Die - wir berichteten - Montagsmeldung, dass Geschäftsführer Harald Gärtner und der ADMIRAL Bundesliga-Überraschungs-6. der abgelaufenen Saison - Austria Klagenfurt - nunmehr getrennte Wege gehen und der bestehende, bis Juni 2023 datierte 3-Jahres-Vertrag zwischen dem 53-jährigen Deutschen mit den Austria-Gesellschaftern Zeljko & Tomislav Karajica vorzeitig aufgelöst wird, kam für Außenstehende überraschend, gar einem "Paukenschlag" gleich. Laut Klub jedoch keineswegs für die Protagonisten. Ligaportal fragte bei Harald Gärtner nach im exklusiven "Give-me-Five"-Interview... 5 Fragen = 5 Antworten. 

Bereits am vergangenen Dienstag beim großen, professionellen „KICK-Off“ von Austria Klagenfurt für die neue Bundesliga-Saison auf dem Schiff „Thalia“ am Wörthersee mit über 150 geladenen Gästen (u.a. Mannschaft, Sponsoren, Freunde, Medienvertreter) war Harald Gärtner schon nicht mehr "an Bord". Doch der 53-jährige Hesse verließ weder ein "sinkendes Schiff", noch geht der "Wahl-Ingolstädter" im Groll.

Gärtner hat Akzente gesetzt beim Klub vom Wörthersee. Für die Violetten ist sein Abgang definitiv ein herber Verlust. Der Familienvater (beide Söhne sind auch im Fußball aktiv) hat beim Kärntner Klub seine besonnene, kompetente Art und viel Erfahrung eingebracht. Hat sich gegen Widerstände behauptet und professionelle Strukturen samt Imageaufbau geschaffen, um auch bei der Mannschaft von Chefcoach Peter Pacult sehr angesehen zu sein.

Nachfolgend der nunmehr Ex-Geschäftsführer der Violetten, dessen "Mission" bei der Austria beendet ist, exklusiv im Ligaportal-Interview.

"Haben 3-Jahres-Szenario schneller umgesetzt"

Ligaportal: Hallo Harald, da wir uns aus Deutschland kennen, lass uns authentisch bzw. beim du bleiben. Die Klubaussendung von Austria Klagenfurt am gestrigen Montag, dass Dein Drei-Jahresvertrag, der bis Juni 2023 datiert war, ein Jahr früher und auf Deinen Wunsch hin aufgelöst wird, kam für viele überraschend. Manche bezeichneten es gar als Paukenschlag. Laut Austria war es jedoch für die Protagonisten nicht überraschend.

Etwas konkreter...warum Dein vorzeitiger Abgang und seit wann war der Entschluss gefallen, Deine überaus erfolgreiche Arbeit in Deinen zwei Jahren bei den Violetten nicht fortzusetzen?

Harald Gärtner: Das ist relativ einfach und auch aus der Pressemitteilung zu erlesen. Wir haben uns damals (Anm.: Spätsommer 2020) getroffen und ein Drei-Jahres-Szenario entwickelt, was wir schneller umgesetzt haben. Das waren die Themen Professionalisierung, Aufstieg und in die Meisterrunde zu kommen. Wir sind dann aufgestiegen über die Relegation, haben uns professionalisiert und die Infrastruktur und Struktur des Vereins in Richtung 1. Liga angepasst.

Wir waren dann als Verein auch in der Bundesliga erfolgreich unterwegs, sind als Aufsteiger in die Meisterrunde gekommen. Und damit war meine Mission beendet. Deswegen habe ich nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich dann wieder nach Deutschland und zur Familie zurück gehe. Da ist dann auch der Entschluss in den letzten Wochen gereift. Man hat da ganz offen drüber diskutiert und sich dann einvernehmlich getrennt.

Ligaportal: Austria Klagenfurt hat in den zwei Spielzeiten unter Deiner Geschäftsführer-Ägide einen rasanten Aufstieg genommen. Von der 2. in die 1. Liga, dort vorzeitiger Klassenerhalt und als erster Aufsteiger seit Einführung der Playoffs in die Meistergruppe eingezogen...auf welche Erfolgsfaktoren führst Du den rasanten Aufstieg zurück?

Harald Gärtner: Ich glaube, dass wir das Glück und Können gehabt haben, eine sehr, sehr homogene Mannschaft zu haben. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch innerhalb der Geschäftsstelle und des gesamten Vereins. Da haben alle an einem Strang gezogen. Es wusste jeder, was er zu tun hatte. Und vor allen Dingen waren wir immer authentisch, haben alles abgerufen, was in uns gesteckt hat. Das sind so Attribute. Wir sind immer als Team aufgetreten.

Das habe ich der Mannschaft auch beim Abschied gesagt. Wenn sie wieder als Team auftreten, als Einheit, dann werden sie auch wieder genauso in die Saison starten bzw. diese abschließen wie man die letzte Saison auch gespielt hat. Das wird ganz wichtig sein. Es kann auch durchaus mal der ein oder andere Hänger kommen. Doch die Mannschaft hat immer an sich geglaubt. Und das war der absolute Erfolgsfaktor in den letzten 2 Jahren. Damit war es dann auch einfacher, den Verein weiter zu strukturisieren und zu professionalisieren. Das war eine ganz großartige Mannschaftsleistung aller Protagonisten, die hier am Werk sind.

Ligaportal: Ein Aufstieg zu schaffen ist das eine, doch den Level zu halten das Schwierige. Mit dem großartigen ersten Jahr nach dem Aufstieg, wie siehst Du die Perspektiven im 2. Jahr in der Bundesliga bei Austria Klagenfurt und wie weit bleibst Du dem Verein noch weiter verbunden? 

