Sie wollten unbedingt ins "Finale daheim" in Klagenfurt: der WAC aus Kärnten, der furios loslegte im ÖFB-Cup-Halbfinale gegen Titelverteidiger FC Red Bull Salzburg. Ausgerechnet ein Klagenfurter - Matthäus Taferner - bescherte den "Wölfen" nach genialem Zuspiel von Michael Liendl einen Blitzstart. Joker Benjamin Šeško (77.) schoss den Titelverteidiger vor 3.550 Zuschauern in die Verlängerung, in der der 18-jährige Slowene rot sah (117.). Es blieb beim 1:1 und somit folgte das Elferschießen, das RB Salzburg mit 5:4 für sich entschied und somit den 9. Einzug in Folge ins Finale bejubelte. Dort wartet am 1. Mai im Wörthersee Stadion (17 Uhr) die SV Ried.

Michael Liendl (li.) mit dem "Genie-Streich" beim WAC-Blitztor zum 1:0, als der 36-jährige Grazer Torschütze Taferner mustergültig auflegte. Re. Salzburgs Seiwald.

"Früh pressen und stressen", lautete die Devise vom Salzburger Coach Matthias Jaissle. Umgesetzt wurde das jedoch mit Ankick von den Kärntnern, bei denen Trainer Robin Dutt gegenüber der 1:2-Niederlage am Sonntag bei Austria Wien mit Scherzer für den verletzten Lochoshvili sowie Peretz für Wernitznig und im Angriff Vizinger für Baribo drei Veränderungen in der Start-Elf vornahm.

Die "Wölfe" bissen sich schnell in die Pokal-Partie rein...und durch: Michael Liendl - mit der "Lizenz als Assistgeber" - lieferte einen genialen Schnittstellen-Pass aus zentraler Position mit links auf Matthäus Taferner. Und der 21-jährige Klagenfurter kam halbrechts im Sechzehner völlig frei zum Abschluss und traf eiskalt allein vor Keeper Köhn mit rechts zu seinem vierten Cup-Saison-Tor, nachdem der Mittelfeldspieler in der Liga in 22 Spielen leer ausging. Wenig später beinahe gar das 2:0 als Keeper Köhn einen tückischen Flankenball von Liendl mit Mühe abfing - die Kärntner wähnten die Lederkugel bereits hinter der Torlinie. Diskussionsreif!

Während für den souveränen Liga-Spitzenreiter, der mit der gleichen Startelf wie beim 1:0-Sieg vor drei Tagen gegen Sturm Graz ins Match ging, nach dem frühen 0:1 auch noch eine Hiobsbotschaft folgte: Top-Torjäger Karim Adeyemi schied mit Oberschenkelverletzung aus (18.), Noah Okafor kam nach eigener Verletzung somit zum Comeback. Doch das Spiel bestimmten weiter die bissigen Wölfe, die aggressiv, lauffreudig und sehr engagiert wirkten und nachlegen wollten. Die Salzburger wurden derart angepresst, dass sie zu keinem konstruktiven Spielaufbau kamen.

Jaissle: "Alle Spieler sind nocht nicht bei 100%"

Den roten Bullen schien es im Nachgang an den "Covid-Cluster" und den intensiven Spielen binnen fünf Tagen gegen den FC Bayern in der Championsleague und Sonntag in der Liga gegen Sturm Graz an Frische zu fehlen. Jaissle meinte eh vor der Pokal-Partie: "Alle Spieler sind noch nicht bei 100% - das ganze ist derzeit individuell zu betrachten. Doch die Bank füllt sich und wir können nachlegen."

Koflers Patzer blieb ohne Folgen - Joker Šeško

Gesagt, getan...mit den eingewechselten Benjamin Šeško und Maurits Kjærgaard kam nach 64 Minuten frischer Wind und Šeško hatte gemeinsam mit Aaronson nach einem diagonalen Flugball von links durch Kapitän Ulmer an der rechten Stange frei vor Keeper Kofler die große Ausgleichs-Chance. Die Salzburger bliesen gegen taktisch disziplinierte Kärntner weiter zur Aufholjagd und Kofler blies durch, als dem 35-jährigen WAC-Goalie nach einem Cornerball von Kjærgaard der Ball ungehindert durch die Handschuhe rutschte. Doch kein Nutznießer der Gäste zur Stelle.

