Am kommenden Samstag wird Christian Heinle zum vorerst letzten Mal als Cheftrainer der SV Guntamatic Ried an der Seitenlinie stehen. Der 36- Jährige, der vor drei Monaten erstmals Papa geworden ist und seit Anfang Oktober dieses Jahres als interimistischer Chefcoach fungiert, wird ab Beginn des neuen Jahres wieder in die Rolle des Co-Trainers schlüpfen. Ligaportal.at hat sich vor seinem abschließenden Spiel gegen den SCR Altach mit dem gebürtigen Grießkirchner unterhalten.

Ligaportal.at: Christian, du hast nach der knappen Niederlage im Oberösterreich-Derby gegen den LASK die Moral deiner Mannschaft gelobt. Wie würdest du die Partie vom vergangenen Sonntag zusammenfassen?

Christian Heinle: Wir haben uns eine Woche lang intensiv mit dem LASK beschäftigt und für alle möglichen Phasen alles im Detail geplant. Aber wenn man nach zwei Minuten so in ein Match startet, dann ist natürlich sehr viel über den Haufen geworfen. Wir haben dann aber gemäß des Stufenplans, was bei einem Ausschluss passiert, sehr gefestigt gewirkt und sind dann auch Zug um Zug offensiver geworden. Das war schon aller Ehren wert. Man hat eigentlich die ganze erste Hälfte nicht gesehen, dass wir mit einem Mann weniger spielen mussten. Bei 10 gegen 10 in der zweiten Hälfte haben wir versucht, anzudrücken. Der Ausgleich wäre mehr als verdient gewesen, aber ein verschossener Elfer kann immer mal passieren. Zusammengefasst war der Spielverlauf schon sehr bitter für uns, aber wenn man die Entwicklung sieht und wie wir mittlerweile auftreten, ist das schön zu sehen. Aber natürlich wollten wir etwas Zählbares mitnehmen.

Ligaportal.at: Mit etwas Zählbarem im OÖ-Derby wäre die SV Ried in der Tabelle vor den beiden Wiener Großklubs geblieben. Dennoch sind die Chancen für eine Teilnahme an der Meistergruppe intakt. Gibt es schon eine konkrete Zielsetzung, dass ihr im Frühjahr bei den oberen Sechs mitspielen wollt?

Christian Heinle: Nein, überhaupt nicht. Das Schöne bei uns ist, dass wir nicht müssen. Das klare Ziel bleibt der Klassenerhalt. Wir sind jetzt fünf Runden vor der Punkteteilung und sind voll im Rennen dabei. Wenn wir das vor der Saison gewusst hätten, dann hätten wir das so genommen. Es haben natürlich auch andere geschwächelt, die normalerweise in die obere Region hineingehören. Wir sind knapp dran und sollte einer schwächeln, dann wollen wir natürlich da sein.

Ligaportal.at: Am kommenden Samstag wartet dann in der letzten Bundesliga-Runde vor der Winterpause ein Heimspiel gegen den SCR Altach. Von einem Pflichtsieg spricht man ja recht ungerne, aber wenn man oben weiter dabeibleiben möchte, dann sollte man dieses Spiel gewinnen oder?

Christian Heinle: Wir haben Altach sehr genau analysiert, sie haben auch gegen den WAC phasenweise sehr gut gespielt. Wir als SV Ried dürfen in der Bundesliga sowieso niemanden unterschätzen. Wir müssen alle Tugenden abrufen, damit wir ein Spiel gewinnen. Ich kann mich an die letzten Spiele gegen Altach erinnern, in denen sie aus dem Spiel heraus besser waren als wir. Ich glaube schon, dass wir einen Sprung nach vorne gemacht haben seit der letzten Partie gegen Altach, aber von einem Pflichtsieg möchte ich nicht sprechen. Dennoch: Wenn wir oben ein Wörtchen mitreden wollen, dann wird es schon so sein, dass wir dieses Spiel gewinnen sollten. Dem stimme ich zu.

Ligaportal.at: In der Partie gegen Altach wirst du zum vorerst letzten Mal als Cheftrainer an der Seitenlinie stehen. Mit welchen Gefühlen wirst du das Spiel in Angriff nehmen? Schwingt auch ein bisschen Wehmut mit?

Christian Heinle: Überhaupt keine Wehmut. Ich bin sehr, sehr froh, dass wir mit Robert Ibertsberger einen neuen Cheftrainer bekommen. Mein erster Eindruck von ihm ist unglaublich positiv. Er ist fachlich sehr gut und menschlich top. Ich denke, dass wir nun auch im Trainerteam mehr Zeit finden werden, um gewisse Dinge im Detail auszuarbeiten. In den letzten Monaten haben wir auf Anschlag gearbeitet, weil eigentlich immer mindestens einer gefehlt hat. Wir waren wirklich am Limit. Ich werde schauen, dass ich weiterhin mein Bestes gebe und auch den Robert mit meiner Expertise unterstütze.

Ligaportal.at: Hat es nach den Unstimmigkeiten mit Ex-Trainer Andreas Heraf ein Telefonat bzw. eine Aussprache zwischen euch gegeben?

Christian Heinle: Nein, das hat es nicht gegeben. 

Ligaportal.at: Wird man Christian Heinle in Zukunft als Cheftrainer an der Seitenlinie stehen sehen?

Christian Heinle: Ich habe mich für die Pro-Lizenz angemeldet. Mein Ziel ist es, in diesen Kurs reinzukommen. Das ist mein letzter Schritt in der Trainerausbildung und den will ich unbedingt absolvieren. Man wird sehen, was die Zeit bringt. Ich bin froh, dass ich neue Inputs bekommen und Erfahrungen sammeln werde. Ich habe vor drei Monaten einen Sohn bekommen. Aufgrund meiner Cheftrainer- Tätigkeit habe ich dann von zu Hause wenig mitbekommen. Ich bin schon sehr froh, dass ich jetzt dann mal mehr von zu Hause mitbekommen werde. In weiterer Ferne ist es natürlich schon ein Ziel, dass ich einen Cheftrainer- Posten bekleiden werde.

Ligaportal.at: Welches Spiel in deiner Cheftrainer-Ära bei der SV Ried war für dich das emotionalste?

Christian Heinle: Das ist natürlich das Spiel gegen Red Bull Salzburg. Sie sind damals in absoluter Topform nach Ried gekommen, haben davor praktisch nie Punkte liegen gelassen. Sie sind zu uns gekommen in eine volle josko-Arena, in der eine überragende Stimmung war, und wir haben sie an den Rand einer Niederlage gebracht. Der Last-Minute-Ausgleich war unfassbar, das wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Natürlich war auch der Cup-Aufstieg gegen Sturm Graz sehr schön. Das war für den Stellenwert des Vereins nochmal etwas Größeres als das 2:2 gegen Salzburg.

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Foto: Harald Dostal