Welch Fußball-Geschichte, die Kevin Wimmer Sonntag mit Rapid Wien bei Sturm Graz schrieb. Für den angeschlagenen Martin Moormann kurzfristig rein gerückten Innenverteidiger (selbst nach langer Leidenszeit noch nicht 100prozentig fit) nach fast einem halben Jahr das Bundesliga-Startelf-Comeback. Das der 29-jährige Welser mit dem wertvollen 2:2-Ausgleich krönte. In einer Manier, die manchen Torjäger erstaunen lässt. Im Ligaportal-"Give-me-five"-Interview (= fünf Antworten) äußerte sich der ehemalige England- (32-Premierleague-Partien) und Deutschland- (54 Bundesliga-Spiele) Legionär zu seinem Volltreffer, im übrigen sein erstes Tor in der österreichischen Bundesliga, sowie Rapids Perspektiven, seiner Heimat Oberösterreich und Köln samt "Effzeh Kölle".

Vielumjubelter Ausgleichstreffer in Graz-Liebenau von Kevin Wimmer, der beim 2:2 den Ball per Oberkörper mit dem Rücken zum Tor an- und mitnahm und trotz gegnerischer Bedrängnis aus der Drehung mit seiner "linken Klebe" das Spielgerät unweit der linken Stange aus sechs Metern unter das Tor-Dach drosch.

Ligaportal: Hallo Kevin, da wir uns aus gemeinsamen LASK-Zeiten kennen, bleibe ich beim "du". Nach Deiner Leisten-OP im Herbst und langer Leidenszeit erfolgte Sonntag in Graz Dein Comeback, das Du in Deiner 16. Pflicht-Partie in dieser Saison und nach zehn Jahren erstmals wieder in der Bundesliga auch noch mit einem Tor, obendrein sehr wichtigem zum 2:2-Endstand gekrönt hast. Was für eine Geschichte, dabei warst Du anfangs gar nicht für die Startelf vorgesehen, oder? Lass uns teilhaben an Deinen Gedanken zu Deiner "Sonntags-Spiel-Geschichte!

Kevin Wimmer: Die Grüße gehen zurück nach Oberösterreich. Ja, das stimmt. Für mich waren es jetzt ein paar Monate, wo ich leider nicht haben spielen können. Hat sich noch länger angefühlt als es eigentlich war, aber ich habe mich schon sehr fit gefühlt in den letzten ein, zwei Wochen. Mit der Conferenceleague-Partie (Anm.: gegen Arnheim, 2:1) habe ich ja schon mal wieder eine halbe Stunde Spielpraxis sammeln können. Deswegen hat mich der Trainer auch gefragt, ob ich mich fit und gut fühle. Das habe ich ihm positiv bejat. Deswegen war ich sehr froh, dass ich die Chance gekriegt habe wieder von Anfang an zu spielen. Natürlich wollte ich unbedingt eine gute Leistung bringen, mich voll rein hauen für die Mannschaft. Gas geben und der Mannschaft helfen. Dass ich dann natürlich noch mit meinem ersten Tor für Rapid belohnt worden bin, ist umso schöner. Es war eine sehr schöne Situation für mich. Noch dazu, dass wir das Spiel dann doch nicht verloren haben und einen wichtigen Punkt geholt haben. Aber auch vor den eigenen Fans zu feiern war schon ein besonderes Gefühl und macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

"Da hat man gesehen, dass ich in der Jugend offensiverer Spieler war"

Ligaportal: Dein Tor war untypisch für einen Abwehrspieler, eher im Stile eines Vollblutstürmers. Ball-Annahme fast mit dem Kinn, Drehung und dann mit Hochgeschwindigkeit mit Deiner "linken" Klebe unter das Tordach! Einer Deiner schönsten Treffer oder hast Du schon mal einen ähnlichen erzielt?

Kevin Wimmer: Ja, ich habe zwar ein paar Tore geschossen in meiner Karriere, ist zwar schon eine Weile her, aber vor allem im Profibereich war es sicher mein schönstes und schwierigstes auch. Da hat man gesehen, dass ich früher in der Jugend doch noch ein offensiverer Spieler war. Da ist scheinbar doch noch ein bisserl was hängen geblieben. Ich habe mir gedacht, dass ich einfach meinen Körper zwischen Ball und Gegner bringe, um mich dann zu drehen. Natürlich hat die Annahme mit dem Fuß dann super gepasst, er ist perfekt gelegen und da habe ich mir gedacht, ich schieß ganz einfach scharf und hoch. Dass er dann natürlich so rein geht, da gehört immer auch ein bisserl Glück dazu. Ich habe mir gedacht, wenn ich es nicht probiere, dann kann´s auch nichts werden.

