Am vergangenen Sonntag hat Sportminister Werner Kogler im Rahmen einer Fragestunde im ORF verkündet, dass ab dem 15. Mai die Sportstätten in Österreich wieder betreten werden dürfen. Konkret heißt das für den Fußball, dass ab diesem Zeitpunkt wieder Trainingseinheiten durchgeführt werden können, sofern dabei ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird. 

Eine Regelung, mit der viele österreichische Unterhaus-Klubs nur schwer oder gar nicht leben können. So wurde Ligaportal exklusiv ein offener Brief übermittelt, in dem sich 12 Amateurklubs aus der Region Lavanttal solidarisieren und sich darin gegen einen Trainingsbetrieb im Nachwuchsbereich aussprechen. "Unter diesen Voraussetzungen werden die Lavanttaler Amateurvereine geschlossen keine Trainingseinheiten im Nachwuchsfußball anbieten und durchführen", heißt es. 

Zudem äußern die 12 Amateurvereine Bedenken, dass zahlreiche "kleine Vereine keine Fortsetzung des Betriebes mehr durchführen können - weder im Nachwuchsbereich noch im Kampfmannschaftsbereich", sofern auch in naher Zukunft kein Meisterschaftsbetrieb durchgeführt werden kann. 

 

>>Kogler bekräftigt im ORF-"Report": Keine Mannschaftsbewerbe ohne Impfung<<

 

Der offene Brief der 12 Amateurvereine im Wortlaut

Das Lavanttal – 12 Amateurvereine eine gemeinsame Meinung

„Trainingsbetrieb im Nachwuchsbereich unter diesen Voraussetzungen nicht durchführbar“

Die Ankündigung des Sportministers am Sonntag den 26.4.2020, dass Mitte Mai wieder ein Fussballtraining für die vielen kleinen Amateurvereine und deren Nachwuchs stattfinden darf, hat kurzfristig für Hoffnung gesorgt. Bei näherer Betrachtung muss man sich jedoch fragen: Wurde hier wirklich mit Weitblick gehandelt?

Die Ausgangssituation:

Seit dem 15.3.2020 sind die Sportplätze gesperrt, es ist kein Training oder Ähnliches mehr möglich gewesen. Das bedeutet für jeden Verein, dass es keinerlei Einnahmen zur Deckung der „laufenden Erhaltungskosten“ gibt und es auch in Zukunft so sein wird.

Mit der Ankündigung, dass ein Training für Kinder stattfinden darf, jedoch nur bei Einhaltung eines zwei Meter großen Abstandes, ist in der Praxis NICHT umsetzbar. Wie soll man, vor allem den Kindern in den unteren Bereichen (U6 bis U8...) erklären, dass es zwar am Sportplatz ist, aber mit seinem Freund nur spielen darf, wenn zwei Meter Abstand eingehalten werden? Der Ball nicht angegriffen werden soll? Wie soll dies ein Trainer handhaben, wenn 10 bis 15 Kinder am Platz sind? Die noch größere Herausforderung ist aber: wer wird die Verantwortung übernehmen, wenn wirklich etwas passiert?

Beispiel:

Kind ist beim Training – steckt sich irgendwie an (ob jetzt am Sportplatz oder wo anders ist nicht nachvollziehbar) – geht nach Hause – steckt seine Eltern an – und: Worst-Case-Szenario – es wird im Haushalt eine Oma oder ein Opa wirklich schwer krank?
Im Zeitalter – für jedes Unglück muss es einen Schuldigen geben – wir werden klagen!

Wer wird hier zur Rechenschaft gezogen?? Sportminister Werner Kogler? ÖFB oder KFV? Nein, nur der kleine ehrenamtliche Funktionär, der seiner Tätigkeit aus Leidenschaft nachgeht. Wie lange noch? Als Verantwortliche für unsere Vereine können und wollen wir diese Verantwortung nicht tragen!

Wie wird es weiter gehen?

Kein Nachwuchsfussball (Kontaktsport) bis es eine Impfung oder Medikament geben wird? Das Beste für das Immunsystem ist nach wie vor die Bewegung. Hier sollten keine Barrieren aufgebaut werden und schon gar nicht im Kindesbereich.
Das Wichtigste ist, dass Kinder in einem sozialen Umfeld aufwachsen und mitwachsen können. All das wird den Kindern im Moment leider genommen. Nur wir als Vereine können es nicht verantworten, dass unter diesen Voraussetzungen ein Training stattfindet. Wir möchten aber auch betonen, dass dies ein kompletter Widerspruch unserer Vereinsphilosophien ist!

„Die Kinder sind unsere Zukunft“

Wie sieht es für einen Amateurverein die Zukunft aus?

Sollte es so sein, dass Spiele MIT KEINEN ZUSCHAUERN oder Spiele MIT ZUSCHAUERN unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von min. 1m und MIT einem eingeschränkten KANTINENBETRIEB möglich sein werden, bzw. es keine VERANSTALTUNGEN bis Ende August mehr geben wird, dann werden die kleinen Vereine keine Fortsetzung des Betriebes mehr durchführen können. Weder im Nachwuchsbereich noch im Kampfmannschaftsbereich!

Oder glauben Sie „liebe Verantwortliche“, dass die Infrastruktur wie: Platzerhaltung, Wasser, Strom, Versicherungen, eventuelle Kredite, diverse Aufwandsentschädigung für Trainer, Spieler und Schiedsrichter kein Geld kostet?
Oder geht unsere Regierung davon aus, dass alle Funktionäre den Verein aus eigener Tasche am Leben erhalten werden?

Es wird in den Medien immer von Förderungen für Vereine gesprochen... nur wie viel wird das pro Verein werden?? Bestimmt nicht allzu viel bei 2140 Fußballvereinen in Österreich mit Ende 2019. Die Frage ist, wie viele es Ende 2020 überhaupt noch geben wird?!

Abschließend:

mit dieser Regelung der Bundesregierung kann kein Amateurverein im Breitensport arbeiten oder für die Zukunft planen. Diese Regelung ist in der Praxis nicht durchführbar und manche von uns sehen es als Einschnitt in unsere Grundrechte an.

Unter diesen Voraussetzungen werden die Lavanttaler Amateurvereine geschlossen keine Trainingseinheiten im Nachwuchsfußball anbieten und durchführen.

Im Kampfmannschaftsbereich können Trainingseinheiten unter Einhaltung der Vorschriften absolviert werden, jedoch beruhen diese Einheiten auf der Freiwilligkeit aller Spieler und Trainer!

SC jobcreativ St. Stefan
ASC St. Paul
TSV Preitenegg
FC Schatz Böden St. Michael

SV Maria Rojach
LSV Lavamünder Sportverein FC Mondi Frantschach
ATSV ASCO Wolfsberg

ASV St. Margarethen SV Eitweg
SV Bad St. Leonhard SK St. Andrä

 

>>Sportminister Kogler: "Keine Kleingruppen-Vorschriften im Amateurbereich!"<<

 

Foto: Harald Dostal/fodo.media