Nach dem Match der 3. Runde der ADMIRAL Bundesliga-Saison 2022/23 herrschte im Lager des SK Sturm Graz allseits Kopfschütteln, wie es möglich war, beim 1:1 in der Josko Arena gegen Gastgeber SV Guntamatic Ried zwei Punkte liegen zu lassen. Und gegen zehn unermüdlich fightende Wikinger nach 1:0-Vorsprung noch den Ausgleich zu kassieren. Ligaportal fragte nach bei Chefcoach Christian Ilzer und Offensivkraft Manprit Sarkaria.

 "Jeder bei uns hat das Pressing im Blut"

 Manprit Sarkaria über...

...kontrolliertes Spiel über weite Strecken, doch zwei Punkte liegen lassen: "Wir waren die überlegene Mannschaft, vor allem in der 1. Halbzeit waren wir sehr dominant und hatten viele Chancen. Da müssen wir den Sack zumachen, dann sieht das Spiel in der 2. Halbzeit anders aus. Mit der roten Karte musste das Spiel eigentlich für uns laufen, aber dann kriegen wir den Elfmeter. Dann hauen die Rieder alles rein was geht und so geht es 1:1 aus."

...Rotation mit halben Dutzend neuen Spielern, unverändert top funktioniert hat Pressing, bezeichnend beim Führungstor: "Wir haben einen großen Kader und trainieren das Pressing. Jeder hat das im Blut, weiß was er machen muss und die Wege. Ich freue mich auch extrem für Langi und das Tor für ihn. Er ist ein Super-Spieler, das hat man heute gesehen. Es ist egal wer spielt, jeder Spieler ist bei uns wichtig."

...Spiel des Jahres am Dienstag im Rückspiel gegen Dynamo Kiew um den Aufstieg in das Champions League-Playoff: "Es ist ein schweres Spiel, wir müssen ein 1:0 aufholen. Aber ich denke wir spielen daheim und haben eine gute Kulisse. Gute Fans, die Stimmung machen werden. Wir werden alles tun, dass wir gewinnen und die zwei Tore schießen oder mehr, damit wir die nächste Runde erreichen."

"Dürfen kein Team sein, dass Verwaltungsmodus hat"

Chefcaoch Christian Ilzer über...

...zum Spiel: "Das Ergebnis ist extrem ärgerlich. Das waren zwei absolut verschenkte Punkte, die wir liegen gelassen haben. Von der Leistung war ich über weite Strecken zufrieden. Ich habe selten eine Mannschaft in Ried gesehen, die so dominant aufgetreten ist. Es ist ja bekanntlich sehr schwer in Ried zu gewinnen. Das war der Mannschaft auch bewusst. In Ried zu gewinnen, ist ein großer Schritt in der Tabelle. Wir waren nah dran, das ist leider nicht geglückt. Das schmerzt.

Das Problem war sicher, dass wir Dominanz & Kontrolle hatten und diese Dinge, die Ried in Ballbesitz vorgehabt hat, mit einem sehr konsequenten, sehr punktgenauen Pressing immer wieder zunichte gemacht haben. Dass das Ballbesitz-Spiel in den ersten beiden Zonen absolut in Ordnung war, doch wir waren drinnen nicht gut genug. Was ich bekritteln muss, ist, dass wir aus dieser Dominanz viel zu wenig Torchancen herausgespielt haben und zu wenig konkret waren im letzten Drittel.

Wenn du mit einem Mann mehr auf dem Feld stehst, musst du weiter denken....ich will das 2:0 machen...ein 1:0 reicht mir nicht, weil jeder Gegner kommt dann irgendwann mal zu Möglichkeiten. Es war dann auch bei Ried so, die, wenn das Publikum kommt, immer eine gute Energie finden. Für uns in Überzahl hat dann Ziegl sogar am Schluss noch eine Chance gehabt. Ried hat sich den Punkt erarbeitet, von dem er ist das verdient...für uns zwei verlorene Punkte."

