Pressekonferenz mit Neo-Pasching-Coach und Trainerlegende Adi Pinter

altDie Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe! Adi Pinter, ehemaliger Coach von Olympique Marseille, dem GAK, Lech Posen und dem Wr. Sportklub, übernimmt ab heute, Montag, den vom Abstieg bedrohten FC Superfund Pasching. Im Linzer Mariott-Hotel wurde der 63-Jährige im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. In seiner Antrittsrede sprach der Neo-Pasching-Übungsleiter über "GIKORT" die österreichische Mentalität, seine Philosophie und bewegende Momente mit dem "Wödmasta", Ernst Happel.

Die Spannung war groß, als Präsident Nussbaumer die Treppe zum Konferenzraum "Ebensee" im Linzer Hotel Mariott betrat. Direkt hinter ihm tauchte Vizepräsident und Geschäftsführer Harald Hartl auf und dann war es so weit, der neue Trainer gab sich zu erkennen. Es handelte sich um Adi Pinter, dessen letzte Station als Trainer der kroatische Erstligist NK Croaia Sesvete war. Neuer Co-Trainer bei den Paschingern wird Herbert Kawrtnig, der seit mittlerweile vier Jahren Adi Pinter als Assistent begleitet. Schon die ersten Sätze bewiesen, dass der Trainerfuchs nichts von seiner Scharfzüngigkeit und seinem extrovertierten Auftreten verloren hat.

"In der Jugend liegt die Zukunft"

Präsident Helmut Nussbaumer hat angekündigt einen Trainer zu suchen, der "junge Spieler entwickeln kann", dieser scheint mit Adi Pinter gefunden zu sein. "In der Jugend liegt die Zukunft. Wer das nicht kapiert hat, ist von gestern. Der BVB und Stuttgart standen vor dem Konkurs, mussten dann auf die Jungen setzen und erst dadurch kamen die Erfolge", so der 63-Jährige, der das  Gleinstätten-Match vor gut einer Woche schon inkognito beobachtet hatte und dabei "einige vielversprechende Talente sichten können."

"Habe die österreichische Mentalität ablegen können"

Der langjährige Begleiter und Co-Trainer von Ernst Happel steuert somit seiner ersten Trainermission im österreichischen Unterhaus entgegen, Erfahrung konnte der Coach jedoch schon in unzähligen Ländern sammeln. "Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich schätze es sehr Österreicher zu sein, hatte in letzter auch schon Heimweh, doch ich bin froh, dass ich die österreichische Mentalität habe ablegen können", so der 63-Jährige, der diese Aussage mit seinen persönlichen Erfahrungen untermauert: "In Deutschland gibt es in einem Profikader mit 30 Spielern, 25 die was wollen und 5 die tachinieren, in Österreich ist es genau umgekehrt."

GIKORT - "Bald werden alle nach diesem System trainieren"

Das erste Training leitet der "rote Messias" heute am Abend - die Spieler werden von nun an mit einer ganz altneuen Trainingsmethodik und Philosophie konfrontiert werden, die schon die anwesenden Journalisten im Konferenzraum voll forderte. "Ich bin der Urvater des GIKORT-Systems. Damit können ganz einfache Fehler, die nur Kopf entstehen, wie zum Beispiel die falsche Raumzuteilung im Strafraum bei Standardsituationen, vermieden werden. Inhaltlich habe ich über dieses System schon mit Jupp Heynckes gesprochen, der das für eine Riesenidee befand, jedoch beim FC Bayern aufgrund der festgefahrenen Strukturen nicht einführen kann", berichtet Adi Pinter über seine Art der Trainingsmethodik. Co-Trainer Herbert Kawrtnig fasste die Bezeichnung GIKORT, als "gehirngerechtes Training" zusammen.

Doch damit noch nicht genug, der Trainerfuchs hat auch noch 26 Module auf Lager, für die er drei bis vier Monate brauchen wird, um sie den Spielern einzuimpfen. "Die Dauer hängt natürlich auch von der Aufnahmefähigkeit der Spieler ab", weiß Pinter, der "die totale Ordnung im Strafraum" oder "dem Gegner keine Abspielmöglichkeiten bei Standards lassen" als Fallbeispiele anführt.

Schwere Kindheit - Bewegende Momente mit Ernst Happel

Adi Pinter wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters in einem Grazer Waisenhaus auf. "Die Erfahrungen aus dieser Zeit sind die Triebfeder meines Schaffens, sie treiben mich an immer etwas Neues zu lernen." Rund 20 Jahre begleitete Pinter Ernst Happel als Volunteer und Co-Trainer durch sein Leben. In der Pressekonferenz schilderte der neue Pasching-Coach seine bewegendsten Momente mit dem "Wödmasta": "Als Ernst Happel schon schwer von seiner Krankheit gezeichnet war, verabschiedete er sich mit folgenden Worten von mir: "Zauberer i kum zu dir, i mecht mi verobschiedn." Das Gefühl danach, kann man nicht in Worte fassen."

"Wir bleiben in der Liga und streben Größeres an"

Der ehemalige GAK-Coach ist der nun schon dritte Trainer in dieser noch jungen Spielzeit im Linzer Vorort und wohl auch der mit den besten Chancen ausgestattet länger im Amt zu bleiben als seine beiden Vorgänger (Interims-Coach Sandu Bors übernimmt wieder wie geplant die 1b der Paschinger). "Ich habe einen Verein gesucht der auf die Jugend setzt, Helmut Nussbaumer und Harald Hartl sprechen dieselbe Sprache wie ich. Wir bekennen uns zur Jugend!", so Pinter, der mit Präsident Nussbaumer unisono betont, dass die Zusammenarbeit "längerfristig, auf einige Jahre geplant ist", ohne jedoch eine genau Zahl zu nennen. Das Ziel ist der Klassenerhalt und die Weiterentwicklung der jungen Spieler.

Ob mit Adi Pinter der Erfolg nach Pasching zurückkehren wird, ist fraglich. Dass die Liga jedoch einen echten Typ dazugewonnen hat, steht fest. Denn Sager wie "hätt ich die Mannschaft schon im Sommer übernommen, würden wir jetzt um den Titel mitspielen" werden von nun der Regionalliga Mitte eine gehörige Portion Würze verleihen.

von Marco Wolfsberger