Ligaportal: Es sind die "Wochen der Wahrheit" für Rapid, kein Team absolviert derzeit so ein Mammutprogramm. Am Donnerstag steht das Rückspiel im UEFA-Europa-Conference-League-Playoff bei Vitesse Arnheim an. Wie siehst Du die Ausgangskonstellation für Rapid nach dem 2:1 in Wien?

Kevin Wimmer: Ja, wir haben derzeit wirklich sehr viele und vor allem lauter wichtige Spiele. Wir wissen, dass unsere Ausgangslage ganz gut ist. Dass es keine Auswärtstor-Regel mehr gibt, ist für uns sicher ein Vorteil. Wir wissen aber auch, dass es im Fußball immer sehr schnell gehen kann. Spiele können immer sehr schnell kippen. Deswegen wollen wir sie von Anfang an, wie im Hinspiel, früh unter Druck setzen und ihnen keine Räume geben zum spielen. Denn wenn sie Räume haben, sind sie sicherlich gut und haben ihre Qualitäten. Das müssen wir versuchen, zu verhindern. Und natürlich selber auch nach vorne spielen und am besten auch wieder in Führung gehen. Das wäre natürlich der Optimal-Fall. Ich glaube, dass unsere Chancen sehr gut. Für uns ist ganz klar, dass das große Ziel ist, eine Runde weiter zu kommen.

Ligaportal: Drei Tage später geht es bereits in der Bundesliga weiter und nach Innsbruck gegen die WSG Tirol. Zwei Runden vor Grunddurchgang-Ende hat Rapid als Siebter, noch einen Zähler vor Deinem Ex-Klub LASK, zwei Punkte Rückstand auf Ried und Rang 6...wie siehst Du die Rapid-Chancen, im Endspurt doch noch das obere Playoff zu schaffen?

Kevin Wimmer: Ich glaube, dass wir es selbst in der Hand haben. Wir wissen, dass vor allem am Sonntag erst mal nur die drei Punkte zählen gegen Tirol. Das ist unser ganz klares Ziel. Dafür werden wir alles geben. Natürlich liegt jetzt der Fokus erst mal auf Donnerstag, aber danach geht es sofort Richtung Sonntag. Wir wissen, in dieser Liga gibt es keine einfachen Spiele. Aber wenn wir vor allem so eine Leistung, so eine Willensleistung und kämpferische Leistung von der Einstellung her zeigen wie in Graz, dann bin ich da sehr positiv gestimmt. Die persönlichen Fehler müssen wir abstellen. Ich glaube dann sind wir eine Mannschaft, die sehr schwer zu schlagen ist. Dann bin ich da sehr guter Dinge, dass wir in den letzten zwei Runden das obere Playoff noch schaffen.

Köln "ist geile Stadt" - in Heimat Oberösterreich sehr viel Kontakt

Ligaportal: Wie weit hast Du noch Kontakt in Deine oberösterreichische Heimat und auch zum 1. FC Köln, wo neben dem "Modeste-Hype" und der Karnevals-Woche derzeit wieder Mal von "Europa" geträumt wird?

Kevin Wimmer: Zum LASK habe ich nimmer wirklich Kontakt. In die Heimat habe ich natürlich sehr viel Kontakt, weil meine besten Freunde alle aus Oberösterreich kommen. Jetzt wo ich in Wien bin kann ich sie auch regelmäßig wieder sehen. Das ist auch ein sehr schöner Nebeneffekt. In Köln habe ich auch nachwievor viele Freunde. Ist einfach eine geile Stadt mit super Menschen. Da ist der Hype um den 1. FC Köln immer groß. Da lebt die ganze Stadt gefühlt immer mit. Und moment läuft es ja wieder richtig gut. Enge Spiele werden am Ende gefühlt immer noch gewonnen. Und Modeste ist schon ein Ausnahmespieler, ein Ausnahme-Charakter. Der passt perfekt zu dem Verein, zu der Stadt. Deswegen lieben die Fans ihn auch alle so. Er kommt super rüber mit seiner Art auch und wie man in den letzten Wochen sieht, ist er natürlich auch sehr wichtig für die Mannschaft, unverzichtbar. In meine Heimat Oberösterreich habe ich sehr viel Kontakt. Bin auch regelmäßig da, vor allem mit meiner ganzen Familie. Ich bin ein Familienmensch. Deswegen ist mein Kontakt dahin sehr gut wie nach Köln auch. Bin immer wieder gerne da, wenn es zeitlich passt. Vor allem im Urlaub mal zwei, drei Tage.

Foto: RiPu