"Kann nur ein Ziel geben: Konsolidierung und in der Liga bleiben"

Harald Gärtner: Zum einen bleibe ich dem Verein natürlich emotional verbunden. Weil das zwei herausfordernde, doch erfolgreiche Jahre waren. Deswegen werde ich auch immer wieder hierher zurück kehren bzw. habe hier auch die ein und andere Freundschaft gepflegt und gefunden. Ich komme immer gern nach Kärnten, weil es einfach ein tolles Bundesland ist. Ich habe es leben und lieben gelernt.

Was das 2. Jahr betrifft...ja das stimmt...das ist herausfordernd. Aber dem Verein ist es gelungen, bis auf drei Spieler den Kader zusammenzuhalten. Ich setze - wie auch in den letzten Jahren - auf die Erfahrung des Trainers (Anm.: Peter Pacult), der es letztes Jahr und davor das Jahr geschafft hat, die Mannschaft immer wieder auf den Punkt und die richtige Richtung zu bringen, um dementsprechend die richtigen Ergebnisse einzufahren.

Dafür bringt er Erfahrung genug mit. Er weiß, was auf ihn zukommt. Auch der Verein weiß es. Ich glaube, wenn man genau mit diesem Respekt, mit der Klarheit und der richtigen Erwartungshaltung an die Saison ran geht, dann kann es nur ein Ziel geben: Konsolidierung und in der Liga bleiben, um dann den nächsten Schritt zu machen.

Ligaportal: Wenn Du mit Abstand auf die zwei Jahre am Wörthersee und in Österreich zurück blickst, was bleibt Dir besonders in Erinnerung bzw. nimmst Du mit?

"Liga wird etwas unterschätzt"

Harald Gärtner: Erstens mal war es eine Erfahrung, die will ich nicht missen. Wenn man jahrelang in Deutschland erfolgreich in der Bundesliga gearbeitet hat und dort einen ähnlichen Weg gegangen ist, und das über 13 Jahre (Anm.: FC Ingolstadt), denkt man immer ´höher, schneller, weiter´. Hier ist man nicht nur auf den Boden der Tatsachen zurück gekommen, sondern hat gesehen, wie man erfolgreich Bundesliga spielen kann.

Da stehen immer die Menschen im Mittelpunkt und damit muss man respektvoll umgehen, ehrlich und offen. Dann wird man auch dementsprechend die Ergebnisse erzielen. Auf der anderen Seite ist es so, dass hier auch Emotionalität drin ist und dass die Liga auch etwas unterschätzt wird. Weil hier wird sehr guter Fußball gespielt in manchen Phasen. Man soll sich nicht kleiner machen, wie man will. Ich glaube da kann man hier nochmal einen Schritt weiter kommen. Insgesamt war es für mich eine herausfordernde und interessante Zeit. Es hat mir sehr viel Spass gemacht.

Ligaportal: Harald Gärtner ohne Fußball ist undenkbar...Du hast schon so viele Funktionen im Profifußball ausgefüllt...warst Profispieler, Trainer, Vereinsfunktionär. Und stehst für beständiges, bedachtes Wirken und Konstanz...um was zu Entwickeln, Aufzubauen. Welche Pläne hast Du für die kommenden Monate, Jahre?

"Werde versuchen, bei anderen Klubs zu hospitieren"

Harald Gärtner: Das mit den Plänen ist ja immer so was. Alle sprechen immer von einem Karriereplan. Ich habe nie einen verfolgt, sondern war einer der lösungsorientiert versucht hat, sein Bestes in allen Positionen zu geben. Genau so gehe ich die Situation jetzt auch an. Ich werde ein paar Tage Urlaub machen.

Wie du richtig gesagt hast...Harald Gärtner ohne Fußball wird schwierig vorstellbar sein. Meine Jungs sind extrem aktiv im Fußball. Ich werde da, wenn ich Zeit habe, dementsprechend schauen und - wie auch in den Jahren, wenn ich mal ein paar Tage Zeit hatte - versuchen zu hospitieren und über den Tellerrand hinaus zu schauen bei Klubs.

Natürlich versuchen, mal einen Input von anderer Seite zu bekommen. Und mich vorbereiten, wenn es wieder eine Anfrage gibt, die dann passt und wo es mir Spass macht. Wo man sieht, dass man was entwickeln und vorranbringen kann. Dann würde ich mir das gerne anhören. Ich möchte dem Fußball noch ein paar Jahre erhalten bleiben und meine Erfahrung, mein Wissen mit einbringen in ein Team.

Danke, Harald, für die offenen Worte und alles Gute Dir & Deiner Familie

Zur Person Harald Gärtner

Geb. 30.11.1968 in Gießen/Hessen

Stationen als Spieler: TSF Heuchelheim, JSG Watzenborn/MTV Gießen, VfB Gießen, Eintracht Frankfurt (allesamt Junioren), VfR 19 Limburg, SC Freiburg, SpVgg Bad Homburg, Fortuna Düsseldorf, SV Meppen, Hannover 96, FC Admira Wacker Mödling, SSV Jahn Regensburg, SV Darmstadt 98, SC Waldgirmes.

Stationen als Trainer/Funktionär: FC St. Pauli Hamburg (Co-Trainer), Sportfreunde Siegen (Sportlicher Leiter, dann 2006/2007 Co-Trainer), FC Ingolstadt (Geschäftsführer Sport und Sportdirektor, 1. Juli 2007 bis 27. März 2019), Austria Klagenfurt (Geschäftsführer von 01.09.2020 - 30.06.2022).

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: IMAGO/Stefan_Bösl