig gewesen in Richtung, dass man vielleicht, so wie es viele Verbände machen, auf einen Trainer setzt, der im heimischen Land ausgebildet wurde.“

…die Doppelfunktion von Rangnick: „Ich glaube, diese Beratertätigkeit bei Manchester wird bald Geschichte sein.“

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at und IMAGO