...dass nach Mikic-Ausschluss (62. Min.) Eindruck entstand, dass Sturm garnicht in Überzahl: "Das ist, weil wir an allen Positionen weniger investiert und weniger Angebote gestellt haben. Der Zehner-Raum in der 2. Halbzeit war riesig. Da muss man rein kommen und den Tomi Horvat schneller finden, um dann die Spitzen mit schnellen Pässen zu füttern. Dann dran bleiben, raus rücken.

Wenn man in jeder Position ein paar Meter spart, dann merkt man dann keinen Unterschied mehr, dass man einen Mann mehr hat. Man glaubt halt dann, und das ist trügerisch, man liegt 1:0 vorne, spielt gefühlt kontrolliert und wiegt sich da in Sicherheit. Das ist immer sehr gefährlich im Fußball. Aus dem Spiel müssen wir lernen! Dass wir gierig bleiben müssen und das Ergebnis permanent verbessern wollen. Wir dürfen kein Team sein, dass einen Verwaltungsmodus hat. Das lasse ich auf keinen Fall zu. Wir müssen es schaffen, hochkarätigere Chancen herauszuspielen mit dieser Dominanz."

Bei Jakob Jantscher "auf keinen Fall Re-Verletzung riskieren"

...Wettlauf mit Zeit beim seit Wochen verletzten Leader Jakob Jantscher für Dynamo Kiew-Rückspiel Dienstag: "Da ist in den letzten Tagen schon richtig was weiter gegangen, aber wir werden das dann noch entscheiden, ob das Sinn macht. Für Ried-Spiel war es nicht möglich. Wir müssen dann schauen. Er arbeitet mit unseren Physios sehr hart an seinem Comeback. Doch es ist eine Wadenverletzung...da muss man vorsichtig sein. Wir wollen auf keinen Fall eine Re-Verletzung riskieren. Wir werden die nächsten zwei Tage schauen."

...Elfmeter-Situation: "Auch wenn es beim Sandro Ingolitsch sehr unglücklich aussah, um den Ball zu klären. Tin Plavotic sticht dann da rein mit seinen langen Beinen und dann war es auch - leider - absolut in Ordnung. Ich habe es eh aus dem Spiel heraus schon gesehen, dass, wenn Ras (Anm.: Rasmus Højlund verfehlte beim prompten Gegenzug nur knapp das Tor) das 2:0 macht, dieses Tor annulliert wird und es Elfmeter für Ried gibt. Unglücklich, aber zu geben."

"Hatten gegen Salzburg Zahnfleisch-Partie"

...nächsten Gegner Dynamo Kiew: "Grundsätzlich haben wir einen Topgegner, der sich gegen Schachtjor Donetzk durchgesetzt hat. Ich versuche das auch immer für Außenstehende zu erklären, weil Dynamo Kiew nicht diese mediale Wertschätzung kriegt, die diese Mannschaft wirklich hat. Dynamo setzt seit Jahren auf jüngere Toptalente aus Kiew. Da sind fünf oder sechs Spieler, die im Europameisterschafts-Duell gegen Österreich in der Startelf waren.

Das ist eine absolute Klassemannschaft, die im letzten Monat gegen Dortmund, Lyon und Royal Antwerpen gespielt hat. Also immer gegen europäische Top-Teams. Wir haben zwei Meisterschaftsspiele vor dem Hinspiel gehabt, sie haben gegen Fenerbahce gespielt. Sie sind absolut im Rhytmus. Wir hatten gegen Salzburg eine Zahnfleisch-Partie. Ich hätte es gern gehabt, dass da Kiew auch gespielt hätte. Das ist mal die Ausgangssituation. Wir haben dann im Hinspiel gegen Kiew nicht diese Power auf den Platz gebracht, die man für so ein Spiel braucht.

Da haben uns ein paar Prozent gefehlt. Auch, dass wir aus diesen Chancen, die wir gehabt haben, ein Tor machen müssen. Und dann ist Kiew in ein Dominanz-Spiel rein und wir sind viel ins Nachlaufen gekommen. Das hat uns dann etwas zermürbt und wir haben dann nicht mehr Power gehabt, um Kiew ausspielen zu können."

 

Die Gespräche führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at