Dann jedoch "stach" Šeško, nahm im Sechzehner zentral eine Hereingabe von Kristensen von rechts auf und vollendete von drei Wölfen umzingelt in Torjäger-Manier: Ballannahme mit dem Rücken zum Tor, Drehung und dann trockener Schuss platziert in die rechte Ecke (77.). Hinten heraus hatte die Jaissle-Elf gegen starke Kärntner neben ihrer Mentalität und den Comebacker-Qualität wieder ihre Klasse bewiesen. Die war dann auch in der Verlängerung gefragt.

Peretz verpasste um Zentimeter erneute WAC-Führung

In ihrem dritten ÖFB-Cup-Halbfinale wollten die Wolfsberger endlich erstmals den Einzug ins Finale schaffen, mobilisierten in ihrer nächsten Verlängerung (wie schon im Viertelfinale gegen den FAC) letzte Kräfte und Peretz verfehlte mit seinem feinen Schlenzer von halblinks am Sechzehner mit dem rechten Innenrist nur hauchzart das Gäste-Gehäuse (108.), ehe Tai Baribo die Kugel volley aus aussichtsreicher Position suboptimal traf (111.). Dann sah RBS-Spieler Šeško rot und in den Katakomben am Monitor wie beim Elferschießen von 10 Schützen 9 trafen und lediglich Christopher Wernitznig an Salzburgs Schlussmann Köhn scheiterte.

"Bullen-Jagd"...die Wölfe bissig, nah dran, griffig...lieferten dem Cup-Titelverteidiger einen leidenschaftlichen Fight ohne sich zu belohnen. V. li.: Dedic, Scherzer und Okafor.

Uniqa-ÖFB-Cup-Halbfinale - 16.03.2022 - Lavanttal-Arena in Wolfsberg 

Wolfsberger AC - FC Red Bull Salzburg 5:6 n.E. (1:1, 1:0) - SR: Mag. Markus Hameter - Z: 3.550.

Tore: 1:0 (3.) Taferner (Assist Liendl), 1:1 (77.) Šeško (Assist Kristensen).

Elfmeterschießen: 1:0 Leitgeb, 1:1 Kristensen, Wernitznig scheitert an Keeper Köhn & Pfosten, 1:2 Okafor, 2:2 Peretz, 2:3 Kjærgaard, 3:3 D. Baumgartner (Köhn dran), 3:4 Aaronson, 4:4 Liendl (via Innenstange), 4:5 Solet.

Gelbe Karte: Peretz, Veratschnig, Taferner / Kjærgaard. Rote Karte:  Šeško (117., rohes Spiel)

WAC (4-4-2, Raute im Mittelfeld): Alexander Kofler - Michael Novak, Amar Dedic, Dominik Baumgartner, Jonathan Scherzer (100. Christopher Wernitznig) - Eliel Peretz, Michael Liendl (Kap.), Mario Leitgeb, Matthäus Taferner - Dario Vizinger (89. Nikolas Veratschnig), Thorsten Röcher (73. Tai Baribo, 119. Sven Sprangler). Trainer: Robin Dutt.

RB Salzburg (4-4-2, Raute im Mittelfeld): Philipp Köhn - Rasmus Kristensen, Oumar Solet, Maximilian Wöber, Andreas Ulmer (Kap.; 107. Bernardo)- Luka Sučić  (64. Maurits Kjærgaard), Brenden Aaronson, Nicolas Seiwald, Nicolás Capaldo (107. Antoine Bernede) - Junior Adamu (64. Benjamin Šeško), Karim Adeyemi (18. Noah Okafor). Trainer: Matthias Jaissle.

Spiel-Film im Ligaportal-Liveticker

Fotos: FC Red Bull Salzburg by Getty